IWC-Blog 2018: Walfangverbot unter Beschuss

Live aus dem Konferenzraum

IWC-Blog 2018: Walfangverbot unter Beschuss

Vom 10. bis zum 14. September fand in Florianopolis (Brasilien) die 67. Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) statt, die Vorverhandlungen begannen bereits am 6. September. Für Pro Wildlife hat Dr. Sandra Altherr an der IWC-Tagung teilgenommen – hier ihr Blog live aus dem Konferenzraum:

5. September 2018: Anreise

Am Abend bin ich in Florianopolis angekommen – und habe diesmal ein flaues Gefühl im Magen. Was werden die nächsten Tage bringen? Wird es uns gelingen, das seit 1986 geltende Walfangverbot aufrechtzuerhalten? Für mich persönlich ist die 67. Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) eine ganz besondere Konferenz, denn genau seit 20 Jahren nehme ich an diesen so schwierigen Verhandlungen teil und helfe, Argumente gegen den Walfang einzubringen und die Finten der Walfangländer aufzudecken. Während dieser 20 Jahre stand es für das seit 1986 geltende kommerzielle Walfangverbot mehrmals Spitz auf Knopf – und doch konnten wir (Artenschutzverbände und einige Dutzend Walschutzländer) bislang ein Kippen des Moratoriums verhindern. Diesmal ist die Lage jedoch besonders brenzlig, mit einem japanischen IWC-Vorsitzenden, einem Gastgeberland, dem Japan einen Kuhhandel anbietet, und schwierigen Verhandlungen um die Fangquoten zur Selbstversorgung der Ureinwohner in Grönland, Alaska und Russland, die Japan sicher nutzen will, um seine eigenen Interessen durchzusetzen. Zwar beginnt die IWC-Tagung offiziell erst am kommenden Montag, doch morgen gehen die Vortreffen los. Sie geben ein erstes Stimmungsbild und sind eine gute Gelegenheit, nochmals mit unseren Verbündeten Strategien abzustimmen und neueste Informationen auszutauschen.

6. September 2018: Subsistenzjagd

Pro Wildlife auf der Walfangtagung 2018
Pro Wildlife auf der Walfangtagung 2018

Den größten Teil der Diskussionen heute brauchte der Ausschuss zur Subsistenzjagd der Ureinwohner. In diesem Jahr steht ja die Entscheidung über Fangquoten für mehrere Jahre an – bisher wurden die Quotenblöcke für fünf Jahre vergeben, künftig könnte dies auf sieben Jahre verlängert und ggf. gar automatisch verlängert werden. Zwei Punkte liegen uns dabei schwer im Magen: Erstens wird ein „Carry-Over“ diskutiert, d.h. ungenutzte Quoten können auf die folgenden Jahre übertragen werden. Das war zwar bisher auch schon in geringem Umfang möglich, aber nun soll der Übertrag drastisch größer sein und zudem über mehrere Jahre aufsummiert werden können. Das könnte im Extremfall erhebliche Folgen auf die Walbestände haben. Zweitens, bei einer automatischen Verlängerung der Quoten müssten die Ureinwohner in Grönland, Alaska und Russland künftig nicht mehr belegen, ob sie diese Wale tatsächlich zur Ernährung brauchen. Generell wird die Subsistenzjagd zwar auch von den Naturschutzverbänden akzeptiert, aber in den letzten Jahren gab es v.a. zu Grönland Kritik, wo Walfleisch zunehmend in Touristen-Restaurants und auf „Grönlandbuffets“ von Kreuzfahrtschiffen landet.

Die offiziellen Diskussionen hierzu liefen heute sehr schleppend, aber ich konnte immerhin mit diversen Delegationen diese kritischen Punkte ansprechen und ich hoffe, sie werden sich hierzu noch kritisch äußern, vor allem nächste Woche im Plenum, wenn die Entscheidungen getroffen werden.

7. September 2018: Erhaltungskomitee

Heute standen die Aktivitäten des Erhaltungskomitees im Mittelpunkt, das 2003 ins Leben gerufen wurde, um die IWC schrittweise von der Walfang- zur Walschutzkonvention umzubauen. Auch wenn (oder gerade weil?) das Erhaltungskomitee von Japan und seinen Unterstützern weitgehend boykottiert wird, hat es seither wertvolle Arbeit zum Schutz von Walen geleistet. Untersucht wurde v.a. der Beifang von Meeressäugern, Vermüllung der Meere (Makro- und Mikroplastik) und schließlich der Lärm in den Ozeanen und seine Auswirkungen auf Wale.

Hinter den Kulissen hingegen wird heftig diskutiert, wie Japans Attacke auf das Walfangmoratorium abgewehrt werden kann. Erschreckend viele Delegierte zeigen sich beeindruckt von Japans Drohung, aus der IWC auszutreten und dann befreit von allen Regelungen Wale zu jagen. Doch erstens hören wir diese Drohung seit vielen Jahren und zweitens deckt Japan bereits derzeit seinen „Bedarf“ an Großwalen unter dem Deckmantel der „Wissenschaft“. Was würde Tokio gewinnen? Mit einem Bruch mit der IWC würde Japan den Zorn der internationalen Diplomatie und Öffentlichkeit auf sich ziehen. Es gibt also keinen Grund, einen Kompromiss mit Japan einzugehen.

8. September 2018: Finanzen

Heute geht es um die Finanzsituation der IWC – nicht gerade eines meiner Kernthemen. Das verschafft mir etwas Luft, in kleineren Arbeitsgruppen die Strategien gegen Japans „Reformpaket“ der IWC, zum kommerziellen Walfang und zur Delfinjagd zu verfeinern. Außerdem sind noch Statements für die nächste Woche auszuformulieren und mit Kollegen zu koordinieren. Am Sonntag pausiert die IWC-Tagung. Auf meiner Agenda steht derweil ein detailliertes Strategie-Treffen aller hier teilnehmenden Artenschutzverbände. Genau dieses Networking ist so wichtig, denn nur gemeinsam können wir hier ein Desaster verhindern. Ein Spaziergang am Meer ist dann aber auch geplant – so viel Zeit muss sein…

9. September 2018: Glücksmomente

IWC-Blog: Glattwal in Südbrasilien
Glattwal in Südbrasilien

Unser Koordinationstreffen heute ging schneller zu Ende als geplant – und so nutzte ich die gewonnene Zeit am Nachmittag zu einem spontanen Ausflug mit meinen Kollegen von OceanCare. Nach nur einer Stunde Autofahrt erreichten wir eine Meeresbucht, die bekannt ist für ein unglaubliches Schauspiel: Hier in diese geschützte Bucht bringen trächtige Glattwal-Weibchen ab August ihre Kälber zur Welt und mästen sie ein paar Wochen, bevor die Kleinen bereits ab Ende Oktober mit auf Wanderung gehen müssen. Von der Küste aus konnten wir mindestens vier Weibchen mit ihrem Nachwuchs beobachten. Da die Mütter in dieser Zeit nichts fressen, aber am Tag 150 Liter Milch für ihren Nachwuchs produzieren, schonen sie ihre Kräfte. Aber die „Kleinen“ (obwohl – klein ist eigentlich anders…) waren umso aktiver: Sie übten, mit ihren Flossen und ihrer Schwanzfluke auf das Wasser zu schlagen. Was für ein Erlebnis, das beobachten zu dürfen! Und nur ganze 200 Meter von uns entfernt. Balsam für die Seele – und noch mehr Motivation, diese einzigartigen Tiere bestmöglich zu schützen. Aber leider reichte meine Handy-Kamera nicht für bessere Fotos, deshalb nur dieses Suchbild…

10. September 2018: Die Eröffnung

IWC-Blog: Auftakt der 67. IWC-Tagung, Brasilien
Auftakt der 67. IWC-Tagung, Brasilien

Heute ging es also offiziell los. Mit einer flammenden Eröffnungsrede des brasilianischen Umweltministers Edson Duarte, wie wichtig Wale für die Natur sind, wie sehr sie von Umweltverschmutzung bedroht sind und dass sie den bestmöglichen Schutz brauchen und bekommen sollten. Wohltuende Worte eines aktiven Walschutzlandes. Doch Brasilien ist ja nur eine von vielen Stimmen hier…

Der japanische Vorsitzende Joji Morishita machte gleich zu Beginn der Konferenz klar, dass alle kontroversen Punkte in Arbeitsgruppen gehen werden, so dass die großen, teils sehr gefährlichen Entscheidungen wohl erst ab Mittwoch zu erwarten sind. Also müssen wir schauen, dass wir unsere Statements zu anderen wichtigen Themen schnell abgestimmt bekommen – z.B. zu kommerziellem Walfang und den Delfinjagden; beides Themen, die nicht einmal auf der offizielle Agenda stehen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir Artenschutzverbände sie zur Sprache bringen.

11. September 2018: Absage an den Walschutz

Die erste Entscheidung der IWC-Tagung ist gefallen – und sie war eine Absage an den Walschutz: Seit 22 Jahren versucht Brasilien, unterstützt von der lateinamerikanischen Region, dieses Schutzgebiet durchzusetzen. Jedes Mal verhinderten Japan & Co. das Zustandekommen der erforderlichen Dreiviertelmehrheit. In diesem Jahr bot Japan Brasilien ganz offen ein Entgegenkommen an: Gemeinsam solle man das Abstimmungs-Prozedere lockern, so dass künftig eine einfache Mehrheit reichen sollte (wie dies bislang nur für Resolutionen gilt) – Brasilien könnte endlich sein Schutzgebiet als Erfolg vorweisen und Japan bekäme Quoten für kommerziellen Walfang. Brasilien und seine Verbündeten gingen nicht auf diesen Deal ein. Der Antrag auf das Schutzgebiet im Südatlantik wurde mit 39 Ja- zu 25 Nein- Stimmen abgelehnt.

Für mich bedeutet dies gemischte Gefühle: Einerseits Enttäuschung, dass das Südatlantik-Schutzgebiet erneut abgelehnt wurde. Andererseits Erleichterung: Der befürchtete Kuhhandel, den Japan Brasilien offen anbot – „Wir geben euch das Schutzgebiet, wenn wir eine Walfangquote bekommen“ – ist nicht zustande gekommen. Dies lässt hoffen, dass Japans Reformpaket, das ein Ende des kommerziellen Walfangverbotes bedeuten würde, wohl ebenfalls scheitern wird. Zwar bleibt Brasilien damit das Schutzgebiet auch weiter verwehrt, aber es muss sich nicht den Vorwurf machen lassen, die wichtigste Walschutzmaßnahme – das kommerzielle Walfangmoratorium – geopfert zu haben. Eine weitsichtige und uneigennützige Entscheidung!

Am Nachmittag ging es um den nächsten Fangquoten-Block für die Ureinwohner in Alaska, Russland, Grönland. Eine schwierige Debatte, denn einerseits ist deren Lebensmittelversorgung äußerst schwierig und Quoten grundsätzlich unbestritten. Aber vor allem in Grönland wird Walfleisch aus der Subsistenzjagd zunehmend an Touristen verkauft – z.B. über „Grönlandbuffets“ auf Kreuzfahrtschiffen oder in Restaurants in der Hauptstadt Nuuk. Die Quoten selbst wären sofort akzeptiert worden, aber viele Länder hatten Probleme mit der Forderung nach einer automatischen Verlängerung der Quoten nach sechs Jahren. Die Diskussion wurde auf morgen vertagt.

12. September 2018: Fangquoten für Ureinwohner

IWC-Blog: Inuits in der Arktis jagen Robben, Wale und Delfine
Inuits in der Arktis jagen Robben, Wale und Delfine

Soeben wurde über die Quoten für den Ureinwohner-Walfang entschieden. Grundsätzlich unterstützt Pro Wildlife diese Quoten zur Subsistenzjagd – unter der Voraussetzung, dass die Ureinwohner ihren Bedarf nachweisen können und das Walfleisch nicht auf „Grönlandbuffets“ von Kreuzfahrtschiffen oder in Restaurants in Nuuk landet (wie dies zunehmend der Fall ist). Deshalb hatten wir hier nicht gegen die Quoten an sich gekämpft, sondern v.a. gegen den Antrag, eine künftige automatische Verlängerung alle paar Jahre, ohne dass die IWC dies nochmal kritisch hätte prüfen können. Diese automatische Verlängerung wurde in letzter Minute abgeändert – nur ein Detail im Antrag, aber ein wichtiger Erfolg! Konkret wurden folgende Subsistenzquoten für den Zeitraum 2019-2025 genehmigt:

  • jährlich 67 Grönlandwale, aufgeteilt zwischen Russland und USA
  • jährlich 19 Finnwale, 164 Zwergwale, zehn Buckelwale und zwei Grönlandwale für Westgrönland
  • St. Vincent & The Grenadines haben keine Jahresquote, dürfen aber bis 2025 insgesamt 28 Buckelwale töten
  • Erhöht wurde die jährliche Quote für Ostgrönland (von 12 auf 20 Zwergwale) und Russland (von 124 auf 140 Grauwale). Ostgrönland argumentierte einen steigenden Bedarf der lokalen Bewohner, Russland verwies auf das zunehmende Problem „stinkender Wale“ – Tieren, die offenbar aufgrund von Umweltgiften, so streng riechen und schmecken, dass sie ungenießbar sind.

Dass die IWC auch künftig die Voraussetzungen für die Subsistenzjagd prüfen wird, war für uns der entscheidende Punkt. Denn ansonsten könnte künftig noch mehr Walfleisch auf den Touristen-Tellern landen. Dies ist das bestmögliche Ergebnis, was wir hier zur Subsistenzjagd erreichen konnten.

12. September 2018: Präsentation unseres Reports

In den letzten Stunden ging es hier Schlag auf Schlag: Zunächst hatte ich die Gelegenheit, die Ergebnisse unseres Delfin-Reportes vorzustellen. Etwa 100.000 Delfine und Kleinwale sterben jedes Jahr einen grausamen Tod – viele von ihnen enden als Köder der Hai-, Thunfisch- oder Wels-Fischerei. Meinen Appell an die Regierungen, gegen diese Jagden vorzugehen, unterstützten hier viele Verbände. Wir hoffen, die Saat ist gesät, um für die nächste IWC-Tagung in zwei Jahren Initiativen auf den Weg zu bringen.

Im Anschluss wurde gegen den Widerstand von Japan & Co. eine Resolution angenommen, nach der die IWC die Rolle der Wale für marine Ökosysteme stärker untersuchen soll. Und diese Rolle ist immens, z.B. durch ihren immensen Stoffwechsel, ihren Nährstoffeintrag für das marine Nahrungsnetz und ihre indirekte Stärkung gesunder Fischbestände. Das dritte wichtige Thema am Nachmittag war die Resolution der EU zu Unterwasserlärm, die einstimmig angenommen wurde. Lärm durch Schiffe, Ölplattformen, Windparks oder Militär-Sonare ist eine der wahrscheinlichen Ursachen für Strandungen von Walen. Die Orientierung der Wale, aber auch ihre Kommunikation, Reproduktion und ihre Beute-Ortung werden gestört.

Als letztes kam die Florianopolis-Deklaration auf den Tisch: Die Deklaration strebt einen Wiederaufbau der Walbestände auf ein Level vor der industriellen Bejagung an, nennt das Töten von Walen zu Forschungszwecken unnötig und bekräftigt die Notwendigkeit des Moratoriums zu kommerziellem Walfang. Also quasi die Antimaterie zu Japans vorgeschlagenem Maßnahmenpaket, die IWC zurück in einen Walfänger-Club zu katapultieren. Es zeichnete sich schnell ab, dass hier keine Einigung möglich ist; eine Abstimmung soll aber erst morgen erfolgen.

13. September 2018: Jagd für Forschungszwecke?

Der japanische Chair versuchte zu Beginn heute, die Entscheidung zur „Florianopolis-Deklaration“ zu verzögern und erst nach der Abstimmung zum japanischen „Reformpaket“ abzuhandeln. Aber Brasilien bestand auf eine sofortige Abstimmung. Mit 40 Ja- bei 27 Nein-Stimmen wurde die Deklaration angenommen. Danach hielt Antigua & Barbuda eine empörte, ja unverschämte Rede, was für eine verlogene Konvention die IWC sei – sie würde andere Meinungen ignorieren und sein Land würde überlegen, die IWC zu verlassen. Ein seltsames Verständnis von demokratischen Entscheidungen, wenn man die Position einer deutlichen Mehrheit vom Tisch wischen möchte… Warum dieser Wutausbruch? Die Florianópolis-Deklaration ist quasi die Antimaterie zu Japans vorgeschlagenem Maßnahmenpaket, die IWC zurück in einen Walfänger-Club zu katapultieren. Unter anderem nennt sie das Töten von Walen zu Forschungszwecken unnötig und bekräftigt die Notwendigkeit des Moratoriums zu kommerziellem Walfang. Der wahre Grund für den hohen Blutdruck des Antigua & Barbuda-Delegierten: Sein Land erhält seit Jahren von Japan großzügige finanzielle Unterstützung für Fischerei und Infrastruktur – Tokio erwartet im Gegenzug kräftige Unterstützung in Sachen Walfang. Und dieser karibische Inselstaat ist wahrlich nicht der einzige, den Japan unter Kontrolle hat. Warum nur fällt mir da das böse Wort Stimmenkauf ein?

Als Nächstes wurde Japans brandgefährliches Paket zur „Reform“ der IWC debattiert – wie zu erwarten sehr kontrovers. Die gute Nachricht: Bislang hält Japan seine verschiedenen Anträge in einem Paket, was die Gefahr punktueller Kompromisse verringert. Doch nach fast drei Stunden Debatte die Überraschung: Statt noch heute abzustimmen, wurde die Entscheidung auf morgen vertagt. Das macht ein wenig nervös, ob das Paket nicht doch noch aufgeschnürt wird. Wir halten auf jeden Fall dagegen…

Am Nachmittag gab es dann einen Eklat, als das Thema kommerzieller Walfang zur Sprache kam. Ein gemeinsames Statement vieler Organisationen, darunter auch Pro Wildlife, setzte Japans Walfang gleich mit Island und Norwegens kommerziellem Walfang – ein Affront, wo doch Japan im Namen der hehren „Wissenschaft“ Wale fängt… Japan bezeichnete dies als Verstoß gegen die Verhaltensregeln für Beobachter und verlangte eine Entschuldigung. Der japanische Chair forderte seine Delegation auf, sich abzustimmen, wie damit umzugehen sei, und brachte auch mögliche Bestrafungen ins Spiel… Endlich eine Chance für die Walfänger, uns lästige Verbände hier auszuschließen? Mal sehen, wohin sich das morgen entwickelt.

14. September 2018: Fangverbot bleibt erhalten!

Wal

Der letzte Tag der Walfangtagung begann mit einem Paukenschlag: Japans brandgefährlicher Versuch, das kommerzielle Walfangverbot zu kippen, ist krachend gescheitert!!! Mit 27 Ja- zu 41 Nein-Stimmen war Japan meilenweit entfernt von der erforderlichen Dreiviertelmehrheit. Beantragt hatte Japan

  • per Resolution: (a) die Gründung eines „Komitees für nachhaltigen Walfang“ (das zudem aus ausschließlich Walfang-unterstützenden Ländern zusammengesetzt werden sollte) und (b) ein High-Level-Treffen der Länder, um die strengen IWC-Vorgaben zu lockern. Bisher brauchen Änderungen der IWC-Satzung (z.B. Fangquoten, Schutzgebiete, Moratorium) eine Dreiviertelmehrheit. Japan beantragte stattdessen künftig eine einfache Mehrheit
  • per Antrag auf Änderung der IWC-Satzung: Freigabe einer Quote für die kommerzielle Bejagung auf Bestände, „deren Fülle vom Wissenschaftsausschuss als ausreichend beurteilt wurde.“ Dies hätte de facto das Ende des seit 1986 geltenden Moratoriums für kommerziellen Walfang bedeutet.

Japans Paket in diesem Jahr war brandgefährlich – entsprechend erleichtert sind wir. Das kommerzielle Walfangmoratorium bleibt unangetastet! Damit sind die Ergebnisse der diesjährigen IWC-Tagung weitaus besser, als zunächst zu erwarten war. Noch vor wenigen Tagen war nicht klar, inwieweit einige Walschutzländer zu Zugeständnissen bereit sind. Immer wieder hörten wir, man müsse Japan doch endlich auch „etwas geben“. Das Ergebnis heute war dann mehr als deutlich – Was für eine schallende Ohrfeige an Japan!

Danach wurden nur noch einige Formalitäten abgearbeitet. Die nächste IWC-Tagung findet im Herbst 2020 in Portoroz, Slowenien, statt. Es fällt mir immer ein wenig schwer, mich von Kollegen und Delegierten zu verabschieden. Das gemeinsame Kämpfen für den Schutz der Wale verbindet sehr – und viele dieser Kollegen werde ich erst in zwei Jahren wieder sehen, auch wenn wir über Email und schriftliche Arbeitsgruppen durchweg in Kontakt sind. Bei all der Freude über die wirklich großartigen Ergebnisse, die wir hier erreichen konnten, am Ende also immer auch ein bisschen Wehmut…

An dieser Stelle auch mein ausdrücklicher Dank an die Deutsche Stiftung Meeresschutz, die meine IWC-Teilnahme mit 500 Euro unterstützt hat!

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