Haifischflossen: Sterben für den Suppentopf

Finning: Millionen Haie sterben jährlich wegen ihrer Flossen

Haifischflossen: Sterben für den Suppentopf

Auf hoher See trennen Fischer an Bord Haiflossen ab und werfen die oft noch lebenden Tiere danach zurück ins Meer, wo sie langsam und qualvoll sterben: Diese Methode nennt sich Finning – vom englischen Wort „fin“ für Flosse. Dadurch wird Stauraum auf den Kuttern gespart. Die Finnen großer Haie bringen gutes Geld, das Fleisch der allermeisten Haiarten hingegen nicht.

Seit 2003 ist Finning in der Europäischen Union (EU) verboten, seit 2013 gibt es eine verschärfte Neuregelung. Laut dem neuen EU-Gesetz müssen Finnen und Haie in Zukunft im gleichen Hafen gelandet werden. So sollen die Fischer gezwungen werden, die Körper der sterbenden Tiere nicht wieder ins Meer zu werfen, sondern die Körper komplett zu verwerten. Positiver Nebeneffekt für die Ozeane: Es können viel weniger Haie transportiert werden. Doch einige EU-Länder, vor allem Spanien und Portugal, sind immer noch groß im profitablen Geschäft mit Haifischflossen dabei.

Finning-Verbote werden häufig unterlaufen

Auch andere Länder haben Verbote gegen Finning erlassen; dazu zählen Ecuador, Malaysia, USA oder Neuseeland. Die Verbote werden jedoch häufig unterlaufen – und in den unendlichen Weiten der internationalen Gewässer praktisch nicht überwacht.

Die Hai-Fischer fangen die Tiere meist mit der Langleine. Dabei werden an einer Hauptleine viele Nebenleinen ausgelegt, die mit Köderhaken versehen sind. Langleinen können bis zu 130 Kilometer lang und mit 20.000 Köderhaken bestückt sein. Diese riesigen Ausmaße machen die Langleinen-Fischerei zur Hauptursache für den Rückgang der Haipopulationen. Um die schwindenden Haibestände noch weiter abzuschöpfen, werden in Südamerika sowie vielen asiatischen und afrikanischen Ländern sogar Delfine getötet, um ihr Fleisch als Köder in der Langleinen-Fischerei einzusetzen.

Toter Walhai mit abgeschnittenen Flossen © P. Paleracio
Toter Walhai mit abgeschnittenen Flossen © P. Paleracio

Absatzmarkt für Haifischflossen ist hauptsächlich in Asien

Verkauft werden die Haiflossen hauptsächlich nach Asien. Dort können Haifinnen mehrere hundert US-Dollar pro Kilo einbringen. Die größten Exportnationen von Haiflossen sind einem Bericht der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) von 2015 zufolge Spanien, Indonesien, Taiwan und Japan.

Aus den Flossen wird Suppe gekocht, die in einigen Teilen der Erde immer noch als Delikatesse gilt, obwohl die Flossen selbst kaum nach etwas schmecken. Dafür sterben Schätzungen zufolge noch immer jedes Jahr rund 73 Millionen Haie. Das bedeutet, dass jede Minute etwa 139 Haie für ihre Flossen getötet werden.

Haiflossen-Suppe © Ben Bryant
Haiflossen-Suppe © Ben Bryant

Haie leben weltweit in allen Meeren, teils sogar in Brack- und Süßwasser. Jede vierte der mehr als 500 Arten wird inzwischen auf der Roten Liste bedrohter Arten geführt, im Mittelmeer sind es gar mehr als die Hälfte.

In China geht der Konsum von Haifischflossensuppe zurück

Laut Chinas CITES-Verwaltungsbehörde ist der Verzehr von Haifischflossensuppe auf dem chinesischen Festland erfreulicherweise seit 2011 um rund 80 Prozent zurückgegangen. Auch der Import und der Verkauf von Flossen sind auf dem Festland stark gesunken. Dies ist dank großer Aufklärungskampagnen von Artenschutzverbänden gemeinsam mit Prominenten wie Jackie Chan geglückt.

Doch außerhalb Festland-Chinas gibt es leider eine steigende Nachfrage nach Haifischflossensuppe: Hauptsächlich in Hongkong, Macau und Thailand.

In Thailand steigt die Nachfrage nach Haifischflossen

Insbesondere Thailand entwickelt sich derzeit zu einem wichtigen Markt für Haifischflossen. Eine Umfrage von 2017 ergab, dass mehr als die Hälfte der Städter bereits Haiflossensuppe gegessen hat. Die teure Suppe wird gerne bei gesellschaftlichen Veranstaltungen serviert, wie etwa bei Hochzeiten, Familienfeiern oder Geschäftsessen. Der Verzehr gilt als Statussymbol.

Doch nicht nur die Flossen werden verkauft. Auch der Markt für Haifleisch wächst, beispielsweise in Südamerika. Brasilien hat sich zum Beispiel zu einem der größten Märkte für Haifleisch entwickelt. Viele Brasilianer wissen nicht einmal, dass sie Hai konsumieren, da es unter dem Namen „Cação“ und nicht dem gewöhnlichen Wort für Hai „Tubarão“, angeboten wird.

Auch an deutschen Fischtheken gibt es Hai

Auch in Deutschland wird Haifleisch verkauft. An der Fischtheke sind etwa Schillerlocken, Speckfisch oder Kalbsfisch zu finden: Das ist alles Haifleisch. Schillerlocke ist vom Dornhai, Speckfisch ist geräucherter Grauhai und Kalbsfisch ist Heringshai. Als Nebenprodukte der Fischerei landen Haiknorpel und -Öl auch in Antifaltencremes und Nahrungsergänzungsmitten.

Das tut Pro Wildlife

Pro Wildlife kämpft für den Schutz der Haie. Wir nehmen aktiv an den Verhandlungen des Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) teil, das mittlerweile dutzende der häufig gehandelte Haiarten schützt und haben uns auch dafür eingesetzt, den Walhai unter den Schutz der Konvention zu Erhaltung wandernder Arten (engl. CMS) zu stellen. Außerdem klärt Pro Wildlife über Speisen und Produkte auf, die Hai enthalten, um die Nachfrage zu reduzieren. Seit 2021 nimmt Pro Wildlife auch als akkreditierte Organisation an den Konferenzen des Fischereiabkommens ICCAT teil und konnte erreichen, dass für den Makohai ein Fangstopp im Nordatlantik und erstmals Fangauflagen im Südatlantik beschlossen wurden. Wir unterstützen die EU-Bürgerinitiative #StopFinningEU, die 2022 mit 1,2 Mio. Stimmen die erforderliche Anzahl erreichte, so dass jetzt die EU tätig werden muss. Diesen Prozess in der EU begleiten wir aktiv.

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