Handel mit Froschschenkeln muss endlich reguliert werden

Fang von Abermillionen Fröschen kann ökologische Katastrophe auslösen

München/Paris/Reims/Straßburg/Crest, 21. Dezember 2017. Gerade zu Weihnachten ist die Nachfrage nach Delikatessen groß – und die Franzosen sind Weltmeister beim Verzehr von Froschschenkeln. 100 bis 200 Millionen Frösche werden jedes Jahr allein in die EU geliefert, mit Frankreich als Hauptabsatzmarkt. In einem von Pro Wildlife initiierten Schreiben haben nun sechs französische Organisationen ihre Regierung aufgefordert, die unkontrollierte Plünderung von Fröschen zu beenden. Zumindest in Deutschland ist inzwischen Bewegung in die Sache gekommen: Dank einer Aufklärungskampagne nehmen immer wieder Restaurants Froschschenkel von der Speisekarte.

Ausgequakt?

„Die allermeisten Frösche werden noch immer in der Wildnis eingefangen, Indonesien ist dabei der größte Lieferant. Diese gigantischen Naturentnahmen haben bereits zu einem starken Rückgang mancher Froscharten geführt, wie zum Beispiel der Java-Frosch“, sagt Stéphanie Morelle von France Nature Environnement. Und Marc Giraud von ASPAS (Association pour la Protection des Animaux Sauvages) betont: „Die Unmenge an Froschschenkeln – mehr als 4.200  Tonnen entsprechen 100-200 Millionen toter Frösche, die aus der Natur eingefangen wurden –  ist alarmierend. Sie werden vor allem in Frankreich konsumiert, auch wenn Belgien als Transitland eine wichtige Rolle spielt. Frankreich als Hauptkonsument ist verantwortlich, die Nachfrage zu regulieren.“

Froschschenkelhandel kann ökologische Katastrophe auslösen

Die dramatischen Auswirkungen schwindender Froschbestände auf das ökologische Gleichgewicht sind aus der Vergangenheit bereits bekannt: In den 1980er Jahren waren Indien und Bangladesch Europas Hauptlieferanten für Froschschenkel. „Ausgewachsene Frösche sind die reinsten Insekten- und Schädlingsbekämpfungsmaschinen – als ihre Bestände in den beiden Ländern kollabierten, eskalierten Schädlingsbestände und Pestizid-Einsatz. Schließlich stoppten beide Länder den Froschexport in den frühen 1990ern. Aber Indonesien sprang umgehend ein, um die Nachfrage zu bedienen“, sagt Dr. Sandra Altherr, Mitbegründerin von Pro Wildlife. Ihr Bericht „Canapés to Extinction“ wies bereits 2011 auf diese Entwicklungen hin. Seither ist politisch wenig passiert, jedoch haben Wissenschaftler aus Frankreich und Deutschland begonnen, den Froschhandel zu untersuchen.

Studie der Universität Sorbonne bestätigt Handlungsbedarf

Einer Studie der Universität Sorbonne, Paris, von Anfang 2017 zufolge sind bis zu 99 Prozent der Froscharten im Handel fälschlicherweise als Java-Frosch (Limnonectes macrodon) bezeichnet. „Dies ist ein Indikator für den Rückgang ehemals großer Wildbestände. Offenbar sind einige der großbeinigen Arten, die in der Vergangenheit bevorzugt eingefangen wurden, bereits selten geworden und werden von anderen Arten ersetzt“, sagt Muriel Arnal von One Voice.

Froschschenkelhandel ein immenses Tierschutzproblem

„Von den ökologischen Auswirkungen der Entnahme von Millionen Fröschen einmal abgesehen, verursacht dieser Handel auch unendliches Tierleid: Die Froschschenkel werden den noch lebenden Tieren oft mit Schere oder Messer abgetrennt – oder gar mit der Hand ausgerissen“, betont  Capucine Meyer von der Brigitte Bardot Stiftung. „Die Gourmets in Frankreich sollten sich bewusst sein, welches Tierleid ihr Konsum verursacht.“

Charlotte Nithart von Robin des Bois fasst zusammen: „Europas Hunger nach Froschschenkeln ist eine riesige Gefahr für Indonesiens Frösche. Besonders der Hauptabnehmer Frankreich sollte dringend Maßnahmen ergreifen, um die unkontrollierte Plünderung der Natur zu stoppen. Wir müssen verhindern, dass die ökologische Katastrophe der Vergangenheit nun in andere Länder verlagert wird.“

Den Brief an den französischen Umweltminister Nicolas Hulot haben die französischen Organisationen (in alphabetischer Reihenfolge) ASPAS, France Nature Environnement, Fondation Brigitte Bardot, IFAW, One Voice, Robin des Bois und die deutsche Artenschutzorganisation Pro Wildlife unterzeichnet.

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