Luxus-Designer steigen aus Pelz und Reptilleder aus

Das Aus für Pelz & Python in der Mode?

Luxus-Designer steigen aus Pelz und Reptilleder aus

Canada Goose hat es 2021 getan, der spanische Luxus-Konzern Puig (Jean-Paul Gaultier, Carolina Herrera, Nina Ricci…) ebenfalls – und auch die KeringGroup (Gucci, Brioni, Alexander McQueen…) steigt komplett aus dem Pelzgeschäft aus. Im Mai 2022 kündigte Burberry an, Reptilleder zu verbannen. Immer mehr Luxus-Designer und -marken distanzieren sich von Pelz & Pythonleder. Ein unglaublicher Durchbruch, denn nicht nur die High-Class-Kundschaft selbst ist von dem „Verzicht“ betroffen. Mehr noch: Die großen Mode-Namen prägen die Trends. Ihre glamourösen Modenschauen und schicken Social-Media-Kanäle beeinflussen, was Menschen in aller Welt in den nächsten Jahren kaufen und tragen. Entsprechend aggressiv kämpft derzeit v.a. die Branche gegen den Trend an, die bisher vom millionenfachen Export von Reptilienhäuten sehr gut lebte. Denn sie sieht, im wahrsten Sinne des Wortes, ihre „Felle“ wegschwimmen… Doch der Reihe nach:

Das Revival der Pelzmode geht zu Ende

Gegen Pelz gab es bereits in den 1980er Jahren sehr erfolgreiche Tierschutzkampagnen, man sah nur noch alte Damen mit ihrem gefühlt ebenso alten Nerzmantel. Pelz galt als antiquiert und out. Doch das Geschäft erlebte in den letzten zehn Jahren ein Revival. Zunächst noch verschämt nur als Bommel auf der Mütze, eroberte die Branche den Jackenkragen und schließlich auch ganze Jackeninnenfutter zurück. Pelz wurde dank grauenhafter Massenzucht von Marderhunden in China so billig, dass man zunächst kaum an die Echtheit glauben konnte. Eine Mütze mit Pelzbommel bekam man bereits für 10 Euro. Gleichzeitig verschaffte sich die Pelzindustrie ein jüngeres, frischeres Image, die gut zur Hipster-Welle passte. Outdoor-Jacken mit üppigem Kojoten-Kragen waren plötzlich die neuen Verkaufsschlager; das Label Canada Goose war ganz vorne mit dabei. Umso bedeutender, dass ausgerechnet Canada Goose im Juni 2021 erklärte, man wolle bis 2022 aus dem Pelzgeschäft aussteigen. Damit vrliert die extrem grausame Fallenjagd in Nordamerika einen ihrer Hauptabnehmer für Felle von Kojote oder Wolf.

Immer mehr Luxus-Designer steigen aus Pelz und Reptilleder aus

2016 stieg Giorgio Armani als einer der ersten großen Namen aus dem Pelzgeschäft aus. Michael Kors, John Galliano und andere Designer folgten. 2018 sorgte Chanel, damals noch unter Leitung von Karl Lagerfeld, dann für den nächsten Paukenschlag: Das Haus verkündete nicht nur, Pelz zu verbannen, sondern gleich auch noch exotisches Leder. Die Branche horchte auf: Pelz ja, aber wieso jetzt auch noch Schlangen- und Krokoleder??? Aber Chanel löste ein Umdenken aus: Diverse Labels, die bereits Echtfell aus dem Programm genommen hatten, zogen jetzt schrittweise bei exotischem Leder nach: Anfang 2019 war es Victoria Beckham, 2020 u.a. Tommy Hilfiger, Calvin Klein und Mulberry. Im Juli 2021 folgte der spanische Luxuskonzern Puig, zu dem berühmte Namen wie Jean-Paul Gaultier, Paco Rabanne, Nina Ricci oder Carolina Herrera gehören – nur noch Restbestände werden abverkauft. Burberry verkündete im Mai 2022, ebenfalls keine exotischen Leder mehr verwenden zu wollen.

Luxus-Designer steigen aus: Reptilleder Python-Schlachthaus Indonesien © Mark Auliya
Reptilleder Python-Schlachthaus Indonesien © Mark Auliya

Ein Teil der Branche (allen voran der Kering-Konzern mit Labeln wie Gucci, Saint Laurent und Bottega Veneta) sieht jedoch derweil sein Geschäft bedroht, bezahlt sogar Wissenschaftler dafür, dass sie mit Gutachten bestätigen, wie „nachhaltig“ Pythonleder sei. Auf dem jüngsten CITES-Tierausschusstreffen im Juni 2021 hatte Malaysia als einer der Hauptlieferanten einen detaillierten Bericht vorgelegt, der just das beweisen sollte. Doch erfreulicherweise waren wir mit unserer Kritik nicht allein. Auch die EU und die USA zweifelten die Nachhaltigkeit an, zumal kaum Studien vorliegen, was für Auswirkungen der millionenfache Fang von Pythons auf die Wildbestände hat.

Nein zu Pelz & Python: Was steckt dahinter?

Gründe für das Umdenken der Branche sind sicher die vielen negativen Schlagzeilen: Die grauenhaften Aufnahmen aus China, wo Marderhunde zu Tode geknüppelt werden. Die Bilder von Wölfen, Kojoten und Füchsen, die in Tellereisen tagelang Qualen erleiden. Undercover-Aufnahmen aus Schlangenschlachthäusern in Malaysia, die zeigen, wie Pythons oft noch lebend gehäutet werden. Dazu der Skandal um diverse Luxus-Labels, bei denen tausende Produkte aus Reptilleder beschlagnahmt wurden, weil die Legalitätsnachweise fehlten. Und schließlich die Tatsache, dass Pelz v.a. durch die Farmen in China vom glamourösen Luxusgut zum Massenartikel wurde.

Der Sargnagel für die Pelzindustrie könnte nun ausgerechnet die Corona-Krise sein. Bereits vorher war die Branche in der Kritik und diverse EU-Länder hatten ein Ende der Pelzfarmen beschlossen. Doch Corona lässt die ganze Branche straucheln: Viele Pelztierfarmen in Europa und anderswo hatten Corona-Ausbrüche; das Töten und Vernichten von Abermillionen Nerzen sorgte weltweit für Entsetzen. Und es beschleunigt den Ausstieg aus diesem Geschäft: Die Niederlande (bislang viertgrößter Nerzproduzent der Welt) schlossen ihre Farmen bereits drei Jahre früher als geplant. In Dänemark, Schweden und Italien werden die leergeräumten Farmen vorerst nicht wieder besetzt.

Nerz im Käfig auf einer europäischen Pelzfarm © Christine Hafner
Nerz im Käfig auf einer europäischen Pelzfarm © Christine Hafner

Überhaupt hat das Thema Wildtierhandel durch die Corona-Pandemie weltweit für solch negative Schlagzeilen gesorgt, dass auch das den einen oder anderen Designer zum Umdenken gebracht haben könnte. Schließlich will man ja nicht, dass die luxuriösen Kreationen in der öffentlichen Wahrnehmung mit qualvollen Haltungen, brutalen Schlachtungen oder gar mit Pandemien geframed werden…

Immer mehr Designer steigen aus Pelz und Reptilleder aus. Uns freut diese Entwicklung, denn gegen die Tier- und Artenschutzprobleme auch im Modebereich kämpfen wir seit vielen Jahren.

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Autorin: Dr. Sandra Altherr
Veröffentlicht am: 8. Juli 2021. Aktualisiert am: 27. September 2021 und 20. Mai 2022

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