CITES: Positive Bilanz der Artenschutzkonferenz

Pro Wildlife: Hunderte Arten geschützt – doch Löwen sind das Bauernopfer

Johannesburg / München, 4. Oktober 2016. Nach fast zwei Wochen Verhandlungen um den Schutz bedrohter Tiere und Pflanzen zieht die Artenschutzorganisation Pro Wildlife eine positive Bilanz. Die Staatengemeinschaft beschloss in Johannesburg, hunderte Arten strenger zu schützen, darunter Graupapageien, Schuppentiere, zahlreiche Reptilien, Tropenhölzer. Als Erfolg bewertet Pro Wildlife auch, dass die Staaten dem Elfenbeinhandel eine Absage erteilten. Allerdings scheiterte der Antrag, für Löwen ein absolutes Handelsverbot zu erlassen.

„Wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen dieser Konferenz. Verglichen mit früheren CITES-Tagungen haben wir ein Umdenken bemerkt: Für viele Delegierte steht der Schutz der Natur mittlerweile über dem Ausverkauf „, sagt Sandra Altherr von Pro Wildlife.

Die wichtigsten Entscheidungen im Überblick

Elefanten
Die Anträge von Namibia, Simbabwe und Gastgeberland Südafrika zur Freigabe des Elfenbeinhandels sind gescheitert. Zudem sollen nationale Elfenbeinmärkte geschlossen werden; Länder, die nicht konsequent gegen den illegalen Elfenbeinhandel vorgehen, müssen zukünftig Sanktionen fürchten. „Um die Massaker an Zehntausenden Elefanten pro Jahr für den Elfenbeinhandel zu stoppen, muss jeglicher Elfenbeinhandel verboten werden“, so Daniela Freyer von Pro Wildlife. Auch der Handel mit wildgefangenen Elefanten für Zoos und Zirkusse soll erstmals unter die Lupe genommen werden. Artenschützer kritisieren allerdings, dass die EU den Wunsch der großen Mehrheit afrikanischer Staaten, alle Elefanten in die höchste Schutzkategorie aufzunehmen, nicht unterstützte.

Nashorn
Swasilands Antrag, erstmals seit 1977 den Handel mit Rhino-Horn zu erlauben, ist gescheitert. „Wir sind erleichtert, dass die Weltgemeinschaft am Handelsverbot für Nashorn festhält“, so Daniela Freyer. „Die Wilderei für den Handel als Statussymbole und Wunderheilmittel bedroht die letzten Nashörner“. Mit Schwarzmarktpreisen von bis zu 60.000 US-Dollar pro Kilo ist ihr Horn mehr wert als Gold.

Exotische Haustiere: Papageien und Reptilien
Für die zu Tausenden in der Natur eingefangenen Graupapageien beschloss die Konferenz nach heftigen Debatten ein absolutes Handelsverbot. „Die Entscheidung zu den Graupapageien war eine der am stärksten umkämpften Anträge. Wir sind unglaublich erleichtert über das Ergebnis“, so Adeline Fischer von Pro Wildlife. Auch beide Versuche, den strengen Schutz für Wanderfalken aufzuheben, wurden abgeschmettert.

Zudem wurden Handelsbeschränkungen und zum Teil auch -verbote für 55 Reptilienarten beschlossen. „Das Ergebnis ist großartig, nie zuvor wurden so viele Reptilien unter Schutz gestellt, die für den europäischen Heimtierhandel geplündert werden. Manche Bestände bringt der Reptilienboom an den Rand der Ausrottung“, so Sandra Altherr. Ein weltweites Handelsverbot gilt unter anderem für fünf seltene Alligator-Baumschleichen-Arten aus Guatemala, den himmelblauen Zwerggecko aus Tansania, den psychedelischen Gecko aus Vietnam sowie die Krokodilschwanzechse aus China und Vietnam. Für dutzende weitere Arten, darunter alle Zwergchamäleons, unterliegt der Handel künftig Beschränkungen.

Schuppentiere
Alle acht Schuppentierarten dürfen nicht mehr international gehandelt werden – ein großer Erfolg. Die bizarren Tiere sind vielerorts vom Aussterben bedroht, sie werden als Heilmittel und Delikatesse gehandelt. Schuppentiere gelten als das meistgewilderte Säugetier der Welt.

Berberaffen
Berberaffen genießen jetzt den höchsten Schutzstatus. Jährlich werden etwa 200 Jungtiere aus der freien Natur gefangen und als exotische Haustiere nach Europa verkauft. Bis zu 2.000 Euro wird für ein Affenbaby gezahlt. „Tierfänger dezimieren die Bestände, die kleinen Affen werden als Haustiere verkauft“, sagt Adeline Fischer von Pro Wildlife.

Haie & Rochen
Mit großer Mehrheit wurden Handelsbeschränkungen für Fuchshaie, Seidenhaie sowie Teufelsrochen beschlossen, um die Überfischung zu stoppen. Damit setzt sich die Erfolgsgeschichte im Schutz bedrohter Fischarten fort: Seit 2003 beschloss CITES für insgesamt 13 Hai- und elf Rochenarten einen besseren Schutz – jedes Mal gegen den vehementen Widerstand von China, Japan und Island.

Tropenhölzer
Für über 300 Rosenholz-Arten (Gattung Dalbergia) gelten in Zukunft internationale Handelsbeschränkungen. Viele dieser Tropenholzarten sind bereits akut bedroht – die Hauptabsatzmärkte sind China, die EU und die USA. „Dies ist ein großartiger Coup gegen die Ausbeutung der Tropenwälder und hilft, den Lebensraum von Jaguaren, Gibbons, Tukanen und tausenden anderen seltenen Tierarten zu schützen“, so Sandra Altherr.

Löwen: die großen Verlierer
Der kommerzielle Handel mit Löwenknochen aus freier Natur für kommerzielle Zwecke ist zukünftig verboten. Tierschützern geht dieser Schritt allerdings nicht weit genug, weil der Handel mit gezüchteten Tieren und die Löwenjagd weitgehend unkontrolliert bleiben. Während die Löwen-Bestände in den letzten 21 Jahren um 43 Prozent zurück gingen ist der Handel mit Löwenknochen für die traditionelle Medizin enorm angestiegen. „Die Löwenzucht in afrikanischen Zucht- und Jagdfarmen bietet ein Schlupfloch für den Handel mit wilden Tieren“, so Daniela Freyer. „Ausgerechnet der König der Tiere ist der Verlierer dieser Konferenz“.

Mehr zum Thema