Rekord-Aufgriffe von Elfenbein in Europa

Artenschützer fordern EU auf, Elfenbeinhandel zu verbieten

München, 17. November 2016. Angesichts der Artenschutzkonferenz in Hanoi fordert die Artenschutzorganisation Pro Wildlife, stärker gegen Korruption vorzugehen und alle Absatzmärkte für Elfenbein zu schließen. Am 17. und 18. November diskutieren Regierungsvertreter in Hanoi über den illegalen Artenhandel. Vietnam gilt als Zentrum des Handels mit Elfenbein und Nashorn – doch auch Europa ist zu einem Umschlagplatz geworden: Am Mittwoch gelang in Wien mit 90 Stoßzähnen der größte Elfenbein-Aufgriff in Österreich.

„Der jüngste Aufgriff von mehr als einer halben Tonne illegalem Elfenbein in Wien bestätigt, dass Europa eine Drehscheibe des Elfenbeinschmuggels geworden ist“, so Daniela Freyer von Pro Wildlife. In einem gemeinsamen Schreiben mit 50 Organisationen aus aller Welt sowie in einer Petition fordert Pro Wildlife die EU auf, den Handel mit Elfenbein, sowie die Ein- und Ausfuhr zu verbieten. „Wenn die Staatengemeinschaft die Wildereikrise beenden will, muss sie alle Absatzmärkte für Elfenbein schließen. Legaler Elfenbeinhandel dient nicht nur dazu, gewildertes Elfenbein einzuschleusen, sondern befeuert auch die Nachfrage und damit die Wilderei“, sagt Freyer.

Der Handel mit Elfenbein ist seit 1989 grundsätzlich verboten. Allerdings darf in vielen Ländern, einschließlich der EU, Elfenbein aus angeblich legalem Altbestand offen verkauft werden. Dieses Schlupfloch ermöglicht, dass illegales Elfenbein in den Handel eingeschleust wird – sowohl in den Hauptabsatzmärkten in Asien, als auch in Europa, wie Untersuchungen der BBC kürzlich belegten.

Immer mehr Elfenbein-Aufgriffe in Europa

Elfenbein ist eines der illegalen Wildtierprodukte, die in der EU am häufigsten beschlagnahmt werden. Am Mittwoch wurde bekannt, dass die Zollfahndung Wien in einer Wohnung 90 Elefanten-Stoßzähne mit einem Gesamtgewicht von 564 Kilo sichergestellt hat. In Deutschland entdeckten die Behörden dieses Jahr die Rekordmenge von rund 1,2 Tonnen Elfenbein sowie eine illegale Elfenbeinschnitzfabrik, in Frankreich fast 500 Kilo. In Spanien wurden fast 750 Kilo von einem Mann beschlagnahmt, der das angeblich geerbte Elfenbein mit gefälschten Papieren weiter verkaufen wollte. 2015 hatte es die bis dahin größten Elfenbeinaufgriffe in der Schweiz und in England gegeben.

Im Herbst dieses Jahres verabschiedete die internationale Staatengemeinschaft zwei Resolutionen, die Regierungen dazu auffordern, den Elfenbeinhandel zu verbieten. Doch die EU kommt dieser Forderung bisher nicht nach und lässt zu, dass Elfenbein im Internet, in Auktionshäusern und in Geschäften frei verkauft wird. Lediglich Frankreich hat ein Verbot erlassen. China und Hongkong haben angekündigt, ihre Elfenbeinmärkte zu schließen – unklar ist allerdings, wann. „Wenn die EU den Elfenbeinhandel nicht dicht macht, unterminiert sie die weltweiten Bemühungen, die Elefanten zu retten. Nur wenn der Verkauf und die Nachfrage weltweit gestoppt werden, wird die Wilderei aufhören“, so Freyer.

Vietnam: Ein Zentrum des Handels mit Elfenbein und Nashorn

Auch Vietnam, derzeit Gastgeber einer Konferenz zum illegalen Tierhandel, ist ein bedeutender Umschlagplatz für Elfenbein und Nashorn. Allein in diesem Oktober wurden dort 4,5 Tonnen Elfenbein beschlagnahmt. Auch bei Aufgriffen in Europa und Afrika sind immer wieder vietnamesische Schmuggler involviert. Artenschützer kritisieren, dass die Regierung Vietnams viel zu wenig gegen den stark angestiegenen Elfenbeinhandel vorgeht, der unter dem Deckmantel eines angeblich legalen Handels floriert: „Die kriminellen Händler und Schmugglerringe dort gehen kaum ein Risiko ein – damit muss Vietnam aufräumen. Treffen zur Wildereikrise allein reichen nicht aus – jetzt müssen Taten folgen“, so Freyer.

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