Bushmeat: Bedrohte Affen im Kochtopf

Affenjagd für den Buschfleisch-Handel in Afrika und Südamerika

Bushmeat: Bedrohte Affen im Kochtopf

Affen sind seit Jahrhunderten eine begehrte Fleischquelle. Im tropischen Afrika hat die Affenjagd auf Schimpansen und Gorillas ein solches Ausmaß angenommen, dass von einer „Bushmeat Crisis“ gesprochen wird. Schätzungen aus Kamerun zufolge werden allein dort jährlich bis zu 3.000 Gorillas sowie hunderte Schimpansen für den Fleischmarkt getötet. Vielerorts ist die Jagd ein noch größeres Problem als die Abholzung der Wälder. 

Die Jagd auf Primaten ist nicht auf Afrika begrenzt, auch in Lateinamerika enden zahllose Affen im Kochtopf: In Südamerika hat die Wilderei solche Ausmaße erreicht, dass Affenarten wie der Rote Brüllaffe in einigen Regionen bereits verschwunden sind. Allein im brasilianischen Amazonas-Gebiet werden jährlich bis zu 5,4 Millionen Kapuziner-, Woll-, Brüll- und Klammeraffen gewildert. Pro Wildlife machte in seiner Studie „Going to Pot“ bereits 2007 das Ausmaß und die Folgen dieser massiven Plünderung in Mittel- und Südamerika der Öffentlichkeit bekannt. Seither warnen immer mehr wissenschaftliche Studien vor den fatalen ökologischen Folgen der Affenjagd:

Ohne Affen keine intakten Wälder

Gegen die modernen Waffen der Jäger, die bis in die letzten Rückzugsgebiete der Primaten vorrücken, haben vor allem größere Affenarten keine Chance. Diente Bushmeat früher nur zur Selbstversorgung, ist die Affenjagd mittlerweile kommerziell – mit entsprechend hohen Abschusszahlen. Aus vielen Waldgebieten sind Affen bereits völlig verschwunden. Deshalb ist es ein Anliegen von Pro Wildlife, immer wieder auf die verheerenden Folgen der Affenjagd auf die Tier- und Pflanzenwelt aufmerksam zu machen. Denn Affen sind wichtige Samenverbreiter für hunderte Pflanzenarten. Noch lässt sich nicht abschätzen, inwieweit die Wälder ohne Affen fortbestehen können.

Erste Erfolge gegen die Affenjagd

Pro Wildlife setzte durch, dass die Vertragsstaaten der Biodiversitätskonferenz (CBD) seit 2008 die Jagd nun als Gefahr für die Artenvielfalt anerkennen und in einem Beschluss zum Waldschutz striktere Jagdgesetze und deren Umsetzung einfordern. Ein erster Schritt also, die Affenwilderei zu begrenzen. Doch das reicht noch nicht: Die Regierungen in den Tropenländern müssen weiter aufgeklärt werden, um die Affenjagd engagiert zu bekämpfen – erst dann haben die Primaten und die Wälder eine dauerhafte Chance.

Neben der politischen Arbeit hilft Pro Wildlife auch direkt vor Ort und unterstützt das EAGLE-Netzwerk, das in diversen Ländern West-, Zentral- und Ostafrikas verdeckte Ermittlungen gegen Wilderer und Tierschmuggler durchführt, Affenfleisch und verwaiste Jungtiere beschlagnahmen lässt und die Verantwortlichen hinter Gitter bringt. 

Bushmeat Crisis - Gerettetes Schimpansenbaby © EAGLE
Gerettetes Schimpansenbaby © EAGLE

Zudem unterstützt Pro Wildlife bereits seit 2000 das Affenwaisenhaus in Limbe, Kamerun. Dieses versorgt junge Schimpansen und Gorillas, aber auch andere Affenkinder, deren Familien für den Buschfleischhandel gewildert wurden. Bei über 40.000 Besuchern jährlich aus der Region wirbt die Station für den Schutz von Affen.

2022 entwickelte Pro Wildlife ein Aufklärungsprojekt, das bestehende Bildungsprogramme optimiert und um die Risiken von Zoonosen erweitert. So sollen auch Wilderei und der Konsum von Wildfleisch und Medizin aus Wildtieren reduziert werden. Dabei arbeiten wir eng mit vier Auffangstationen in Afrika zusammen.

Autorin: Dr. Sandra Altherr
Veröffentlicht am: 5. Januar 2017 (aktualisiert am 15. Juni 2023)

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