Blutiges Milliardengeschäft – Pelz in Häppchen

Pelz ist wieder salonfähig

Blutiges Milliardengeschäft – Pelz in Häppchen

Wenn im Herbst die Blätter von den Bäumen fallen, graut es mir schon vor den kommenden Monaten. Zum einen, weil ich Socken, Schals, Mützen und Handschuhe einfach nicht ausstehen kann und zum anderen, weil ich ab nun wieder jeden Tag daran erinnert werde, wie gedanken- und skrupellos meine Mitmenschen sind. Ich setze einen Schritt vor die Tür und da sind sie: Massenhaft Felle, jedes von ihnen bedeutet den sinnlosen und grauenvollen Tod eines Tieres. Männer und Frauen, Kinder, Jugendliche, Mütter, Väter, Omas und Opas – sie alle tragen ihr Pelzchen selbstverständlich durch die Straßen.

Als dieser Trend vor ein paar Jahren wieder aufgekommen ist, wollte ich meinen Augen nicht trauen. Haben nicht die Aufklärungskampagnen in den 80ern und 90ern den Konsumenten vor Augen gehalten, wie furchtbar die Pelzindustrie ist? Pelzläden wurden mit Farbbeuteln beworfen, Pelzträgerinnen Kaugummi in den Pelz geklebt, Weltstars wie Naomi Campbell und Cindy Crawford posierten für die Peta-Kampagne „Lieber nackt als im Pelz“, und Bilder von erschlagenen Robben schafften es auf die Titelseiten der Zeitungen. Das Resultat war, dass ab 1984 der Pelzumsatz stark und stetig zurückging, Pelz war in der Versenkung verschwunden. Vereinzelt trugen sehr exzentrische Damen ihren Zobel in Sankt Moritz aus, das war dann aber auch eher peinlich als schick.

Kleine Accessoires, großes Tierleid

Wie konnte es also passieren, dass Pelz heute wieder angesagt ist? Bei näherem Hinsehen muss man gestehen, dass die Pelzindustrie eine (leider) sehr geschickte Strategie entwickelt hat, um Pelz wieder straßentauglich zu machen: Pelz in Häppchen und für Jedermann. Aus einem teuren Pelzmantel ist ein billiger Mützenbommel geworden. Während der Nerzmantel noch immer verpönt ist, sind Accessories aus Kojoten-, Kaninchen- oder Fuchsfell für die Konsumenten offenbar kein Problem. Seit 2006 steigt der Umsatz im Pelzgeschäft stetig, dabei beträgt Fellbesatz anteilig 70% des Gesamtumsatzes! 70% des Umsatzes einer 40 Milliarden Euro schweren Branche sind einzig und allein auf Accessoires zurückzuführen: Bunte Fellbommel an Taschen und Mützen, Fellbordüren an Stiefeln und Handschuhen, Pelzkrägen an Jacken und Mänteln. So unfassbar sinnlos.

Der Pelzkragen – ein Massenphänomen

Man hat das Gefühl, den Pelzträgern (und das ist gefühlt jede und jeder, der mir in der U-Bahn entgegen kommt) sei es vollkommen egal, woher der Pelz kommt. Welch großes Leid dahinter steckt. Sie wissen es doch alle, sie kennen die schrecklichen Bilder von Tieren in engen, verdreckten Käfigen auf Pelzfarmen oder in grausamen Fallen, Bilder von Pelztiermärkten und von lebendig gehäuteten Tieren. Aber sie wollen es einfach nicht wissen, stellen sich dumm.

Trend: Viele Jacken sind wieder mit Pelz besetzt
Trend: Viele Jacken sind wieder mit Pelz besetzt

Qualvolle Fallenjagd auf Kojoten

Der Anfang des ganzen Elends war, als das kanadische Label Canada Goose seine Jacken mit Kojotenfellbesatz am Kragen in der EU und den USA etablierte. Im eigenen Land ließen sich die warmen Jacken nicht mehr wirklich gut verkaufen. Das Marketingkonzept „einsamer Polarforscher“ schlug bei uns ein wie eine Bombe, der Trend zum Fellbesatz war geboren. Die Jacken mit Kojote waren ein Kassenschlager und schnell sprangen weitere Firmen auf den Zug auf. Der Kojote ist ein wolfsähnliches Tier, das sich gar nicht so sehr von dem Hund unterscheidet, den der Träger der Pelzkragenjacke häufig an der Leine mit sich führt.

Tellereisen für die Fallenjagd
Tellereisen – in der EU verboten, in Russland und Kanada weiterhin im Einsatz

Die Herkunft des Kojoten-Fells ist genauso grausam wie die Pelzproduktion auf Farmen. Kojoten wird auf dem amerikanischen Kontinent und in Russland mit Tellereisen und Schlingen nachgestellt. Diese Methode ist in Europa längst verboten. Die Tiere kämpfen stundenlang um ihr Leben. Um sich zu befreien, versuchen sie manchmal sogar, sich Gliedmaßen abzubeißen, bevor sie an Erschöpfung oder an ihren Verletzungen sterben. Falls sich ein Tier aus der Falle freikämpfen kann, hat es meist kaum eine Überlebenschance. Der Kojote stirbt langsam an Infektionen, Hunger oder als leichte Beute für Fressfeinde. Die Fallen werden wegen der unendlichen Weiten des Jagdgebietes in Nordamerika oder Kanada meist über mehrere Tage von den Trappern nicht kontrolliert, was das Leiden der Tiere zusätzlich verlängert. Besonders gruselig ist auch, dass die Tiere erschlagen oder erstickt werden, dann bleibt das Fell schön und heile. USA, Russland und Kanada sind die wichtigsten Lieferanten von Pelz aus der freien Wildbahn. Bis zu 75% der gefangenen Tiere sind sogenannte „Fehlfänge“, sie finden in der Pelzgewinnung keine Verwendung und werden „entsorgt“ – darunter sind auch viele Haustiere.

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Autorin: Adeline Fischer
Veröffentlicht am: 19. September 2017

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