Wildtiere als Luxusware

Wildtiere als Luxusware

Hätten Sie gewusst, dass die EU jährlich hunderttausende Häute von Riesenschlangen, Krokodilen und Waranen einführt, aus denen Designer-Handtaschen und High Heels hergestellt werden? Zudem unfassbare vier Millionen Kilogramm Froschschenkel für vermeintliche Gourmets? Und das sind nur zwei Beispiele für Wildtiere als Luxusware, den Raubbau an der Natur und unendliches Tierleid für die Gier nach Luxusprodukten – nicht nur hier in Europa.

Millionen Wildtiere sterben jährlich für Mode, Delikatessen und Lifestyle –was die verwöhnte Kundschaft in den reichen Ländern vermutlich nicht einmal weiß. Pro Wildlife klärt über die Hintergründe von Pelz, Reptilleder, Känguru-Fleisch und anderen Luxusprodukten aus Wildtieren auf, fordert strengere Gesetze und wirkt darauf hin, die Nachfrage nach solchen überflüssigen Produkten zu reduzieren.

Gibt es das überhaupt noch? Ist das nicht längst verboten? Das waren die Reaktionen, als Pro Wildlife 2011 erstmals Umfang und Folgen des Handels mit Froschschenkeln recherchierten und veröffentlichten. Tatsächlich waren Froschschenkel seit den 1980er Jahren aus den Schlagzeilen verschwunden – nicht aber von den Tellern. Unsere Recherchen zeigen: Bis heute importiert die EU jährlich etwa vier Millionen Kilogramm. Nicht nur aus Tierschutzsicht ein Desaster, sondern auch für die Natur.

>> Hintergründe zum Handel mit Froschschenkeln

Die Tasche aus Kroko, die Pumps aus Python-Leder, das Portemonnaie aus Waran-Haut: Sie sind regelmäßig in den Haute-Couture-Kollektionen zu finden, aber auch preiswertere Labels bieten Produkte aus echtem Reptilleder an. Allein die EU importiert jährlich mehr als 600.000 Reptilhäute; die Hälfte davon sind Pythons. Viele der verwendeten Tiere sind bis heute Wildfänge aus der Natur. Und egal ob Wildfang oder gezüchtetes Tier: Die Tötungsmethoden sind extrem grausam.

>> Hintergründe zu Reptilleder

Waren Pelze bis in die 1980er Jahre noch Luxusartikel, die sich ohnehin nur Gutbetuchte leisten konnten, verschwand diese Mode nach intensiven Tierschutzkampagnen. Doch in den letzten Jahren tauchten Pelze wieder auf: als üppiger Kragen an Outdoorjacken oder als Bommel an der Mütze. Viel preiswerter – aber nicht weniger grausam: Denn Pelz kommt entweder aus grausamer Fallenjagd oder tierquälerischen Pelzfarmen.

>> Hintergründe zu Pelzfarmen
>> Hintergründe zur Fallenjagd

>> Europäische Bürgerinitiative für ein pelzfreies Europa

Kopi Luwak gilt als der exklusivste Kaffee der Welt, wird von Hollywood-Größen und Influencer*innen gehypt. Angeblich besonders bekömmlich und frei von Bitterstoffen, weil die Kaffeebohnen den Darmtrakt von Schleichkatzen passieren und dabei angeblich fermentiert werden. Doch für das Luxusgebräu werden tausende der kleinen Raubtiere jährlich aus der Wildnis gefangen und für den Rest ihres Lebens in Käfigbatterien gepfercht.

>> Hintergründe zu Kopi Luwak
>> Petition gegen Katzenkaffee

Die Fashion-Industrie denkt um

Jean-Paul Gaultier, Carolina Herrera, Gucci – und sogar Canada Goose sind aufgrund erfolgreicher Tierschutzkampagnen bereits komplett aus dem Pelzgeschäft ausgestiegen; Chanel verzichtet außerdem sogar auf Reptilleder. Immer mehr Designer und Luxusmarken distanzieren sich von Pelz & Pythonleder. Ein wichtiger Erfolg, denn die großen Mode-Namen prägen die Trends: Ihre glamourösen Modenschauen und schicken Social-Media-Kanäle beeinflussen, was Menschen in aller Welt in den nächsten Jahren kaufen und tragen.  

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Von Akupunktur bis Qigong – Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist eine 2.000 Jahre alte Heilkunst. Sie ist jedoch in Verruf gekommen, weil viele Rezepturen noch immer Wildtiere verwenden und damit Nashorn, Tiger, Kragenbären, Schuppentiere (Pangoline) und viele andere Arten an den Rand der Ausrottung treiben. Sogar in Europa werden TCM-Produkte mit bedrohten Wildtieren verkauft, wie z.B. Pulver mit Schildkrötenpanzer oder Pillen mit Gecko-Extrakten – der Übergang zwischen legalen und illegalen Produkten ist fließend.

>> mehr zu Wildtieren in der TCM

Unsere Forderungen

  • Schutz von Wildtieren und ihrer Lebensräume vor kommerzieller Ausbeutung: Die Plünderung von Wildtieren und -pflanzen muss beendet und das Vorsorgeprinzip konsequent umgesetzt werden, um tierquälerische, nicht-nachhaltige und gesundheitsgefährdende Produktions- und Konsummuster zu beenden.
  • Stopp der EU-Froschschenkel-Importe
  • Verbot von Pelzimporten, Schließung von Pelzfarmen
  • Keine Verwendung von Wildtieren in der Traditionellen Medizin

So helfen Sie, Wildtiere zu schützen

  • Verzichten Sie auf Pelz und Reptilleder – Tierleid ist nicht modisch!
  • Froschschenkel, Hummer, Kaviar? Gehören nicht auf den Teller.
  • Fragen Sie bei TCM-Produkten nach, ob wirklich keine Wildtiere in den Rezepturen enthalten sind.
  • Beim Souvenirkauf verzichten Sie bitte auf Korallen, Muscheln, Schnecken, Elfenbein oder andere Mitbringsel, für die Wildtiere sterben mussten. Greifen Sie stattdessen zu Keramik, Stoffen, Gewürzen o.Ä.

Erfolge im Einsatz gegen Wildtiere als Luxusware (Auswahl)

2000

Auf unsere Initiative hin werden asiatische Dachschildkröten durch das CITES-Artenschutzabkommen weltweit geschützt – nur der Auftakt einer Serie von Schutzmaßnahmen für Wildtiere, die durch TCM bedroht sind.

2001

Beginn unserer Kooperation mit der Fachzeitschrift „Chinesische Medizin. Pro Wildlife dokumentiert die Artenschutzprobleme durch TCM-Produkte gegenüber der deutschsprachigen Fachwelt und praktizierenden TCM-Ärzt*innen. Darauf basierend erarbeiten TCM-Ärzt*innen unbedenkliche Alternativen.

2010

Unser Auftritt in Stern TV zeigt erstmals Aufnahmen aus dem grausamen Alltag in Schlangen-Schlachthäusern.

2013

Nach dem Pro Wildlife-Bericht zum Handel mit Froschschenkeln untersucht die Universität Sorbonne im Hauptabsatzmarkt Frankreich die Artenzusammensetzung der importierten Frösche – eine wichtige Voraussetzung für künftige Schutzinitiativen.

2016

In Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort hilft Pro Wildlife in Kamerun, Tansania und Botswana alternative Einnahmequellen zu entwickeln, und fördert Bildungs- und Aufklärungsprojekte für Erwachsene und Kinder.

2020

Deutsche Lebensmittel-Einzelhandelsketten, ein Tierfutterhersteller und  dm-Drogeriemarkt nehmen auf unseren Druck hin Kängurufleisch aus ihrem Sortiment.

2021

Ausstieg des spanischen Luxuskonzerns Puig und des Labels Canada Goose aus dem Geschäft mit Pelz.

2022

Unser Bericht „Deadly Dish“ zu Ausmaß und Folgen der Froschschenkel-Importe der EU sorgt weltweit für Schlagzeilen; die EU verspricht daraufhin, Handelsbeschränkungen zu prüfen.

Publikationen

2022: „Deadly Dish“ – Unser Bericht enthüllt die Rolle und Verantwortung der EU im internationalen Froschschenkelhandel (in Englisch)

2020: „Aktuelle Artenschutzprobleme im Kontext der Traditionellen Chinesischen Medizin“: in Kooperation mit der Fachzeitschrift Chinesische Medizin.

2019: „Fashion Victims“:  Der Flyer, in Kooperation mit der Wiener Umweltschutzabteilung und der Tierschutz-Ombudsstelle Wien, klärt über die Grausamkeit des Reptillederhandels auf.

2011: „Canapés to Extinction“: Der Bericht dokumentiert Ausmaß und Folgen der millionenfachen Importe von Froschschenkeln in die EU.

2010: „Traditionelle chinesische Medizin und internationaler Artenschutz“: Der Beitrag für die Fachzeitschrift Chinesische Medizin klärt v.a. über die Verwendung weniger bekannter Wildtiere auf.

2001: „Artenschutzrelevanz der Verwendung von Wildtieren in der traditionellen chinesischen Medizin“ – erster Fachartikel für die Fachzeitschrift Chinesische Medizin.

Was aktuell geschieht

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