Flusspferde – die nächsten Opfer der Gier nach Elfenbein

Aus Eckzähnen werden Messergriffe

Flusspferde – die nächsten Opfer der Gier nach Elfenbein

Wer einmal Flusspferde in freier Wildbahn gesehen hat, weiß um die Faszination, die diese mächtigen Pflanzenfresser ausstrahlen. Doch die Flusspferd-Populationen leiden unter der Zerstörung ihres Lebensraums und der Jagd für den Handel mit Fleisch sowie Elfenbein aus ihren Eckzähnen. Sie sind daher auf der Roten Liste der gefährdeten Tier und Pflanzenarten (IUCN) als gefährdet eingestuft.

Es wird angenommen, dass nur noch 115.000 bis 130.000 Tiere in freier Wildbahn leben. Allerdings fehlen aktuelle Bestandszahlen vieler Länder, die Flusspferd-Zähne exportieren. Dass die Tiere wegen ihres Fleisches gewildert und auch von Trophäenjägern legal gejagt werden, ist bereits länger bekannt. In den letzten Jahren sorgte jedoch der lukrative Handel mit Hippo-Zähnen für Elfenbein-Schnitzereien für Aufsehen.

EU ist Hauptimporteur von Schnitzereien aus Flusspferd-Elfenbein

Seit 1995 unterliegt der internationale Handel mit Flusspferd-Produkten zwar den Handelsbeschränkungen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (engl. CITES). Doch bislang sind Flusspferde nur in Anhang II des Abkommens gelistet, das heißt der internationale Handel ist noch immer legal. 

Allerdings ist der Handel alles andere als nachhaltig – und teils auch illegal: Allein von 2009 bis 2018 wurden mehr als 36 Tonnen Hippo-Zähne und 77.579 Hippo-Elfenbeinstücke, das meiste davon Schnitzereien, offiziell gehandelt. Hierfür starben fast 14.000 Flusspferde. Hauptimporteure des Hippo-Zähne waren Hong Kong (rund 72 Prozent) und China (rund 18 Prozent). In asiatischen Schnitzfabriken werden die großen Eckzähne der Flusspferde weiterverarbeitet und anschließend exportiert. 

Unsere Recherchen haben gezeigt, dass zwischen 2009 und 2018 die Europäische Union mit ca. 90 Prozent und knapp 24.000 Schnitzereien der Hauptimporteur von geschnitztem Flusspferde-Elfenbein war. Das Elfenbein wird zum Beispiel für exklusive Messergriffe verwendet.

Legaler und illegaler Handel gehen Hand in Hand

Eine Studie der Universität Hong Kong zeigt zudem, dass die geltenden Handelsbeschränkungen von CITES häufig umgangen werden. Denn die Ausfuhrländer melden den Großteil ihrer exportierten Flusspferd-Waren nicht. So läuft ein Großteil des Handels mit Flusspferden im Verborgenen ab. Zusätzlich beobachtete das von Pro Wildlife unterstützte Anti-Wilderer Team EAGLE in Afrika in den letzten Jahren, dass Hippo-Zähne immer häufiger geschmuggelt werden. Das liegt vermutlich auch daran, dass Hippo-Zähne kleiner sind als Elefantenstoßzähne und sich somit leichter schmuggeln lassen. Zudem werden Flusspferde bisher unzureichend geschützt und es sieht eben niemand so genau hin. Alleine in zwei Jahren konnten unsere Partner von EAGLE fast eine Tonne Flusspferd-Zähne sicher stellen – und das ist nur die Spitze des Eisbergs. In Uganda wurden z.B. Flusspferd-Zähne bei einem Geschäftsmann beschlagnahmt, der beste Verbindungen zur Regierungsspitze hat und regelmäßig auch offizielle Exportgenehmigungen erhält.

Uganda und Tansania exportieren die Zähne tonnenweise

Flusspferde Elfenbein: Hippos haben enorme Eckzähne
Hippos haben enorme Eckzähne

Die afrikanischen Länder Uganda und Tansania sind seit Jahren die größten Exporteure für Flusspferd-Elfenbein – sowohl was den legalen, als auch illegalen Handel angeht.

Seit 2013 verzeichnet auch Malawi Ausfuhren von Flusspferd-Elfenbein. Das kleine südostafrikanische Land beherbergt selbst nur etwa 3.000 Flusspferde. Trotzdem exportierte es zwischen 2013 und 2017 mehr als siebeneinhalb Tonnen Flusspferd-Elfenbein – das entspricht ungefähr 1.500 toten Tieren.

Was tut Pro Wildlife?

Momentan ist nur wenigen Menschen bekannt, dass die Gier nach Elfenbein nicht nur Elefanten, sondern auch Flusspferde bedroht. Hinzu kommt die Trophäenjagd, allein von 2008 bis 2017 wurden mehr als 4.500 Flusspferd-Trophäen exportiert. Deshalb ist es höchste Zeit, dass Flusspferde besser geschützt werden. Pro Wildlife setzt sich deshalb dafür ein, Flusspferde streng geschützt werden und der internationale Handel mit ihrem Elfenbein und anderen Körperteilen verboten wird. Zehn afrikanische Länder beantragen dies auf der Weltartenschutzkonferenz CITES, die im November 2022 tagt.

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