Coltan und die Gorillas im Kongo

Unsere Handys bedrohen Grauer-Gorillas

Coltan und die Gorillas im Kongo

Es piepst und klingelt in fast jeder deutschen Tasche. Smartphones sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Was viele Menschen nicht wissen: Ihre Handys enthalten Coltan, einen sogenannten Konfliktrohstoff. Der Abbau von Coltan fördert bewaffnete Konflikte in der Demokratischen Republik Kongo (DRC). Und er trägt dazu bei, dass einer unserer engsten Verwandten vom Aussterben bedroht ist: Der östliche Flachlandgorilla, auch Grauer-Gorilla genannt.

Wofür wird Coltan verwendet?

Coltan ist ein Tantalerz. Der Abbau für den internationalen Markt bedient die Nachfrage für zahlreiche Elektrogeräte: Smartphones, Handys, Laptops, Navigationsgeräte, Herzschrittmacher, Hörgeräte – das Wundermineral ist fast überall drin, wenn auch in nur sehr geringen Mengen. Und das macht den Stoff, der vor allem in Australien und Afrika abgebaut wird, so begehrt. Für den Einsatz in Elektrogeräten ist vor allem Tantal begehrt, das mit Hilfe chemischer Verfahren aus Coltan gewonnen wird.

In den Bergen des östlichen Kongo in der Provinz Süd-Kivu lagern riesige Bestände des begehrten Minerals. Es ist eines der wichtigsten Coltan-Vorkommen weltweit. Dort wird es unter menschenunwürdigen Bedingungen und vom Staat fast unreguliert aus der Erde geholt, es werden etwa 2.000 Minen geschätzt. Bewaffnete Milizen kontrollieren das Geschäft und betreiben illegale Minen auch mitten im Urwald. Der planlose Raubbau hat verheerende Folgen für Mensch und Natur. Denn sie lassen eben dort graben, wo die letzten Grauer-Gorillas, eine Unterart des Östlichen Gorillas, leben.

Coltan und die Gorillas

Die Gorillas besiedeln den ursprünglichen Regenwald und sind eigentlich streng geschützt. Doch die Minen werden immer tiefer im Wald errichtet und die Gorillas haben keine Chance, als zu weichen. Das Problem: Wohin sollen sie gehen? Zum Verhängnis wird ihnen außerdem ihre Lebensweise: Sie halten sich vor allem auf dem Boden auf, was sie zur leichten Beute für Wilderer macht. Diese töten die Tiere und verkaufen das Fleisch an die schlecht versorgten Minenarbeiter. Oder die Arbeiter in den Coltan-Minen bedienen sich selbst am „Bushmeat“.

Grauer-Gorillas: Fast ausgestorben

Östliche Flachlandgorillas sind auf der Liste der 25 meistbedrohten Affenarten zu finden. Wie viele Grauer-Gorillas es noch gibt, kann niemand mit Gewissheit sagen. Die bürgerkriegsähnlichen Zustände im Osten Kongos machen genaue Zählungen unmöglich. Schätzungen gehen jedoch davon aus, dass die Population in den vergangenen Jahren massiv eingebrochen ist. Mitte der 1990er-Jahre wurde sie auf etwa 17.000 Tiere geschätzt, laut den letzten Schätzungen von 2015 existieren weniger als 3.800 Grauer-Gorillas. Unser Smartphone ist ihr Untergang.

Grauer-Gorilla im Kongo © Joe McKenna
Leidet unter dem Coltan-Abbau: Grauer-Gorilla im Kongo © Joe McKenna

Alte Handys spenden und Gorillas helfen!

Die Gorillas im Kongo brauchen ebenso wie die Tiere in Ruanda, Uganda oder Westafrika vor allem Platz. Ihr Lebensraum ist derart zusammengeschrumpft und zersiedelt, dass die Tiere kaum Rückzugsmöglichkeiten haben. Um den Lebensraum zu erhalten, muss der illegale Abbau von Mineralien wie Coltan verhindert werden. Einige Hersteller verzichten inzwischen auf das Coltan aus diesem Gebiet. Werden Smartphones, Handys oder andere elektronische Geräte recycelt, können zumindest Teile der Stoffe wiederverwertet werden.

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