Todesdrama um Zirkus-Elefanten von RTL-Star

Zwei Elefanten von „Ninja Warrior“-Sieger und Dompteur René Casselly sterben in Tiertransporter

München, 23. Oktober 2020. Nach Pro Wildlife vorliegenden Informationen sind bei der deutschen Zirkusfamilie Casselly zwei Zirkus-Elefanten in einem Tiertransporter in Ungarn vermutlich erstickt. Ein drittes Tier hat nur knapp überlebt. Erst jetzt wurde öffentlich, dass die Tiere bereits am 17. August starben. Eine Obduktion fand nicht statt, die toten Tiere wurden offenbar an Ort und Stelle vergraben. „Der qualvolle Tod der zwei Elefanten sollte wohl vertuscht werden“, so Daniela Freyer von der Tierschutzorganisation Pro Wildlife. Elefanten-Dompteur und Shooting-Star René Casselly Jr. ist bekannt als zweimaliger Gewinner und aktueller Favorit der RTL-TV-Serie „Ninja Warrior“.

Informationen von Pro Wildlife zufolge wurden die drei Elefanten Mambo, Betty und Tonga auf dem Gelände des Safari-Parks Szadar bei Budapest über Nacht in einen Transportwagen gesperrt und am nächsten Morgen regungslos gefunden. Erst als die Tiere geborgen wurden, stellte man fest, dass ein Tier (Tonga) noch lebte. Mit Mambo stirbt der letzte Zirkus-Elefantenbulle in Europa.

Der Transporter wurde möglicherweise sogar regelmäßig zur Unterbringung der Tiere genutzt. Tierschützer kritisieren die Haltung der ehemals fünf Casselly-Elefanten bereits seit langem wegen tierquälerischer Dressurmethoden sowie körperlicher Schäden und Verhaltensstörungen, an denen die Tiere im Zirkus leiden. Auch die Show von Dompteur und Akrobat Casselly Jr. ist umstritten, da er die Elefanten als lebende Turngeräte für seine Akrobatik-Nummern missbraucht. Aufnahmen auf seinen Social-Media-Kanälen dokumentieren, wie er sich beispielsweise in die Höhe schleudern lässt, um mit Wucht auf dem empfindlichen Rücken der Tiere zu landen.

Die Zirkusfamilie wird regelmäßig auch von deutschen Zirkussen gebucht, unter anderem für Weihnachtszirkusse in Offenburg, Stuttgart und Reutlingen. Auch auf dem Internationalen Zirkusfestival von Monte Carlo trat der Zirkus auf. Der „Elephant-Boy“ vermarktet sich mit seinen Elefanten erfolgreich auf Instagram, Facebook und über einen Merchandise-Shop. Erst nach kritischen Medienberichten in Ungarn bestätigte Casselly Jr. den Tod der Elefanten über seine Social-Media-Kanäle: Man habe keine Kraft gehabt, früher zu berichten; die Elefanten seien wie Familienmitglieder gewesen. „So würdelos und unmenschlich geht man nicht mit Familienmitgliedern um“, kommentiert Freyer.

Alle Zirkus-Elefanten der Familie wurden als Jungtiere in Afrika eingefangen und von ihren Müttern gewaltsam getrennt. „Mambo“ kam fast als Baby, im Alter von zwei Jahren zu Familie Casselly und wurde nur 37 Jahre alt, „Betty“ starb mit 39 Jahren. Elefanten können in Afrika über 60 Jahre alt werden.

„Seit langem fordern Tierschützer, die Haltung von Wildtieren in Zirkussen zu beenden. Die Politik muss hier endlich ein Verbot erlassen und Elefanten und andere Tiere, die unter besonders schlechten Bedingungen leben, aus dem Zirkus herausholen“, fordert Daniela Freyer. Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner hatte im Juli 2020 versprochen, einige Wildtiere im Zirkus zu verbieten. Doch auf die entsprechende Verordnung einschließlich Details, welche Arten verboten werden sollen, warten die Tierschutzorganisationen noch immer.

Hintergrundinformationen

  • Viele Elefanten leiden jahrelang unter katastrophalen Haltungsbedingungen, bevor sie im Zirkus einen frühen Tod sterben. „Ein tragischer, oft früher Tod nach einem unwürdigen qualvollen Leben im Zirkus – das ist nicht das erste Schicksal dieser Art und leider wohl auch nicht das letzte“, kommentiert Freyer.
  • Im Jahr 2000 gab es noch 96 Elefanten bei deutschen Zirkusunternehmen, im September 2020 waren es nur noch 36, hier einige der dokumentierten Todesfälle:
  • 2018 verunglückte in Spanien ein Elefantentransporter des Zirkus Joy Gärtner, ein Tier starb im Straßengraben, vier weitere wurden verletzt, sie werden bis heute für Auftritte durch Europa transportiert. Bereits ein Jahr zuvor starb beim selben Zirkus Saba.
  • Ende 2017 fand der Circus Krone die Elefantenkuh Delhi tot im Stall, angeblich starb sie an Herzversagen. 2012 waren bereits Sandrine und der Bulle „Colonel Joe“ gestorben.
  • Die Elefantin Mädi ertrank 2013 vor laufenden Kameras bei einer Show in einem See, während ein Mitglied der deutschen Zirkusfamilie Renz auf ihrem Rücken herumturnte.
  • Die Elefantendamen Maya (Circus Universal Renz) und Mausi (Circus Voyage) wurden bereits schwer krank von einem Gastspiel zum nächsten geschleppt, bevor sie starben.

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