Wildtier-Souvenirs: Gefahr für die Artenvielfalt

Augen auf beim Kauf von Souvenirs

Wildtier-Souvenirs: Gefahr für die Artenvielfalt

Wer kennt es nicht? Ein wunderschöner Urlaub neigt sich dem Ende. Da dürfen Andenken und Mitbringsel für die Lieben natürlich nicht fehlen. Doch Vorsicht! Viele dieser Souvenirs sind aus bedrohten und geschützten Wildtieren hergestellt. Ihre Einfuhr von Wildtier-Souvenirs nach Deutschland ist strikt reguliert und Verstöße werden streng geahndet:

Wildtier-Souvenirs: Einfuhr nach Deutschland streng geregelt

Den meisten Menschen ist nicht bewusst, dass unüberlegte Urlaubskäufe fatale Konsequenzen haben können. Korallen, Muscheln, Taschen aus Reptilleder oder Schnitzereien aus Elfenbein werden jedes Jahr als Souvenirs aus dem Urlaub zigfach nach Deutschland mitgebracht. Wenn man etwas ganz einfach auf einem Markt oder in einem Souvenir-Laden kaufen kann, wird das schon seine Richtigkeit haben… Doch weit gefehlt!

Viele der Wildtier- und Pflanzenarten, aus denen Souvenirs hergestellt werden, sind entweder bedroht oder sogar durch das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) international geschützt. Dieser Schutz gilt auch für tote Tiere, Tierprodukte oder wenn Souvenirs Teile von geschützten Arten beinhalten.

Reptilleder Python-Schlachthaus Indonesien © Mark Auliya
Reptilleder Python-Schlachthaus Indonesien © Mark Auliya

Die Einfuhr von durch CITES geschützten Wildtier- und Pflanzenarten nach Deutschland ist entweder verboten oder streng reguliert. Bei Verstößen werden die Souvenirs nicht nur beschlagnahmt, sondern es droht auch eine empfindliche Geldstrafe, im Extremfall bis zu 50.000 Euro oder sogar eine Freiheitsstrafe. Denn auch beim Zoll gilt: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.

Allein 2022 beschlagnahmte der Zoll in Deutschland in knapp 1.100 Fällen 758 Kilogramm und rund 64.000 Wildtiere und -pflanzen oder aus ihnen hergestellte Objekte. Haupteinfallstore sind der Versand per Post und Flughäfen. Nicht selten handelte es sich bei den Beschlagnahmungen um Souvenirs, die Reisende meist unbedarft aus dem Urlaub mitgebracht hatten, darunter Muscheln, Korallen sowie Kosmetik und Arzneimittel mit Bestandteilen geschützter Pflanzen, aber auch Amulette aus Tigerfell, Gebetsketten aus Elfenbein oder Handtaschen aus Krokodilleder.

Schmuck aus Korallen
Schmuck aus Korallen (Italien)

Dabei ist der ausbeuterische Handel mit Wildtier-Souvenirs keinesfalls auf exotische Fernziele beschränkt, sondern findet auch in Europa statt. Unter anderem in Italien werden in Souvenirläden zahlreiche Produkte aus Meerestieren angeboten: Ausgestopfte Meeresschildkröten und Schildkrötenpanzer, ausgestopfte Haie, getrocknete Seesterne und Steinkorallen. Sogar Oberkiefer eines streng geschützten Sägefisches findet man hier.

Was Sie tun können

Beim Kauf von exotischen Souvenirs sollte komplett auf tierische Produkte verzichtet werden, ganz nach dem Motto „nichts kaufen, was einmal gelebt hat“. Auch bei Pflanzenprodukten sollte man verzichten, denn viele Hölzer stammen von bedrohten Bäumen und Pflanzen. Der Kauf einer landestypischen Gewürzmischung oder von Handwerksprodukten aus recycelten Materialien und Stoffen unterstützt hingegen den lokalen Handel und ist eine nachhaltige Alternative zum touristischen Ausverkauf der Artenvielfalt.

Folgen des ausbeuterischen Handels mit Wildtier-Souvenirs

Doch selbst wenn Arten nicht international geschützt sind, können sie bereits durch den Handel bedroht sein. Denn der Prozess bis hin zu einem internationalen Schutzstatus ist häufig langwierig und die betroffenen Arten meist bereits seit Jahren durch den Wildtierhandel bedroht.

Für den Tier- und Artenschutz stellt der Handel mit lebenden Wildtieren und der Handel mit Souvenirs ein erhebliches Problem dar. Zusätzlich geht der Handel oft mit äußerst grausamen Fang- und Tötungsmethoden einher. Für beliebte Wildtier-Souvenirs wie Geldbeutel und Taschen aus Reptilienhäuten werden die Tiere häufig wildgefangen und lebendig gehäutet.

Sehr beliebt bei Tourist*innen sind Mitbringsel aus dem Meer. Gerade Korallen und Muschelbestände wurden über die vergangenen Jahrzehnte speziell für die Vermarktung an Urlaubende geplündert. Zusätzlich zum Klimawandel und der Verschmutzung der Ozeane, stellt das gezielte Absammeln von Korallen für den Markt mit Souvenirs eine starke Bedrohung dar. Dabei nehmen Korallen eine zentrale Rolle im Ökosystem ein.

Muscheln

Vor allem beim Kauf von exotischen Muschelschalen erliegen Urlaubende häufig dem Trugschluss, dass diese schlicht am Strand gesammelt und dann verkauft würden. Doch hinter dem Handel mit Muscheln als Souvenirs steckt eine kommerzielle Industrie. Schöne Lampenschirme, Bilderrahmen oder als Schale im Ganzen: Der Handel mit Muscheln ist ein gigantisches Geschäft. Die Muscheln werden oft mit Schleppnetzen vom Meeresboden gesammelt, eine Technik, die eine „Unterwasserwüste“ zurücklässt und den empfindlichen Lebensraum zerstört. Die riesige Zahl, in der die Muscheln gesammelt werden, reißt eine Lücke im Ökosystem Meer, denn die Weichtiere erfüllen wichtige ökologische Funktionen. Nach der „Ernte“ werden die Tiere dann tonnenweise lebendig zum Trocknen in die Sonne gelegt.

Wildtiere sind keine Souvenirs

Von folgenden Souvenirs sollten Sie lieber die Finger lassen und das nicht nur, weil es bei der Einfuhr von geschützten Wildtier- und Wildpflanzenarten nach Deutschland zu einem bösen Erwachen kommen kann:

  • Souvenirs aus dem Meer: Schmuck aus Haizähnen oder Korallen wird in Andenken-Shops ebenso angeboten wie Schneckenhäuser, Muscheln sowie getrocknete Seepferdchen und Seesterne. Besonders bedroht vom Souvenirhandel ist das Perlboot (Nautilus) eines der letzten lebenden Fossilien.
  • Traditionelle Asiatische Medizin: Bis heute umfassen die Rezepturen von vielen traditionellen Arzneimitteln noch immer Inhaltsstoffe aus Wildtieren, beispielsweise Nashörnern, Tigern, Kragenbären, Seepferdchen und anderen geschützten Arten.
  • Häute, Pelze und Reptilleder: Auch von Produkten, die aus Häuten, Pelzen, Schlangen-, Waran- oder Krokodilleder hergestellt wurden, sollte man die Finger lassen. Denn die Tiere werden in der Regel unter tierquälerischen Bedingungen gefangen, gehalten und getötet.

Delikatessen aus Wildtieren

Nicht nur Souvenirs sind ein Tier- und Artenschutzproblem. Auch vermeintliche Delikatessen aus Wildtieren, die den oft ahnungslosen Tourist*innen zum Probieren oder zur Mitnahme in die Heimat angeboten werden, sind eine Gefahr für die Artenvielfalt.

  • Hai- oder Stachelrochenleder: Hinter „Boroso“-Leder verbirgt sich poliertes Hai-Leder. Es wird für Uhrenarmbänder, Geldbeutel, Gürtel oder Ledermappen verwendet. Besonders perfide: Die Lederbranche verlangt ganze Haikörper mit intakter Haut. Von den Tieren wird nur die Haut verwendet, der Rest des Hais landet auf dem Müll.
  • Elfenbein, Elefantenleder und Elefantenhaar: Schnitzereien aus Elfenbein, Geldbörsen aus Elefantenleder oder Schmuck aus Elefantenhaar werden auf Märkten und in Raritätengeschäften in Afrika und Asien offen angeboten. Jedes Jahr werden zehntausende Elefanten gewildert.
  • Tropenhölzer und lebende Pflanzen: Holzprodukte und Schnitzereien gehören zu beliebten Urlaubsandenken aus Afrika. Häufig werden hierfür jedoch gefährdete Holzarten wie Meranti, Sipo, Sapelli, Iroko oder Ebenholz verwendet. Auch Orchideen, Kakteen und andere sukkulente Pflanzen sind als Souvenirs sehr beliebt.

Das tut Pro Wildlife

Pro Wildlife setzt sich auf internationalen Konferenzen für den besseren Schutz von Wildtieren ein, dokumentiert das Ausmaß und die Folgen des Handels mit lebenden und toten Wildtieren und betreibt Aufklärungsarbeit. Zusätzlich informiert Pro Wildlife Reisende und Reiseveranstalter über die Tier- und Artenschutzprobleme im Wildtiertourismus und gibt Tipps, worauf sie im Urlaub achten sollten.

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