Irrglaube Armutsbekämpfung

Der Wildtierhandel als Einkunftsquelle?

Irrglaube Armutsbekämpfung

Weltweit werden Wildtiere als Ware behandelt. Sie werden für den Heimtierhandel gefangen, als „Delikatesse“ verspeist und für Traditionelle Medizin oder die Modeindustrie getötet. Und als Argument wird immer wieder die Armutsbekämpfung in den Herkunftsländern herangezogen.

Ökologische Folgen des Wildtierhandels

Doch das massenhafte Einfangen von Wildtieren bleibt nicht ohne Folgen. Der Wildtierhandel gefährdet weltweit unzählige Arten, zerstört Lebensraum und destabilisiert das sensible Zusammenspiel von Ökosystemen. So werden beispielsweise Felsspalten aufgebrochen, Erdbauten zerstört oder Bäume gefällt, um an begehrte Tiere zu kommen.

Auch fördert der Tierhandel die Ausbreitung von invasiven Arten und Krankheitserregern.

Insektenplagen und Krankheitsausbrüche in den Herkunftsländern sind häufig die direkten Folgen. Die Leidtragenden sind in der Regel die Menschen vor Ort.

Froschschenkel und Insektenplagen

In den 80er Jahren war Indien der weltweit größte Exporteur für Froschschenkel. Millionen von Tieren wurden eingefangen, grausam getötet und nach Europa exportiert. Doch nicht ohne Folgen: Die massenhafte Entnahme von Amphibien verursachte in Indien eine Insektenplage und schwere Ernteausfälle. Außerdem nahm die Ausbreitung von Krankheiten zu. Daher führt Indien 1987 ein Exportverbot für Froschschenkel ein. Seither können sich die Amphibienbestände wieder erholen und ihre ökologische Aufgabe erfüllen.

>>  Froschschenkel-Handel bedroht Arten in Asien und Osteuropa

Statt Armutsbekämpfung Insektenplage und Ernteausfälle © Scamlee
Statt Armutsbekämpfung Insektenplage und Ernteausfälle © Scamlee

Tierhändler*innen behaupten trotzdem immer wieder, dass der Wildtierhandel eine wichtige Einnahmequelle für die Bevölkerung in Südamerika, Asien und Afrika sei. Doch die Realität sieht anders aus.

Das Ammenmärchen von der Armutsbekämpfung

Während die Fänger*innen in Herkunftsländern wie Paraguay, Laos, den Philippinen und Indonesien nur Cent-Beträge bekommen, verdient sich der Handel in Absatzländern wie Deutschland eine goldene Nase. Denn der Großteil der Gewinnmargen wird erst nach dem Import generiert.

Studien zeigen, dass beispielsweise Tierfänger*innen in Paraguay gerade einmal 12 Cent für einen Makifrosch, 17 Cent für eine Grüne Ameive (eine Echsenart) oder 52 Cent für eine Skorpion-Klappschildkröte ausgezahlt bekommen. In Deutschland werden die Tiere hingegen für bis zu 89 Euro, 70 Euro bzw. 125 Euro zum Verkauf angeboten. Der finale Marktpreis kann bis zu 6.000-fach so hoch sein wie das, was den lokalen Tierfänger*innen ausgezahlt wurde. Der Handel mit Wildtieren dient also nicht – wie gerne behauptet – der Armutsbekämpfung, sondern ist ein lukratives Geschäft für den hiesigen Im- und Export sowie Tierhandel.

Das tut Pro Wildlife

Pro Wildlife setzt sich weltweit für einen besseren Schutz von Wildtieren ein. Wir dokumentieren Ausmaß und Folgen des Handels, stehen im direkten Austausch mit Politiker*innen, betreiben Aufklärungsarbeit und verhandeln bei internationalen Konferenzen mit, um Handelsverbote bzw. -beschränkungen für bedrohte Tierarten zu erreichen.

Autorin: Katharina Lameter
Veröffentlicht am: 7.10.2022

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