
Orang-Utan Trekking: Kein Artenschutz
26. November 2019. Konflikte und Krankheiten beim Trekking in Indonesien und Malaysia. Gorilla-Trekking schützt Gorillas. Diese Form des Tourismus hat sich als hilfreich für den Schutz der Menschenaffen erwiesen, mit Vor- und Nachteilen natürlich (mehr zu dieser Diskussion). Warum sollte also Orang-Utan-Trekking nicht Orang-Utans schützen? Weil es meistens falsch gemacht wird. Wer auf Biegen und Brechen einen wildlebenden Orang-Utan in Indonesien oder Malaysia sehen will, kann großen Schaden anrichten. Orang-Utan-Mutter mit Kind In mindestens vier angeblich ethisch geführten Stationen werden im Moment Begegnungen mit semi-wilden Orang-Utans angeboten: Sepilok und Semenggoh auf der malaysischen Seite Borneos, Tanjung Puting auf der indonesischen Seite und Bukit Lawang auf Sumatra. Über alle Orte gibt es verstörende und besorgniserregende Berichte. Orang-Utan-Trekking in Malaysia und Indonesien, Sumatra und Borneo Anfüttern schadet den Tieren enorm Die vier Stationen geben vor, gerettete und semi-wilde Orang-Utans zu versorgen; Touristen bekommen das Gefühl vermittelt, den Tieren mit ihrem Eintrittsgeld etwas Gutes zu tun. Leider, wie so oft, hat sich die gute Idee mit der Zeit in ein großes Geschäft auf dem Rücken der Tiere entwickelt. In der Tat wurden die Menschenaffen, soweit wir das nachvollziehen können, vor langer Zeit gerettet. Doch anstatt sie richtig auszuwildern, werden sie mit wenigen Ausnahmen weiterhin gefüttert. Damit Touristen einen möglichst guten Blick bekommen, gibt es in Sepilok, Semenggoh und Tanjung Puting sogenannte Futterplattformen, neben denen die Urlauber stehen und Fotos machen können (in Bukit Lawang scheint diese Praxis nach vielen Jahren zwischenzeitlich eingestellt worden zu sein). Einen Zaun, der Tiere und Menschen trennt, gibt es nicht. Das führt natürlich zu zahlreichen Problemen: Junger Borneo-Orang-Utan an der Futterplattform © Center for International Forestry Research (CIFOR) Jede Chance auf eine richtige Auswilderung ist durch den ständigen Kontakt zu den Menschen vergeben. Die Orang-Utans haben durch das ständige Futterangebot nicht gelernt oder wieder verlernt, wie sie sich selbst versorgen können. Sie können das Wissen auch nicht an ihre Jungen weitergeben. Wilde Orang-Utans haben inzwischen gelernt, dass es an den Plattformen Futter gibt. Sie kommen aus dem Wald und verlieren ebenfalls die Scheu vor den Menschen. Touristen können bei so engem Kontakt Krankheiten auf die uns nahe verwandten Menschenaffen übertragen. In Bukit Lawang wurde ein Video aufgenommen, auf dem zu sehen ist, wie sich ein Orang-Utan an einer Touristin festhält. Das zeigt sehr deutlich, dass sich die Tiere unnatürlich verhalten. Wilde Orang-Utans gehen Menschen aus dem Weg. Die Orang-Utans kommen nicht nur den Touristen zu nahe, sondern auch den Menschen, die in der unmittelbaren Umgebung leben. Das führt zu Konflikten und letztendlich kann es den Orang-Utans das Leben kosten. Fotos zeigen, wie riesige Gruppen von Touristen durch den Wald von Tanjung Puting laufen. Das stört nicht nur die Menschenaffen, sondern alle anderen Wildtiere im Wald. Es gibt Berichte von Kannibalismus unter den Orang-Utans in Bukit Lawang, was auf schwere Verhaltensstörungen hindeutet. Mindestens zwei Orang-Utan Mütter trugen ihre toten Kinder mit sich herum und aßen sie. Auslöser sind wahrscheinlich der ständige Stress durch die vielen Menschen sowie vorangegangene Traumata. Es gibt Berichte über eine stark erhöhte Sterblichkeitsrate unter den Baby-Orang-Utans. Orang-Utans sind sehr stark. Wenn sie sich den Touristen nähern, um in den Rucksäcken nach Essen zu suchen, kann es zu schweren Zwischenfällen kommen. Die sogenannten Waldmenschen sind Einzelgänger und das ständige Aufeinandertreffen auf Artgenossen an den Plattformen führt zu erhöhter Aggression. Männlicher Orang-Utan und Touristen © Center for International Forestry Research (CIFOR) Nur wenige gute Angebote Das Geschäft mit den Orang-Utans ist völlig unreglementiert und es hängt von den jeweiligen Führern ab, inwieweit die Tiere von den Touristen beeinträchtigt werden. Die Guides führen die Touristen auf den Spaziergängen durch den Wald – sie entscheiden wie nah sie den Orang-Utans kommen können und ob die Futterplattform besucht wird. Die Wahl eines guten Führers ist also entscheidend. Unnatürliches Verhalten: Borneo-Orang-Utan hält Händchen © Roberto Isotti Zum Glück gibt es auch einige wenige gute Guides, die mit den Touristen Spaziergänge unternehmen, auf denen die Besucher wilde Orang-Utans aus angemessener Entfernung sehen können. Wir haben einen anonymen Bericht zu einem Angebot in Bukit Lawang bekommen, den wir hier mit euch teilen wollen. Junger Borneo-Orang-Utan © Simone Sbaraglia Erfahrungen aus Bukit Lawang, Sumatra, Indonesien „Wir besuchten Bukit Lawang im Juli dieses Jahres und nahmen unsere beiden Kinder mit. Wir sind bereits viel durch Asien und insbesondere Indonesien gereist und wollten, dass die beiden den Dschungel erleben und vielleicht sogar Wildtiere sehen können. Ich habe die Gegend bereits mehrfach besucht und habe die Veränderungen über die Jahre mitbekommen. Ich hatte die negativen Aspekte des Tourismus in Bukit Lawang selbst gesehen und kannte sie von Erzählungen. Eine kleine Recherche half mir dabei, zu verstehen, welchen Führern man trauen kann und welche man besser vermeidet. Seit meinem letzten Besuch wurde das Füttern der semi-wilden Orang-Utans, die aus der alten Station kommen, eingestellt. Wir waren sehr froh, das zu hören, denn das Anfüttern hatte in der Vergangenheit zu zahlreichen Problemen geführt. Die ehemals gefangenen und oft traumatisierten Menschenaffen hatten sich so sehr an das Futter gewohnt, dass sie die Scheu vor Menschen ablegten und den Besuchern sehr nah kamen. Die Menschen, die auf der Suche nach den besten Bildern und Selfies sind, übertragen Krankheiten, und sowohl Menschen als auch Orang-Utans wurden bei den Begegnungen bereits verletzt. Wir hatten unsere Tour bei einem Anbieter gebucht, der den IUCN-Richtlinien folgt, die unter anderem besagen: – Es muss ein Mindestabstand von zehn Metern zu den Tieren eingehalten werden. – Es darf kein direkter Kontakt zu den Tieren bestehen und die Tiere dürfen nicht gefüttert werden. – Es darf nicht gerufen werden oder irgendwie anders die Aufmerksamkeit der Tiere auf sich gelenkt werden. Männlicher Sumatra Orang-Utan © Emily Davies Das Dorf Bukit Lawang ist einer der Zugangspunkte zum Gunung Leuser National Park auf Sumatra, in dem wilde Orang-Utans leben. Unser kurzer Spaziergang sollte dort stattfinden und startete in einer Plantage. Sobald wir den Wald betraten, sahen wir bereits Touristenhorden und hörten Diskussionen unter den Guides, wo zuletzt Orang-Utans gesichtet worden waren. Bei mir gingen sofort die Alarmglocken an und ich war sehr froh, als unser Führer uns sagte, dass wir in eine andere Richtung als all die anderen gehen würden. Viele der jungen Führer kennen die Pfade durch den Wald nicht und halten sich am Rand auf, wo die Orang-Utans häufig aus dem Wald kommen und die Setzlinge auf den Plantagen fressen. Wir schlugen einen anderen Weg ein und hatten tatsächlich das Glück, eine wilde Orang-Utan-Mutter mit Kind und ein Männchen hoch in den Bäumen sowie zahlreiche weitere Affen zu sehen. Wir kommen sicher wieder und werden auch beim nächsten Mal sehr genau darauf achten, welchen Führer wir buchen.“ – Anonym Weiblicher Borneo Orang Utan © Center for international forestry research Das rät Pro WildlifeErkundigen Sie sich sehr genau, welches Angebote Sie buchen. Die besorgniserregenden Berichte aus Bukit Lawang, Semenggoh, Sepilok und Tanjung Puting zeigen einmal mehr, dass direkter Kontakt zu Wildtieren extrem schädlich ist. Bitte besuchen Sie diese Stationen nicht, sondern buchen Sie einen Führer, der den IUCN-Richtlinien folgt und verzichten Sie im Zweifel auf die Begegnung mit den Menschenaffen. Autorin: Sandra Henoch Mehr Informationen Affenschutz © International Animal Rescue Pro Wildlife unterstützt die Auffangstation Orangutan Centre in West Kalimantan, Indonesien für Orang-Utans » Unser Affenschutz-Projekt auf Borneo Orang-Utans © Craig Jones Orang-Utans verlieren ihren Lebensraum in unglaublicher Geschwindigkeit. Schuld ist das Palmöl. » Palmöl tötet Orang-Utans Lebensraumverlust © privat Asiens letzte Menschenaffen verlieren jeden Tag ein Stück ihres Lebensraumes durch Abholzung und Raubbau. » Schutz der Lebensräume für Wildtiere Zu Besuch bei den Berggorillas in Uganda Gorilla-Trekking hilft den Menschenaffen, zu überleben. Doch jede Medaille hat zwei Seiten. » Zu Besuch bei den Berggorillas in Uganda

Tierquälerei in südafrikanischen Elefantenparks
15. November 2019. Urlaubsspaß auf dem Rücken der Tiere. Die Videoaufnahmen der Tierschutzorganisation „National Society for the Prevention of Cruelty to Animals“ (NSPCA) vom südafrikanischen Elefantenpark „Elephants of Eden“ zeigen Grausames: Parkmitarbeiter dieser angeblichen Auffangstation ketten jungen Elefanten an, quälen sie mit Elektroschocks und sogenannten Elefantenhaken. Das Ziel dieser Misshandlungen ist es, die Elefanten für Touristensafaris gefügig zu machen und abzurichten. Die Aufnahmen stammen bereits aus dem Jahr 2014. Seither klagen Tierschützer gegen die damaligen Besitzer des Parks, die bis heute den Knysna Elephant Park betreiben und beide Einrichtungen als Elefantenschutzprojekte ausgaben. Die Gerichtsverhandlungen werden immer wieder vertagt, doch das Geschäft mit gequälten Dickhäutern floriert weiter. Der damalige Leiter des „Elephants of Eden“ eröffnete bereits kurz nach dem Skandal einen neuen Elefantenpark. Elefantenreiten im Wild Horizons Elephant Camp, Simbabwe © Martin Harvey Im südlichen Afrika bieten zahlreiche Camps und selbsternannte Auffangstationen „hautnahe Erlebnisse“ mit den Tieren an, darunter Streicheln, Füttern und sogar Reiten. Dass Kontakt zu Menschen großen Stress und Angst für die Elefanten bedeutet, ist den meisten Touristen gar nicht bewusst. Elefanten sind Wildtiere – sie scheuen Menschen Die Interaktion zwischen Mensch und Elefant ist kein natürliches Verhalten, sondern wird den Tieren aufgezwungen. Damit die Dickhäuter den direkten Kontakt mit Menschen wie Füttern und Streicheln überhaupt dulden, werden sie meistens schon als Kälber mit Gewalt dressiert. Ein Elefant in freier Natur würde einen Menschen niemals freiwillig auf seinem Rücken reiten lassen. Um ein solches Verhalten zu erzwingen, wird der Wille der Tiere mit Gewalt gebrochen. Dieses Konzept beruht auf dem Prinzip negativer Verstärkung: Körperliche und mentale Bestrafung sollen das gewünschte Verhalten herbeiführen. Die Misshandlungen dauern oft ein Leben lang an. Elefanten und Elefantenführer Kommerzialisierung und ahnungslose Touristen in Auffangstationen Die Besucher der Parks wollen den Tieren nichts Böses. Sie nehmen häufig unbekümmert die Gelegenheit wahr, Elefanten live zu erleben und anzufassen. Nahe Südafrikas beliebter „Garden Route“ gibt es mehrere Parks, selbsternannte Waisenhäuser oder Auffangstationen, die den engen Kontakt mit den Tieren zulassen. Darunter der „Knysna Elephant Park“, der den früheren Eigentümern des „Elephants of Eden“ gehört, in dem die Misshandlungen der Tiere gefilmt wurden. Auch im „Elephant Sanctuary Plettenberg Bay“, dem „Elephant Sanctuary – Hartbeespoort“ nahe Johannesburg und „Elephant Whispers“ bei Hazyview dürfen Südafrika-Besucher Elefanten füttern, streicheln, am Rüssel herumführen oder reiten. Weitere Einrichtungen, die sogenannte „Elephant Back Rides“ und ähnliche touristische Attraktionen mit Elefanten in Gefangenschaft anbieten, gibt es in Simbabwe und Sambia. Den Touristen wird oftmals vermittelt, dass sie den Elefanten etwas Gutes tun. Dabei stammen viele der Tiere aus der Wildnis und es handelt sich nicht, wie häufig suggeriert, um gerettete Waisen. Leid für die Tiere und Gefahr für die Menschen – Elefanten sind keine sanften Riesen Touristen und ein Elefant © Yathin Krishnappa Ähnlich wie Menschen können Elefanten durch Traumata, die durch Fang und Misshandlungen in Gefangenschaft verursacht werden an einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden. Für die Touristen ist der Besuch eines Elefantenparks nicht immer ungefährlich: Elefanten sind keine gutmütigen Riesen. Sie gelten als die gefährlichsten Tiere in Gefangenschaft, immer wieder greifen Tiere Menschen an. Erst 2018 gab es in Simbabwe mindestens zwei Unfälle mit Elefanten in Camps, in der „Dimbangombe Safari Lodge“ und im „Wild Horizons Elephant Sanctuary“. Für einen 40-jährigen Mann endete einer der Zwischenfälle tödlich. Beide Elefanten wurden daraufhin vom Personal der Einrichtungen erschossen. Elefantenfreundlicher Südafrika-Urlaub Wer Elefanten liebt, sollte einen weiten Bogen um Einrichtungen machen, die direkte Interaktionen mit Elefanten anbieten. Pro Wildlife rät dazu, statt dessen wildlebende Elefantenherden in Schutzgebieten und Nationalparks zu beobachten – in Afrika gibt es hierfür jede Menge Gelegenheiten. Elefantenherde an einem Wasserloch Falls Sie doch eine Auffangstation besuchen wollen, achten Sie darauf, dass die Elefanten nicht zu Vorführungen eingesetzt werden und es keinen direkten Kontakten zu Besuchern gibt. Gegen die Elefanten sollte ausnahmslos keine Gewalt angewendet werden. Weil Elefanten Herdentiere sind, sollten sie niemals allein gehalten werden. Besonders wichtig ist, dass sich die Rüsseltiere frei, ohne Ketten, und in weitläufiger Umgebung bewegen können. Zusätzlich muss immer für ausreichend Nahrung, Wasser, Abkühlung in Form von Bademöglichkeiten und Schatten gesorgt sein. Echte Elefantenwaisenhäuser streben eine Wiederauswilderung der Tiere an. Positivbeispiel: Elefantenwaisenhaus in Sambia Es gibt einige wenige positive Beispiele für Elefantenparks und Waisenhäuser, in denen Urlauber die Tiere unbeschwert beobachten können. Eines davon ist das von Pro Wildlife unterstützte Elefantenwaisenhaus in Sambia. Elefantenwaisenhaus Sambia Dort werden Elefantenwaisen aufgenommen, deren Eltern Wilderern zum Opfer fielen. Oberstes Ziel dieser Einrichtung ist die Wiederauswilderung der Kleinen. Autorin: Lisa Hase Weitere Informationen Ein Leben in Ketten: Elefanten im Tourismus Der Bericht „Ein Leben in Ketten – Elefanten im Tourismus“ von Pro Wildlife zeigt, wie problematisch der Elefantentourismus ist. Viele Tiere werden in der Wildnis gefangen und mit Hilfe von massiver Gewalt gefügig gemacht » Bericht: Elefanten im Tourismus: Ein Leben in Ketten Löwenfarmen Auf Löwenfarmen in Südafrika schießen Jäger gezüchtete Löwen in Gefangenschaft, die Touristen von Hand großziehen » Löwenfarmen Elefantenwaisenhaus Sambia Tausende Elefanten werden jedes Jahr wegen ihres Elfenbeins getötet. Zurück bleiben hilflose Elefantenbabys, die im Elefantenwaisenhaus eine zweite Chance bekommen » Elefantenwaisenhaus Sambia Elefantenfreundliche Reiseunternehmen Reiseanbieter werden elefantenfreundlich: Pro Wildlife hat relevante Reiseanbieter und -marken sowie den Deutschen Reiseverband über die Tier- und Artenschutzprobleme des Elefantentourismus informiert » Elefantenfreundliche Reiseunternehmen Checkliste elefantenfreundlicher Tourismus So erkennen Sie, ob eine Einrichtung elefantenfreundlich ist » Checkliste elefantenfreundlicher Tourismus Tipps für Volunteering und Freiwilligenarbeit Worauf Sie bei einem Ehrenamt im Artenschutz achten sollten. » Tipps für Volunteering und Freiwilligenarbeit Der Elefantenhaken in Pinnawela Viele beliebte Touristenattraktionen sind Tierquälerei. So auch in Pinnawela in Sri Lanka » Tierquälerei in Sri Lanka: „Elefantenwaisenhaus“ Pinnawela Elefantenherde im Waisenhaus © ETH Sri Lanka Im Elephant Transit Home in Sri Lanka bekommen Elefantenwaisen eine zweite Chance » Reisetipp Asien: Elephant Transit Home in Sri Lanka

Wildtier-Souvenirs: Gefahr für die Artenvielfalt
08. Oktober 2019. Augen auf beim Kauf von Souvenirs. Ein bekanntes Gefühl: Der Urlaub in einem fernen Land war wunderschön und aufregend, zum Ende jetzt noch schnell ein Andenken, um die Erinnerung zu konservieren. Dazu ein paar Mitbringsel für die lieben daheim Gebliebenen. Doch leider sind viele Souvenirs, die jedes Jahr nach Deutschland mitgebracht werden, aus – oftmals bedrohten – Wildtieren hergestellt. Nautilus © Martin Harvey Viele Menschen sind sich über die Konsequenzen solcher Urlaubskäufe nicht bewusst. Ein großer Teil der gehandelten Arten ist durch das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) international geschützt und die Einfuhr nach Deutschland entweder verboten oder streng reguliert. Bei Verstößen drohen empfindliche Geldbußen und strafrechtliche Verfolgung. Doch selbst wenn Arten noch nicht durch internationale Gesetze geschützt sind, können sie bereits bedroht sein. Ein rechtlich verankerter Schutzstatus ist häufig schwer zu erreichen und der Prozess bis hin zu einer CITES-Listung und entsprechenden nationalen Schutzgesetzen ist langwierig. Illegale Wildtier-Souvenirs © Roberto Isotti Der ausbeuterische Handel mit Wildtiersouvenirs ist zudem keinesfalls auf exotische Fernziele beschränkt, sondern findet auch in Europa statt. Erst vergangene Woche erreichte das Pro Wildlife Team der schockierende Bericht einer Touristin aus Italien, die in einem Souvenirladen zahlreiche Produkte aus Meerestieren entdeckt hatte: Ausgestopfte Meeresschildkröten und Schildkrötenpanzer, ausgestopfte Haie, getrocknete Seesterne und Steinkorallen. Sogar der Oberkiefer eines streng geschützten Sägefisches findet sich in einer Vitrine. Meeresschildkröte zum Verkauf in Italien © Katharina Kos Ein großes Problem für den Tier- und Artenschutz Für den Tier- und Artenschutz stellt solcher Handel ein erhebliches Problem dar. Viele der angebotenen Produkte stammen von Tieren, die gefährdet sind, zudem sind die Fang- und Tötungsmethoden oftmals inhuman. Für beliebte Souvenirs wie Geldbeutel und Taschen aus Reptilienhäuten werden die Tiere häufig wild gefangen und oft lebendig gehäutet. Sehr beliebt bei Touristen sind Mitbringsel aus dem Meer. Gerade Korallen und Muschelbestände wurden über die vergangenen Jahrzehnte speziell für die Vermarkung an Urlauber geplündert. Korallen nehmen eine zentrale Rolle im Ökosystem ein und die Riffe sind stark durch den Klimawandel und die Verschmutzung der Ozeane bedroht. Der Kauf von Korallen-Souvenirs stellt eine zusätzliche akute Bedrohung dar. Sogar Teile von Haien und Sägefischen stehen zum Verkauf © Katharina Kos Ob Karibik, Italien oder Indonesien: Gerade beim Kauf von exotischen Muschelschalen erliegen Touristen häufig dem Trugschluss, dass diese schlicht von Einheimischen am Strand gesammelt und dann verkauft würden. Wenige wissen, dass hinter dem Handel mit Muschelprodukten eine kommerzielle Industrie steckt. Schöne Lampenschirme, Bilderrahmen oder als Schale im Ganzen; der Handel mit Muscheln ist ein gigantisches Geschäft. Die Tiere werden oft mit Schleppnetzen vom Meeresboden gesammelt, eine Technik, die eine „Unterwasserwüste“ zurücklässt und den empfindlichen Lebensraum zerstört. Die riesige Zahl, in der die Muscheln gesammelt werden, reißt eine Lücke im Ökosystem Meer, denn die Weichtiere erfüllen wichtige ökologische Funktionen. Nach der „Ernte“ werden die Tiere dann tonnenweise lebendig an der Sonne zum Trocknen ausgelegt. Muscheln und andere Meerestiere zum Verkauf in Italien © Katharina Kos Finger weg von exotischen Delikatessen Nicht nur Dekoartikel und Schmuckstücke sind ein Problem. Auch Nahrungsmittel, die den oft ahnungslosen Touristen als einheimische Delikatessen zur Mitnahme in die Heimat angeboten werden, sind eine Gefahr für den Schutz bedrohter Arten und können schnell zu Ärger mit den Zollbehörden führen. So stellten deutsche Zollbeamte in den vergangenen Jahren vermehrt Walsalami bei Touristen, die von Kreuzfahrten in Norwegen nach Hause kamen, sicher. Die Einfuhr von Walprodukten in die EU ist strikt verboten, Touristen sind für die Walfleischindustrie in Norwegen aber eine wichtige Zielgruppe. Gewürzmarkt Für verantwortungsbewusste Reisende gilt: Was wild ist, sollte auch wild bleiben. Beim Kauf von exotischen Souvenirs sollte komplett auf tierische Produkte verzichtet werden, ganz nach dem Motto „nichts kaufen, was einmal gelebt hat“. Auch bei Pflanzenprodukten sollten Urlauber genau hinschauen, denn viele Hölzer stammen von bedrohten Bäumen und Pflanzen. Der Kauf einer landestypischen Gewürzmischung oder von Handwerksprodukten aus recycelten Materialien und Stoffen unterstützt hingegen die lokalen Händler und ist eine nachhaltige Alternative zum touristischen Ausverkauf der Artenvielfalt. Autorin: Astrid Fuchs Weitere Informationen Urlaubstipps für Tierschützer Tierschutzfallen im Urlaub » Urlaubstipps für Tierschützer Tierschutz auf Reisen Auch im Urlaub und auf Reisen: Tierschutz für unterwegs » Tierschutz auf Reisen Tierquälerei im Urlaub Die hier vorgestellten Fälle haben wir selbst beobachtet oder sie wurden uns von engagierten Urlaubern gemeldet. » Tierquälerei im Urlaub Elefantenfreundliche Reiseunternehmen Reiseanbieter werden elefantenfreundlich: Pro Wildlife hat relevante Reiseanbieter und -marken sowie den Deutschen Reiseverband über die Tier- und Artenschutzprobleme des Elefantentourismus informiert » Elefantenfreundliche Reiseunternehmen Checkliste elefantenfreundlicher Tourismus So erkennen Sie, ob eine Einrichtung elefantenfreundlich ist » Checkliste elefantenfreundlicher Tourismus Tierleidfreier Urlaub in Asien Unsere Tipps helfen dabei, einen unvergesslichen Urlaub zu genießen, bei dem keine Tiere zu Schaden kommen. » Tierleidfreier Urlaub in Asien

Selfies mit Wildtieren
24. September 2019. Bitte lächeln! Wildtier-Selfies im Urlaub Für Touristen ist es meist ein tolles Erlebnis, ein Selfie mit Wildtieren zu ergattern. Die Fotos dokumentieren aber eigentlich vor allem eins: Tierquälerei. Cheese! – Zum Urlaub gehören Fotos dazu. Oft können es gar nicht genug sein, alles muss auf der Kamera festgehalten werden. Gerade dann, wenn es um Tiere geht. Denn die gehören wohl zu den Lieblingsmotiven der Menschen schlechthin. Vor allem im Wildtiertourismus ist ein Erinnerungsfoto ein Muss. Im Trend: Selfies. Dabei grinsen meist ein oder mehrere Touristen wie gewohnt in die Innenkamera ihres Handys. Der Unterschied zu gewöhnlichen Selfies: Neben ihnen blickt ein Wildtier in die Linse. Doch das hat in der Regel eher weniger zu lachen. Selfie mit Affe Was ist so schlimm an Wildtier-Selfies? Wildtiertourismus wird per se bereits stark kritisiert. Bei Wildtieren, die eingesperrt oder gar angekettet unter miserablen Bedingungen leben, damit Touristen sie streicheln, reiten oder waschen können, handelt es sich um nichts anderes als Tierquälerei. Selfies und Fotos mit Touristen bedeuten für die Tiere zusätzlich Stress und Leiden. Dazu kommen falsche Haltung, zu viel Kontakt zu Menschen oder schlechte tierärztliche Versorgung – viele Tiere sterben sehr jung. Da es ein lukratives Geschäft ist, werden Wildtiere teilweise auch gezielt für Touristenfotos eingefangen. Damit ein Mensch überhaupt so nah an ein Wildtier herangehen kann, wie das für Selfies nötig ist, müssen Tiere zuvor außerdem oft ruhig gestellt werden. Gefährliche Tiere wie Tiger oder Bären werden daher zum Beispiel sediert oder ihnen werden Zähne gezogen, damit sie dem Menschen nichts tun und als zahme Marionetten eingesetzt werden können. Tigerjunges in Phuket © Pro Wildlife Egal, ob das Elefanten sind, die einen Menschen fürs Foto mit ihrem Rüssel hochheben, Delfine, die Menschen einen Kuss geben, oder Tiger, die sich knuddeln lassen wie eine Hauskatze – das Verhalten der Tiere ist nicht natürlich. Sie werden trainiert, ihr Wille gewaltsam gebrochen. Kein Wildtier zeigt solch ein Verhalten von sich aus. Das hat sich der Mensch ausgedacht. Für das perfekte Foto. Delfinkuss in einem Delfinarium Auch für den Artenschutz kann der Wildtiertourismus fatal sein. Obwohl beispielsweise Plumploris international den strengsten Schutz genießen, werden sie immer wieder illegal über Grenzen geschmuggelt, um sie an thailändischen Stränden als „Fotomodell“ posieren zu lassen. Wildtierattraktionen überhaupt zu besuchen, ist also schon mehr als nur bedenklich. Selfies mit leidenden, zum Teil sedierten Tieren zu machen, ist aber vor allem eins: geschmackslos. Und wenn die Tierliebe tatsächlich so groß ist, dann könnte das Geld besser investiert werden: in den Tierschutz zum Beispiel. #tigerselfie #elephantride #dolphinkiss Wenn das Foto mit dem kuscheligen Löwen, dem lustigen Affen oder dem süßen Koala gemacht wurde, landet es bald darauf häufig in sozialen Netzwerken wie Instagram. Die Organisation WAP hat im Jahr 2017 festgestellt, dass die Anzahl der Selfies mit Wildtieren auf Instagram von 2014 bis 2017 um fast 300 Prozent angestiegen ist. Urlaubsfoto mit Koala Auf den Fotos sieht es dann oft so aus, als würde das Tier lachen, als würde es den Kontakt zum Menschen genießen, als hätte es Spaß. Was die Fotos nicht zeigen, sind die qualvollen Hintergründe. Auf sozialen Netzwerken erzielen Wildtier-Selfies oft große Aufmerksamkeit. Menschen, die über die Lebensumstände der Tiere nicht Bescheid wissen, werden von solchen Bildern „inspiriert“ – und machen es im nächsten Urlaub vielleicht nach. Durch Social Media dienen Wildtier-Selfies deshalb auch der Verbreitung dieser bedenklichen Form des Wildtiertourismus. Selfie auf einem Elefant Instagram hat bereits reagiert. Sucht oder postet man Hashtags wie #tigerselfie, #dolphinkiss oder #elephantride, so erscheint eine Warnung von Instagram, dass es sich bei derartigen Fotos um Tierquälerei handle. Erst, wenn durch einen Klick bestätigt wird, dass man die Fotos trotzdem ansehen oder posten möchte, kann die Aktion fortgeführt werden – diese Funktion ist ein Schritt in die richtige Richtung. Noch besser wäre es allerdings, wenn solche Fotos gar nicht mehr gepostet werden könnten. Instgram warnt vor Wildtier-Selfies Selfies mit wilden Tieren Auch Tiere in freier Wildbahn sind ein beliebtes Fotomotiv – verständlich. Und dagegen spricht erstmal auch nichts. Solange man beachtet, Abstand zu den Tieren zu halten. Selfie mit einem Faultier In freier Wildbahn ist es natürlich nicht so einfach, ein Selfie mit einem Wildtier zu ergattern wie in Gefangenschaft. Urlauber verleitet das oft zu riskanten Aktionen: Sie versuchen, so nah wie nur möglich an das Tier heran zu kommen, damit es noch mit aufs Selfie passt. Zu nah. Für die Tiere ist das Stress. Woher sollen sie denn auch wissen, ob der Mensch ein Foto machen oder sie jagen möchte? Fakt ist: Zu naher Menschenkontakt stresst die Tiere. Zumal das auch für den Menschen gefährlich werden kann: Wildtiere sind und bleiben wild – und möglicherweise gefährlich. Sicherheitsabstand ist daher auch für den Menschen enorm wichtig. Ein respektvoller Abstand zu Wildtieren ist wichtig Wie drastisch sich die vermeintliche „Tierliebe“ und der Selfie-Wahn der Menschen auf das Tierwohl auswirken können, zeigt ein Vorfall an einem Strand des Touristenorts Majocar im Südosten Spaniens. Vor zwei Jahren ist ein Babydelfin dort allein ins seichte Wasser geschwommen. Anstatt den Tierschutz zu rufen, haben die Badegäste den kleinen Meeressäuger aus dem Wasser gehoben, ihn herumgereicht, Fotos gemacht und mit ihm „gespielt“ – und dabei scheinbar vergessen, dass es sich um ein Lebewesen handelt. Als die örtliche Tierschutzorganisation eintraf, war der Babydelfin bereits tot. Insgesamt lässt sich sagen, dass es nicht in Ordnung ist, Fotos mit Wildtieren zu machen, die gefangen sind, durch Futter angelockt oder berührt werden. Wenn der Mensch aber einen angemessenen und sicheren Abstand hält und das Tier frei ist, steht einem Foto nichts im Wege. Für weitere Hintergründe und Eindrücke von dem Schicksal von Wildtieren als Urlaubsattraktionen empfehlen wir den Artikel „Suffering unseen: The dark truth behind wildlife tourism“ von National Geographic Reporterin Natasha Daly Autorin: Julia Kainz Weitere Informationen Ein Leben in Ketten: Elefanten im Tourismus Der neue Bericht „Ein Leben in Ketten – Elefanten im Tourismus“ von Pro Wildlife zeigt nun, wie problematisch der Elefantentourismus ist. Viele Tiere werden in der Wildnis gefangen und mit Hilfe von massiver Gewalt gefügig gemacht » Bericht: Elefanten im Tourismus: Ein Leben in Ketten Tiger im Tourismus Massenzucht für Schnappschuss und die traditionelle asiatische Medizin. » Tiger im Tourismus Tierquälerei im Urlaub Die hier vorgestellten Fälle haben wir selbst beobachtet oder sie wurden uns von engagierten Urlaubern gemeldet. » Tierquälerei im Urlaub Elefantenfreundliche Reiseunternehmen Reiseanbieter werden elefantenfreundlich: Pro Wildlife hat relevante Reiseanbieter und -marken sowie den Deutschen Reiseverband über die Tier- und Artenschutzprobleme des Elefantentourismus informiert » Elefantenfreundliche Reiseunternehmen Checkliste elefantenfreundlicher Tourismus So erkennen Sie, ob eine Einrichtung elefantenfreundlich ist » Checkliste elefantenfreundlicher Tourismus Tierleidfreier Urlaub in Asien Unsere Tipps helfen dabei, einen unvergesslichen Urlaub zu genießen, bei dem keine Tiere zu Schaden kommen. » Tierleidfreier Urlaub in Asien

Schwimmen mit wilden Delfinen?
17. September 2019. Traum für den Menschen, Albtraum für den Delfin? Ein kleines Boot, der blaue Ozean und ganz viele wilde Delfine: Nur mit Schnorchel und Taucherbrille ausgestattet geht es ins Meer. Die Delfine tauchen unter dem Boot hindurch, sind neugierig, springen aus dem Wasser und es ist zu hören, wie sie mittels ihrer Klicklaute kommunizieren. Doch wie bedenklich ist das Schwimmen mit Delfinen eigentlich? Viele Menschen träumen davon, solch eine Erfahrung zu machen und mit wilden Delfinen im Ozean zu schwimmen. In den vergangenen Jahren hat sich dieses Erlebnis deshalb mehr und mehr zu einer echten Touristenattraktion entwickelt. Schwimmen mit wilden Delfinen © Charlotte Sams Mit freien und glücklichen Delfinen in ihrem natürlichen Lebensraum schwimmen und tauchen – zugegeben, das hört sich erstmal richtig gut an. Für Mensch und Tier. Und im Gegensatz zu Besuchen in Delfinarien haben viele Urlauber hier keine Bedenken. Ganz so einfach ist das aber doch nicht. Denn es wird problematisch, wenn die Anzahl der Touristen überhand nimmt und der Wunsch der Menschen über die Bedürfnisse der Tiere gestellt wird – wie es beim Delfinschwimmen oft der Fall ist: Häufig suchen mehrere Anbieter die Tiere gleichzeitig auf, mehrmals am Tag. Vier oder fünf Boote halten sich dann oft zur selben Zeit um die Meeressäuger herum auf, während die Touristen sie im Wasser beobachten. Wenn die Delfine davon schwimmen, fahren die Boote hinterher. Für die Anbieter ist der Trend ein lukratives Geschäft, doch für die Tiere ist es purer Stress. Touristen beobachten Delfine Egal ob in Portugal, Ägypten, Australien oder auf Hawaii – das Schwimmen mit wilden Delfinen ist heute auf der ganzen Welt möglich, eigentlich überall da, wo es eben auch Delfine gibt. Denn das Ganze wird nicht nur für den wohl bekanntesten Delfin angeboten, den Großen Tümmler (Tursiops truncatus), sondern auch für andere Arten wie Gemeiner Delfin (Delphinus delphis) oder Fleckendelfin (Stenella frontalis). In Neuseeland ist das Schwimmen mit Delfinen ebenfalls eine beliebte Touristenattraktion. Doch dem hat die neuseeländische Regierung nun einen Riegel vorgeschoben. Neuseeland schränkt Schwimmen mit wilden Delfinen ein „Bay of Island“ heißt die Bucht, um die es geht. Sie befindet sich auf der Nordinsel, nördlich von Auckland. Das Delfinschwimmen ist hier sehr gefragt. Doch das soll nun ein Ende haben. Schon 2016 hat eine Studie der neuseeländischen Massey Universität herausgefunden, dass der Umgang mit Menschen große Auswirkungen auf das Verhalten und die Population der Großen Tümmler in dieser Bucht hat: Durch den ständigen Kontakt mit Booten und Menschen schlafen und fressen die Tiere weniger und beschäftigen sich stattdessen mehr damit, zu spielen, zu interagieren und zu tauchen. Kurz gesagt: Sie kommen nicht zur Ruhe und stellen lebenswichtige Verhaltensmuster ein. Ein Tourist schwimmt mit wilden Delfinen Häufiger Kontakt bedeutet für die Meeressäuger zu viel Stress. Seit 1999 ist die Zahl der Tümmler um 66 Prozent zurück gegangen. Heute besucht nur noch ein fester Kern von 19 Tieren die Gewässer von „Bay of Island“ häufig. Die Sterberate der Kälber liegt bei 75 Prozent. Das ist nicht nur die höchste in Neuseeland, sondern auch international. Die neuseeländische Regierung hat nun reagiert und das Schwimmen mit den Delfinen in dieser Bucht vollständig verboten. Darüber hinaus wurden auch die Zeiten für Bootsfahrten eingeschränkt. Delfinschwimmen in Gefangenschaft Neben dem Schwimmen mit Delfinen in freier Wildbahn gibt es auch noch andere Möglichkeiten, mit den Tieren im Wasser zu sein: In Gefangenschaft. Anders als im wilden Ozean können die Touristen hier nicht nur neben ihnen her schwimmen und sie beobachten, sondern in vielen Fällen auch anfassen, sie streicheln und sich von ihnen durchs Wasser ziehen lassen. Ein Geschäftsmodell, von dem wir dringend abraten. Delfinschwimmen in Gefangenschaft Denn für die Tiere bedeutet das Stress pur: Neben dem Aspekt, dass die Haltung von Delfinen in Gefangenschaft an sich bereits nicht artgerecht ist, stehen die Tiere beim Schwimmen in ständigem Kontakt zu Menschen, können in den zu kleinen Becken nicht ausweichen und werden durchaus auch aggressiv. Diese Art von Delfinschwimmen ist daher in keiner Hinsicht vertretbar. Und auch die Delfintherapie steht massiv in der Kritik. Schwimmen mit Delfinen: Respekt und Verantwortung Aber wie ist das nun mit dem Schwimmen mit wilden Delfinen? Ist es vertretbar oder sollten Urlauber lieber auch von solchen Angeboten die Finger lassen? Wie beim Whale Watching liegt auch hier die Antwort irgendwo dazwischen: Wer es machen will, sollte es verantwortungsbewusst tun. Mein Tipp lautet deshalb: Unbedingt alle Angebote überprüfen und abchecken, wie oft solche Touren am Tag angeboten werden, wie viele Menschen auf einmal mitkommen und wie der Veranstalter dem Tierwohl gegenübersteht. Es ist zum Beispiel wichtig, dass ein gewisser Abstand zu den Tieren eingehalten wird. Wenn die Delfine wegschwimmen, dann ist das nun einmal so. Ein Anbieter, der den Tieren dann hinterher fährt, handelt nicht verantwortungsbewusst. Delfine in Freiheit Am besten ist es deshalb, sich nicht nur online, sondern auch vor Ort zu erkundigen. Im Zweifel lassen Sie aber lieber die Finger davon. Denn es gilt: Die Eindrücke vom Anfang des Artikels sind und bleiben Wunschvorstellungen, keine Realität: Wenn gleichzeitig noch 30 andere Touristen im Wasser sind, dann wird das nicht nur für die Delfine stressig. Die bessere Variante: Delfine lassen sich in vielen Ländern, auch in Europa, ganz wunderbar von Booten aus beobachten. Auch hierbei gilt: Genau schauen, ob der Veranstalter sich an Abstandsregelungen hält, die Delfine nicht bedrängt, abwartet. Und oft wird diese rücksichtsvolle Art von den neugierigen und verspielten Delfinen belohnt: Sie kommen freiwillig ans Boot, tauchen darunter durch und schwimmen sogar mit den Booten mit. Delfine hautnah erleben, ohne sich ihnen aufzudrängen – das schenkt einmalige Erlebnisse… Autorin: Julia Kainz Mehr Informationen Tierschutz auf Reisen Elefantenreiten, Delfinshow oder Tiger-Selfie: Für die Urlauber ein kurzes Vergnügen, für die Tiere lebenslange Quälerei. » Tierschutz auf Reisen Whale Watching: Meeresriesen in Freiheit genießen Wale können auch in Europa in freier Wildbahn beobachtet werden. » Whale Watching in Europa Jagd auf Wale und Delfine Während für alle Großwale weltweite Jagd- und Handelsverbote gelten, sind Delfine und Kleinwale in vielen Ländern nahezu vogelfrei. » Jagd auf Wale und Delfine Delfinarien in der Kritik Vergnügungsparks in aller Welt halten hunderte aus dem Meer gefangener Kleinwale und Delfine als „schwimmende Clowns“ » Delfinarien in der Kritik Delfintherapie: Schwimmen mit Delfinen Mit Delfintherapien wird viel Geld gemacht. Was ist dran am Dr. Flipper? » Delfintherapie

Haifütterung beim Tauchen
16. Juli 2019. Von zweifelhaften Begegnungen mit Haien. Die meisten Taucher werden mir zustimmen, wenn ich sage: Die erste Begegnung mit einem Hai unter Wasser vergisst man nie. Meistens sind es nur wenige Sekunden, die den Tauchern bleiben, um das Tier zu sichten und zu beobachten, dann ist es auch schon wieder weg. Haie sind erstaunlich scheue Tiere und so verwundert es nicht, dass Tauchbasen und Safari-Anbieter etwas nachhelfen wollen, um Begegnungen mit Haien zu garantieren und die Taucher glücklich zu machen. Haifütterungen erfreuen sich auch deshalb großer Beliebtheit, weil viele Taucher sich eben nicht mit der zufälligen Begegnung in einigem Abstand zufrieden geben. Ist es das Risiko wert? Tigerhai © Tomas Kotouc Dringend benötigter Imagewechsel Haie leiden unter einem schlechten Image, das ist unbestritten. Viele Menschen sehen in ihnen die Fress- und Killermaschinen aus Hollywood-Produktionen wie „Der weiße Hai“. Das hat natürlich Einfluss auf den Schutz der Tiere, denn ist ein Tier nicht besonders beliebt, setzen sich auch weniger Menschen für dessen Schutz ein. Deshalb ist es zunächst begrüßenswert, wenn es Bestrebungen gibt, den Menschen die Tiere näher zu bringen. Je mehr Menschen sich für Haie begeistern, desto größer und stärker ist ihre Lobby und desto besser kann ihr Schutz gelingen. Das Problem an den Haifütterungen ist, dass sie dem genau entgegenwirken können – und zwar dann, wenn es zu Zwischenfällen mit Haien kommt. Auch über Wasser werden Haie mit Fisch geködert Risiken der Haifütterungen Haifütterungen finden auf ganz unterschiedliche Arten und Weise statt. Es werden in verschiedenen Teilen der Erde ganz verschiedene Arten angelockt. Zum Teil werden für das Haitauchen Fischstücke ins Wasser gekippt, zum Teil werden die Haie sogar per Hand gefüttert. Vor Südafrika schützen Käfige im Wasser die Haitaucher vor potentiellen Attacken durch angefütterte weiße Haie. Im Südpazifik werden Bullenhaien große Stücke Fisch präsentiert, auf den Bahamas sind es zig unterschiedliche Arten, die auf Geruchsköder und Fischstücke reagieren. Es fällt nicht schwer, sich die Risiken für die Taucher bewusst zu machen. Das Anfüttern hat mehrere Konsequenzen: Karibischer Riffhai kreist um einen Taucher © Tomas Kotouc Die Haie verändern ihr Sozialverhalten Haie sind entgegen der vorherrschenden Meinung intelligente Lebewesen mit Sozialstrukturen. Es gibt einzelgängerische Räuber und solche, die sich auch gerne in Gruppen zusammentun. Werden zu definierten Uhrzeiten an bestimmten Plätzen regelmäßig große Mengen Futter zur Verfügung gestellt, kommen auch viele Haie zusammen. Dabei mischen sich Einzelgänger unter die Gruppentiere, kleine und große Haie schwimmen miteinander. Das kann natürlich zu Aggressivität oder weiteren Verhaltensänderungen führen. Diese Riffhaie schwimmen gerne in Gruppen Die Haie verändern ihr Fressverhalten Die Konditionierung von Haien mit Hilfe von Futter funktioniert erstaunlich gut: Zum Teil erscheinen die Räuber bereits, wenn sie ein sich näherndes Boot hören. Sie lassen buchstäblich alles stehen und liegen und konzentrieren sich auf die vermeintlich leichte Beute, die vom Boot fällt oder von Tauchern im Wasser ausgelegt wird. Im Riff und in den Ozeanen sind sie aber eine Art Gesundheitspolizei, die das Meer sauber halten und kranke und schwache Wasserbewohner fressen und größere Räuber in Schach halten. Fehlt die Polizei, kann das Auswirkungen auf die Nahrungspyramide im Meer haben. Riffe sind auf Haie angewiesen Das Risiko potenziert sich Große Mengen Futter im Wasser, unnatürlich viele Artgenossen, konditionierte Räuber und drum herum Haitaucher: Dass das zu Problemen führen kann, versteht sich fast von selbst. Die Tiere kommen Menschen viel näher, als sie es natürlicherweise tun würden. Taucher und Schwimmer können je nach Tiefe und Beschaffenheit der Ausrüstung fatal an Beutetiere erinnern. Tigerhai und Taucher © Tomas Kotouc Wildtiere sollten nicht angefüttert werden Wer Wildtiere anfüttert, riskiert, dass sie die Scheu vor dem Menschen verlieren. Das kann, wie im Fall der Taucher, gewollt sein. Doch Haie und andere Wildtiere wissen natürlich nicht, wann sie sich Menschen nähern sollen und wann nicht. Kommt es zu Zwischenfällen, wird die Schuld auf die Tiere geschoben – egal, ob es sich um Haie, Eisbären oder Wölfe handelt. Dann hat das Haifüttern auch keinen positiven Einfluss mehr auf das Image der Tiere, denn sie tun genau das, was die Hollywood-Produktionen ihnen vorwerfen: Sie verletzen Menschen. Besser ist es, sich zu gedulden, Haie in ihrem natürlichen Verhalten zu beobachten oder natürliche Zusammenkünfte der Haie zu beobachten. Und was gibt es Schöneres, als unter Wasser überraschende Sichtungen zu erleben? Autorin: Sandra Henoch Mehr Informationen Orcas in Gefangenschaft © Eddie Maloney Tierschutzfallen im Urlaub. » Urlaubstipps für Tierschützer Einkaufshelfer für Haifreunde Millionen Haie sterben jährlich wegen ihrer Flossen. » Finning Haifischflossen: Raubbau am Meer Haie und Rochen Jäger und Akrobaten der Meere » Haie und Rochen

Kulturen und Traditionen im Tierreich
12. Juni 2019. … und was dies für den Artenschutz bedeutet. Ob Tradition, Sprache, Handlungen, Identität: Kultur wurde lange Zeit als etwas verstanden, was nur den Menschen ausmacht, Tieren jedoch vorenthalten ist. Der Mensch als Krönung der Schöpfung – ein solches Bild erleichtert es ungemein, Tiere einzusperren, zu verdrängen oder zu töten. Doch was ist, wenn sich bestimmte Tiere als hochintelligent, als super-sozial und gar als Wesen mit Traditionen und Kulturen erweisen, die sie als Gemeinschaft verbinden und die Artgenossen und Nachkommen von ihnen erlernen? Immer mehr Studien zeigen genau dies und werfen zentrale Fragen für den Tier- und Artenschutz auf: Bereits 1950 beobachteten Forscher bei Makaken auf der japanischen Insel Koshima ein Verhalten, das ihre Artgenossen anderswo nicht zeigten: Die Affen waschen schmutzige Früchte im Wasser, bevor sie sie verzehren. Und sie geben diese Esskultur offenbar als Tradition von Generation zu Generation weiter. In den 1960er Jahren entdeckte Jane Goodall bei wilden Schimpansen den Gebrauch von Werkzeugen: Mit kleinen Zweigen angeln sie Ameisen und Termiten aus ihren Bauten. Die eine Schimpansen-Horde erbeutet Honig mit Stäben, eine andere nimmt hierfür gekaute Blätter, die wie ein Schwamm wirken. Kein Einzelfall: Orang-Utans und Gorillas wurden dabei beobachtet, wie sie mit einem langen Ast zuerst testen, wie tief ein Gewässer ist, bevor sie hindurchwaten. Eine neuere Studie zeigt: Je mehr Weibchen in einem Schimpansen-Trupp sind, desto mehr Techniken und Traditionen werden in dem Trupp weitergegeben. Werkzeuggebrauch bei Schimpansen© Livia Wittiger LWC Dass mehrere Buckelwale als Team Fischschwärme mit Luftblasen-Netzen umzingeln, um die begehrte Beute zusammenzutreiben, ist schon lange bekannt. Doch Anfang der 1980er Jahre beobachteten Forscher im Golf von Maine (USA) einen einzelnen Buckelwal dabei, wie er jedes Mal vor dem „Bubble-Feeding“ mit der Schwanzflosse auf die Wasseroberfläche schlug, was die Fische zusätzlich verwirrte und ihren Fang nochmals erleichterte. Über die nächsten 20 Jahre übernahmen immer mehr Buckelwale der Region die neue Jagdtechnik ihres Artgenossen; inzwischen ist dies bei fast der Hälfte dieser Buckelwal-Population Teil ihrer Jagdtechnik. Ein großer Selektionsvorteil in Zeiten von industrieller Überfischung… Buckelwale bei der Jagd Bei Orcas weiß man inzwischen, dass verschiedene Gruppen nicht nur unterschiedliche Dialekte haben, sondern dass diese Dialekte sehr unterschiedlich komplex sind. Schließen sich Orca-Gruppen zu sogenannten „Clans“ zusammen, geschieht dies zwischen Gruppen mit ähnlichen Dialekten. Und sie sind nicht die einzigen Meeressäuger: Auch bei Blauwalen und Pottwalen kennt man inzwischen lokale Dialekte. Über diverse Pfiffe rufen Delfine ihre Artgenossen regelrecht beim Namen. Und 2018 entdeckten Forscher, dass Buckelwale die Gesänge ihrer Gruppe alle paar Monate verändern. Delfine, Menschenaffen, Elefanten: Bei immer mehr Tierarten haben Wissenschaftler ein Ich-Bewusstsein nachgewiesen: Sie erkennen sich im Spiegel. Das lässt sich zum Beispiel so nachweisen, dass Schimpansen vor einem Spiegel versuchen, sich einen aufgemalten Punkt auf der eigenen Stirn zu entfernen. Afrikanische Elefanten sind für ihre langen Wanderrouten bekannt. Die erfahrenen Leitkühe haben dabei eine zentrale Funktion: Sie wissen genau, wo es zu welcher Jahreszeit Wasserquellen gibt, wo Salze und andere wertvolle Mineralien zu finden sind. Und sie treffen, das zeigen ganz aktuelle Studien, situationsabhängige Entscheidungen, wann sie ihre Herde wohin führen, um deren ideale Versorgung zu gewährleisten und so auch die Fruchtbarkeit jüngerer Weibchen zu erhöhen. Selbst die jüngsten Herdenmitglieder wissen noch Jahrzehnte später, was sie so gelernt haben. Elefantenherde Dass Tiere trauern, insbesondere wenn es um den Tod ihres Nachwuchses geht, ist hinreichend bekannt. Doch vor allem bei hoch sozial lebenden Tierarten wie Elefanten und verschiedenen Affen verabschieden sich nicht nur die Mutter, sondern auch andere Herdenmitglieder von einem gestorbenen Tier. Sie versuchen, es aufzurichten, beschnuppern und betasten es; teils wird der tote Leib noch eine Weile mit herum getragen oder gegen Fressfeinde verteidigt. Sprache, Werkzeuggebrauch, Ich-Bewusstsein, Trauerkultur… … die Liste bemerkenswerter Verhaltensweisen und Traditionen bei Wildtieren, die von Generation zu Generation weitergegeben werden – durch Nachahmen und Lernen, nicht durch Vererbung – ließe sich endlos fortführen. Sie lässt die einst scharfen Grenzen zwischen Mensch und Tier aufweichen. Dies wirft moralische Fragen auf, wie wir Menschen mit Tieren umgehen. Wie können wir es beispielsweise verantworten, wilde Orcas aus ihrer Gruppe herauszureißen und sie mit ihnen völlig fremden Artgenossen zusammenzupferchen? Dass Elefanten ein tristes Leben in Wanderzirkussen fristen müssen? Dass noch immer Elefantenbabys aus ihren Familien gerissen und in Zoos gebracht werden? Orcas in einem Freizeitpark Im Mai 2019 warnte der Weltbiodiversitätsrat eindringlich davor, dass einem Achtel aller Tier- und Pflanzenarten die baldige Ausrottung droht, wenn wir alle nicht unseren Ressourcen-Verbrauch drastisch senken sowie Klimaerhitzung und Vergiftung beenden. Eine Mammutaufgabe von höchster Dringlichkeit. Und es geht um noch mehr: Die vielen Studien zu Kulturen und Traditionen bei vielen Tierarten zeigen dabei, dass Artenschutz über die rein genetische Vielfalt hinausgehen sollte – auch die kulturelle Vielfalt gilt es zu bewahren. Was uns etwas zuversichtlich stimmt: Noch nie war der Artenschutz-Appell an Wissenschaftler, Öffentlichkeit und Politiker so klar, noch nie die Notwendigkeit zu handeln so klar wie derzeit… Autorin: Dr. Sandra Altherr Weitere Informationen Orcas © Curimedia Orcas in Gefangenschaft leiden für den Spaß der Besucher. Noch immer werden Schwertwale in der Wildnis gefangen und in Delfinarien gesperrt. » Orcas in Gefangenschaft Delfinarium Delfinarien stehen zunehmend in der Kritik. Hunderte aus dem Meer gefangene Kleinwale und Delfine müssen dort Kunststücke vorführen. Auch in Deutschland gibt es noch » Delfinarien Elefanten Elefanten sind die größten noch lebenden Landtiere. Elefanten leben in komplexen Sozialgefügen. » Elefanten Schimpansen Der Schimpanse ist mit einer genetischen Übereinstimmung von 98 Prozent unser nächster Verwandter, die einzelnen Clans bilden sogar Kulturen aus. » Schimpansen Petition Russland exportiert lebende Orcas und Belugas für Delfinarien. » Petition: Russland soll Fang für Delfinarien verbieten!

Berggorillas in Uganda
23. April 2019. Zu Besuch bei den Menschenaffen im Nebel. Wir fahren durch eine uralte Landschaft. Dicke Nebelschwaden steigen aus dem Urwald, während sich die Sonne langsam hinter den Bäumen in den Himmel schiebt und die Szenerie in ein rotes Licht taucht. Die Straße ist in einem erbärmlichen Zustand und zu Fuß wären wir kaum langsamer. Seit mehr als einer Stunde schaukeln wir auf der Piste in den Bwindi Impenetrable Forest im Südwesten Ugandas. Unser Ziel: Die Berggorillas der Nebelwälder in Uganda. Silberrücken im Bwindi Nationalpark Uganda Langsam werden wir unruhig, denn hinter jeder Biegung erwarten wir den Ausgangspunkt unserer Wanderung; doch es tauchen nur neue Hügel voller Felder auf. Die Gegend ist voller landwirtschaftlich genutzter Fläche, ganz im Hintergrund erspähen wir jedoch die berühmten Nebelwälder von Bwindi, einem der letzten Rückzugsorte für Berggorillas. Nur noch hier im Bwindi Impenetrable Forest in Uganda sowie an den Hängen der Virunga Vulkane in Uganda, Ruanda und im Kongo konnten sie überleben. Bwindi Nationalpark Uganda Eine Wanderung in eine andere Welt Endlich angekommen gibt es für alle ein ausführliches Briefing. Die Hosen in die Socken, alles wasserfest verpacken; Zwiebel-Look ist angesagt. Und es stehen bereits Träger bereit, die wir mieten können. Bereits im Vorfeld haben wir gehört, dass die Wanderung kräftezehrend ist, einige hundert Höhenmeter durch vom Himmel stürzenden Regen oder ungeschützt in der prallen Sonne. Wer die Berggorillas in Ugandas sehen will, muss einiges auf sich nehmen, denn einen einfachen Weg gibt es nicht. Bwindi Nationalpark Uganda Die Gruppen werden eingeteilt, immer acht Touristen gehen mit zwei bewaffneten Wildhütern und einem Guide in den Wald, wo sie die Trecker treffen. Sie wissen, wo die Gorillas sich aufhalten, sie können ihre Spuren lesen und mit ihnen kommunizieren. Fast alle Touristen haben sich entschieden, einen Träger anzuheuern. Für die Menschen aus dem Dorf ist es ein gutes Einkommen, für uns eine Erleichterung bei der Wanderung durch einen Urwald, der seine Geheimnisse nicht so ohne weiteres preisgibt. Wir hören die Gorillas Wir starten unsere Wanderung in einem Dorf, oben auf einem der Hügel. Das Ziel haben wir nun vor Augen, denn wir laufen immer bergab, in Richtung des Waldes, der undurchdringlich, impenetrable eben, scheint. Das Wetter spielt mit, der Himmel ist bedeckt, kein Regentropfen erschwert uns das Vorankommen. Nach einer Stunde lassen wir die Felder hinter uns und laufen durch ein kleines Waldstück, das dem Nationalpark erst in den neunziger Jahren zugeteilt wurde. Die Vegetation wird dichter, die Wanderung gerät immer wieder ins Stocken. Über kleine Flüsse steigen wir weiter in den dichten Wald, bis wir die Trecker finden. Bwindi Nationalpark Uganda „Wir gehen hier hinein“, sagt der Guide. „Die Gorillas sind nicht mehr weit“. Fast zwei Stunden hat es gedauert, bis wir die ersten Laute der Tiere hören. Es klingt wie ein tiefes Grollen in der Ferne. Die Zeit ist wie im Flug vergangen, wir können uns nicht satt sehen von dieser Landschaft, die ursprünglicher kaum sein könnte. Hunderte Grüntöne von ebenso vielen unterschiedlichen Pflanzen schlagen uns entgegen, als wir den Pfad verlassen und den Treckern mit ihren Macheten folgen. Zurück bleiben auch die Träger mit dem Gepäck, die nach dem kurzen, letzten Briefing auf uns warten. Endlich: Berggorillas Knöcheltief stehen wir im Schlamm, während die Trecker einen Pfad mit Macheten schlagen und dann: Ein erster Finger schnellt in die Höhe. „Dort oben ist einer“! Ein junger Gorilla begrüßt uns vom Wipfel eines Baumes aus. Oder besser: er begrüßt uns nicht, er ignoriert uns. Ein weiterer, ausgewachsener Gorilla sitzt in einem Baum wenige Meter weiter. Ein Weibchen, bedächtig an den grünen Blättern kauend. Niemand spricht ein Wort, während die Gorilladame den Baum herabrutscht und sich währenddessen händeweise Blätter in den Mund stopft. Gorilla im Bwindi Nationalpark Uganda Die Trecker haben den Silberrücken ausfindig gemacht, das dominante Männchen mit dem silbernen Fell auf dem Rücken. Er sitzt kauend hinter einem Vorhang aus Grünzeug und spielt mit einem der Babys. Die Männer legen vorsichtig den Weg frei und erleichtern uns die Sicht. Der Silberrücken steht auf, dreht sich um, „ach du Sch…“ entfährt es einem der Touristen. Der Silberrücken ist massiv, er dreht uns seinen imposanten Rücken zu und kaut weiter. Währenddessen hüpft ein Jungtier auf ihm herum, probiert hier und da ebenfalls ein paar Blätter und hat sichtlich Spaß mit den herumstehenden Büschen. Silberrücken im Bwindi Nationalpark Uganda Die Trecker schlagen die Sicht zu einem der Weibchen frei. Es sitzt und kaut. Wir können uns nicht satt sehen und da schaut sie uns direkt an. Mehrere Menschen aus der Gruppe wischen sich inzwischen Tränen aus den Augenwinkeln, alle haben ein breites Grinsen auf dem Gesicht. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, höre ich von einem der Teilnehmer, der einen der Babygorillas beim Spielen beobachtet. Die Trecker machen nun Faxen mit dem Kleinen, klopfen sich auf die Brust und freuen sich, als das Tier die Geste erwidert und sich ebenfalls auf die Brust klopft. Gorilla im Bwindi Nationalpark Uganda So schnell, wie wir mitten in die Gruppe hinein gelaufen sind, so schnell werden wir von den Gorillas wieder verlassen. Eine Stunde durften wir mit der Familie verbringen, dann müssen wir den Bwindi Impenetrable Forest wieder verlassen. Bei der kurzen Pause vor dem Aufstieg wird wenig gesprochen. Die Trecker gehen zurück zu ihren Gorillas und die Touristen sitzen mitten in diesem uralten Urwald, kauen ihr mitgebrachtes Picknick und schwelgen in den noch frischen Erinnerungen. Niemand will auch nur einen kurzen Moment dessen vergessen, was wir gerade erlebt haben. Top oder Flop: Ist es gut, Gorillas in Uganda oder Ruanda zu besuchen? Die Frage, ob der Gorilla-Tourismus gut oder schlecht ist, ist schwer eindeutig zu beantworten. Tatsache ist: Menschen stören die Tiere, wenn sie ihnen nah kommen (auch, wenn sie – wie in unserem Fall – den vorgeschriebenen Abstand einhalten). Auch die Gewöhnung der Tiere an den Menschen hat Nachteile, denn habituierte Gorillas haben ihre Scheu vor dem Menschen verloren und können viel einfacher gejagt und gewildert werden. Zudem wurden Bevölkerungsgruppen wie die Batwa aus den Wäldern verbannt und so ihrer Heimat beraubt. Gorilla im Bwindi Nationalpark Uganda Andererseits ist der Gorilla-Tourismus in Uganda und Ruanda zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden. Zumindest offiziell geht ein Großteil des Geldes, das die Touristen für die Permits zahlen, in den Schutz der Nationalparks, ein nennenswerter Teil kommt der Bevölkerung zu Gute. Und sieht man sich die Gegend um die Parks an, ist jeder Schutz willkommen. Die Bevölkerungsdichte ist enorm, die Landwirtschaft intensiv und die Gorilla-Wälder wären begehrte Ackerflächen. Die Zahlen geben dem Tourismus Recht, denn zumindest im Virunga-Massiv hat sich die Anzahl der Berggorillas innerhalb von acht Jahren um 25 Prozent erhöht. Wichtig wird in Zukunft sein, dass der Tourismus nachhaltig und sanft betrieben wird. Kleine Gruppen, so wenig invasiv wie möglich und immer mit dem Fokus auf dem Tier- und Artenschutz: Nur so kann der Tourismus den Gorillas dauerhaft helfen. https://www.prowildlife.de/wp-content/uploads/2019/04/Gorilla-Feeding.mp4 Autorin: Sandra Henoch Mehr Informationen Grauer Gorilla © Joe McKenna Der Abbau von Coltan fördert bewaffnete Konflikte in der Demokratischen Republik Kongo (DRC). Und er trägt dazu bei, dass einer unserer engsten Verwandten vom Aussterben bedroht ist: Der östliche Flachlandgorilla, auch Grauer-Gorilla genannt. » Coltan und die Gorillas im Kongo Gorillababy im Waisenhaus © LWC Individuen können durch den einzigartigen „Nasenabdruck“ identifiziert werden, der durch die Form und Anordnung der Falten bestimmt wird. Weitere interessante Fakten zu Gorillas » Wissenswertes über Gorillas Lebensraumverlust © privat Pro Wildlife setzt sich dafür ein, den Lebensraum der Tiere vor Abholzung und Raubbau zu schützen. » Lebensräume schützen Affenschutz © Ian Redmond Affen werden insbesondere in Afrika, aber auch in Asien und in Südamerika gewildert und gegessen. Pro Wildlife hilft bei der Rettung von Affen in Not. » Projekte im Affenschutz

Sechs Tipps für einen tierleidfreien Urlaub in Asien
18. Dezember 2018. Elefantenreiten, Tigertempel, Delfinshows ade. Weiße Strände, hohe Berge, riesige Metropolen: Asien hat alles, was ein Traumurlaub braucht. Leider boomt in Asien auch das Geschäft mit Wildtieren. Häufig ist es gar nicht einfach, Tierschutzfallen in Ländern wie Thailand, China, Indien oder Indonesien zu umgehen. Unsere Tipps helfen dabei, einen unvergesslichen Urlaub in Asien zu genießen, bei dem keine Tiere zu Schaden kommen. Elefanten sind beliebte Touristenattraktionen 1. Exotische Tiere gehören nicht auf den Teller! Eine frittierte Tarantel in Kambodscha, Schlangenwein in Vietnam oder Katzenkaffee in Indonesien (Kopi Luwak, der teuerste Kaffee der Welt) sind bei Touristen äußerst beliebt, der Urlaub soll schließlich „authentisch“ sein. Was als harmloser Urlaubsspaß oder Mutprobe daher kommt, wird für viele Wildtiere zunehmend zum Problem. Während die Menschen beispielsweise früher im Wald Kaffeebohnen aus den Exkrementen des Fleckenmusangs gesammelt haben, ist die Produktion von Katzenkaffee inzwischen eine rentable Einnahmequelle. Zehntausende Schleichkatzen werden in winzige, dreckige Käfige gesperrt und ausschließlich mit Kaffeebohnen gefüttert. Aus Tierschutzsicht ein Desaster, die Tiere sind mangelernährt und die hygienischen Zustände unhaltbar. Taranteln als Snack in Kambodscha Taranteln, Schlangen und Skorpione werden außerdem zu Tausenden gefangen, um sie Touristen als vermeintlich lustigen Snack anzubieten. Früher und zum Teil auch heutzutage sind die Tiere für die Einwohner vor allem ländlicher Regionen eine wichtige Proteinquelle. Die Entnahme tausender oder hunderttausender Tiere und der kommerzielle Verkauf an Touristen hat allerdings unvorhersehbare Konsequenzen für die Populationen einzelner Arten. Deshalb besser Finger weg. 2. Traditionelle Asiatische Medizin nur ohne Tiere! Auch im Westen gibt es zahlreiche Anhänger alternativer Heilmethoden wie der Traditionellen Asiatischen Medizin aus Fernost. Wer diese ausprobieren möchte, sollte dringend darauf achten, keine Tierprodukte zu sich zu nehmen. Denn in der traditionellen Medizin werden auch Teile bedrohter Tiere quasi auf Rezept verordnet. Die Einnahme von Nashornmehl, Seepferdchen- oder Schildkrötenpulver und Tigerknochenwein sind eine der Hauptursachen für das Verschwinden ganzer Arten. Urlauber, die das unterstützen, tragen zum Aussterben dieser Tiere bei. Seepferdchen spielen in der Traditionellen Medizin ein wichtige Rolle Dazu kommen die kriminellen Netzwerke im Hintergrund des Handels, die von Wilderei über Schmuggel bis zur Korruption reichen. Auch diese global agierenden, kriminellen Syndikate werden von blauäugigen Touristen unterstützt. 3. Tiere sind keine Entertainer! In Asien schießen Shows mit Wildtieren wie Pilze aus dem Boden. Besonders der Handel mit Orcas und Delfinen unter anderem von Russland nach China boomt. Aber auch Affen, Elefanten und andere Wildtiere werden mit brutalen Methoden für Showzwecke abgerichtet. Dazu kommen noch die meist katastrophalen Haltungsbedingungen. Traurige Berühmtheit errang zum Beispiel ein indonesischer Wanderzirkus, der Delfine mit sich führt. Die Tiere werden auf LKWs von einem Auftrittsort zum nächsten gebracht, sie haben nicht einmal eine dauerhafte Unterbringung in einem Becken. Während der Shows werden sie unter anderem gezwungen, durch brennende Reifen zu springen. Orang-Utan-Boxen in Thailand Sogar Menschenaffen werden für die Shows eingesetzt. In Thailand gibt es beispielsweise Orang-Utan-Boxen, bei dem ein Boxkampf zwischen den Affen nachgestellt wird. Noch grotesker wird die Szene, wenn in Bikinis gekleidete Orang-Utans als „Nummerngirls“ die Runden ansagen oder sich in lasziven Posen vor den Zuschauern räkeln müssen. Auch Shows, die zunächst nicht so schlimm aussehen oder bei denen die Tierquälerei nicht derart ins Auge sticht, sollten vom Ausflugskalender gestrichen werden; denn der Blick hinter die Kulissen bleibt Urlaubern meist verwehrt. 4. Wildtiere sind keine Kuscheltiere! Menschen wollen häufig Dinge und Tiere anfassen, um sie zu begreifen – und sie wollen Erinnerungsfotos aus der schönsten Zeit des Jahres. Diesen Impuls nutzen findige Geschäftemacher aus. Sie lassen Urlauber Elefanten, Tiger, Affen und viele andere Tiere streicheln und Fotos mit ihnen machen. Dahinter steckt viel Leid für die Wildtiere. Denn sie wurden nicht über Jahrhunderte durch Zucht und Selektion an den Menschen angepasst; meist meiden sie den Kontakt zu uns. Damit sie sich anfassen lassen, müssen sie geschlagen und unterdrückt oder ruhig gestellt werden. Tiger beispielsweise werden vor allem in Thailand als Touristenattraktionen eingesetzt. Sie werden unter Medikamenteneinfluss gestellt. Tiger sind begehrte Foto- und Kuschelobjekte Das Kuschel-Geschäft ist außerdem höchst problematisch, da auch bedrohte Tiere häufig aus der Wildnis gefangen und illegal über Grenzen hinweg gehandelt werden. Immer wieder tauchen Bilder von Plumploris auf, die Touristen an Thailands Stränden auf den Arm gesetzt werden. Plumploris sind bedrohte, geschützte und nachtaktive Primaten. Wer sie sich zum Streicheln oder für ein Foto auf den Arm setzen lässt, unterstützt den illegalen Handel mit einer bedrohten Art. Deshalb besser ganz generell: Finger weg von Wildtieren. 5. Elefanten sind keine Reittiere! Elefanten wurden nicht über Jahrhunderte an den Menschen angepasst, sondern müssen immer neu unterworfen und gequält werden, damit sie Menschen auf sich reiten lassen. In vielen Gegenden Asiens wie dem Chitwan Nationalparks in Nepal, Jaipur in Indien oder Chiang Mai in Thailand gehören Ritte auf Elefanten fest zum Urlaubserlebnis dazu. Die Bedingungen, unter denen diese Tiere gehalten, unterworfen und für Ritte eingesetzt werden, sind vielerorts katastrophal. Häufig haben die Elefanten offene Wunden, zeigen Verhaltensstörungen, sind mangelernährt und krank. Elefantenreiten gehört für viele Touristen zum Asien-Urlaub dazu Für Urlauber kann das zweifelhafte Vergnügen außerdem schnell gefährlich werden, denn Elefanten zeigen in Gefangenschaft nicht selten aggressives Verhalten und übertragen Krankheiten wie Tuberkulose. Außerdem werden Elefanten nur selten in Gefangenschaft gezüchtet, was bedeutet, dass viele Tiere Wildfänge sind. Für ein Elefantenbaby wird häufig die ganze Herde getötet, weil sich die Tiere gegenseitig beschützen. 6. Sanctuaries, Waisenhäuser und Auffangstationen sind meist Augenwischerei! Viele Urlauber wollen Tieren im Reiseland etwas Gutes tun und besuchen selbst ernannte Auffangstationen oder Waisenhäuser. Um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Die allermeisten dieser Sanctuaries sind Tierquälerei. Für die Tiere macht es wenig Unterschied, ob die Menschen auf ihnen reiten, sie füttern oder baden. Die grausame Unterwerfung ist die gleiche. Auch Haltung und Fütterung sind meist ähnlich schlecht und viele Tiere wurden aus der Natur gefangen. Ein Elefantenbaby an einer Kette im „Waisenhaus“ Pinnawela Gute Einrichtungen sind extrem selten und auf den ersten Blick erkennen Touristen meist nicht, ob es sich um eine seriöse Auffangstation handelt. Wir empfehlen deshalb, die Tiere in freier Wildbahn zu beobachten. Soll es trotz allem ein Waisenhaus sein, raten wir zum Besuch des von uns unterstützten Elephant Transit Home in Sri Lanka, das die Tiere wieder auswildert. Autorin: Sandra Henoch Weitere Informationen Ein Leben in Ketten: Elefanten im Tourismus Der neue Bericht „Ein Leben in Ketten – Elefanten im Tourismus“ von Pro Wildlife zeigt nun, wie problematisch der Elefantentourismus ist. Viele Tiere werden in der Wildnis gefangen und mit Hilfe von massiver Gewalt gefügig gemacht » Bericht: Elefanten im Tourismus: Ein Leben in Ketten Tiger im Tourismus Massenzucht für Schnappschuss und die traditionelle asiatische Medizin. » Tiger im Tourismus Tierquälerei im Urlaub Die hier vorgestellten Fälle haben wir selbst beobachtet oder sie wurden uns von engagierten Urlaubern gemeldet. » Tierquälerei im Urlaub Elefantenfreundliche Reiseunternehmen Reiseanbieter werden elefantenfreundlich: Pro Wildlife hat relevante Reiseanbieter und -marken sowie den Deutschen Reiseverband über die Tier- und Artenschutzprobleme des Elefantentourismus informiert » Elefantenfreundliche Reiseunternehmen Checkliste elefantenfreundlicher Tourismus So erkennen Sie, ob eine Einrichtung elefantenfreundlich ist » Checkliste elefantenfreundlicher Tourismus Tipps für Volunteering und Freiwilligenarbeit Worauf Sie bei einem Ehrenamt im Artenschutz achten sollten. » Tipps für Volunteering und Freiwilligenarbeit Der Elefantenhaken in Pinnawela Viele beliebte Touristenattraktionen sind Tierquälerei. So auch in Pinnawela in Sri Lanka » Tierquälerei in Sri Lanka: „Elefantenwaisenhaus“ Pinnawela Elefantenherde im Waisenhaus © ETH Sri Lanka Im Elephant Transit Home in Sri Lanka bekommen Elefantenwaisen eine zweite Chance » Reisetipp Asien: Elephant Transit Home in Sri Lanka

Tierwanderungen, Migration, Winterflucht
5. Oktober 2018. Von der Great Migration bis zum Golfstrom. Es gibt Tierarten, die scheinen nicht sesshaft werden zu wollen. Sie sind immer in Bewegung und legen gut und gerne tausende Kilometer zurück. Warum nehmen sie Hindernisse und Gefahren auf sich? Die meisten Tierarten wandern, um der kalten Jahreszeit zu entgehen. Viele folgen saisonalem Regen und wieder andere ziehen, um sich fortzupflanzen. Auf ihrem Weg halten weder Ländergrenzen noch Sandstürme sie auf. Zu den wandernden Rekordhaltern gehören Grauwale, Karibus, Monarchfalter und Küstenseeschwalben, besonders bekannt sind die Wanderungen der Schildkröten, Lachse und Streifengnus. Wir stellen hier drei erstaunliche Wanderungen vor: Ewiger Kreislauf Serengeti – Masai Mara Die „Great Migration“ in Ostafrika ist die wohl bekannteste Tierwanderung der Erde. In einem ewigen Kreislauf ziehen mehr als eine Million Gnus, 250.000 Zebras sowie etwa 500.000 Gazellen und Antilopen von der Serengeti in Tansania in die angrenzende Masai Mara und zurück. Die Strapazen der etwa 800 km langen Reise fordern jährlich den Tod von etwa 250.000 Gnus, die Hunger, Durst, Schwäche oder Raubtieren zum Opfer fallen. Auf der Tierwanderung hängen die einzelnen Arten voneinander ab. Antilopen etwa profitieren davon, dass die Gnus mit ihrem Dung für guten Nährboden für Gras sorgen. Von den Zebras wird vermutet, dass sie die besseren Aufpasser sind und die Herden vor Raubtieren warnen, die ebenfalls von der Tierwanderung profitieren. Löwen, Leoparden, Geier und Hyänen in der Serengeti und der Masai Mara schlagen sich zur Zeit der Migration ordentlich die Bäuche voll. Zurück bleiben Skelette und Knochen, die poliert in der Steppe liegen. Beim Durchqueren von Flüssen, allen voran dem Mara Fluss, profitieren auch noch die Krokodile. Überquerung des Mara Flusses © Martin Harvey Die Tierwanderung selbst ist keineswegs Selbstzweck, die Tiere folgen vielmehr dem Regen. Wenn der Regenzeit im Norden Tansanias von November bis März bekommen sie ihre Kälber, bevor sie in Richtung Westen und Norden in die Masai Mara in Kenia ziehen und auf ihrem Weg den Mara Fluss überqueren – eine gefährliche Passage, denn hier lauern zahllose Krokodile auf Beute. Die Gnu-Wanderung gilt als eines der größten Naturwunder der Erde und sie ist essentiell für das Ökosystem Serengeti – Mara. Dezember: Die Gnus wandern von der Masai Mara in die Serengeti Januar: Die Tierwanderung erreicht die südliche Serengeti und das angrenzende Ngorongoro Schutzgebiet Februar: Die Gnus bringen ihre Jungen zur Welt März: Die letzten Kälber werden in der südlichen Serengeti geboren April: Mit der kleinen Regenzeit ziehen die Tiere in den Westen der Serengeti Mai: Die Tiere wandern entlang des Mbalageti-Flusses zum Grumeti Fluss Juni: Noch halten sich die Gnus in der Region des Grumeti-Flusses auf Juli: Der Grumeti-Fluss mit den darin lauernden Krokodilen muss überquert werden August: Die Gnus wandern in Richtung Norden und stoßen auf den Mara Fluss September: Die Tiere erreichen die saftigen Weisen in der Masai Mara Oktober: Noch ruhen sich Gnus, Zebras und Antilopen in der Masai Mara aus November: Die Tierwanderung in Richtung Süden startet erneut Die größte Säugetier-Wanderung Die Wanderung in Ostafrika ist sicherlich spektakulär, doch sie wird noch überboten – zumindest zahlenmäßig. Zehn Millionen Flughunde machen jedes Jahr im Herbst Sambia zum Ziel der größten Säugetierwanderung weltweit. Die Palmenflughunde lieben Früchte wie Wasserbeeren und Zuckerbeeren im Kasanka-Nationalpark. Mit bis zu einem Meter Flügelspannweite geben die Tiere ein beeindruckendes Bild ab. Flughund © U.S. Fish and Wildlife Service Headquarters Die Flughunde gelten als fliegende Saftpressen und verbreiten die Samen der Bäume im Gebiet. Mit und von ihnen leben zahlreiche Raubvögel wie Kronenadler und verschiedene Geier in Kasanka. Einige Tiere wurden besendert und legten nach ihrem Aufenthalt in Sambia Strecken von bis zu 2.000 Kilometern zurück, die meisten Signale verloren sich irgendwo in den Urwäldern des Kongo. Von dort machen sich die Tiere im nächsten Jahr wieder auf ihre Reise nach Sambia. Unterwasser-Autobahn Golfstrom Der Golfstrom ist eines der faszinierendsten Naturphänomene der Erde, dem sogar schon Filme gewidmet wurden (bekanntestes Beispiel ist „Findet Nemo“, in dem der Golfstrom eine Hauptrolle spielt). Er bringt ungewöhnlich warme Temperaturen nach Europa, die auf diesem Breitengrad einzigartig sind. Manche Tiere profitieren besonders vom Strom, denn sie nutzen ihn als Autobahn. Dazu zählt die Unechte Karettschildkröte, die ihre Geburtsstätte an den Stränden Floridas hat. Seit Urzeiten lassen sich die Schildkröten vom Golfstrom nach Norden tragen. Zunächst verstecken sich die jungen Tiere in den Seetangwäldern, die der Strom mit sich führt. Sie bleiben jahrelang in der Umgebung des Stroms, bis sie über den Kanarenstrom Richtung Süden und mit dem Nordäquatorialstrom zurück in die Karibik getragen werden. Nach 15 bis 20 Jahren haben sie ihre Reise beendet und paaren sich dort, wo auch sie einst aus dem Ei geschlüpft sind. Gefahr Wanderung Für einige Tierarten können die langen Migrationen eine echte Gefahr sein. National unterschiedliche Gesetze sorgen dafür, dass sie in dem einen Land zwar gut geschützt sind, in einem anderen aber nicht. Die Tiere müssen außerdem zahlreiche Hindernisse überwinden, darunter menschliche Siedlungen, Jagd- und Fischereigebiete und unterschiedliche politische Interessenslagen. Walhai © Klaus M. Stiefel Diese Besonderheiten berücksichtigt die Konvention zum Schutz wandernder Arten (CMS). Hier werden zahlreiche Tierarten unter besonderen Schutz gestellt und die Vertragsstaaten werden angehalten, gemeinsam am Schutz dieser Arten zu arbeiten. Zu den durch die CMS geschützten Arten gehören zum Beispiel Löwe, Giraffe, Leopard, Schimpanse und Walhai. Autorin: Sandra Henoch Mehr Informationen CMS Übereinkommen zum Schutz wandernder wildlebender Tierarten >> CMS Raum für Wildtiere Wildtiere haben nur eine Chance, wenn sie Lebensraum haben >> Raum für Wildtiere Auf Safari Die schönsten Nationalparks Afrikas >> Auf Safari

Afrika: Großer Zoo oder Wildnis?
31. August 2018. Kommerzialisierung, Massentourismus und Zäune. Eland, Männchen 3.200 Euro – Nyala, Männchen 330 Euro – Serval, Weibchen 877 Euro – Nashorn, Paket (inkl. 2 Bullen, 1 Weibchen, 1 Jungtier) 52.600 Euro. Das sieht nicht nur aus wie ein Bestellzettel, es ist auch einer, und zwar für Wildtiere in Südafrika. Private Reservate gibt es viele in dem Land am Kap, und sie wollen ihren Tierbestand regelmäßig aufstocken, erneuern, verkleinern oder umbauen. Werden zu viele Büffel gezeugt oder zu wenige Nashörner geboren, kaufen die privaten Reservate bei Wildtier-Auktionen ein oder verkaufen an Jagdfarmen. In Südafrikas Kruger Nationalpark gibt es sogar ein neu renoviertes Schlachthaus: Angebliche Überbestände an Wildtieren werden von Rangern geschossen und im „Skukuza Abattoir“ zu Fleisch verarbeitet. In der Vergangenheit waren es Elefanten, heute Büffel und Flusspferde. Hat das noch etwas mit Wildnis zu tun? Eland-Antilopen © Martin Harvey Das Geschäft mit den Wildtieren Der Tourismus hat das südliche Afrika verändert. Viele Menschen kommen in die Region, um die „Big Five“ zu sehen. Löwe, Elefant, Nashorn, Leopard und Büffel müssen einmal vor die Linse laufen, sonst sind die Urlauber nicht zufrieden. Das wissen natürlich auch die Betreiber der privaten Farmen. Sie stellen ihren Kunden zur Verfügung, was diese sehen wollen. Zum Teil werden dann Tiere von Arten hin und hergefahren, die in der Region gar nicht ursprünglich beheimatet waren. Diese Reservate funktionieren eher wie große Zoos. Einige Tierarten werden gemeinsam gehalten, andere, wie zum Beispiel Kaffernbüffel, separat von den Raubkatzen. Denn Büffel sind teuer und wertvoll und werden extra gezüchtet. Viele enden dann als Jagdtrophäen, sie werden für tausende Dollar verkauft. Büffel sind begehrte Jagdtrophäen Die beliebtesten Tiere wie Löwen, Leoparden und Geparden werden häufig mit Funksendern ausgestattet. Das Aufspüren der Katzen gestaltet sich dementsprechend auch eher wie eine Schnitzeljagd, ohne Fährtenlesen oder Kenntnis der natürlichen Habitate. Vielmehr kommen Geräte zum Einsatz, der Fahrer bringt Urlauber zielgerichtet zum Foto-Objekt der Begierde (Nachtrag Herbst 2019: Die südafrikanische Regierung hat zahlreiche Tierarten sogar offiziell als Farm- und Zuchttiere deklariert; darunter Nashörnern und Löwen). Stau im Nationalpark Auch in vielen Nationalparks Afrikas fühlt man sich zumindest zeitweise nicht wie in der Wildnis, sondern eher wie im Safaripark Hodenhagen. Ist eine der beliebten Big-Five-Arten in Sicht, müssen sich die Jeeps zum Teil in einer Schlange anstellen, um auch einen Platz zum Fotografieren zu ergattern. Das wiederum ist kein südafrikanisches Phänomen, auch in den berühmten Parks Ostafrikas scharen sich mitunter zehn Jeeps um einen Löwen. Das Problem verstärkt sich dadurch, dass manche Reservate kleiner und die Tiere seltener werden. Stau bei einem Löwen Natürlich sind besonders die Parks voll, die den Urlaubern einen möglichst einfachen Einstieg in die afrikanische Wildnis ermöglichen. Je billiger die Flüge, je besser die Infrastruktur und je sicherer die Umgebung, desto mehr Besucher kommen. Grundsätzlich ist die Entwicklung des Tourismus durchaus begrüßenswert, denn das Geld der Touristen sorgt unter anderem dafür, dass die Parks und Reservate überhaupt weiter bestehen können. Einnahmen auf dem Tourismus ermöglichen den Schutz vieler Tiere © Martin Harvey Auf der anderen Seite wird es zum Teil so voll, dass Fachleute von „Overtourismus“ sprechen, also von zu vielen Urlaubern an einem Ort. Die Authentizität geht verloren, im Fall der afrikanischen Parks ist das die Wildnis. Den Tieren macht das im Übrigen auch sehr wohl etwas aus: Besonders Katzen scheuen eigentlich die Begegnung mit dem Menschen. Werden beispielsweise Geparden beim Fressen durch einen Jeep gestört, lassen sie von ihrer Beute ab. Touristen und ein Elefant © Yathin Krishnappa Überall nur Zäune Ein weiteres Phänomen sind Zäune, die Parks und Reservate ganz oder teilweise umschließen. Sie sollen zum einen dafür sorgen, die Zusammenstöße mit Menschen und dementsprechend Schäden am Ackerland oder Verlust von Weidevieh zu minimieren. Zum anderen sollen sie Menschen den Zutritt zu den Parks erschweren, was auch Wilderer abhalten soll. Ein zweischneidiges Schwert, da Zäune zum einen das Zusammenleben von Mensch und Tier vereinfachen können. Zum anderen unterbrechen sie aber uralte Wanderrouten jäh und zerstören ökologische Zusammenhänge ebenso wie das natürliche Verhalten der Tiere, das im Fall von beispielsweise Elefanten über Generationen hinweg weitergegeben wird. Elefanten durchbrechen einen Zaun © Daniel Dugmore Auch der Weg zu natürlichen Wasserstellen wird häufig abgebrochen, was dazu führt, dass künstliche Wasserlöcher angelegt werden – was wiederum zur Übernutzung mancher Gebiete führen kann. Das Wildnis-Feeling wird sehr klein, wenn man in der Savanne betonierte Wannen entdeckt. In Namibias Etosha-Nationalpark müssen Urlauber nur von Wasserloch zu Wasserloch fahren, um Tiere zu erspähen. Einfach für die Touristen, aber die natürlichen Wanderungen zu Wasserstellen außerhalb des Parks sind verschlossen. Wildhund hinter einem Zaun © Neil Aldridge Zoo Afrika? Oder unendliche Wildnis? Dass Afrika nicht mehr so ist, wie zu Zeiten von „Jenseits von Afrika“ oder „die Serengeti darf nicht sterben“, ist wohl inzwischen allen Urlaubern klar. Trotzdem stellt sich die Frage: Wie soll sich das Zusammenspiel aus Wildnisgebieten, Tourismus und lokalen Communitys weiter entwickeln? Es wäre blauäugig, zu glauben, dass sich viele Regionen in den kommenden Jahren nicht in die oben beschriebene Richtung entwickeln werden. Vielleicht hilft es ja bereits, wenn Urlauber sich der Probleme bewusst sind und ganz gezielt weniger bekannte Safari-Destinationen für ihre Reise auswählen, einen der unbekannteren Parks besuchen oder in der Nebensaison reisen. Außerdem haben Touristen in der Regel großen Einfluss auf die Gestaltung einer Safari. Klären Sie Ihren Guide darüber auf, dass Sie nicht, nur um noch näher an ein Tier heranzukommen, die vorgegebenen Straßen und Pisten verlassen wollen. Dasselbe gilt für Selbstfahrer: Verlassen Sie die vorgegebenen Wege nicht. Bleiben Sie auf den Wegen Natürlich hilft es auch, wenn Urlauber ebenso wie politische Entscheidungsträger etwas zum Schutz der afrikanischen Wildnis beitragen und für ihren Erhalt kämpfen. Denn je mehr unberührte Natur übrig bleibt, desto besser sind die Chancen der Tiere, sich wieder auszubreiten. Einige Länder haben sich inzwischen außerdem dazu entschlossen, Zäune abzubauen und Reservate auch grenzüberschreitend zusammenzulegen. Safari mit Giraffe © Martin Harvey Im Falle der privaten Reservate insbesondere in Südafrika, Namibia und Simbabwe müssen sich Urlauber dessen bewusst sein, dass diese häufig mit Jagdfarmen zusammen arbeiten oder sogar Trophäenjagd anbieten. Und wer will schon einen Löwen, Elefanten oder Büffel in dem Wissen fotografieren, dass dieser schon übermorgen an der Wand eines Jägers enden könnte? Mehr Informationen Die schönsten Nationalparks Afrikas Die Klassiker und einige Geheimtipps, um nicht mit den Touristenmassen mitzuschwimmen >> Auf Safari: Die schönsten Nationalparks Afrikas Raum für Wilditere Wildtiere haben auf Dauer nur eine Überlebenschance, wenn ihr Lebensraum erhalten bleibt >> Raum für Wildtiere Tierschutz auf Reisen © Curimedia Photography Elefantenreiten, Delfinshow oder Tiger-Selfie: Für die Urlauber ein kurzes Vergnügen, für die Tiere lebenslange Quälerei. » Tierschutz auf Reisen

Tigertempel in Thailand eröffnet nun als Zoo
29. August 2018. Tierquälerei und illegalem Handel zum Trotz geht das Geschäft weiter. Busladungen voller Touristen wurden jahrelang in den umstrittenen Tigertempel Wat Pa Luangta Maha Bua gekarrt. Was viele Besucher nicht wussten: Die Anlage war jahrelang in illegale Zucht und Handel von Tigern und ihrer Körperteile verstrickt, bis sie schließlich 2016 von der thailändischen Regierung für den Touristenverkehr gesperrt wurde. Die Tiger wurden beschlagnahmt. Nun haben die thailändischen Behörden zum Entsetzten von Tierschützern der Golden Tiger Co.Ltd., einem Ableger des Tempels, eine Genehmigung erteilt, neben dem Tempelgelände einen neuen Tigerzoo zu eröffnen. Das Geschäft mit der Tierquälerei könnte sich also wiederholen. Tiger im Tigertempel © Jo-Anne McArthur/We Animals Tigerwein und andere „Medizin“ Das Debakel um den Tigertempel und das jahrelange Versagen der Behörden sind sinnbildlich für die eskalierende Kommerzialisierung von Tigern in Thailand: Schätzungsweise 1.450 bis 2.500 Tiger werden dort in etwa 50 Einrichtungen als Tourismusmagneten ausgebeutet. Zumindest einige dieser „Attraktionen“ sind nachweislich in den illegalen Handel mit Knochen und anderen Körperteilen verstrickt, die zu „Tigerwein“ und anderen Produkten für die Traditionelle Asiatische Medizin verarbeitet werden. Die Nachfrage nach solchen angeblichen Arzneien treibt die illegale Jagd auf Tiger und zunehmend auch auf die anderen großen Raubkatzen an und bedroht somit auch das Überleben von Löwen, Leoparden und Jaguaren. Illegaler Handel mit Tigerteilen floriert Der Handel sowohl von lebenden Tigern als auch mit Haut, Knochen oder anderen Tierteilen ist durch thailändische Gesetze sowie durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen streng verboten. Auch der Tigertempel hatte angeblich gezielt für den Tourismus ungeeignete Tiger verschwinden lassen und durch neue ausgetauscht. Ältere Tiger sollen gezielt getötet und für die Herstellung Traditioneller Asiatischer Medizin verkauft worden sein. Am Anfang war ein Tigerbaby Der Tigertempel Wat Pa Luangta Maha Bua wurde 1994 ursprünglich als buddhistischer Waldtempel in Zentralthailand gegründet. Der Tempel kümmerte sich zunächst um Haustiere sowie verletzte und verwaiste Wildtiere, da in der buddhistischen Tradition Tiere in Not meist zum nahe gelegenen Tempel gebracht werden. Buddhistische Mönche Was als Refugium für Tierwaisen begann, wurde schnell zu profitorientierter Tourismusattraktion, als die Mönche 1999 das erste Tigerbaby aufnahmen und es der Öffentlichkeit zugänglich machten. Das Tigerbaby begleitete sie täglich bei ihren Ausflügen und zog bald auch die Aufmerksamkeit von Touristen auf sich. Der Tempel öffnete seine Tore für die Öffentlichkeit und wurde schnell als Tigertempel bekannt. Der kleine Tiger verstarb allerdings einige Monate nach seiner Ankunft. 2001 nahm der Tempel acht weitere angeblich von Wilderern beschlagnahmte Tigerwaisen auf. Kurz darauf stellte die Behörde fest, dass die gefährdeten Tiger ohne gültige Genehmigung gehalten wurden und beschlagnahmte sie wieder. Weil es aber keine anderen Unterbringungsmöglichkeiten gab, wurde den Mönchen erlaubt, die Tiere zu behalten. Die Auflagen: Sie durften keine Zucht betreiben und die Tiere nicht vermarkten. Mönch mit Tigerbaby Die zahmen Tigerjungen wurden schnell zum Touristenmagneten und es kamen immer mehr Besucher, um sich die vermeintlich glücklichen Tiere anzusehen, sie zu streicheln – und natürlich um zu spenden. Trotz des Zuchtverbotes vermehrten sich die Tiger über die Jahre ungehindert. Die heimischen Königstiger, aber auch Kreuzungen mit anderen Unterarten, wurden auf dem Tempelgelände in Käfigen gehalten und in Vorführungen Touristen vorgeführt. Die Mönche vermarkteten den Tempel als „Schutzort“ und „Zuchtstation“ für Tiger und beteuerten, die Tiere auf die Freilassung in der Wildnis vorzubereiten. Dies war von Beginn an mehr als fragwürdig, da direkter Kontakt der Tiere zu Menschen zum Alltag gehörte. Tierquälerei und Massenzucht 2008 wurden Stimmen von Tierschützern laut, die unter anderem die Haltung in viel zu engen Käfigen und die fragwürdigen Methoden, die mittlerweile 17 Tiger gefügig zu machen, anprangerten. Denn die Tiere wurden durch die Pfleger brutal unterworfen, mit Holzbohlen geschlagen und gequält. Gewarnt wurde auch vor dem gefährlichen Kontakt zwischen den Tieren und Besuchern. Der Tempel wurde auch erstmals des illegalen Tierhandels und der Korruption beschuldigt, allerdings fehlten damals die Beweise. Verschiedene Versuche der Nationalparkbehörde in Thailand, die Tiere aus dem Tempel zu befreien, scheiterten. Foto mit Tiger © Jo-Anne McArthur/We Animals In den folgenden Jahren wuchs der Tigerbestand rasant an. 2010 beherbergte der Tempel bereits mehr als 70 Tiere. Als im Dezember 2014 drei mit Microchips versehene Tiger aus dem Tempel verschwanden, leiteten die Behörden schließlich Ermittlungen ein. Kurze Zeit später wurde bekannt, dass die Tiger getötet und verkauft wurden. Einer der Verantwortlichen packte aus und übergab der Behörde die aus den vermissten Tigern herausgeschnittenen Mikrochips. Im April 2015 durchsuchten Beamte trotz Widerstandes der Mönche die Tempelanlage. Sie zählten insgesamt 143 Tiger, wobei 13 weder gechipt noch bei der Behörde registriert worden waren. Der Kadaver eines ausgewachsenen Tigers wurde in einer Gefriertruhe gefunden. Außerdem wurden etliche weitere illegal gehaltene Tiere beschlagnahmt, einige weitere verschwanden spurlos. Undercover-Recherchen offenbaren illegalen Handel Anfang 2016 erhärteten sich die Vorwürfe gegen den Tempel und zehn der inzwischen mehr als 140 Tiger wurden aus dem Tempel entfernt. Gleichzeitig legte die Australische Tierschutzorganisation Cee4life einen Undercover-Bericht über den illegalen Handel der Tiger seit 2004 vor. Demnach stammen mindestens vier der ersten Tiger aus der Wildnis, zudem kam es immer wieder zum Austausch mit Tigern aus Laos. Zwischen 1999 und 2015 sollen insgesamt 281 verschiedene Tiger den Tempel passiert haben. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die verschwundenen 134 Tiger alle auf natürliche Weise verstorben sind. Mönch mit Tiger Schrecklicher Fund Im Mai 2016 wurde der Tempel dann endlich endgültig für den Touristenverkehr gesperrt. Bei Razzien machten die Ermittler einen schrecklichen Fund: insgesamt 70 tote Tigerbabys, zwei Tigerfelle, Zähne und über tausend Amulette aus Tigerhaut wurden entdeckt. Auch andere Kadaver sowie gefährdete, illegal gehaltene Tierarten wurden gefunden. Innerhalb einer Woche wurden die etwa 140 Tiger aus dem Tempel umgesiedelt. Gegen den Sekretär des Abts und 20 weitere Verdächtige wurden Ermittlungen wegen Wildtierschmuggel, unbefugter Haltung und Handel mit geschützten Wildtieren eingeleitet. Anfang 2017 änderte der Tigertempel dann seinen Namen von Tiger Temple Co. Ltd zu Golden Tiger Co. Ltd. Mönch mit Tigern © Michael Janich Wiederholt sich die Geschichte? 2018 soll der neue Tigerzoo genau neben dem Tempelgelände eröffnen. Mit offizieller Genehmigung als Zoo registriert, planen die Betreiber den Import von 24 neuen Tigern aus dem Mallika Tiger Zoo in Bangkok. Pro Wildlife hat die thailändische Regierung gemeinsam mit weiteren Tierschutzorganisationen aufgefordert, die Genehmigung zurück zu ziehen und die kommerzielle Zucht und Handel von Tigern endlich effektiv zu unterbinden. Doch die Behörden behaupten, sie könnten nicht nachweisen, dass der neue Betreiber des Zoos in Verbindung mit dem Tigertempel und dessen Beschuldigten steht. Dabei bewirbt der Tigertempel bereits offiziell auf seiner Homepage den neuen Tigerzoo und auch eine der großen thailändischen Touristenagenturen preist bereits jetzt den direkten Kontakt der Urlauber zu den Tigern im neuen Tigerzoo an. Die unsägliche Geschichte des Tigertempels könnte sich also wiederholen, wenn die thailändischen Behörden nicht endlich durchgreifen. Mehr Informationen Tigertourismus Massenzucht für Schnappschuss und die traditionelle asiatische Medizin » Tigertourismus Löwenfarmen Auf Löwenfarmen in Südafrika schießen Jäger gezüchtete Löwen in Gefangenschaft, die Touristen von Hand großziehen » Löwenfarmen Tierschutz auf Reisen Auch im Urlaub und auf Reisen: Tierschutz für unterwegs » Tierschutz auf Reisen

Ein letzter Zufluchtsort für Jaguare
22. August 2018. Ökotourismus in Bolivien als Pionierarbeit. Seit den 1980er Jahren hat sich vor allem im Osten Boliviens die Agrarindustrie mit riesigen Monokulturen breitgemacht. Platz für Wildtiere gibt es hier kaum mehr, stattdessen Mohrenhirse- und Sojaplantagen, die so groß sind, dass man die Enden der Äcker gar nicht mit bloßem Auge sieht. Neben den Farmern, die sich der maximalen Produktion mit Glyphosat & Co. verschrieben haben, gibt es zahlreiche Rinderzüchter, die, um ihre Herden zu schützen, kaum einen größeren Beutegreifer leben lassen. Doch eine Hoffnung gibt es für Wildtiere in dieser Region – eine einzige Ranch, die sich diesem ökologischen Irrsinn widersetzt: Die Ranch © Pro Wildlife Duston Larsen ist ein Mann um die 40 mit US-amerikanischen Wurzeln, aber in Bolivien geboren. Mit seiner San Miguelito Ranch bietet er Wildtieren ein letztes Paradies. Auf der riesigen Ranch (3.000 Hektar!) vergisst man schnell, dass das Geld eigentlich mit je 300 Rindern und Wasserbüffeln verdient wird. Vom Vieh, das alleine auf dem riesigen Gelände umherstreifen darf, bekommt man kaum etwas mit. Stattdessen naturbelassene Trockenwälder soweit das Auge reicht, durchzogen von einem mäandernden Fluss. Bereits wenige Meter neben der Farm sehen wir den ersten Brüllaffen im Baum, von der Terrasse können wir die Schreiduelle zweier Affenbanden hören – ein beeindruckendes, tiefes Grollen. Männlicher Brüllaffe Am späten Nachmittag brechen wir mit Duston zu einer Bootstour auf, um Wildtiere so nah wie möglich zu beobachten, ohne sie zu stören. Die ersten Meter paddeln wir uns durch dicke Schichten Wasserlinsen und Wasserhyazinthen, dann startet er einen kaum zu hörenden Elektromotor, so dass wir quasi geräuschlos den Fluss entlang fahren. Und wir sind überwältigt, was wir auf wenigen Kilometern alles zu sehen bekommen: Eine Horde Kapuzineraffen, ein bräsiges Faultier, Capybaras (Wasserschweine), Agutis, Tukane, Störche, Geier und dutzende andere Vogelarten. Und natürlich Kaimane, die zwischen den Wasserlinsen bestens getarnt auf Beute lauern. Später umkreisen uns Fledermäuse, wir kehren in absoluter Dunkelheit zurück. Abenteuer pur. Faultier © Pro Wildlife Am nächsten Morgen starten wir um 5.30 Uhr um zu Fuß die Frühschicht der Tierwelt zu erkunden. Sobald es dämmert, geht es los: Vor allem die Vogelwelt begrüßt den neuen Tag mit Gezwitscher, Knarzen, Gezeter, Gurren und Quietschen. Auf unserem Weg kommen wir an mehreren Kamerafallen vorbei, denn Dustons Ranch ist Teil eines Monitoring-Programms für Jaguare. Jaguar Kamerafalle (c) Duston Larsen Abends bei der Auswertung der Foto- und Filmaufnahmen sehen wir dann: Es leben mehrere Jaguare auf der Ranch (Duston schätzt die Zahl auf elf Tiere), ebenso Pumas, Ozelote, Jaguarundis, Margays (Baumozelot) und Geoffroys Katzen. Keine Selbstverständlichkeit, denn die meisten Rancher dulden keine Raubkatzen, sondern schießen sie illegal ab. Sie müssen nicht einmal eine Strafe fürchten. Duston hingegen freut sich, dass sein Gelände diesen herrlichen Raubkatzen eine Zuflucht bietet. Er nimmt sogar in Kauf, dass er erst wenige Tage zuvor ein neugeborenes Rind an ein Jaguar-Weibchen verloren hat. Denn er weiß, dass auch sie ein Jungtier zu versorgen hat. Wasserschwein © Pro Wildlife Nach drei Tagen San Miguelito Jaguar Conservation Reservat ziehen wir Bilanz: Erstens, die Welt braucht mehr Visionäre wie Duston, denen es nicht um maximalen Gewinn geht, sondern die mit ihrer Ranch aktiven Naturschutz betreiben. Zweitens – und gerade als Vegetarier ist dies eine etwas überraschende Erkenntnis: Dustons Paradies kann nur in Form einer extensiven Viehwirtschaft weiterleben, denn Ackerbau hätte in diesem nahezu unberührten Trockenwald verheerende Folgen. Und drittens: Boliviens Ökotourismus steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber das Jaguar Conservation Reservat leistet hier wahre Pionierarbeit. Wir drücken Duston die Daumen, dass ihn genügend Wildtierfans besuchen, damit sich sein Konzept trägt. Der eine oder andere Farmer zeigt sich jedenfalls bereits interessiert, ebenfalls auf Ökotourismus umzustellen… Mehr Informationen Wildlife Conservation Tour Offizielle Website der Jaguar Conservation Ranch >> Wildlife Conservation Tour Auf Safari in Afrika Top 10 Nationalparks für eine Safari in Afrika >> Auf Safari: Die schönsten Nationalparks Afrikas Philippinen: Walhaie und Koboldmakis Philippinen-Erfahrungen und Reisetipps für Wildtierfreunde >> Philippinen: Walhaie und Koboldmakis

Korallensterben in den Weltmeeren
31. Juli 2018. Zurück bleibt eine bleiche Unterwasserwüste. “Hawaii verbietet Sonnencreme” – so lautete eine außergewöhnliche Schlagzeile, die Anfang des Sommers im Internet für Aufmerksamkeit sorgte. Was war da los? Will Hawaii seine Touristen loswerden? Nein. Es geht um ein ganz anderes, viel größeres Problem: Der Stoff Oxybenzon, der leider in vielen Kosmetika und auch in Sonnencremes verwendet wird, ist hochgiftig für das Ökosystem unter Wasser. Das Great Barrier Reef in Australien Besonders die bunten Korallen vor der Küste leiden unter diesen Giften, denn sie dringen tief bis in die Zellen der empfindlichen Lebewesen vor und führen zur tödlichen Korallenbleiche. Leider nur ein Grund von vielen, wieso die “Regenwälder der Meere”, wie die wunderschönen Korallenriffe auch genannt werden, absterben. Umweltverschmutzung, Überfischung und die steigenden Temperaturen durch den Klimawandel sind die Hauptfaktoren, warum die Korallenbänke in immer größeren Ausmaßen ausbleichen und absterben. Ein Clownfisch in einer Anemone Korallenbleiche Korallenriffe entstehen durch die Kalk-Skelette der Steinkorallen. Steinkorallen setzen sich aus vielen tausenden Polypen zusammen, wovon jeder ein einzelnes Tier ist. Erst durch die Symbiose mit Algen bekommen die Korallen die Anmutung wilder Pflanzen. Diese Vereinigung kommt beiden Seiten zugute: Die Korallen beziehen durch die Algen Sauerstoff und Energie, die Algen bekommen von den Korallen Kohlendioxid, Stickstoff- und Phosphatverbindungen. Die Farbenpracht der Korallenbänke ist eben dieser Symbiose geschuldet und zusammen bilden sie einen Lebensraum für unzählige Arten unter Wasser. Bunte Korallen Es wird vermutet, dass 25 Prozent der Meeresfische in den Korallenriffen zuhause sind und dort Schutz und Nahrung finden. Diese Ökosysteme existieren schon seit Urzeiten und sind extrem empfindlich. Kleinste Mengen an Giftstoffen oder eben ein rascher Anstieg der Wassertemperatur führen zu einer Auflösung dieser Symbiose. Denn ist das Wasser zu warm, verlieren die Algen ihr wichtigstes Pigment, das Chlorophyll und sie sterben ab. Übrig bleiben nackte Kalk-Skelette, die ohne Algen nicht überlebensfähig sind. Ein Teufelskreis beginnt: die Korallen bleichen aus und zurück bleibt eine Wüstenlandschaft, in der Meeresbewohner weder Nahrung noch Schutz finden. Das ganze Ökosystem stirbt. Eine Meeresschildkröte in einem Korallenriff Die Korallenbleiche wird bereits seit 30 Jahren beobachtet. Aber gerade in den vergangenen Jahren hat das Ausbleichen rasant zugenommen. Am gravierendsten sind die Entwicklungen im Great Barrier Reef vor Australien. Dort hat die Hitzewelle 2016 zu großflächigen Bleichen geführt. Forscher diagnostizieren deshalb eine düstere Zukunft: Sollte es der Weltgemeinschaft nicht gelingen, den weltweiten Temperaturanstieg auf 2 Grad Celsius zu begrenzen, haben die Riffe keine Chance. Das Great Barrier Reef von oben Vergiftung der Korallen Global gesehen ist der Anstieg der Wassertemperaturen die größte Bedrohung unserer Korallenriffe. Aber es ist nicht der einzige Grund, warum viele Korallen krank sind. Inhaltsstoffe von Kosmetika, insbesondere von Sonnencreme, sind für die Korallen extrem gesundheitsschädlich. Und die Verschmutzung ist erheblich: ca. 14.000 Tonnen Sonnencreme gelangen jährlich in unsere Weltmeere. Dazu kommen Verschmutzungen aus Seifen und Waschlotionen. Sie werden über das Waschbecken aus Badezimmern oder von Kreuzfahrtschiffen sowie durch Kläranlagen in Gewässer gespült und verunreinigen das Meer. Auf Hawaii sind die Cremes mit dem Stoff Oxybenzon ab dem 1. Januar 2021 nicht mehr zulässig. Wer nach Hawaii fliegt, bekommt bei Hawaiian Airlines ein kleines Tütchen „Riff-sichere“ Sonnencreme. Allerdings gibt es noch keine absolut unproblematische Alternative, auch nicht bei uns in Deutschland. Mit Dynamit auf Fischfang Führt man sich vor Augen, wie empfindlich Korallen auf Giftstoffe reagieren, möchte man sich die Haare raufen angesichts der grotesken Fischereimethoden wie dem Cyanid- oder noch brutaler, dem Dynamitfischen in Asien oder Afrika. Die Giftfischerei mit dem Nervengift Cyanid ist besonders in Asien eine beliebte Fangmethode, wo tropische Fische gerne mal als Spezialität oder als Deko in Aquarien enden. Dabei betäuben Fischer mit einer Zyankali-ähnlichen Substanz die Fische, um sie leichter ins Netz zu bringen. Wo die Fische gerade noch so überleben, sterben die Algen und die Pflanzen an den giftigen Schwaden. Fischer in Asien Noch schlimmer geht es beim Dynamitfischen zu. Hier ist der Name Programm: Fischer werfen Dynamit ins Wasser und sammeln anschließend die tote Beute ein. Was das für die Korallen bedeutet, dürfte jedem klar sein. Zwar sind Cyanid- und Dynamitfischen fast überall verboten, aber fehlende Kontrollen machen es den Fischern leicht, die Gesetze zu umgehen. Oft bleibt ihnen gar keine andere Wahl, als zu diesen rabiaten Methoden zu greifen. Denn die großen Fangnetze der Industrieschiffe rauben die Meere derart aus, dass für traditionelle Fischer kaum etwas übrig bleibt. Ein Fischer in Asien Tauchtourismus – Risiko und Chance Korallenriffe sind nicht nur hübsche Lebensräume für hübsche Fische. Sie sind auch für uns Menschen von großer Bedeutung. Denn die Fische, die darin leben, sind Nahrungsgrundlage und Einnahmequelle für viele Millionen Menschen. Außerdem schützen die Korallenriffe die Küstenlinien vor Erosion durch tropische Stürme und fungieren als Barriere für den Anstieg des Meeresspiegels. Rein aus ökonomischer Sicht ist der Verlust der Korallenriffe fatal. Länder wie die Malediven oder Australien beziehen große Einnahmen ihres Bruttoinlandprodukts aus dem Tourismus. Besonders am Great Barrier Reef sorgen Millionen naturverliebter Besucher für einen Milliarden-Umsatz. Das bleibt nicht ohne Folgen. Wie überall, wo die Massen nach Vergnügen suchen, nimmt auch das maritime Ökosystem Schaden. Taucher in einem Korallenriff Aber: Das System ist durchaus in der Lage, sich zu regenerieren – wenn der Mensch die Finger davon lässt. Eindrucksvoll zeigt sich das neuerdings im Roten Meer. In Ägypten kam durch Revolution, Putsch und Militärregierung praktisch der Tourismus zum Erliegen. Schlecht für die Beduinen und die Hotelangestellten, aber gut für die Riffe, die sich nach jahrelanger Dauerbelastung durch Sonnencreme, Plastik, Trittschäden und Sandablagerungen durch die vielen Bootspropeller der Ausflügler endlich erholen konnten. Taucher berichten, dass die Riffe heute kaum wieder zuerkennen seien. In den buntesten Farben würden sich dort die Korallen und ihre Meeresbewohner präsentieren. Ein Feuerfisch im Roten Meer Nachhaltiger Tauchtourismus – so könnte ein Modell der Zukunft aussehen. Denn gerade diejenigen, die auf ihre Unterwasser Attraktionen Acht geben und sie pflegen, können längerfristig vom Geld der Besucher leben. Das hieße Tauchgänge begrenzen, das richtige Verhalten unter Wasser vermitteln und Bojen anlegen, die das ankern überflüssig machen. Das sind Ansätze, die dem Massensport Tauchen in Zukunft das eigene Revier sichern können. Was können wir tun? Gerade beim Tauchen ist ein verantwortungsbewusster Umgang mit der Natur unerlässlich. Das heißt: Abstand halten, nicht auf Korallen aufstützen oder gar darauf stellen, keine Souvenirs mitnehmen und Korallen auf keinen Fall abbrechen. Auf chemische Sunblocker verzichten und bei längeren Aufenthalten im Wasser lieber ein T-Shirt mit UV-Filter tragen. Soll es trotzdem Sonnencreme sein, gibt es Alternativen aus der Naturkosmetik, auch wenn diese nicht immer unproblematisch sind. Diskusfische im Korallenriff Wer Fisch auf seinem Teller möchte, sollte darauf achten, dass es sich dabei um keine Fischart handelt, deren Bestände aktuell von Überfischung bedroht sind. Da die Bestände insgesamt übernutzt sind, müssten Urlauber häufiger auf solche Gaumenfreunde verzichten. Grundsätzlich hilft es den Korallen, den eigenen CO2-Abdruck so klein wie möglich zu halten – weniger Auto fahren, weniger Fliegen, weniger Fleisch konsumieren und auf Ökostrom umsteigen. Muss es doch mal die Flugreise sein (vielleicht sogar ins heißgeliebte Tauchgebiet?), können Klimaschutzprojekte zum Beispiel von atmosfair.com dazu beitragen, zumindest einen Teil der Emissionen zu neutralisieren. Mehr Informationen Raum für Wilditere 7 Millionen Hektar Wald werden jährlich gerodet, die Hälfte aller Tropenwälder ist bereits verschwunden. » Raum für Wildtiere Tierschutz auf Reisen Auch im Urlaub und auf Reisen: Tierschutz für unterwegs » Tierschutz auf Reisen Schildkröten in Not Viele Schildkrötenarten sind durch Handel und Lebensraumverlust vom Aussterben bedroht » Schildkröten in Not

Malawisee-Buntbarsche im Aquarium
24. Juli 2018. Wildfänge in deutschen Wohnzimmern. Aquarium Gottes, See der Wunder, Lake of Stars: Der Malawisee (auch Njassasee) hat viele Spitznamen. Er ist 560 Kilometer lang, bis zu 80 Kilometer breit, bis zu 704 Meter tief und somit der neuntgrößte See der Welt. Außerdem ist er Heimat von seltenen Fischen, die der Handel für Aquarien ernsthaft bedroht. Cape MacLear im UNESCO-Weltnaturerbe Malawisee-Nationalpark © Henoch / Pro Wildlife Bereits seit mehr als einer Millionen Jahre ruht der tiefe See im Ostafrikanischen Grabenbruch und beherbergt geschätzt 700 bis 800 Arten an Buntbarschen (Cichliden). Genau weiß es niemand, denn der Artenreichtum ist so groß, dass er kaum zählbar ist. So einzigartig ist diese Wasserwelt, dass ein Teil des Sees zum UNESCO Weltnaturerbe erhoben wurde. Einbaum auf dem Malawisee © Henoch / Pro Wildlife Die Buntbarsche des Malawisees sind zum Teil quietschbunt und nahezu alle gehören zu den Maulbrütern. Ihr Aussehen und ihre skurrile Brutpflege macht sie bei Aquarianern und Sammlern begehrt, die neben den bunten Fischen das fast außerirdische Aussehen der Gesteinsformationen im Malawisee nachzubauen versuchen. Wer viel Fantasie besitzt, könnte ganze Städte in die umgestürzten Felsformationen im See hineininterpretieren, um die die bunten Fische flitzen. Kunstvoll geformte Steine zieren auch Tausende Malawisee-Aquarien in deutschen Wohnzimmer, viele bestückt mit Wildfängen direkt aus Afrika. Giraffen-Buntbarsch (Nimbochromis venustus) in einem Malawisee-Aquarium An jedem Steinhaufen eine andere Art Hunderte Arten und Unterarten der Buntbarsche sind sogenannte Endemiten, sie kommen nur im Malawisee vor. Viele sind sogar Punktendemiten und besiedeln zum Teil ein Gebiet nur so groß wie ein Fußballfeld. Die kleinen Steininseln im See sind Heimat für jeweils unterschiedliche Arten mit anderen Farben. Einige Arten sind sehr selten und viele noch gar nicht beschrieben; die Auswirkungen des übermäßigen Fangs sind kaum vorhersehbar. Und genau das ist das Problem: Händler weltweit bestellen bunte Arten und Unterarten, die die Menschen in Malawi aus dem See holen und international verkaufen. Regeln gibt es kaum. In der „Zeit“ gab der Besitzer einer der Farmen am See 2016 an, dass er allein 35.000 bis 40.000 Buntbarsche pro Jahr exportiert. Strand bei Nkhata Bay © Henoch / Pro Wildlife Malawi gehört zu den ärmsten Ländern der Erde, der Großteil der Menschen ist direkt oder indirekt auf den See angewiesen, aus dem sie auch Speisefisch als wertvolle Proteinquelle beziehen. Der Handel mit den Buntbarschen ist ein erträgliches Einkommen für die Menschen an den Ufern des Sees und so ist es nicht verwunderlich, dass das Geschäft floriert. Die Regierung hat bereits in den 70er Jahren erkannt, dass die Fischbestände für den internationalen Markt geplündert werden und errichtete daraufhin einen Nationalpark, der den Süden des Sees umfasst. Der Fang konzentrierte sich fortan auf die anderen Bereiche des Sees. Viele Menschen in Malawi leben vom See – hier werden Speisefische getrocknet © Henoch / Pro Wildlife Am Schlauch in die Tiefe des Malawisees Die Fischtaucher gehen einer gefährlichen Arbeit nach. Ihre Schatzjagd erledigen sie an Schläuchen, Kompressoren pumpen Atemluft nach unten. Modernes Tauch-Equipment? Fehlanzeige. Gemeinsam treiben die Taucher die Fische in ihre Netze und bringen sie dann an Bord der kleinen Boote. Von dort geht es in die Verpackungshallen und mit dem Flugzeug in die Aquarien weltweit. Wie viele Fische bei diesen Strapazen genau sterben, ist kaum abzuschätzen. Im Jahr 2000 veröffentlichte ein Zeuge in der Zeitschrift der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz einen Bericht über den Fang. Er schilderte, wie von 64 in seinem Beisein gefangenen Fischen nur sechs Tiere Fang und Transport in die Verpackungshallen überlebten. Goldener Buntbarsch in einem Malawisee-Aquarium Wie nachhaltig kann dieses Geschäft für die Fischbestände sein, wenn es von einigen Arten und Unterarten womöglich nur einige tausend Exemplare gibt und wenn niemand genau weiß, wie viele Arten und Unterarten es überhaupt gibt? Nachzuchten sind die natürliche Alternative, doch häufig stellen sie Aquarianer vor einigen Mehraufwand. Sie müssen sich mit Gleichgesinnten austauschen, um regelmäßig frisches Blut in die Zucht zu bekommen. Außerdem müssen sie für optimale Haltungsbedingungen sorgen. Viele Züchter werben mit Nachzuchten, andere bieten noch immer stolz Wildfänge an, die als farbenreicher gelten und deshalb begehrt sind. Bedrohte Arten in europäischen Glastanks An Farbenpracht und Vielfalt können es die Malawi-Buntbarsche fast mit den Korallenfischen aufnehmen; sie kommen leuchtend blau oder gelb-lila gestreift, rot mit weißen Punkten oder im schwarz-weißen Leopardenmuster daher. Dass für ihre Haltung jedoch wesentlich weniger Technik benötigt wird und sie deshalb viel günstiger ist als die Haltung von Meerwasserfischen, erklärt die immense Beliebtheit der Tiere im Handel. Der Heimtierhandel macht kein Hehl daraus, dass die seltenen Tiere Wildfänge sind: „Farbenprächtige Buntbarsche aus dem Malawisee in Afrika“ heißt es auf der Website eines deutschen Händlers. Farbenfroher Buntbarsch in einem Malawisee-Aquarium Allein dieser eine Händler bietet mehr als hundert verschiedene Arten an, die wenigsten sind als Nachzucht deklariert. Die billigsten Arten sind bei diesem Händler schon ab 9,95 € zu haben, die selteneren Exemplare kosten bis zu 30 Euro pro Tier. Zu den teureren Arten gehören der königsblaue Aulonocara hansbaenschi und der türkis-gelbe Aulonocara steveni – kein Wunder: Beide sind in der Roten Liste als gefährdet (vulnerable) aufgeführt. Der erste, auch Kaiserbuntbarsch genannt, ist nur von vier Stellen im See bekannt, der zweite gar von nur einer Stelle, nämlich von der Mini-Insel Kande Island. Diese extrem kleinen Verbreitungsgebiete machen beide hoch anfällig für eine Übernutzung. Andere Händler verscherbeln selbst die gefährdeten Arten wie den Kaiserbuntbarsch oder den Demasons Maulbrüter (Chindongo demasoni) schon ab fünf Euro pro Tier. Die Folgen der Naturplünderung sind bereits deutlich: Seit Mitte der 1980er Jahre ist die Anzahl der Fischernetze auf das 50-Fache angestiegen, während die Fisch-Ausbeute deutlich zurückging. Bereits in den 1990er Jahren waren einige Bestände kollabiert, doch statt den Fang zu reduzieren, wichen die Fischer auf neue Mikro-Populationen aus. Handel als Entwicklungshilfe? Schnorcheln im Malawisee © Henoch / Pro Wildlife Die Menschen in Malawi sind arm und so ist es nicht verwunderlich, dass der Handel mit Fischen und anderen Tieren als Beitrag zur Armutsbekämpfung diskutiert wird. Allerdings hat sich eine nachhaltigere Alternative etabliert, die den Artenreichtum des Landes nicht plündert, sondern ihn schätzt: Der Tourismus. Rund um den See haben sich Tauchbasen etabliert, die internationalen Gästen die Schönheit der Unterwasserwelt des Sees näher bringen. Der Blick von einer Lodge auf Chizumulu Island © Henoch / Pro Wildlife Auch über Wasser gibt es genug zu entdecken und das Land versucht im Moment, seine leer gewilderten Nationalparks wieder zu beleben. 2016 kamen fast 850.000 Urlauber ins Land, Tendenz insgesamt steigend. Natürlich gibt es auch hier Herausforderungen, der erhöhte Wasserverbrauch beispielsweise und die allgemein unzureichend ausgebaute Infrastruktur. Doch nachhaltig betrieben kann der Tourismus als Alternative dienen und der Welt die Schönheit des Aquariums Gottes zeigen, ohne sie zu zerstören. Weitere Informationen Exotische Haustiere Exotische Haustiere sind beliebt wie nie zuvor. Schon für 1.000 Euro kann man im Internet ein Löwenbaby kaufen. Im Wildtierhandel gibt es einen unglaublichen Wildwuchs. » Exotische Haustiere Reptilienschmuggel Reptilienschmuggel ist ein einträgliches Geschäft. Viele Tiere sind in ihrer Heimat geschützt, aber in der EU vogelfrei. Eine Gesetzeslücke macht es möglich. » Hintergrund: Reptilienschmuggel

Tierquälerei im Urlaub
7. Juni 2018. Hier werden Tiere für die Belustigung von Urlaubern gequält. „Ich sehe was, was du nicht siehst“ – Urlauber erleben so einiges auf Reisen, leider nicht nur Schönes. Häufig stoßen sie am Urlaubsort auf gequälte Wildtiere, die für Touristen Kunststücke aufführen müssen, angekettet oder unter erbärmlichen Umständen gehalten werden. Die hier vorgestellten Fälle haben wir selbst beobachtet oder sie wurden uns von engagierten Urlaubern gemeldet. Sie wollen mitmachen? Senden Sie uns ein Foto und eine kurze Beschreibung an mail[at]prowildlife.de (Wo waren Sie? Was haben Sie genau beobachtet? Welches Wildtier war betroffen?). Die Beschreibung sollte nicht länger als 200 bis 300 Zeichen sein. Sollten Sie keine Namensnennung wünschen, schreiben Sie das bitte in Ihre E-Mail. Mit der Einsendung der Fotos räumen Sie Pro Wildlife e.V. unwiderruflich das Recht ein, die Fotos zu veröffentlichen, sie zu vervielfältigen und zu verbreiten (in gedruckter Form und auf digitalen Trägern), sie öffentlich wiederzugeben und sie öffentlich zugänglich zu machen. Dikwella, Sri Lanka Tempelelefant in Sir Lanka „Mein Mann und ich besuchten den Wewurukannala Raja Tempel in der Nähe von Dikwella. Uns interessierte vor allem der 50 Meter hohe Buddha. Was wir noch zu sehen bekamen, schockierte uns allerdings. Neben dem Tempel (im hinteren Bereich) stand ein angeketteter Elefant in seinem eigenen Dreck. Der Junge, der daneben stand, konnte unsere Fragen, warum der Elefant dort sei und wo die anderen Elefanten sich befänden, nicht beantworten. Die einzigen Wörter waren dangerous, elephant und money for photo. Wir waren entsetzt. Der Mann am Eingang, der bei unserem Eintritt noch Englisch konnte, hatte es ebenso verlernt, als wir ihm unsere Fragen stellten. Es ist unbeschreiblich grausig. Für das Beweisfoto haben wir natürlich nicht bezahlt“ – Anonym https://www.prowildlife.de/wp-content/uploads/2018/06/Tempelelefant-Sri-Lanka.mp4 Der gleiche Elefant wurde auch Sarah Elser beobachtet (Siehe Video) Loro Parque, Teneriffa „Ich war vor ein paar Tagen im Loro Parque. Ich war nicht darauf vorbereitet, was es mit mir macht, wenn ich die Tiere in Gefangenschaft sehe. Als ich da saß und die Show mit den Orcas angesehen habe, ist mir für einen Moment das Herz stehen geblieben und ich hatte Tränen in den Augen. Ich hab mir Vorwürfe gemacht, weil ich Eintritt für solch eine Tierquälerei bezahlt habe und bekomme dieses schlechte Gewissen einfach nicht weg. Loro Parque © Hannah Ich hab bei den Orcas gesessen und hatte Tränen in den Augen. Ich fand das so schlimm. Überall Menschen am Klatschen, laute Musik und ein Kunststück nach dem anderen! Das war keine Show, in der die Tiere präsentiert werden! Das war eine Show, die gezeigt hat, wie einfach wir Menschen die Tiere beeinflussen können und wie schnell wir sie zu unserem Besitz machen können. Es ist beeindruckend gewesen, solche wahnsinnig interessanten Tiere zu sehen. Gar keine Frage. Aber definitiv nicht in Gefangenschaft. Nicht mit geknickter Flosse. Nicht in einer Badewanne. Nicht mit sechs Tieren, die zusammengewürfelt wurden und „eine Gruppe“ bilden sollen“ – Hannah Pinnawela, Sri Lanka Elefantehaken in Pinnawela © Mike Carr „Dieser arme Elefant wird im Elefantenwaisenhaus Pinnawela in Sri Lanka unter unwürdigen Umständen gehalten. Er lebt an Ketten, wird täglich zur Belustigung der Besucher mit einem Elefantenhaken an den Fluss getrieben und muss sich dort auf Kommando hinlegen. An seinen Beinen zeigen Narben, dass er seit Jahren misshandelt wird“ – Adeline Fischer https://www.prowildlife.de/wp-content/uploads/2018/06/Pinnawela-Video-Alexandra-Koch.mp4 „Ich habe ein aktuelles Video eines Elefanten aus dem Waisenhaus Pinnawela in Sri Lanka. Der Elefant im Video ist an Ketten gebunden, kann nicht einen Schritt machen und er bewegt sich hin und her mit seinem Körper und Rüssel. Man sieht Ihm an, dass er durchdreht. Es ist kein Einzelfall“ – Alexandra Koch Jaipur, Indien „Diese beiden Elefanten mussten den ganzen Tag bei sengender Hitze Touristen auf das Fort Amber tragen. Danach wurden sie durch die turbulenten Straßen nach Hause geritten. Um die Narben und Verletzungen zu verdecken malen die Mahouts die Köpfe der Elefanten schwarz an. Besonders grausam fand ich, dass viele Tiere krank und schwach waren, der Elefant auf dem Bild ist sogar blind“ – Bianca Scavo Isla Mujeres, Mexiko Bei einer Katamaran-Tour in Mexico nach Isla Mujeres haben wir angeboten bekommen, für $1 mit Haien zu schwimmen. Als ich gesehen habe, wo und wie, ist mir schlecht geworden. Wir haben abgelehnt und erklärt, warum wir dies nicht unterstützen. Leider wird es dort immer noch angeboten, obwohl es schon Petitionen dagegen gab. Einfach nur schrecklich. Die beiden Ammenhaie waren in praller Sonne in diesem kleinen Gehege eingepfercht und wurden ständig aus dem Wasser gehoben, damit Touris mit ihnen Bilder machen konnten 😡 – Sarah Böx Koh Samui, Thailand Heute hat es mir das Herz gebrochen… auf Koh Samui beim Namuang Safari Park… Elefantenreiten ist eine Sache (wobei sämtliches Leben aus den Augen dieser Tiere verschwunden ist), aber einen Babyelefanten in ein Gehege zu sperren, so angekettet, dass er sich nicht mehr bewegen kann, um von irgendwelchen hirnlosen Touristen gefüttert zu werden und sehnsuchtsvoll den Rüssel nach ein bisschen Berührung auszustrecken, hat mir heute definitiv das Herz gebrochen. Vor allem, nachdem man sehen konnte, das dieses kleine unschuldige Wesen weint. – Jeannice Burden Johannesburg, Südafrika Bei meiner Recherche in Südafrika besuchten wir in einen Safari Park. Hier konnten Touristen unter anderem auch Fotos mit Babylöwen machen. Die Kleinen waren verdreckt und verhaltensgestört und wurden rumgereicht und für Fotos positioniert. Wenn sie zu groß für die Touristen werden, schießen Trophäenjäger sie ab. Widerlich! – Sandra Henoch Koh Samui, Thailand Als Touristen auf Koh Samui haben wir vor kurzem an einer von „Go Vacation“ organisierten Tour zu den Touristenattraktionen auf der Insel teilgenommen, und waren entsetzt, als wir zu den Na Muang Wasserfällen geführt wurden. Dort wurden nämlich auch Elefantenritte für Touristen angeboten. Was uns dort für ein Bild bot, hat uns nachhaltig schockiert: Ein kleiner und ein großer Elefant waren in einem winzig kleinen Gehege an kurze Eisenketten angebunden. Die Elefanten hatten bereits Verhaltensstörungen, versuchten sich andauernd aus ihrer misslichen Lage zu befreien, aber konnten sich nur einen Schritt weit bewegen. https://www.prowildlife.de/wp-content/uploads/2018/06/elefant_namuang.mp4 Es war so traurig anzusehen, wie diese Tiere, die in Freiheit leben sollten, gequält und als Touristenattraktion missbraucht werden. Ein ähnliches Bild boten die Affen, die, falls Sie nicht gezwungen werden, Kokosnüsse von den Palmen zu pflücken, ebenfalls angekettet gehalten werden. – Jacqueline Kacetl Sri Lanka, zwischen Dambulla und Sigiriya Heute habe ich den ersten Elefanten gesichtet… Leider unter Wasser mit Ketten festgehalten und zum Touristenbaden bereit gestellt. Die Ketten natürlich kaum sichtbar unter Wasser. Er stand in der prallen Sonne und mit den Füßen stundenlang im Wasser- an einer Stelle. Unserer Fahrer nannte ihn „wild elephant but the man has the control“ – nein das ist kein wilder Elefant. Leider… – Lisa Galas Weitere Informationen Ein Leben in Ketten: Elefanten im Tourismus Der neue Bericht „Ein Leben in Ketten – Elefanten im Tourismus“ von Pro Wildlife zeigt nun, wie problematisch der Elefantentourismus ist. Viele Tiere werden in der Wildnis gefangen und mit Hilfe von massiver Gewalt gefügig gemacht » Bericht: Elefanten im Tourismus: Ein Leben in Ketten Löwenfarmen Auf Löwenfarmen in Südafrika schießen Jäger gezüchtete Löwen in Gefangenschaft, die Touristen von Hand großziehen » Löwenfarmen Delfinarien Vergnügungsparks in aller Welt halten hunderte aus dem Meer gefangener Kleinwale und Delfine als „schwimmende Clowns“ » Delfinarien in der Kritik Elefantenfreundliche Reiseunternehmen Reiseanbieter werden elefantenfreundlich: Pro Wildlife hat relevante Reiseanbieter und -marken sowie den Deutschen Reiseverband über die Tier- und Artenschutzprobleme des Elefantentourismus informiert » Elefantenfreundliche Reiseunternehmen Checkliste elefantenfreundlicher Tourismus So erkennen Sie, ob eine Einrichtung elefantenfreundlich ist » Checkliste elefantenfreundlicher Tourismus Tipps für Volunteering und Freiwilligenarbeit Worauf Sie bei einem Ehrenamt im Artenschutz achten sollten. » Tipps für Volunteering und Freiwilligenarbeit Der Elefantenhaken in Pinnawela Viele beliebte Touristenattraktionen sind Tierquälerei. So auch in Pinnawela in Sri Lanka » Tierquälerei in Sri Lanka: „Elefantenwaisenhaus“ Pinnawela Elefantenherde im Waisenhaus © ETH Sri Lanka Im Elephant Transit Home in Sri Lanka bekommen Elefantenwaisen eine zweite Chance » Reisetipp Asien: Elephant Transit Home in Sri Lanka

Lebenslänglich: Deutsche Delfinarien sind Gefängnisse mit Showeinlagen
15. Mai 2018. Die „schwimmenden Clowns“ aus dem Meer. In den 1960er Jahren eroberte der fröhlich schnatternde Fernsehheld „Flipper“ die Herzen der Zuschauer. Weltweit wurden unzählige Delfinarien eröffnet und sogar fragwürdige Therapiemethoden eingeführt, denn Flipper weckte in den Menschen das Bedürfnis, den „Clowns des Meeres“ nahe zu sein. Delfinarien in Deutschland hatten Konjunktur wie überall sonst. Doch woher kommt der Großteil der vielen Delfine, die bis heute in Shows eingesetzt werden? Aus dem Meer! Ihrer Freiheit und Familienverbänden beraubt, werden die hochsozialen Meeressäuger in karge Betonkästen gesperrt. Mangelnde Bewegungs- und Rückzugsmöglichkeiten sowie künstlich zusammengestellte Gruppen führen häufig zu Aggressionen zwischen den Tieren, die sich teils schwere Verletzungen zufügen. Tägliche Trainings und Shows sollen die Delfine angeblich auslasten, doch in Wirklichkeit sind die Kunststücke nur Geldmacherei. Show im Delfinarium Tiergarten Nürnberg Die glitzernde Welt der Delfinshows und Delfinarien in Deutschland In Deutschland gab es ursprünglich 14 Delfinarien, heute sind glücklicherweise nur noch zwei übrig geblieben: Der Zoo Duisburg und der Tiergarten Nürnberg sind die letzten Einrichtungen Deutschlands, die insgesamt 15 Delfine halten. Täglich besuchen hunderte von Besuchern die Delfinshows, um die schillernde Welt der schwimmenden Meeres-Clowns zu erleben. Doch der Schein trügt. Die Tiere werden in viel zu kleinen kargen Betonbecken gehalten und bekommen regelmäßig Psychopharmaka – angeblich, um den Appetit anzuregen. Vermutlich dienen die Medikamente vielmehr dafür, um die Aggressionen zwischen den Tieren zu dimmen. Sowohl in Duisburg als auch in Nürnberg leben neben den Nachzuchten auch jeweils drei Wildfänge, die zwischen 1971 und 1990 im Atlantik und im Amazonas eingefangen wurden. Diese Delfine wurden als Jungtiere aus ihrem Familienverband gerissen und nach Deutschland transportiert. Seither werden sie in zufällig zusammengewürfelten Gruppen gehalten und müssen drei Mal täglich die Menschen zum Staunen bringen. Delfinarium Tiergarten Nürnberg Diese Delfine leben in deutschen Delfinarien: • Zoo Duisburg: ein wild-gefangener Amazonas-Flussdelphin „Baby“ (der letzte Überlebende von fünf Wildfängen 1975), zwei Große Tümmler Wildfänge „Ivo“ und „Pepina“ und sechs Nachzuchten „Delphi“, „Daisy“, „Diego“, „Dörte“ „Darwin“ und “Debbie“ • Tiergarten Nürnberg: ausschließlich Große Tümmler, davon drei Wildfänge „Moby“, „Jenny“ und „Anke“, und vier Nachzuchten „Sunny“, „Dolly“, „Donna“, „Nami“ Flussdelfin „Baby“ im Zoo Duisburg (gestorben im Dezember 2020) Deutsche Delfinarien als Friedhöfe Der berühmte Delfinschützer Richard O´Barry bezeichnete den Duisburger Zoo als „größten Delfin-Friedhof der Welt“. Seit der Eröffnung des Delfinariums 1965 starben hier 65 Delfine. Im Tiergarten Nürnberg starben seit 1971 insgesamt 33 Tiere, viele davon schon als Jungtiere. Diese Zahlen zeigen, dass Delfine nicht in Gefangenschaft leben sollten. Bereits seit Jahren weisen Wissenschaftler darauf hin, dass diese hochintelligenten Meeressäuger nur äußerst schlecht mit den Bedingungen in Gefangenschaft zurechtkommen. In Freiheit schwimmen Delfine rund 150 Kilometer am Tag und tauchen bis zu 300 Meter tief – Bedingungen, die kein Delfinarium der Welt erfüllen kann. Außerdem sind sie hochsensibel. Der permanente Lärm von Besuchern und Unterwasserpumpen bedeutet für die Delfine einen enormen Stress – mit fatalen Folgen: In Duisburg und Nürnberg starben fast die Hälfte der wild gefangenen Delfine innerhalb weniger Wochen und Monate. Auch die Zuchtprogramme der Delfinarien in Deutschland weisen meist nur einen mäßigen Erfolg auf. In Duisburg und Nürnberg sterben zwei Drittel der Nachzuchten vor oder kurz nach der Geburt. Hinzu kommen noch all jene Jungtiere, die zwar die Geburt selbst überstehen, aber nie das Erwachsenenalter erreichen. Seit der Eröffnung der beiden deutschen Delfinarien in den sechziger beziehungsweise Anfang der siebziger Jahre überlebten nur insgesamt 12 Nachzuchten. Delfin im Tiergarten Nürnberg Weltweit decken gemeinnützige Organisationen wie Pro Wildlife und Dokumentarfilme wie „Die Bucht“ und „Blackfish“ die Missstände hinter den Kulissen von Delfinarien auf und setzen sich für ihre Abschaffung ein. Hochintelligente, soziale und agile Meeressäuger können in Gefangenschaft niemals artgerecht gehalten werden – das können ihnen nur die unendlichen Weiten des offenen Meeres und ihre natürlichen Familienverbände bieten. Mehr Informationen Delfintherapie Delfine scheinen wahre Wunderheiler zu sein – aber zu welchem Preis? Und was ist dran am Dr. Flipper? » Delfintherapie Orcas in Gefangenschaft © Eddie Maloney Sie sind die Besucher-Attraktion vieler Vergnügungsparks und füllen die Kassen: Orcas. » Orcas in Gefangenschaft Delfinjagd Zehntausende Delfine werden pro Jahr gejagt und getötet. Junge, kräftige Tiere werden aussortiert und an Delfinarien verkauft. » Stoppt die Delfinjagd! Wale und Delfine 1.200 Großwale töten Walfänger jedes Jahr. Hinzu kommen zehntausende Kleinwale und Delfine. » Wale und Delfine

Auf Safari: Die schönsten Nationalparks Afrikas
14. Mai 2018. Top 10 Nationalparks für eine Safari in Afrika. Eine Safari (Swahili: Reise) in einem der Nationalparks Afrikas ist eine aufregende Sache: Viele Menschen können hier zum ersten Mal überhaupt eine größere Anzahl Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten. Schon bei der Recherche fällt auf: Afrika ist groß, Nationalparks und Naturschutzgebiete gibt es viele und die Regenzeit spielt eine entscheidende Rolle. Diese Liste ist natürlich nur eine kleine, sehr subjektive Entscheidungshilfe und nicht vollständig (wann kann eine solche Liste schon vollständig sein?). Der Fokus liegt dabei auf den Savannen- und Buschlandschaften, in denen sich Savannen-Elefanten, Löwen, Büffel und andere bekannte Wildtiere wohlfühlen. Egal ob erstes Mal Afrika oder Safari-Kenner, hier sollte für alle etwas dabei sein. Und es fällt auf: Das beste Reiseziel Afrikas gibt es nicht, aber die besten Reiseziele. Also: wohin soll die nächste Safari führen? Platz 10: Addo Elephant Nationalpark, Südafrika Elefanten im Addo Elephant Nationalpark Bekannt für, wie der Name bereits sagt, seine Elefanten, ist der Addo mehr als ein bequemes Ausflugsziel in der Nähe von Südafrikas Garden Route. Der Park beheimatet nach einem Wiederansiedelungsprogramm wieder Löwen; auch Spitzmaulnashörner und Leoparden kommen hier vor. Durch die Erweiterung nach Süden ist auch die Küste mit ihren Haien und Walen Teil des Parks, der nun mit den „Big 7“ wirbt. Absolutes Highlight: Der Park eignet sich hervorragend für eigene Erkundungen mit dem eigenen (Miet-)Auto. Bitte erkundigen Sie sich vorab unbedingt, was bei der Selbstfahrer-Safari zu beachten ist. Vorsicht: Die Landschaft ist sehr buschig und häufig sehen Besucher die Tiere erst, wenn sie direkt vor oder neben dem Auto stehen. Langsames Fahren ist deshalb umso wichtiger. Außerdem sollten Urlauber im eigenen Auto dringend darauf achten, keine Pillendreher (afrikanische Mistkäfer) zu überfahren, die je nach Witterung zu Hunderten über die Straßen laufen. Es werden zudem Safaris auf dem Rücken von Elefanten angeboten. Verzichten Sie dringend auf diese Angebote. Das Reiten, Füttern oder Baden von Elefanten ist Tierquälerei. Mehr zum Elefantenreiten Platz 9: Amboseli Nationalpark, Kenia Elefanten im Amboseli Nationalpark in Kenia Wo sonst können Wildtiere vor einem der bekanntesten Berge der Erde beobachtet werden? Der Amboseli Nationalpark am Fuße des in Tansania liegenden Kilimandscharo dient als Afrika-Postkartenmotiv und Foto-Objekt gleichermaßen. Giraffen, Elefanten und allerlei weitere Wildtiere stolzieren vor dem schneebedeckten Gipfel des „Kili“ und geben tolle Fotomotive ab. Absolutes Highlight: Im Park leben noch sehr alte Elefanten. Das gibt den Besuchern die Möglichkeit, das fast intakte Sozialverhalten der Dickhäuter in ihren Herden zu beobachten. Vorsicht: Der Kilimandscharo hüllt sich tagsüber meist in dicke Wolken ein. Die Chancen, ihn zu sehen, stehen morgens und abends am besten. Platz 8: Tarangire Nationalpark, Tansania Elefant im Tarangire Nationalpark © Sandra Henoch Der Tarangire Nationalpark gehört zu den wohl unterschätztesten Parks des Kontinents. Viele Besucher machen hier nur einen kurzen Stopp auf dem Weg in die Serengeti oder nehmen den Nationalpark gar nicht in ihre Reiseplanung auf. Doch im Park leben große Elefantenherden und eine Vielzahl weiterer Arten in einer bemerkenswerten Landschaft voller Boabab-Bäume. Hier entfaltet sich eine der höchsten Wildtierdichten Ostafrikas. Über einen Korridor können die Tiere in den Lake-Manyara-Nationalpark wandern. Absolutes Highlight: Der Park ist bekannt für seine Elefantenherden, die durch eine vorzeitlich anmutende Landschaft entlang des Tarangire Flusses ziehen. Vorsicht: Im Park kommt die Tsetsefliege vor, die die Schlafkrankheit überträgt. Besucher sollten dringend auf konsequenten Schutz achten. Platz 7: Etosha Nationalpark, Namibia Tiere an einem Wasserloch im Etosha Nationalpark Der wichtigste Park Namibias ist Heimat zahlloser Wildtiere, darunter Breit- und Spitzmaulnashörner, mehrere Raubkatzenarten und vieler Antilopen. Der Name „Etosha“ bedeutet so viel wie „großer weißer Platz“, was die Landschaft gut beschreibt. Die Vegetation ist äußerst spärlich und in der Trockenzeit sammeln sich viele Tiere an den künstlichen Wasserstellen. Absolutes Highlight: In der Trockenzeit sind viele Tiere ganz einfach an den Wasserlöchern im Park und an den Camps zu beobachten. Im Park leben 114 verschiedene Arten Säugetiere. Vorsicht: Jede Medaille hat zwei Seiten: Der Park ist komplett eingezäunt und schneidet den Tieren ihre ursprünglichen Routen auf der Suche nach Wasser in die Region Kuene ab. Die Wasserlöcher sind für echte Liebhaber sicherlich nicht vergleichbar mit der ursprünglichen Umgebung und dem natürlichen Migrationsverhalten. Platz 6: Chobe Nationalpark, Botswana Safari mit dem Boot im Chobe Nationalpark, Botswana „Land of the Giants“ steht auf dem Schild am Eingang des Parks und kündigt bereits die Hauptattraktion des Parks an: Elefanten. Zwischen 80.000 und 100.000 Dickhäuter leben nach Schätzungen im Park und den angrenzenden Gebieten, in die sie je nach Saison wandern. Botswana verfolgt eine vorbildliche Tier- und Artenschutzpolitik und tötet Elefanten nicht mehr, wenn sie zu zahlreich werden für das Ökosystem. Stattdessen wurden Zäune abgebaut, um mehr Platz für die Tiere zu schaffen. Auch Kaffernbüffel und Warzenschweine sind hier häufig anzutreffen. Absolutes Highlight: Eine Safari mit dem Boot auf dem Chobe Fluss gehört zu den Erfahrungen, die Urlauber sicherlich nicht so schnell vergessen. Vorsicht: Zur Hochsaison kann es auf dem Chobe Fluss schon mal eng werden. Platz 5: Krüger Nationalpark (eigentlich Kruger Nationalpark), Südafrika Geparden im Kruger Nationalpark Für die meisten Urlauber ist der Kruger Nationalpark die erste Safari-Erfahrung im afrikanischen Busch. Er gehört zu den größten Nationalparks des Kontinents und beherbergt eine große Vielfalt an Wildtieren. Im Gegensatz zu den offenen Savannen im Osten Afrikas ist die Landschaft buschig und die Tiere sind schwerer zu entdecken. Absolutes Highlight: Im Kruger Nationalpark leben einige sehr seltene Tierarten wie Wildhunde. Vorsicht: Die gute Infrastruktur, die ausgebauten Straßen und die Zäune rund um den Nationalpark machen deutlich, dass der Park kommerziell stark genutzt und vermarktet wird. Das sorgt für teilweise viel Verkehr im Park und hat an manchen Ecken nur noch wenig mit dem echten Wildnis-Gefühl zu tun. Platz 4: South Luangwa Nationalpark, Sambia Löwen im South Luangwa Nationalpark in Sambia © Sandra Henoch Am Luangwa River wartet die Wildnis: keine Zäune, keine Funkgeräte, über die sich die Ranger verständigen. Wer in den South Luangwa Nationalpark (Südluangwa-Nationalpark) reist, erlebt den Busch ungeschminkt, ohne viel Verkehr und wild. Nicht selten ist der eigene Jeep der einzige an einer spektakulären Sichtung und die Besucher haben so mehr Zeit und Ruhe, um die Begegnung mit den Tieren auch zu genießen. Im Nationalpark sind Nachtsafaris und Buschwalks, also Safaris zu Fuß, erlaubt. Absolutes Highlight: Wildnis pur. Der Park ist bekannt für seine Flusspferde und Leoparden. Viele Camps sind nicht umzäunt und nicht selten laufen Wildtiere durch die Lodges. Im Park leben zudem zahlreiche endemische Arten und Unterarten, also Tiere, die nur hier vorkommen. Dazu zählen das Cookson-Gnu sowie das Crawshay-Zebra und die Thorneycroft-Giraffe. Vorsicht: Die Jahreszeit spielt im South Luangwa Nationalpark eine wichtige Rolle. Während sich in der Trockenzeit viele große Wildtiere am Wasser versammeln und so einfach zu entdecken sind, kommen während der Regenzeit vor allem Vogelfreunde auf ihre Kosten. Platz 3: Serengeti Nationalpark, Tansania Gnus im Serengeti Nationalpark Kaum ein Nationalpark Afrikas ist so bekannt wie die Serengeti. Das liegt natürlich an der vielfältigen Tierwelt und einer der größten Tierwanderungen der Welt. Andererseits ist die Serengeti fast immer bedroht: Viele Menschen haben ein Interesse am Platz und an der fruchtbaren Savanne, auf der sich Millionen Wildtiere tummeln und geplante Großprojekte würden wohl das Aus des Nationalparks bedeuten. Der Kampf um die Serengeti wird bereits seit Jahrzehnten gekämpft und gipfelte in den fünfziger Jahren in der Dokumentation „Serengeti darf nicht sterben“ von Michael Grzimek und dessen Vater Bernhard. Absolutes Highlight: Die Wildtierwanderung (Migration), bei der Millionen Gnus, Zebras und Antilopen im Jahresverlauf in einem großen Kreis durch die Serengeti und die angrenzende Masai Mara in Kenia ziehen. Vorsicht: Die Serengeti ist ständigen Bedrohungen ausgesetzt. Die Pläne, einen Highway durch das Gebiet zu bauen, sind noch nicht endgültig vom Tisch. Zudem kommt es häufig zu Konflikten zwischen Wildtieren und Menschen. Außerdem warnen Organisationen inzwischen davor, dass zu viele Touristen in den Park kommen. Am besten fährt man in der Nebensaison und verzichtet auf Anlagen, die viel Wasser benötigen (Swimmingpools etc.). Platz 2: Ngorongoro Naturschutzgebiet, Tansania Löwin im Ngorongoro Schutzgebiet, Tansania © Sandra Henoch Bei der Fahrt über den Rand des Einbruchkraters in das Naturschutzgebiet können Besucher selten das „Wow“ unterdrücken, das ihnen unwillkürlich über die Lippen kommt. Die Aussicht kann einem den Atem verschlagen. Die Safari durch den Krater, der die höchste Raubtierdichte Afrikas aufweist, wird zum fotografischen Höhepunkt vieler Afrika-Reisen. Absolutes Highlight: Die Wildtierwanderung durch Masai Mara und Serengeti streift auch das Schutzgebiet Ngorongoro Vorsicht: Die hohe Tierdichte zieht natürlich viele Besucher an und manch einer hat das Gefühl, durch einen Open-Air-Zoo zu fahren. Zum Teil verstellen die Jeeps den Tieren den Weg oder behindern Raubkatzen bei der Jagd. Weisen Sie ihren Fahrer darauf hin, dass Sie ein solches Verhalten nicht gut heißen. Platz 1: Masai Mara (auch Maasai Mara) Naturschutzgebiet, Kenia Ein Gepard in der Masai Mara, Kenia © Sandra Henoch Wenn den Zuschauern einer Löwendokumentation die Tränen in die Augen schießen, weil die Bilder so überwältigend sind, ist die Reportage meistens in der Masai Mara (oder Maasai Mara) gedreht. Weite Landschaft mit grünen Hügelchen, soweit das Auge reicht. Unterbrochen wird der Blick nur von Gnus, Zebras, Giraffen, Elefanten, Antilopen, Löwen, Hyänen… Die Masai Mara könnte als afrikanisches Klischee durchgehen, wäre sie nicht echt. Absolutes Highlight: Die jährliche Wildtierwanderung mit Durchquerung des namensgebenden Mara Flusses. Vorsicht: Es hat sich natürlich herumgesprochen, dass die Masai Mara ein Paradies auf Erden ist. Sie ist deshalb häufig überlaufen und die vielen Autos haben bereits Einfluss auf das Verhalten der Wildtiere. Einige Autos verlassen auf der Jagd nach dem besten Blick die Pisten. Sollte das bei Ihnen vorkommen, weisen sie den Fahrer am besten darauf hin, dass sie das nicht wollen. Ein besonderes Schmankerl: Lake Nakuru Nationalpark, Kenia Breitmaulnashörner im Lake Nakuru Nationalpark, Kenia © Sandra Henoch Der Park dient als Nashorn-Schutzgebiet und beheimatet etwa 60 Breitmaulnashörner und Spitzmaulnashörner, die rund um die Uhr von bewaffneten Rangern bewacht werden. Ein absolutes Muss für Nashorn-Fans, die hier fast garantiert auf einige der Tiere treffen. Absolutes Highlight: Klar, Nashörner. Vorsicht: Der Park ist sehr klein, Elefanten gibt es hier deshalb nicht. Dafür etwa 50 andere Säugetierarten, darunter Löwen. Weils so schön ist, noch ein Ehrengast: Murchison-Falls-Nationalpark, Uganda Bedrohte Rothschild-Giraffen © Sandra Henoch Namensgebend für den Park ist der beeindruckende Murchison-Wasserfall; hier stürzt der Viktoria-Nil über 43 Meter in die Tiefe. Der Park beheimatet die bedrohten Rothschild-Giraffen (auch Uganda-Giraffe oder Nubische Giraffe). Im Süden des Parks schließt sich der Schimpansen-Wald Budongo an. Absolutes Highlight: Der Murchison Wasserfall natürlich. Dieser Park ist außerdem abseits der großen Touristenströme. Vorsicht: Der Park ist an einigen Stellen Tsetsefliegen-Hochgebiet. Unbedingt auf konsequenten Insektenschutz achten. Wildtiere ziehen Menschen schnell in ihren Bann und viele Urlauber wollen den Tieren möglichst nah kommen. Bitte achten Sie bei allen touristischen Angeboten darauf, die Tiere nur in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Verzichten Sie auf Angebote, bei denen die Tiere angefasst werden können, immer nach dem Grundsatz: Anschauen, nicht anfassen. Achten Sie bei allen Angeboten darauf, dass die Fahrzeuge die vorgegebenen Wege nicht verlassen und dass die Tiere nicht gestört werden. Das tut Pro WildlifePro Wildlife kämpft für den weltweiten Schutz von Tieren und Arten. Wir nehmen aktiv Teil an Konferenzen, stellen Schutzanträge und verhandeln mit Politikern, Regierungen und Lobbyisten. Wir klären die Öffentlichkeit über die Gefährdung von Wildtieren auf und arbeiten daran, die Artenvielfalt der Erde zu erhalten. » Erfolge unserer Arbeit Mehr Informationen Tierschutz auf Reisen Elefantenreiten, Delfinshow oder Tiger-Selfie: Für die Urlauber ein kurzes Vergnügen, für die Tiere lebenslange Quälerei. » Tierschutz auf Reisen Löwenfarmen Auf Löwenfarmen in Südafrika schießen Jäger gezüchtete Löwen in Gefangenschaft » Löwenfarmen: Qual für den Tourismus Raum für Wildtiere Wildtiere haben nur eine Chance, wenn sie Lebensraum haben >> Raum für Wildtiere Tierquälerei in südafrikanischen Elefantencamps Urlaubsspaß auf dem Rücken der Elefanten» Tierquälerei in südafrikanischen Elefantenparks

Philippinen: Walhaie und Koboldmakis
8. Mai 2018. Philippinen-Erfahrungen und Reisetipps für Wildtierfreunde. Im Herbst 2017 flog ich für die Konferenz des Übereinkommen zur Erhaltung wandernder wild lebender Tierarten (englisch Convention on the Conservation of Migratory Species of Wild Animals, CMS) auf die Philippinen. Ich habe es mir natürlich nicht nehmen lassen, mir anschließend Urlaub zu nehmen und den Archipel noch etwas genauer anzuschauen. Mit mehr als 7.000 Inseln, einer turbulenten Entstehungsgeschichte und der Lage zwischen zwei Ozeanen und zwei Kontinenten, sind die Philippinen ein wahrer Schatz an Flora und Fauna. Die Vielfältigkeit an Tieren und Pflanzen, an Land und unter Wasser, sind faszinierend. Doch zwei Arten heben sich besonders hervor. Tierisches Markenzeichen der Philippinen sind Koboldmakis und Walhaie. Für viele Urlauber ist es ein Must, den kleinsten Primaten und den größten Hai der Welt einmal live zu erleben. Auch ich habe mich unfassbar darauf gefreut, diese wunderbaren Geschöpfe in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Um es vorweg zu sagen: Yoda habe ich getroffen, die Walhaie musste ich auslassen. Strand Ich bin verliebt – in Yoda (aka Koboldmaki) Auf meinem Weg von Insel zu Insel war es für mich ganz wichtig, eine Auffangstation für Koboldmakis zu besuchen. Bevor ich mich auf den Weg machte, recherchierte ich zunächst, wo man die kleinen Äffchen sehen kann und natürlich, welche Station wirklich gut ist. In diesem Fall war es mal wieder typisch: Auf Bohol, einer Insel, die bekannt ist für ihre vielen Koboldmakis, treffe ich online auf zwei „Auffangstationen“, die auch noch sehr nah beieinander liegen. Zum einen die Tarsier Conservation Area in Loboc und zum anderen das Philippine Tarsier and Wildlife Sanctuary in Corella. Ich recherchiere meist auf den Homepages selbst, schaue mir aber auch die Bewertungen beispielsweise auf Tripadvisor an. Häufig erkennt man an den Bewertungen, Bildern und Kommentaren recht schnell, ob eine Auffangstation gut ist oder nicht. Bei diesen beiden war es recht schnell klar. Das Tarsier and Wildlife Sanctuary in Corella ist eine wirklich gute, nachhaltige Einrichtung, die zum Arterhalt der Tiere beiträgt, die Loboc Tarsier Conservation Area reine Touristenabzocke. Wer sich einfach in ein Taxi setzt und sagt: „to the tarsier sanctuary“, wird in 90 Prozent der Fälle zu der schlechten Einrichtung gebracht, denn dort gibt es für die Fahrer eine Provision. Koboldmaki © Klaus M. Stiefel Vorlage für das Aussehen von Yoda aus Star Wars war in der Tat ein Koboldmaki. Riesige Augen, spitze, seitliche Ohren, eine kleine Nase. Ich bin verzückt, als ich dieses minikleine Wesen sehe, das sich mit seinen langen, knöchrigen Fingern um einen kleinen Ast klammert. Die Tiere sind sehr territorial und verharren tagsüber meist an ihrem Lieblingsplatz. Genau dieses natürliche Verhalten macht sich die Station zu Nutzen. Neben beschlagnahmten Tieren, die wieder ausgewildert werden, leben hier acht Koboldmakis permanent. Diese sind in einem eingezäunten Areal (der Zaun dient eher dazu, dass die Tiere nicht gestohlen werden. Die Koboldmakis könnten ohne Probleme hinüber springen), in dem die Pfleger die Tiere jeden Morgen suchen, um den Touristen später zeigen zu können, wo sie sich befinden. In kleinen Gruppen werden die Besucher von den Pflegern durch die Anlage geführt und können die Tiere beobachten. Absolute Stille ist angesagt. Denn die kleinen Tierchen schlafen tagsüber. Life goal: Mit Walhaien schwimmen Bei meinen Urlaubsplanungen stieß ich immer wieder darauf: Die Philippinen sind der perfekte Ort, um mit die friedlichen Walhaie zu sehen. Die Giganten der Ozeane sind ein richtiger Touristenmagnet, und das merkt man sofort, wenn man in Manila landet. Walhaie sind überall, sobald man in Küstenregionen fährt, will dir jeder Tour Operator einen Ausflug zu den Walhaien verkaufen. Doch auch hier ist wieder Vorsicht angesagt: Oslob, wo die meisten Touristen hinfahren, um die Walhaie zu sehen, hat sich in den vergangenen Jahren zu einem regelrechten Walhai-Mekka entwickelt (der Ort liegt auch auf der Reiseroute, die viele Urlauber nehmen). Die Einheimischen haben gemerkt, dass Touristen viel Geld bezahlen, um die Tiere zu sehen. Also haben sie ein Business daraus gemacht, zum Leid der Tiere. Die Walhaie werden in der Küstenregion vor Oslob von Fischern an-/ gefüttert und somit bleiben die Tiere an diesem Ort. Als ich davon gehört habe, entschied ich mich sofort dagegen, denn die Methode des „Anfütterns“ ist aus verschiedensten Gründen problematisch (nicht nur bei Walhaien): 1. Die Boote und Schiffe fahren viel zu nah an die Tiere ran. Viele Walhaie in dieser Region haben Verletzungen und Verstümmelungen. Die Tiere werden von den Massen an Touristen extrem gestresst. 2. Walhaie sind normalerweise wandernde Tiere, sie ziehen von Küste zu Küste, Kontinent zu Kontinent und legen dabei tausende Kilometer zurück. Durch die Fütterung verhalten sich die Tiere nicht mehr wie vorgesehen: Sie bleiben in Oslob. In dem Moment, in dem die Tiere nicht mehr weiter ziehen, wird das biologische Gleichgewicht gestört. Welche Folgen dies mit sich bringt, kann man noch nicht sagen. 3. Die Shrimps, die für die Fütterung der Tiere genutzt werden, sind meist illegal und nicht nachhaltig gefischt. Allerdings gibt es auf den Phillippinen einen Ort, an dem das Erlebnis noch nicht kommerzialisiert ist: Donsol. Dieser Ort liegt zwar nicht auf der üblichen Reiseroute, ist aber definitiv eine Reise wert. Walhai © Klaus M. Stiefel Once in a lifetime: Tauchen mit Fuchshaien Donsol lag auch nicht auf meiner Route. Natürlich war ich ziemlich enttäuscht darüber, dass ich nun keine Walhaie sehen werde. (Und auch mir fällt es schwer, nicht egoistisch zu sein und „Nein“ zu sagen.) Doch ich hatte einen Plan B: Nahe der Insel Malapascua gibt es einen der wenigen Plätze dieser Welt, wo man Fuchshaie sehen kann. Diese bezaubernden Tiere hatten wir mit anderen Organisationen gemeinsam bei der CITES Konferenz 2016 unter besseren Schutz stellen können. Die 3,5 bis 7,5 Meter langen Haie, die eigentlich in 500 Metern Tiefe leben, kommen hier in flachere Gewässer, um sich von Fischen putzen zu lassen. Charakteristisch für diese friedlichen Tiere ist der lange obere Lappen der Schwanzflosse, der fast so lang sein kann wie der übrige Körper. Die Tiere gleiten durchs Meer wie Elfen. Als wir den ersten entdeckten, schlug mein Herz höher und höher. „Das ist besser als verliebt sein“ war mein erster Satz über Wasser. Fuchshai © Christian Vizl Tipp: Wer auf den Philippinen anpacken und helfen will, sollte sich bei dem Large Marine Vertebrates Research Institute Philippines (LAMAVE) erkundigen. Auf der Homepage gibt es Angebote für Volunteers und viele nützliche Informationen über die Unterwasserwelt der Philippinen. https://www.lamave.org/ Weitere Informationen Orca-Show in Sea World © Curimedia Photography Elefantenreiten, Delfinshow oder Tiger-Selfie: Für die Urlauber ein kurzes Vergnügen, für die Tiere lebenslange Quälerei » Tierschutz auf Reisen Auf Safari in Afrika Eine Safari (Swahili: Reise) in einem der Nationalparks Afrikas ist eine aufregende Sache: Viele Menschen können hier zum ersten Mal überhaupt eine größere Anzahl Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten » Auf Safari: Die schönsten Nationalparks Afrikas Website CMS Die Bonner Konvention (CMS) hat es sich zum ziel gesetzt, wandernde Tierarten besser zu schützen » CMS – Die Bonner Konvention Koboldmaki © Pro Wildlife Koboldmakis, auch Tarsiere genannt, sind kleine, nachtaktive, baumbewohnende, skurril aussehende Primaten, die auf einigen Inseln Südostasiens leben » Koboldmaki

Whale Watching: Meeresriesen in Freiheit genießen
13. März 2018. Walbeobachtung ist auch in Europa problemlos möglich. Viele Menschen haben den Wunsch, Wildtiere zu sehen. Und natürlich ist es noch viel reizvoller, die Tiere in freier Wildbahn anstatt in einem Glastank oder in einem Käfig zu beobachten. Für Walfreunde heißt das: Rein ins Boot und raus aufs Meer zum Whale Watching. Denn für die Walbeobachtung in freier Natur werden die Wale und Delfine nicht gefangen genommen, sie leben in ihrer natürlichen Gruppe – und sie müssen keine Kunststücke aufführen. Kein Wunder, dass diese Branche immer mehr boomt, auch in Europa. Denn auch hier lassen sich Wale gut beobachten. Whale Watching ist ein boomendes Geschäft 1955 war der Auftakt des kommerziellen Whale Watchings. Wal- und Delfinbeobachtungen haben in den vergangenen zwanzig Jahren schnell an Beliebtheit dazugewonnen. Im Jahr 2009 gaben 13 Millionen Touristen insgesamt 2,4 Milliarden Euro aus, um Wale und Delfine in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Mindestens die Hälfte des Wachstums dieser Industrie kommt den Bewohnern von Küstengebieten in Entwicklungsländern zugute. Achtsame Wal- und Delfinbeobachtung Wir als Touristen haben hier natürlich eine große Verantwortung. Die Riesen der Meere sind im Ökosystem Meer absolut unersetzlich und sind ohnehin vielen Gefahren ausgesetzt. Deshalb sollten wir als Urlauber darauf achten, dass die Tiere bei einer Whale Watching Tour nicht gestört werden. Wale und Delfine können beispielsweise sehr gut von Schiffen oder Booten aus beobachtet werden. Einen mindestens genauso guten Blick kann man an vielen Stellen auch vom Festland auf sie werfen. Das Einmaleins des Whale Watchings – Dos und Don’ts Nicht jeder Anbieter macht diese Touren zum Wohl der Tiere. Sollten Sie sich also für eine Walbeobachtung entscheiden, ist es ratsam, auf ein paar Dinge zu achten: Informieren Sie sich vor der Reise über die Anbieter. Arbeiten diese gemeinsam mit Forschungsgruppen, Bildungseinheiten oder dem Naturschutzverband, spricht das in der Regel für die Einrichtung. Die Fahrgeschwindigkeit sollte immer an die jeweilige Situation angepasst werden. Vor allem, wenn Tiere in der Nähe sind, muss die Geschwindigkeit reduziert werden. Nähern Sie sich den Tieren nicht auf weniger als 100 Meter. Das Verfolgen der Individuen ist verboten, da diese sonst voneinander getrennt werden. Spezielle Vorsicht ist bei Müttern mit Jungen, rastenden und gebärenden Tieren geboten. Und zu guter Letzt: Schwimmen Sie nicht mit den Tieren! Für sie bedeutet es puren Stress, der vor allem trächtigen Individuen schadet. Und Sie selbst könnten dabei absichtlich oder unabsichtlich von den Tieren verletzt werden – auch von anderen Meeresbewohnern. Krankheiten könnten dabei ebenfalls in beide Richtungen (von Mensch auf Tier und von Tier auf Mensch) übertragen werden. Am wenigsten stören Sie die Tiere natürlich, wenn Sie sie vom Festland aus beobachten. Ein kleiner Tipp am Rande: Einen Meeresbiologen oder Naturforscher an Bord zu haben, ist von großem Nutzen. Sie können umfassende Informationen über Bedrohungen des lokalen Gewässers und dessen Bewohner geben. Das Erkennen von Arten und korrekte Interpretation des Verhaltens einzelner Tiere oder Gruppen beim Whale Watching zählen ebenfalls zu ihrem Fachgebiet. Fahrlässiges Handeln schadet den Tieren Von aufdringlichem Verhalten und Verfolgungen können die Meeressäuger Schaden nehmen. Meeresforscher dokumentierten bereits einige Verhaltensänderungen bei Tieren in Gebieten, in denen es erlaubt ist, mit Delfinen zu schwimmen. Bei Orcas wurde ein reduziertes Nahrungssuchverhalten beobachtet. Sie rasteten seltener und die Interaktion untereinander nahm ab. Alle beobachteten Verhaltensänderungen können sich langfristig auf Vermehrungsrate und Gesundheit der Tiere auswirken. Jedem Beteiligten (Naturschutzbehörden, wissenschaftliche Gemeinschaften, Whale Watching Industrie und Touristen) muss klar sein, dass ihre Aktivitäten im Meer Folgen haben können. Wale und Delfine in Europa beobachten 1. Deutschland – Sogar in Deutschland können Sie Wale beobachten, und zwar auf Sylt, Fehmarn und in der Eckernförder Bucht. Dort leben etwa 6.000 Schweinswale. 2. Italien – Streifendelfin, Finnwal, Pottwal und Cuvier-Schnabelwal gibt es in Ligurien zu sehen. 3. Kroatien – In der Adria kann man Große Tümmler, Streifendelfine, Rundkopfdelfine und den gemeinen Delfin beobachten. 4. England – Auch in Doset, Devon und Cornwall leben Tümmler. Unter anderem gibt es auch die Möglichkeit, auf Weißschnauzendelfin, Grindwal und Seiwal zu treffen. 5. Irland – Country Cork, Wexford und Kerry sind die irischen Whale Watching Gebiete. Hier leben zum Beispiel Grindwale, Buckelwale oder Seiwale. 6. Spanien – Auf Gibraltar und Tarif können Sie einen Blick auf den Pottwal, Orca und unter anderem auch auf den Grindwal werfen. Vor den kanarischen Inseln leben der Tümmler, gemeine Delfin oder der Brydewal. Auf den Kanaren vor Teneriffa sind das ganze Jahr über Pottwale, Zwergwale und Grindwale zu sehen. 7. Portugal – In Portugal an der Algarve gibt es den Zwergwal, Buckelwal oder Tümmler zu sehen. Vor Madeira sind u.a. Fleckendelfin, Orca und Streifendelfin heimisch. Im Delta des Sado-Flusses bei Setubal (südlich von Lissabon) leben ca. 30 Große Tümmler, die man per Boot besuchen kann. Weitere Möglichkeiten für Whale Watching: In der Karibik gibt es den Buckelwal, Zügeldelfin oder den ostpazifischen Delfin zu sehen. In Neuseeland sind der gemeine Delfin, Grindwal und Tümmler beheimatet. Südkaper, Buckelwal und Brydewal können in Südafrika beobachtet werden. Whale Watching setzt sich gegen Walfang durch Sogar in Ländern wie Japan, Island und Norwegen scheint sich das Beobachten der Meeressäuger langsam gegen Walfang (Whaling) durchzusetzen. Hier werden immer noch Wale und Delfine wegen ihres Fleisches verfolgt und getötet. Aber die Walbeobachtung wird nun als wirtschaftliche und ethische Alternative zum Whaling angeboten. Teile der lokalen Bevölkerung und der Politik vor Ort scheinen langsam zu verstehen, dass die außergewöhnlichen Tiere lebend mehr wert sind als tot. Mehr Informationen Seiwal © NOAA Drei Länder halten sich nicht an das Walfangverbot. Norwegen, Japan und Island harpunieren noch immer Wale, ungeachtet internationaler Kritik. » Walfang Schwimmen mit Delfinen Elefantenreiten, Delfinshow oder Tiger-Selfie: Für die Urlauber ein kurzes Vergnügen, für die Tiere lebenslange Quälerei. » Tierschutz auf Reisen Wale und Delfine Wale und Delfine sind keine Fische, sondern Säugetiere, die vor etwa 50 Millionen Jahren den Weg zurück vom Land ins Wasser nahmen. » Wale und Delfine Delfinarien in der Kritik Vergnügungsparks in aller Welt halten hunderte aus dem Meer gefangener Kleinwale und Delfine als „schwimmende Clowns“ » Delfinarien in der Kritik

Schwimmen mit wilden Orcas
5. März 2018. Der schönste Moment meines Lebens Das Wasser ist eiskalt, vielleicht ein oder zwei Grad über Null. Trotzdem will ich am liebsten sofort rein. Die Crew hat uns mit einem winzigen Beiboot zu einer Schule wilder Orcas gebracht und ich habe die einmalige Gelegenheit, mit ihnen zu schwimmen. Florian Weiss Florian Weiss mit Orca © Kim Ritthagen Der Dreh für die ZDF-Sendung „Volle Kanne“ Anfang 2018 war eigentlich gar kein Dreh, sondern ein Lebenstraum. Ich tauche seit zwölf Jahren und hatte schon so ziemlich alles vor der Linse, nur keine Orcas. Als ich von der M/S Sula, einem ehemaligen Instandhaltungsschiff für Leuchttürme erfuhr, und von einer Crew, die darauf spezialisiert ist, wilde Orcas zu erforschen und mit ihnen zu tauchen, wusste ich: da muss ich hin. Die Reise war ursprünglich privat geplant, aber meine tierverrückte ZDF-Redakteurin aus Mainz hat sofort Feuer gefangen. Die Voraussetzungen, dort zu drehen, sind extrem. Die Sonne scheint nur vier Stunden am Tag. Die Temperatur im Wasser liegt bei knapp über Null Grad, außerhalb des Wassers deutlich darunter. Die Winde knapp 400 Kilometer nördlich des Polarkreises lassen die Wellen an manchen Tagen auf mehrere Meter ansteigen. Die Umgebung ist arktisch. Die Ansprüche an Mensch und Material sind groß. Aber die Gelegenheit, mit wilden Orcas zu schwimmen, lasse ich mir auf keinen Fall entgehen. Auch wenn ich echt Bammel habe… Orcas sind „Apex-Predators“. Es gibt nichts, was sie theoretisch nicht angreifen können. Dennoch: in freier Wildbahn sind Angriffe auf Menschen nicht bekannt. Warum weiß niemand. Aber die Statistik lässt mich etwas ruhiger schlafen. Tauchen mit Orcas © Kim Ritthagen Orcas sind Familientiere Das Schwimmen mit den Schwertwalen ist nur an wenigen Wochen im Jahr möglich, am nordwestlichen Zipfel Norwegens. Dort kommen die Orcas im Winter zum Jagen in die Fjorde. In dieser Gegend fressen sie vor allem Heringe. Die haben einen hohen Fettgehalt und versorgen die Jäger mit Energie für die Zeit, in der der Futternachschub ausbleibt. Sie sind übrigens die größten Delfine der Welt und außerordentlich intelligent. Bei der Jagd arbeiten sie zusammen. Sie sind sozial und fast immer in Familienverbänden unterwegs, häufig sind auch Buckelwale an ihrer Seite. Nach mehreren Tagen in einem winzigen Hafen, den wir wegen des Sturms auf See aus Sicherheitsgründen anlaufen mussten, werden wir auf dem offenen Meer fündig: Eine große Gruppe Orcas, auch „Pod“ genannt, umzingelt einen gigantischen „Bait Ball“, tausende Heringe, die sich zu einer gigantisch großen Unterwasserkugel formieren. Wir wissen: Wenn die Crew uns in die Nähe der Tiere bringt, muss alles sehr schnell gehen. Im arktischen Winter bleibt wenig Zeit, denn bei Dunkelheit ins Wasser zu springen, ist nicht sehr ratsam. Wir quälen uns also so schnell es geht in unsere Trockenanzüge (ohne wäre wir bei diesen Temperaturen binnen Minuten tot) und warten auf das „Go“ der Crew. Die Anspannung ist groß und wir haben keine Ahnung, was gleich passieren wird. Das hier ist Wildnis. Die spielt nach ihren eigenen Regeln und in ihrer Gleichung sind wir Menschen keine nennenswerte Größe. Sind die Orcas interessiert an uns? Nehmen sie uns als Freunde oder Feinde wahr? Zwischenfälle sind keine bekannt, aber wir wären den Tieren im Wasser haushoch unterlegen. Orcas in Norwegen © Kim Ritthagen „Go“ und ab ins Wasser Dann kommt das „Go“ der Crew. Wir gleiten ins Wasser… ich öffne die Augen, suche das trübe blau nach schwarzen Schatten ab. Es dauert nur ein paar Augenblicke und ich entdecke die ersten Orcas… nur wenige Meter unter mir. Sie schweben fast regungslos durch die Dunkelheit, beobachten mich, drehen dann ab und suchen weiter nach Beute. Es gibt keinen Grund, ihnen zu folgen. Die Schwertwale bleiben bei uns, weil die Heringe ebenfalls bleiben. Am Ende schwimme ich fast eineinhalb Stunden mit dem größten Räuber der Weltmeere in der Barentsee. Es sind wohl die schönsten Momente meines Lebens und sie sind nur schwer zu beschreiben. Ich lasse besser die Bilder sprechen: » ZDF Volle Kanne – Tauchen mit Orcas Teil I » ZDF Volle Kanne – Tauchen mit Orcas Teil II Es gibt weltweit keinen einzigen Fall, in dem ein wilder Orca einen Menschen angegriffen hat. Die Statistik in Gefangenschaft ist hingegen verheerend. Für diese Tiere, die in Freiheit tausende Kilometer schwimmen, ist das Leben in Betonbecken eine reine Qual und eine endlose Folter. Diese Tiere sind hochintelligente, soziale, wilde Tiere. Wer ein Ticket für eine Orca-Show kauft, unterstützt das Leid, das diese Tiere in Gefangenschaft erleben. Bitte besuchen Sie diese Einrichtungen nicht! Weitere Informationen Orcas © Curimedia Orcas in Gefangenschaft leiden für den Spaß der Besucher. Noch immer werden Schwertwale in der Wildnis gefangen und in Delfinarien gesperrt. » Orcas in Gefangenschaft Delfinarium Delfinarien stehen zunehmend in der Kritik. Hunderte aus dem Meer gefangene Kleinwale und Delfine müssen dort Kunststücke vorführen. Auch in Deutschland gibt es noch » Delfinarien Wale und Delfine Wale und Delfine sind keine Fische, sondern Säugetiere, die vor etwa 50 Millionen Jahren den Weg zurück vom Land ins Wasser nahmen. » Wale und Delfine Orca Der Orca ist kein Wal, sondern ein Delfin. Die Meeressäuger sind extrem schlau und sozial. » Orca
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