CITES-Konferenz schützt 55 seltene Reptilienarten

EU trägt zentrale Verantwortung für den Raubbau an diesen Tieren

Johannesburg / München, 3. Oktober 2016. Die Weltartenschutzkonferenz in Johannesburg beschloss am späten Sonntagabend einen besseren Schutz für 55 Reptilienarten. „Nie zuvor wurden so viele verschiedene Reptilien, die für den europäischen Heimtierhandel geplündert werden, unter Schutz gestellt. Reptilien werden leider wenig beachtet, aber viele von ihnen stehen am Rand der Ausrottung und der Handel mit ihnen muss gestoppt werden“, so Sandra Altherr, die für Pro Wildlife an der CITES-Konferenz teilnimmt. „Das Ergebnis hier ist deshalb großartig.“

Ende 2014 hatte Pro Wildlife seinen Bericht „Stolen Wildlife“ veröffentlicht, der zeigte, wie v.a. europäische Tierschmuggler systematisch seltene, in ihrer Heimat streng geschützte Arten einsammeln, illegal außer Landes schaffen und in Europa für Rekordpreise verkaufen, wo der Verkauf dann legal ist. Als Reaktion auf diesen Bericht reichten die Europäische Union und diverse Herkunftsländer CITES-Schutzanträge für 55 Reptilienarten ein. Alle diese Anträge wurden am späten Sonntagabend in erster Instanz im Konsens angenommen, so dass die Bestätigung der Entscheidungen im Plenum nur noch eine Formsache ist.

Künftig gilt für fünf seltene Alligator-Baumschleichen-Arten (Abronia spp.) aus Guatemala ein weltweites Handelsverbot, ebenso wie für den türkisenen Zwerggecko (Lygodactylus williamsi) aus Tansania, den psychedelischen Gecko (Cnemaspis psychedelica) aus Vietnam sowie die Krokodilschwanzechse (Shinisaurus crocodilurus) aus China und Vietnam. Für dutzende weitere Arten (darunter alle afrikanischen Zwergchamäleons, Rhampholeon und Rieppeleon) unterliegt der Handel künftig Beschränkungen, um die Wildfänge auf ein nachweislich naturverträgliches Maß zu reduzieren. „Diese Entscheidungen waren dringend nötig. Bisher, wenn es bei CITES um Reptilien ging, war v.a. der Fang für die asiatischen Fleischmärkte Thema – nun wird endlich auch die fatale Rolle des Heimtierhandels angegangen. Hier hat die EU eine große Verantwortung – und sie hat sich dieser Verantwortung gestellt“, so Altherr. „Die Bundesregierung hat mit drei eigenen Schutzanträgen für Reptilien hier in Johannesburg tolle Arbeit geleistet.“

Pro Wildlife begrüßt die vielen CITES-Listungen, drängt aber auf ein Gesetz in der EU, dass den illegalen Fang und Export im Herkunftsland auch in der EU strafbar macht: „Die USA haben bereits seit 100 Jahren ein solches Gesetz, den US Lacey Act. Die EU wäre gut beraten, wenn sie endlich auch ein solches Gesetz beschließt – denn viele Schmuggler sind EU-Bürger, die Szene trifft sich auf den europäischen Reptilienbörsen, wie der weltgrößten ihrer Art, der Terraristika in Hamm, Nordrhein-Westfalen. Und sie lachen den Vollzugsbeamten frech ins Gesicht, solange der Verkauf gestohlener Wildtiere in Europa nicht verboten ist.“

Vergangene Woche stellte Pro Wildlife auf der CITES-Konferenz seinen Folgebericht „Stolen Wildlife II“ vor, der nochmals deutlich macht, wie viele Länder und Arten vom Tierschmuggel betroffen sind.

Hintergrundinformationen

Mehr zum Thema