
Palmöl statt Regenwald auf Borneo
4. Februar 2021. Abholzung bedroht Orang-Utans & Co. Auf Borneo, Indonesien, wurden im Sommer 86 Hektar Regenwald dem Erdboden gleichgemacht, in dem zuvor hoch bedrohte Tiere wie Nasenaffen, Orang-Utans, Nebelparder und Schuppentiere gelebt hatten. Die Abholzung soll Platz schaffen, um zwei Palmöl-Fabriken zu errichten. Das ist an sich schon katastrophal genug. Hinzu kommt, dass das Ganze auch noch mit dem Verbrauchersiegel RSPO zusammenhängt, das angeblich nachhaltig produziertes Palmöl ausweisen soll, und an das wir uns jetzt mit einem offenen Brief gewandt haben… Wie glaubwürdig ist das Ökosiegel RSPO? Regional, saisonal, plastikfrei, vegetarisch/vegan und fair. Soll all das erfüllt sein, wird die Auswahl beim Shoppen traurig gering. Ökosiegel & Verbraucherlabel könnten dabei eine immense Orientierungshilfe geben – gäbe es nicht so viele von ihnen (allein in Deutschland über 1.000 verschiedene!). Und gäbe es nicht so viele Skandale. Denn nicht selten kommt es vor, dass ein Label doch eher ein Marketing-Gag ist oder sich Konzerne schlichtweg nicht an ihre eigenen Richtlinien halten. Das zeigt auch der aktuelle Fall eines Konzerns aus Singapur: First Resources Limited. Der Konzern ist bereits seit 2008 Mitglied des RSPO, dem „Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl“. Träger des RSPO-Siegels verpflichten sich, eine Reihe von Prinzipien und Kriterien einzuhalten, die eine nachhaltige Palmölproduktion garantieren sollen. Dennoch hat die Tochterfirma des Konzerns auf Borneo gerade wichtigen Lebensraum für Nasenaffen und viele andere bedrohte Tiere platt gemacht. Wo bis zum Frühjahr noch artenreicher Wald mit Vogelgezwitscher und Affengrunzen vorhanden war, ist bereits auf 86 ha nur noch eine tote Mondlandschaft, auf der eine Palmölraffinerie und eine „Biodiesel“-Fabrik errichtet werden sollen. Nasenaffen sind akut vom Aussterben bedroht © Pixabay Bulldozer & Kettensägen im Regenwald Dabei hat der Mutterkonzern First Resources Ltd. erst 2015 äußerst medienwirksam erklärt, man wolle künftig Waldrodungen und Menschenrechtsverletzungen aus der gesamten Produktions- und Lieferkette verbannen. Die indonesische Tochterfirma PT Wahana Prima Sejati hingegen hat seit Januar 2020 an der Ostküste Borneos eine Fläche von 86 Hektar äußerst artenreichen Waldes dem Erdboden gleichgemacht. Das entspricht einer Fläche von etwa 123 Fußballfeldern. Zwei Hügel auf dem Gelände wurden abgetragen, um die Fläche zu ebnen und zu erhöhen. Wald und Wildtiere sind verschwunden, der angrenzende Fluss ist verdreckt, die Schneise der Verwüstung zieht sich bis zum Mangrovenwald an der Küste. Kettensägen, Bulldozer und Planierraupen verwüsteten 86 ha Wald © SAVE Wildlife Abholzung für Palmöl: Legal ist noch lange nicht okay Das ökologische Desaster, das PT Wahana Prima Sejati verursacht, ist offenbar nicht einmal illegal: 2019 ließ das Unternehmen die erforderliche Umweltverträglichkeitsprüfung anfertigen (auch wenn sich nun abzeichnet, dass dabei wohl falsche Angaben gemacht wurden). Die indonesische Regierung – ohnehin nicht gerade für großes Naturschutz-Engagement bekannt – hat ihnen eine Konzession für das Gebiet erteilt. Denn obwohl der Wald ökologisch wertvoll ist, ist er kein Schutzgebiet, sondern wurde zur nutzbaren Fläche erklärt. Auch wenn die Rodung kein Fall für die indonesische Justiz zu sein scheint, sollte zumindest RSPO angesichts der Kritik hellhörig werden und schleunigst die Reißleine ziehen. Ende Juni 2020 glich die Fläche bereits einer Mondlandschaft © SAVE Wildlife Kritik am RSPO: Label muss nun Farbe bekennen Auf unsere Kritik hin rechtfertigt sich First Resources Ltd. damit, die RSPO-Kriterien würden ja nur für Palmöl-Plantagen und -Mühlen gelten. Und tatsächlich hat dieser Fall eine fatale Lücke in den offiziellen „Prinzipien und Kriterien“ von RSPO aufgezeigt. Was First Resources jedoch verschweigt ist, dass RSPO jedoch auch noch einen „Code of Conduct“ hat, in dem es heißt, dass Firmen, für deren Aktivitäten die RSPO-Kriterien nicht direkt zutreffen, eigene Standards dafür setzen, die nicht niedriger sind. Schlimm genug, dass First Resources die RSPO-Vorgaben so schamlos umgeht – noch schlimmer aber, dass bereits zwei weitere Palmölgiganten in der Region ähnliche Pläne haben, was noch weitere Zerstörung bedeuten würde. In den Waldgebieten der Balikpapan Bay leben diverse bedrohte Tierarten, darunter eine der größten noch verbliebenen Nasenaffen-Populationen (stark gefährdet), Nebelparder (stark gefährdet), Malaienbär (gefährdet), Malaiisches Schuppentier (akut vom Aussterben bedroht) und Marmorkatze (potenziell gefährdet). Ja, es wurden sogar Orang-Utans in dieser Gegend wieder angesiedelt. Und der Lebensraum all dieser Wildtiere muss weichen, damit ein RSPO-Mitglied über seine Tochterfirma Palmöl-Raffinerien aufstellen kann? Kritik: Palmöl wird wegen der umweltzerstörerischen Produktion auch das „grüne Gift“ genannt Eine formale Beschwerde gegen First Resources Ltd. läuft bereits beim RSPO. Pro Wildlife, SAVE und Rettet den Regenwald haben bei der Firmenleitung offiziell protestiert, in einem offenen Brief an RSPO Maßnahmen gegen First Resources Ltd. eingefordert und Online-Petitionen gestartet. Wir fordern: Die Fabriken dürfen nicht errichtet werden, der Wald muss wieder aufgeforstet werden – und RSPO muss dringend seine Vorgaben nachschärfen, damit dieser Fall keine Nachahmer findet… Immer wieder steht das RSPO-Siegel in der Kritik, wegen der unklaren Kriterien und den vielen Verstößen, die die Mitgliedsfirmen immer wieder begehen. Sollten Kahlschläge wie in der Balikpapan Bay folgenlos bleiben und auch noch mit einer RSPO-Zertifizierung belohnt werden, ist jegliche Glaubwürdigkeit des ohnehin angeschlagenen Siegels gänzlich dahin. Mit Nachhaltigkeit hat das alles jedenfalls nichts zu tun, das sollten auch die Verbraucher wissen. Autorin: Dr. Sandra Altherr Mehr Informationen Petition: Nasenaffen in Gefahr Protestaktion gegen die Rodung von wertvollem Tropenwald auf Borneo für die Palmölindustrie » Petition Orangutan © Paul-Williams Wo kommt Palmöl eigentlich her? Warum ist es in so vielen Lebensmitteln vorhanden? Und welche Folgen hat unser Konsum hier auf Orang-Utans und andere Wildtiere? » Blog: Palmöl tötet Orang-Utans Lebensraumverlust © Aidenvironment Der Verlust von Lebensraum ist eine der größten Gefahren für die Artenvielfalt » Schwindende Wälder, verdreckte Meere

Ölförderung im Naturschutzgebiet in Alaska freigegeben
10. Januar 2021. Donald Trump: Freund der Ölbarone und Feind des Naturschutzes. Vier Jahre lang verfolgte der scheidende US-Präsident Donald Trump eine destruktive Politik: Diplomatische Beziehungen, das internationale Ansehen der USA, der globale Klimaschutz und – wie auch der Sturm radikaler Trump-Anhänger auf das Kapitol am 6. Januar 2021 zeigte – die Demokratie in den USA wurden schwer beschädigt. Leiser und international oft weniger beachtet war sein konsequenter Feldzug gegen den Naturschutz: So ließ Trump den Endangered Species Act zugunsten ökonomischer Interessen aufweichen, ebenso den Schutz von Zugvögeln. Er erhöhte die Abholzung auf öffentlichen Flächen um 30 Prozent. Und er riskierte die Gesundheit von Walen, Robben und anderen Meeresbewohnern, indem er den Einsatz von Schallkanonen für seismische Untersuchungen genehmigte, um Ölvorkommen im Boden des Atlantiks zu orten. Überhaupt war Trump schon immer dicke mit den Ölkonzernen. Eine seiner letzten Amtshandlungen war denn auch konsequenterweise die Freigabe eines der größten Naturschutzgebiete der USA für die Ölindustrie: Dem Arctic National Wildlife Reserve (ANWR) im Norden Alaskas. Eisbären wären von der Ölförderung im ANWR besonders betroffen © Hans-Jürgen Mager unsplash ANWR: Kinderstube für Eisbären im Visier der Ölindustrie Das Arctic National Wildlife Refuge ist ein wichtiger Lebensraum für Eisbären, Karibus (nordamerikanische Rentiere), Orcas und zahlreiche andere Arten. Viele Eisbären und die allermeisten Alaska-Karibus bringen hier ihre Jungen zur Welt. Eine komplexe marine Nahrungskette ist auf dieses Schutzgebiet angewiesen. 1960 wurde das ANWR erstmals unter Schutz gestellt, 1980 auf 78.000 km² erweitert – und zwar ausgerechnet um das sogenannte „1002-Gebiet“ entlang der Küste, in dem laut Studien der 1970er Jahre 7,7 Milliarden Barrel Ölvorkommen vermutet werden. Seither hatten Exxon Valdez, BP, Chevron und andere Mineralölkonzerne ein Auge auf das „1002-Gebiet“ geworfen. Auf Druck von Umweltverbänden und dank kritischer US-Gerichte konnte eine Öffnung des Gebietes für die Ölindustrie lange verhindert werden. Doch die US-Regierung unter Präsident Trump kündigte im September 2019 an, das 1002-Gebiet für Gas- und Ölförderung freigeben zu wollen. Im August 2020 schaffte der US-Innenminister schließlich die formalen Voraussetzungen; die Auktion der Förderkonzessionen wurde auf den 6. Januar 2021 festgesetzt – also gerade noch rechtzeitig vor dem Amtswechsel im Weißen Haus… US-Präsident Trump (li.) ist ein Förderer der Ölindustrie (History in HD) Proteste erwirken Teilerfolg für das ANWR Dass die Ölförderung im Naturschutzgebiet in Alaska freigegeben werden soll, löste eine breite Welle der Kritik aus. Diverse US-Umweltorganisationen wie auch Pro Wildlife starteten Petitionen, erarbeiteten ökologische Stellungnahmen und schrieben Protestbriefe an die Bundesregierung der USA sowie die Behörden von Alaska; lokale Naturschutzinitiativen legten erneut Klagen vor Gericht ein. Die breite Kritik blieb nicht ohne Folgen: Große US-Banken, darunter Goldman Sachs, kündigten an, keine Gas- und Ölprojekte im ANWR finanzieren zu wollen. Noch im Dezember 2020, wenige Tage vor Weihnachten, reduzierte die Trump-Administration die zur Versteigerung angebotene Fläche von 6.314 km² um 1.850 km² (30 Prozent). Die Auktion am 6. Januar 2021 wurde schließlich zum Flop: Die großen Player der Erdölindustrie Shell, BP und Exxon boten gar nicht erst mit; man wolle künftig mehr auf erneuerbare Energien setzen. Zudem sind die Gutachten zu den Ölvorkommen Jahrzehnte alt und unsicher. Die Auktion endete schließlich mit nur drei kläglichen Geboten und gerade einmal 14,4 Millionen USD (12 Millionen davon von einer halb-staatlichen Industriebehörde aus Alaska), statt der angestrebten 1,8 Milliarden USD. Karibus brauchen das ANWR für ihre Jungenaufzucht © Pixabay Die Ölförderung im ANWR ist zwar dank Trump nun freigegeben, der Beginn jeglicher Bohrungen in dem ökologisch hochsensiblen Gebiet wäre dennoch ein Desaster. Die Explosion der Förderplattform Deepwater Horizon 2010 im Golf von Mexiko hat mehr als deutlich gemacht, welch katastrophale Folgen eine Ölpest für das Leben von Meerestieren hat. Eine ähnliche Katastrophe hätte in der Arktis, wo u.a. die eisige Kälte einen natürlichen Abbau des Ölteppichs durch Mikroorganismen extrem verlangsamen würde, noch weit schlimmere Folgen. Wir bedanken uns bei den tausenden Menschen, die unsere Petition unterzeichnet haben, und hoffen jetzt, dass unter dem neuen US-Präsidenten die Gerichte den Beginn einer Gas- und Ölförderung im ANWR endgültig stoppen. Zum Wohle der Eisbären, der Karibus und des globalen Klima- und Umweltschutzes. Autorin: Dr. Sandra Altherr, 10. Januar 2021 Mehr Informationen Eisbär Der Eisbär ist das traurige Symbol des Klimawandels: Ihm schmilzt das Eis unter den Pfoten weg. Zudem werden Hunderte Eisbären jedes Jahr von Fellhändlern und Trophäenjägern getötet – ganz legal. Pro Wildlife setzt sich dafür ein, die Jagd auf den König der Arktis für den kommerziellen Handel und Trophäen zu beenden. » Eisbären: Eine Art geht unter Orangwaise © SOCP 7 Millionen Hektar Wald werden jährlich gerodet, die Hälfte aller Tropenwälder ist bereits verschwunden. Wildtiere werden gefangen, vertrieben, vergiftet… » Raum für Wildtiere

Rettungsaktion in Australien
8. Dezember 2020 (Update) Hilfe für Koalas, Kängurus und viele andere Wildtiere in den Bränden. Die Feuer in Australien haben eine Welle der Unterstützung hervorgerufen. Von Januar bis Juli 2020 rettete Pro Wildlife mit seiner Partnerorganisation Humane Society International (HSI) verletzte Wildtiere in Australien. Wir kämpfen gegen die Gefährdung von Australiens Tierwelt. Die Experten von HSI waren wochenlang auf Kangaroo Island und auf dem australischen Festland im Einsatz. Die Tiere auf der Insel wurden von den Feuern besonders schwer getroffen: Schätzungsweise 41.230 der dort lebenden 50.000 Koalas sind den Flammen zum Opfer gefallen. Geretteter Koala „Feisty“ © HSI 08. Dezember 2020 Eine neue Studie im Auftrag des WWF Australien zeigt jetzt das ganze Ausmaß des Desasters aus dem ersten Halbjahr 2020 – hier sind die herzzerreißenden Zahlen zu den Buschbrandopfern: Etwa 143 Mio. Säugetiere waren von den Flammen und den Spätfolgen betroffen, darunter: zwischen 43.261 und 95.180 Koalas (Mittelwert: 61.353 Tiere) etwa 5 Mio. Kängurus und Wallabies etwa 5,5 Mio. Bürstenkängurus (Bettongs), Kaninchenkängurus (Potoroos), Kurzschwanzkängurus (Quokkas – bekannt als „die niedlichsten Säuger der Welt“) und Nasenbeutler (Bandicoots) 39 Mio. Possums 5 Mio. Fledermäuse 50 Mio. Mäuse und Ratten Bei Reptilien wird die Zahl der Flammenopfer auf unfassbare 2,4 Milliarden (!) Tiere geschätzt, außerdem etwa 181 Mio. Vögel und 51 Mio. Amphibien. Selbst Fische blieben nicht verschont: Ascheregen und Schlamm, die in die Flüsse und Seen gespült wurde, töteten mehrere hunderttausend Fische. Und in der selben Woche, in der diese unfassbaren Zahlen bekannt werden, wurden bereits verheerende Feuer von Fraser Island vermeldet: Bereits 40 Prozent der Insel, einem UNESCO-Weltnaturerbe, sind durch die ersten Buschfeuer in den letzten beiden Wochen vernichtet worden – hier leben u.a. Koalas und Schnabeltiere… Koalas sind das Symboltier der Buschbrände 03. Juli 2020 Die Regierung des Bundesstaates New South Wales (NSW) hat Ende Juni einen alarmierenden Bericht zur Lage der Koalas und ihres verbliebenen Lebensraumes veröffentlicht: Die frühere Schätzung von 36.000 Koalas in NSW ist demnach völlig veraltet. Mindestens 5.000 Koalas sind in den Flammen Anfang 2020 umgekommen; ihr Lebensraum wurde durch die Feuer zudem stark dezimiert – je nach Region wurden zwischen 24 und 81 Prozent zerstört. Wenn nicht endlich konsequent das Koala-Habitat geschützt wird, droht den Beutelsäugern bis 2050 die Ausrottung in NSW. Der Bericht ist ein Weckruf an die Politik und bekräftigt zwei Punkte: Jeder Koala, der aus dem Inferno gerettet werden konnte, ist für das Überleben der Population essentiell. Und nur eine ernsthafte Klimaschutz-Politik kann die Zukunft dieser faszinierenden Tiere auf Dauer sichern. 05. Mai 2020 Unter anderem dank der von Pro Wildlife eingesammelten Spendengelder war es dem HSI-Team möglich, zahlreiche Pflegestellen für die Opfer der Buschfeuer unterstützen – so konnten neue Gehege erbaut und eingerichtet sowie Kosten für Futter und medizinische Versorgung übernommen werden. Das Spektrum der geretteten Tiere reicht von Koalas über Wombats, Possums, Kängurus und Wallabies bis hin zu Flughunden. Außerdem wurden Bäume neu gepflanzt, Futter- und Wasserstellen in stark zerstörten Waldstellen eingerichtet und regelmäßig befüllt, um dort verbliebenen Tieren über die ersten Wochen zu helfen, bis wieder Pflanzen nachwachsen. Eine Übersicht der von HSI geförderten vor-Ort-Initiativen finden Sie hier. In Western Australia gerettetes Känguru © HSI 11. März 2020 Viele Koalas können bereits zurück in die Freiheit. Das Team von Humane Society International kann Schützlinge, die wieder gesund sind, auswildern. Die Arbeit vor Ort geht dennoch weiter, Pflege von verletzten Tieren und Aufforstung werden noch Monate dauern. https://www.prowildlife.de/wp-content/uploads/2020/01/getfvid_10000000_765218717336450_4041145045902343301_n.mp4 25. Februar 2020 Erica Martin von Humane Society International berichtet aus Australien: „Bei unserem ersten Einsatz auf Kangaroo Island haben wir vor allem Koalas versorgt, die auf dem Boden saßen und fast schon so aussahen, als würde sie auf Hilfe warten. Bei unserem jetzigen Einsatz finden wir die meisten Koalas hoch in den Bäumen, in denen es allerdings nicht genug Nahrung gibt. Wir retten die Koalas nun also nicht mehr vor dem Feuer, sondern vor dem Verhungern“. Das Team von HSI hat die Eukalyptus-Plantagen kartographiert, um kleine Inseln mit verbliebenem Grün zu finden und Koalas zu überwachen. Die Retter warten, bis die Tiere weit genug von den Bäumen herunterkommen, um sie einzufangen und zu den Tierärzten bringen zu können. geretteter Koala © HSI Viele Tiere können wenige Tage nach der Rettung wieder in Gegenden entlassen werden, in denen es genug Nahrung gibt. Andere hingegen sind schon fast verhungert und verdurstet und sie brauchen intensive Pflege. Erica erzählt von einem ganz besonderen Koala. „Dieser eine Koala hat mein Herz berührt. Das Weibchen saß auf dem Boden, was für Koalas sehr unüblich ist, und blickte auf den Stamm eines Baumes vor sich. Als wir uns ihr näherten, machte sie einen winzigen Satz auf den Baum zu, aber gab dann einfach auf. Es war, als ob sie überhaupt keine Kraft mehr übrig hätte. Wir konnten sie aufheben und in einen Korb setzen. Anders als die meisten anderen geretteten Koalas blieb sie nicht im Korb sitzen, sondern lag reglos, so dass wir zwischendurch sogar dachten, sie sei tot. Wir erreichten die Auffangstation spät am Abend und es waren keine Tierärzte mehr da. Wir gaben ihr Wasser und Futter, aber stellten uns schon fast darauf ein, dass die Kleine stirbt. Sie saß eine Zeit lang still da, blickte um sich herum, sah das Grünzeug, ging zu den Blättern und fing an, genüsslich zu fressen. Die Tierärzte berichteten uns am nächsten Tag, dass sie wohl nur Stunden später gestorben wäre, aber jetzt sind sie zuversichtlich, dass sie es schaffen wird“. Das Team ist nun außerdem mit Drohnen und Infrarotkameras unterwegs, um die großen, verbrannten Areale effektiv durchsuchen und überwachen zu können. 17. Februar 2020. Das kleine Koalababy Nosey steht stellvertretend für die vielen Tiere, die in Australien unter den Bränden leiden. Die Kleine wurde gerettet und in eine Auffangstation gebracht. Lange Zeit war nicht klar, ob sie sich erholen würde. Inzwischen frisst sie und sie hat sich insgesamt sehr gut erholt. https://www.prowildlife.de/wp-content/uploads/2020/01/Geretteter-Koala-frisst-Eukalyptusblätter.mp4 © HSI Auf Kangaroo Island hat es inzwischen ein wenig geregnet und es sprießt langsam neues Gras. Viele überlebende Tiere sind gut an das Leben mit wenig Nahrung angepasst, die meisten von ihnen müssen deshalb nicht gerettet werden (sofern sie keine Verletzungen haben). Die größte Sorge macht sich das Rettungsteam um die Koalas, die von Eukalyptus abhängig sind. Dieser regeneriert sich nicht so schnell wie andere Pflanzen. Deshalb suchen die Retter nun vor allem in abgebrannten Eukalyptusplantagen nach überlebenden Tieren. Ganz langsam kehrt das Grün zurück © HSI 14. Februar 2020. © HSI Noch immer laufen die Such- und Rettungsmissionen auf Kangaroo Island und manchmal passieren kleine Wunder. © HSI Das Team fand zum Beispiel einen Koala in einem Baum, der ohne Hilfe verhungert und verdurstet wäre. Zum Glück konnte ein Kollege auf den Baum klettern und den Koala retten. © HSI Der gerettete Koala wird nun gemeinsam mit den anderen Tieren verpflegt. © HSI Auch private Pflegestellen benötigen weiterhin dringend Hilfe. Eine Tierpflegerin in Queensland versorgt im Moment 40 Baby-Kängurus und weitere Beuteltiere, die zum Teil mit Atemwegsproblemen zu kämpfen haben, da sie Rauch einatmeten. HSI stellt ihr und anderen Privatpersonen Futter zur Verfügung. 11. Februar 2020. Humane Society International versorgt private Pflegestellen mit allem, was sie zur Pflege verletzter Kängurus, Koalas, Wombats und anderer Tiere brauchen. Dafür stellt HSI Ressourcen im ganzen Land zur Verfügung, auch in Western Australia, wo ebenfalls verheerende Buschbrände wüten. Ein Team ist inzwischen außerdem zurück auf Kangaroo Island, da mehr Rettungskräfte in den verbrannten Wäldern benötigt werden. Nach solchen Bränden ist langfristiges Engagement unumgänglich. Die geretteten Tiere müssen zum Beispiel wieder ausgewildert werden. Deshalb ist HSI im Moment auf der Suche nach geeigneten Orten und Menschen für den Bau von Auswilderungsgehegen. Vor allem Wombats haben sich vor den Feuern in Erdhöhlen verkrochen. Nun kommen sie wieder hervor und finden weder Futter noch Wasser vor. HSI arbeitet mit Wombat-Auffangstationen zusammen, die ihre Schützlinge sowie die Tiere in nahe gelegenen, abgebrannten Gebieten versorgen. Unter anderem stellt HSI dringend benötigte Nahrung zur Verfügung. Ebenso betroffen sind Flughunde, die aufgrund der Hitze einfach aus den Bäumen fielen. Viele von ihnen sind noch Jungtiere, die nun wochenlang versorgt werden müssen. HSI unterstützt die Pfleger der Tiere langfristig. 05. Februar 2020. Die Brände konzentrieren sich im Moment vor allem auf die Region um Canberra und die Southern Highlands, wo HSI über eine Stiftung einige Auffangstationen für Wildtiere in Australien unterhält. Normalerweise werden hier Waisen gepflegt und von Autos oder Hunden verletzte Tiere behandelt. Nun werden diese Auffangstationen überschwemmt mit Brandopfern, die dringend Hilfe benötigen. Trotz bestmöglicher Vorbereitung sind die Stationen völlig überfüllt, Medikamente und Platz fehlen. HSI hat zusätzliche Mitarbeiter und Geld zur Verfügung gestellt, um die Auffangstationen schnell auszustatten. Nun werden dort neue Unterkünfte für die Tiere gebaut und die Feuerschutzmaßnahmen deutlich erhöht. Auch ein neuer Notfallplan für die Auffangstationen wird erstellt, damit möglichst vielen Tieren schnell geholfen werden kann. Ein HSI Mitarbeiter pflegt einen verletzten Wombat © HSI Drei Stationen sind leider durch die Brände zerstört worden, andere haben mehr als 100 Kängurus in Pflege, wieder andere mehr als 80 Wombats. HSI versorgt sie mit allem, was sie brauchen, um den vielen, zum Teil schwer verletzten Tieren bestmöglich helfen zu können. Auf Kangaroo Island hat HSI zudem ein neues Gebäude für die Versorgung der Brandopfer finanziert. 30. Januar 2020. Die Brände auf Kangaroo Island sind inzwischen größtenteils unter Kontrolle und die überlebenden Koalas in der Region werden weiterhin versorgt. Leider werden inzwischen vor allem stark verletzte Kängurus und Wombats gefunden, die durch Tierärzte von ihrem Leid erlöst werden müssen. Adam Parascandola von HSI rettet einen Koala, den das Team „Feisty“ nennt © HSI Die HSI hat ihr Team auf das australische Festland geschickt und hilft nun vor allem in den Regionen der Southern Highlands in New South Wales sowie bei der Hauptstadt Canberra. Der Einsatz des Teams im Land ist langfristig angelegt. Wenn die Such- und Rettungsaktionen abgeschlossen sind, hilft HSI vor allem privaten Pflegestellen bei der Versorgung der Tiere. Viele Menschen haben sich freiwillig gemeldet und Tiere aufgenommen, die nun über längere Zeit Wasser, Nahrung und Medikamente brauchen. Kängurus in privater Pflegestelle © Jane Osborne 24. Januar 2020. Leider gehören auch diese Geschichten dazu: Das Team von HSI hat einige Wallabys geborgen. Sie ließen sich einfach einfangen, obwohl sie sonst vor Menschen fliehen. Ihre Pfoten waren verbrannt und zum Teil hatten sie bereits Infektionen. Die Tiere konnten leider nicht gerettet werden, die Tierärzte mussten sie einschläfern. Auch, wenn es den Rettern natürlich das Herz zerreißt, wenn sie die Tiere töten müssen: Immerhin mussten sie nicht alleine und qualvoll in der Ödnis verdursten. Eine Mitarbeiterin von HSI mit einem Wallaby © HSI Die Retter suchen auch in den Bäumen nach Tieren, denn viele Koalas wurden zum Glück nur leicht oder gar nicht von den Flammen verletzt und haben sich in die Bäume zurückgezogen. Doch der Eukalyptuswald ist braun und die Blätter sind verbrannt. Auf dem Boden gibt es kein Wasser, und das Team findet häufig nur Überreste von Tieren, die so verkohlt sind, dass nicht einmal die Aasvögel sie fressen. Lebende Koalas müssen mitgenommen und versorgt werden, bis sich der Wald erholt hat. 22. Januar 2020. https://www.prowildlife.de/wp-content/uploads/2020/01/Rettung-Koala-Straße.mp4 Video © HSI: Kolleginnen der HSI Australien retten einen Koala. Die schlimmsten Brände auf Kangaroo Island sind im Moment vorbei. Das Einsatzteam von HSI sucht auf Kangaroo Island weiterhin intensiv nach Tieren in Not. Doch die Zeit läuft davon. Denn die Überlebenden brauchen dringend Wasser und Futter; beides ist Mangelware in den total verbrannten Wäldern. Finden die Retter einen Koala, ein Känguru oder ein anderes hilfsbedürftiges Wildtier, bringen sie es in die Auffangstation des Kangaroo Island Wildlife Park. Viele sind dehydriert, Brandwunden müssen versorgt werden. Mehr als 60 Tieren haben die Helfer von HSI binnen weniger Tage das Leben gerettet, gut 200 Koalas werden in der Auffangstation auf Kangaroo Island insgesamt gepflegt. Viele von ihnen wurden von Anwohnern gebracht, einige auch von Helfern der Armee. Geretteter Koala © HSI Weil es in der Station zu wenig Platz für alle geretteten Tiere gibt, hat HSI weitere Gebäude und Behelfsunterkünfte (mit)finanziert – auch dank der Spenden, die wir bereits weiterleiten konnten. Dort konnten bereits die ersten Koala-Patienten einziehen, weitere Anlagen befinden sich noch im Bau. Außerdem bauen die Helfer weiterhin Wasserstellen für die in den Wäldern verbliebenen Tiere auf, die sie regelmäßig kontrollieren und auffüllen. Ein verletzter Koala mit Verband © HSI 13. Januar 2020. Aus verbranntem Gebiet geretteter Koala © HSI Australia Das HSI Einsatzteam, in dem auch Experten für Such- und Rettungsaktionen im Katastrophenfall* mitarbeiten, durchkämmt gemeinsam mit den lokalen Tierschützern die Insel auf der Suche nach überlebenden Tieren. Erica Martin, CEO von HSI Australien: „Wir laufen durch eine Gegend, die von verheerenden Feuern heimgesucht wurde. Wir können den Tod in der Luft riechen. Betroffen sind vor allem Koalas, aber auch Kängurus. Wir suchen Tiere, die Hilfe brauchen; viele haben fürchterliche Verletzungen erlitten“. Koala auf verbranntem Baum © HSI Australia Das Team arbeitet unter anderem mit den Mitarbeitern des Kangaroo Island Wildlife Park zusammen, um die Regionen auf der Insel zu identifizieren, die am schnellsten Hilfe benötigen. Martin erklärt: „Die Erzählungen der Mitarbeiter, die zuvor noch tapfer gegen die Feuer gekämpft haben, sind furchtbar; das Ausmaß an toten Wildtieren ist verstörend. Ein Gebiet, das vor etwa einer Woche abbrannte, bezeichnen sie als apokalyptisch. Es sei unmöglich, fünf oder zehn Meter zu laufen, ohne auf ein totes Tier zu stoßen. Koalas, Kängurus, andere Beuteltiere und sogar Vögel – es ist ein fürchterlicher Anblick“. In einer Region konnte das Team nur einen lebenden Koala unter tausenden Toten Tieren retten. Toter Koala © HSI Australia Zum Glück können viele Tiere gerettet werden, darunter Koalas, Kängurus, Beutelsäuger und Warane. Sie sind traumatisiert und stark dehydriert, viele verletzt. Jedes Mal muss die Entscheidung getroffen werden, ob die Tiere in der Region bleiben können oder mitgenommen werden müssen. Wenn sie keine schwerwiegenden Verletzungen haben und noch ausreichend Nahrung zur Verfügung steht, installiert HSI eine Wasserstation. Diese wird von den Mitarbeitern regelmäßig kontrolliert. Geborgenes Wallaby © HSI Die Auffangstationen mit tierärztlicher Versorgung vor Ort arbeiten rund um die Uhr. HSI bringt gerettete Tiere zu ihnen und fährt direkt wieder zurück, um weitere Überlebende zu finden. Das Team rettet vor allem verletzte Kängurus, dehydrierte Koalas und kleinere Beutelsäuger. „Manche Tiere müssen wir auch einschläfern. Wir fanden ein Känguru, das so schlimm verbrannt war, dass es schreckliche Schmerzen hatte. Immerhin musste es nicht langsam, qualvoll und alleine sterben, als wir es von den Qualen erlösten“, schildern die Helfer. Immer wieder flammen zudem neue Brände auf, vor denen Tiere fliehen müssen. Seit November versorgt HSI Australia die betroffenen Gebiete mit LKW-Ladungen voll Wasser und Nahrung für gerettete Tiere wie Koalas, Wombats und Flughunde. Sie unterstützen damit auch die vielen ehrenamtlichen Helfer, die verletzte Tiere aufpäppeln. Außerdem finanzieren sie zusätzliche Notfall-Stationen für die Versorgung von Koalas und andere Tiere. Koala an einer Wasserstelle © HSI Australia Natürlich ist das Ziel, so viele Überlebende wie möglich in der Wildnis zu belassen. In vielen Gebieten sind ganze Landschaften derart zerstört, dass eine Versorgung nicht sichergestellt ist und die Tiere zu Pflegestellen gebracht werden müssen. Traurigerweise müssen auch einige schwerverletzte Tiere einschläfert werden. https://www.prowildlife.de/wp-content/uploads/2020/01/Update-mit-Koala.mp4 Video © HSI: Kolleginnenn der HSI Australien suchen und retten überlebende Wildtiere. *Das Katastrophen-Team war zuvor unter anderem bereits nach Überflutungen in Indien, nach Erdbeben in Mexiko und nach einem Vulkanausbruch in Guatemala eingesetzt und ist spezialisiert auf Notfallsituationen. Autorinnen: Sandra Henoch, Dr. Sandra Altherr Mehr Informationen Australien brennt Die Brände in Australien sind für Mensch und Natur verheerend. Für einige Arten können sie sogar die Ausrottung bedeuten. » Australien brennt Raum für Wildtiere Wildtiere haben auf Dauer nur eine Überlebenschance, wenn ihr Lebensraum erhalten bleibt. » Lebensraum für Wildtiere Erbarmungslose Jagd auf Kängurus Die Jagd auf Kängurus in Australien ist das größte Massaker an landlebenden Wildtieren weltweit. » Erbarmungslose Jagd auf Kängurus Klimawandel: Die Folgen für Wildtiere die Prognosen zur Erderwärmung lassen Schlimmes befürchten – nicht nur für uns Menschen, sondern für die gesamte Umwelt. » Klimawandel: Die Folgen für Wildtiere

Elefanten-Mensch-Konflikte in Sambia entschärfen
27. April 2020. Bienen, Sonnenblumen und Chilis für ein friedliches Zusammenleben. Hier in Mitteleuropa können wir uns kaum vorstellen, was es heißt, in unmittelbarer Nachbarschaft zu vielen großen Wildtieren zu wohnen – selbst beim Wolf kommt die Bevölkerung hierzulande ja schon an ihre Schmerzgrenze… Doch in Afrika ist das anders. Bauern und Dorfbewohner leben gemeinsam mit Löwen, Büffeln und natürlich auch Elefanten. Besonders die Rüsseltiere können den Zorn der Menschen auf sich ziehen, wenn sie Felder leer fressen oder in Küchen einbrechen. Um den Konflikt zu lösen, werden schnell Rufe nach Abschüssen laut. Doch es geht auch anders, wie unsere Partner von Game Rangers International (GRI) vom Elefantenwaisenhaus in Sambia zeigen: mit Bienen, Sonnenblumen und Chili. Waisenelefanten Tafika und Batoka spielen © GRI Nur gemeinsam gelingt der Schutz von Elefanten Elefanten sind gewaltige Tiere – und sie sind nicht zimperlich, wenn es um die Suche nach Nahrung und Wasser geht. Die Menschen, die in den Dörfern in der Nähe der afrikanischen Nationalparks wohnen, kennen das natürlich und leben eigentlich seit Generationen gut mit den Wildtieren zusammen. Doch der Platz wird immer weniger und die Probleme mit Elefanten und anderen Tieren häufen sich. Unsere Partner in Sambia werden von Bauern oder Grundbesitzern gerufen, wenn Tiere wiederholt in die Nähe der Dörfer kommen oder Felder kaputtmachen und Lösungen gefunden werden müssen. Um nachhaltig zu helfen, erarbeiten sie gemeinsam mit den Anwohnern langfristige Konzepte. Artenschutz in Afrika und auch anderswo kann nur dann nachhaltig sein, wenn Menschen und Tiere friedlich zusammenleben. Elefanten sind riesig und haben einen gesunden Appetit Sonnenblumen schützen Elefanten Über Forschungsergebnisse sind unsere Partner von GRI auf die Idee gekommen, den Bauern das Anpflanzen von Sonnenblumen vorzuschlagen. Die Idee: Elefanten mögen keine Sonnenblumen, die Bauern können sie also gefahrlos anbauen und die Kerne verkaufen. Außerdem freuen sich natürlich Bienen und andere Bestäuber über die Blüten, was besonders im Zusammenhang mit Bienenzäunen (siehe unten) doppelt wirkt. Das Projekt geht nun in die entscheidende Phase, in der gemeinsam mit einer Dorfgemeinschaft ausprobiert wird, ob sich die Idee auszahlt. Elefanten mögen keine Sonnenblumen Elefanten mögen keine Chilis Chilis treiben nicht nur vielen Menschen die Tränen in die Augen: Elefanten mögen keine Chilis. Unsere Partnerorganisation GRI hat sich in einer ersten Phase mit Bauern getroffen, um über die Probleme mit den Tieren zu sprechen. Dabei hat sich u.a. gezeigt, dass sich Elefanten schnell an Lärm gewöhnen, den die Bauern mit Hilfe von Töpfen machen, um die Tiere zu vertreiben. In der nun beginnenden zweiten Phase sollen sie die Elefanten mit der Hilfe von „Chilibällen“ vertreiben. Die Pflanzen werden zerrieben und in Kondome gefüllt. Wenn die Bauern diese Chilibomben werfen, pusten sie gleichzeitig in eine Pfeife. So sollen die Elefanten lernen, dass sie beim Klang der Pfeife mit Chilischoten in Kontakt kommen, damit sie künftig bereits beim Pfeifton Abstand halten. Elefanten mögen keine Chilis Stinken für den Artenschutz In Uganda nutzen Bauern schon länger geruchsintensive Substanzen, um Elefanten von den Feldern fernzuhalten. Besonders bewährt hat sich ein Gebräu, das in etwa aus diesen Zutaten besteht: Chilis, Blätter, Ingwer, Eier, Kuhdung, Öl und Wasser. Es entsteht eine nicht sehr wohlriechende Brühe, die als Spray aufgebracht oder getrocknet in Metallcontainern oder Dungblöcken verbrannt wird. Elefanten finden den Geruch der Substanz nicht besonders einladend und meiden Gegenden, in denen es danach riecht. Das Konzept hat sich in Uganda bewährt. GRI probiert die Technik nun in Sambia aus und falls sie funktioniert, hätten die Menschen in den Dörfern eine weitere Möglichkeit, um Elefanten von den Feldern fernzuhalten. Konventionelle Zäune nutzen oft nichts © Daniel Dugmore Angst vor Bienen Elefanten haben keine Angst vor Mäusen, aber wenn sie Bienen hören, suchen sie das Weite. Ein GRI-Team hat deshalb einen Imker-Kurs mit einer Gruppe Anwohnerinnen aus den Dörfern am Rande des Kafue-Nationalpark gemacht. GRI verspricht sich davon zum einen, dass die Frauen nun Bienenstöcke und Bienenzäune einsetzen, um Elefanten von den Feldern fernzuhalten. Zum anderen soll es die Frauen stärken und ihnen mit Verkauf des Honigs ein eigenes Einkommen ermöglichen. Sollte sich das erste Training als erfolgreich herausstellen, sollen weitere Gruppen geschult werden. Elefanten haben Angst vor Bienen Das tut Pro WildlifeEs gibt viele Möglichkeiten, wie Menschen und Tiere friedlich miteinander leben können, ohne, dass Tiere getötet werden müssen. Aber es braucht eben auch den Willen, die finanziellen Mittel und das notwendige Know-How dazu. Wir unterstützen GRI in Sambia sowie unsere Partner in Tansania und Kamerun dabei, die Menschen vor Ort zu schulen und ihnen alternative Einkommensmöglichkeiten aufzuzeigen und zu ermöglichen. So kann der Schutz von Wildtieren nachhaltig gelingen. Autorin: Sandra Henoch Weitere Informationen: Elefantenwaisenhaus Sambia Im Elefantenwaisenhaus in Sambia bekommen Elefantenwaisen eine zweite Chance. » Projekt: Elefantenwaisenhaus in Sambia Elefantenschutzprojekt Tansania Elefanten haben keine Angst vor Mäusen, sie haben Angst vor Bienen. Das nutzt das von Pro Wildlife unterstützte Southern Tanzania Elephant Program (STEP), um den Konflikt zwischen Bauern und Elefanten zu lösen, indem es Bienenstöcke zur Verfügung stellt. » Elefantenschutzprojekt Tansania Elefantenpatenschaft Mit einer Patenschaft nachhaltig helfen. » Elefantenpatenschaft EAGLE-Netzwerk Etwa 20.000 Elefanten werden jedes Jahr für den Elfenbeinhandel gewildert. Grund ist die Gier nach Elfenbein. » Elfenbeinhandel Lebendiger Artenschutz Weltweit werden Wildtiere getötet, gehandelt, gejagt und gegessen. All das geschieht unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit. Doch wie nachhaltig ist der Tod zunehmend bedrohter Arten? » Lebendiger Artenschutz

Lebensraumverlust und Krankheiten
06. April 2020. Ökosysteme erhalten zum Schutz vor Krankheiten. Seit mehr als zehn Jahren warnen Forscher: Mehr als 70 Prozent aller Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden, stammen von Wildtieren, so wie aktuell das Coronavirus SARS-CoV-2. Der globale Handel mit Wildtieren spielt bei der Verbreitung dieser sogenannten Zoonosen eine erhebliche Rolle. Millionen Wildtiere werden meist völlig unkontrolliert um den Globus gehandelt. Dazu kommt ein weiterer Aspekt: Wir nehmen den Tieren ihren Lebensraum und sorgen so dafür, dass sie aus den Wäldern auf unsere Felder und in die Städte kommen. Dabei kann es vorkommen, dass sie Krankheiten mitbringen. Der bekannteste Fall dafür, wie der Verlust natürlicher Lebensräume von Wildtieren zur Verbreitung von Zoonosen beiträgt, ist Ebola. Doch auch Lyme-Borreliose und viele andere Krankheiten werden erst durch die Zerstörung intakter Lebensräume von Wildtieren zu den Menschen gebracht. Fledermaus Flughunde und Fledermäuse sind Virus-Testzentren Ebola ist eine sehr tödliche Viruserkrankung, die von Fledertieren auf den Menschen übertragen wird. Der Mensch dringt immer tiefer in den Lebensraum der Tiere vor, zerstört diesen und fängt die dort lebenden Tiere ein, um sie lebend oder tot zu verkaufen. Um trotz schrumpfender Lebensräume zu überleben, sind die Fledermäuse und Flughunde gezwungen, die Wälder zu verlassen. Auf diesem Weg ist Ebola auf den Menschen übertragen worden. Die Flughunde fanden keine Nahrung mehr in den verbliebenen Wäldern und kamen auf die Felder, um von den gleichen Früchten zu fressen wie die Menschen. Außerdem werden Fledertiere als Buschfleisch in weiten Teilen Afrikas und Asiens gefangen und gegessen. Die letzte große Ebola-Epidemie gab es 2014, als große Teile Westafrikas betroffen waren; von den fast 30.000 Infizierten starben mehr als 11.000 Menschen. Auch in Teilen der Demokratischen Republik Kongo gibt es immer wieder Ausbrüche. Flughund Fledermäuse und Flughunde sind für Viren die idealen Wirte. Die Tiere leben in großen Gruppen, legen weite Strecken zurück und können so Krankheiten von einer Population in die Nächste tragen. Aus der Sicht eines Virus sind das ideale Bedingungen. Außerdem haben diese erstaunlichen Säugetiere ein sehr starkes Immunsystemen. Forscher nehmen an, dass die Tiere wie eine Art Testzentrum für Viren fungieren. Wie in einem Wettlauf rüsten die Viren auf, um das Immunsystem der Tiere zu durchdringen, die wiederum ihr Immunsystem hochfahren. So können auch für den Menschen tödliche Viren entstehen. Das Coronavirus SARS-Cov-2, das im Moment die gesamte Erde in Atem hält, stammt offenbar ebenso von Flughunden wie das SARS-Virus von 2002/2003, das auf einem Wildtiermarkt von Flugtieren über Larvenroller (Verwandte der Schleichkatzen) auf den Menschen übersprang. Larvenroller © Denise Chan CC BY-SA 2.0 Lebensraumverlust: Fataler Kreislauf Dringen Menschen immer tiefer in die Urwälder und Lebensräume von Wildtieren vor, kommen sie auch in Kontakt mit neuen Viren. Die menschengemachte Zerstörung zwingt die Wildtiere nicht nur, aus den Wäldern in die Städte und auf die Felder des Menschen abzuwandern, sondern sie verursacht auch ein Artensterben. Die Artenvielfalt nimmt ab und so können sich Viren viel leichter ausbreiten; das Risiko einer Infektion nimmt zu. Denn im ungestörten Regenwald durchmischen sich Tiere und Tierarten gut und machen es Viren schwerer, passende Wirte zu finden. Früher oder später breiten sich die Krankheiten nicht mehr weiter aus. Eine Vielzahl der Arten verringert damit das Risiko, dass sich die Krankheit am Ende auch auf den Menschen überträgt. Rodung des Regenwaldes © Martin Harvey Ähnlich steht es auch um die Lyme-Borreliose in Nordamerika. Weil Lebensräume verschwinden, kommen Opossums in die Städte und fressen dort vermehrt die Abfälle des Menschen. In vielen Städten werden sie daher häufig als Plage angesehen und gejagt. Dabei haben Opossums eine durchaus wichtige und für uns nützliche Aufgabe, denn sie tragen dazu bei, die Ausbreitung von Zecken einzudämmen. Opossums könnten uns also eigentlich vor Krankheiten wie Borreliose schützen, denn diese wird von Zecken auf den Menschen übertragen. Opossum Lebensraumverlust und Wildtierhandel stoppen Alle Appelle von Tier- und Artenschützern, die Vernichtung von Lebensräumen und den Handel mit Wildtieren zu stoppen, verhallten in der Vergangenheit. Zu groß waren bisher wirtschaftliche Interessen. Nun zeigt sich, wie enorm der Schaden für Menschen und Wirtschaft sein können, wenn wir nicht aufhören, die Natur zu zerstören und Wildtiere um den gesamten Globus zu handeln. Vielleicht ist dies ja die Chance, die rücksichtslose Lebensraumzerstörung kritisch zu hinterfragen. Autorin: Katharina Lameter Weitere Informationen Coronakrise: Naturschutz ist Pandemieschutz! Lebensraumzerstörung, Wildtierhandel und Artensterben fördern die weltweite Verbreitung von Krankheitserregern. Doch eins ist ganz klar: Nicht die Tiere sind schuld, sondern wir selbst! » Coronakrise: Naturschutz ist Pandemieschutz! Reptilienschmuggel Reptilienschmuggel ist ein einträgliches Geschäft. Viele Tiere sind in ihrer Heimat geschützt, aber in der EU vogelfrei. Eine Gesetzeslücke macht es möglich. » Hintergrund: Reptilienschmuggel Krankheitsherd legaler Tierhandel Krankheitserreger unterscheiden nicht zwischen legalem und illegalem Handel. » Coronakrise: Krankheitsherd legaler Tierhandel Schutz für Menschenaffen vor COVID-19 © LWC Unsere Partner in Afrika und Asien kämpfen um das Überleben ihrer Schützlinge, die sich vielleicht infizieren können. » Schutz für Menschenaffen vor COVID-19 Coronaviren und der Tierhandel Der globale Wildtierhandel als tickende Zeitbombe. » Coronaviren und der Tierhandel

Schutz für Menschenaffen vor COVID-19
01. April 2020. Ausnahmesituation in den Auffangstationen. COVID-19 heißt die Lungenkrankheit, die die ganze Welt innerhalb weniger Wochen auf den Kopf gestellt hat. Besonders schwierig ist die Situation in Ländern ohne gutes Gesundheitssystem und natürlich für unsere Partner, die in Afrika und Asien um das Überleben von Tieren kämpfen, die sich vielleicht infizieren können. Noch ist nicht bekannt, ob sich Menschenaffen mit COVID-19 anstecken können. Es ist aber sehr wahrscheinlich, da sie sehr ähnliche Gene wie wir Menschen haben und teils an denselben Erregern erkranken wie wir, wie beispielsweise auch an der saisonalen Grippe. Wie können wir die Tiere schützen? Bolo im Limbe Wildlife Center © Ohlenbostel Jetzt helfen JACK: Auffangstation für Schimpansen im Kongo Unsere Partner der Auffangstation JACK in der Demokratischen Republik Kongo sind knifflige Situationen gewohnt. Im Moment berichten sie jedoch von besonders großen Schwierigkeiten. Roxan, die Leiterin der Station, hat bereits Anfang Januar, direkt nach Bekanntwerden der ersten Fälle in China, reagiert und die Hygienemaßnahmen für die Station verschärft. Die Temperatur der Pfleger wird seitdem zweimal täglich gemessen, bei dem geringsten Anzeichen von Krankheit werden die Mitarbeiter in 21-tägige Quarantäne geschickt. Masken, Kittel und Desinfektion für Schuhe waren wie bei anderen Stationen, die Menschenaffen pflegen, auch bereits zuvor Pflicht. Ekolo & Tommy © JACK Nach Bekanntwerden der ersten Fälle von COVID-19 im Kongo Anfang März schnellten die Preise für Grundnahrungsmittel in die Höhe; auch die Preise für Futter für die Schimpansen stiegen stark. Das Team fuhr sogar an die sambische Grenze, um günstiger an Futter zu kommen. Während einer kurzfristig verhängten Ausgangssperre konnten die Mitarbeiter nur mit Hilfe eines bewaffneten Militärkonvois in die Station gelangen. Baby-Schimpanse beim Essen © JACK Inzwischen schlafen alle Angestellten in der Station, manche gemeinsam mit ihren Familien, um das Risiko einer Ansteckung zu vermeiden. Dafür werden im Moment extra zwei kleine Häuser gebaut. Roxan stellt den Mitarbeitern Verpflegung und Unterkunft zur Verfügung und hat Fahrräder gekauft, damit die Pfleger beim Einkaufen von Futter und Nahrungsmitteln nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren müssen. Die Station ist inzwischen weitestgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Da die Preise von Grundnahrungsmitteln für die Menschen in der Stadt Lubumbashi und in den umliegenden Dörfern unerschwinglich sind, werden inzwischen Plünderungen befürchtet. Temperaturmessung in der Auffangstation © JACK LWC: Station für Menschenaffen in Kamerun In Kamerun ist die Situation noch überwiegend ruhig, doch auch hier steigen Preise und die Anspannung steigt. Das Limbe Wildlife Center (LWC) hat trotzdem bereits reagiert und die Hygienemaßnahmen verschärft. Manager Guillaume organisierte zusätzliches Desinfektionsmittel, weitere Möglichkeiten zum Händewaschen und medizinisches Equipment, um die Tiere und natürlich auch die Mitarbeiter so gut wie möglich vor dem Virus zu schützen. Die Tiere werden künftig noch genauer auf Krankheitssymptome untersucht, und das Team muss wesentlich strengere Regeln im Umgang mit den Tieren beachten. Dazu gehört, dass die Mitarbeiter Abstand zu den Tieren halten, Schutzausrüstung tragen sowie Kleidung und Ausrüstung nach dem Tragen in ausgewiesenen Zonen ablegen. Mitarbeiter mit Krankheitssymptomen dürfen nicht in die Station, der Kontakt zu anderen Menschen wird vermieden. Einige Mitarbeiter sind älter als 60 Jahre und müssen umfangreich geschützt werden. Gorillababy © LWC Die größte Herausforderung wird zukünftig die Beschaffung von Nahrung und Futter sein. Die Infrastruktur in Kamerun ist schlecht und normalerweise arbeitet die Auffangstation mit Landwirten vor Ort zusammen, die Futter anbauen und in die Station liefern. Diese Kontakte müssen jetzt auf ein Minimum reduziert werden. Außerdem gehen alle Eintrittsgelder verloren, die normalerweise von Besuchern bezahlt werden; auch das Freiwilligen-Programm ruht, das sonst zusätzliche Hilfe bedeutet und Geld in die Kassen spült. Klicken und helfen Chinoise © Limbe Wildlife Center IAR: Plumplori- und Orang-Utan-Rettung in Indonesien Sowohl die Auffangstation für Plumploris auf Java als auch diejenige für Orang-Utans auf Borneo haben umfangreiche Maßnahmen getroffen. Die Regierung von Indonesien scheint insgesamt besser auf die Pandemie zu reagieren als andere Länder und versucht, den Kontakt zwischen den Menschen im Land einzuschränken. Nichtsdestotrotz müssen die Pfleger natürlich weiterhin in die Stationen kommen, um die Tiere zu versorgen. Orang-Utan-Baby © IAR Alle Schulungen und der Umweltunterricht für die Menschen in der Umgebung der Station auf Borneo wurden vorerst eingestellt, um so wenig Kontakt zu anderen Menschen wie möglich zu haben. Auch die Kontakte zwischen Pflegern und Tieren wurden auf ein Minimum begrenzt. Oberste Priorität ist es, dass weder Tiere noch Mitarbeiter an COVID-19 erkranken. Beide Stationen haben einen umfangreichen Krisenplan für den Fall erarbeitet, dass es doch zu Erkrankungen kommt. Baby-Orang-Utans © IAR Beide Stationen arbeiteten bereits in der Vergangenheit mit sehr umfangreichen Hygienemaßnahmen und haben diese noch einmal verschärft. Gebäude und Gehege werden regelmäßig desinfiziert und sowohl Tiere als auch Pfleger intensiv auf mögliche Krankheiten untersucht. Außerdem werden zahlreiche medizinische Güter selten und teuer. Bereits jetzt haben sich die Mitarbeiter mit einem Appell an die Regierung gewandt, Lebensräume von Tieren besser zu schützen und den Handel mit Wildtieren zu unterbinden, um zukünftige Pandemien zu verhindern. Plumploris (c) IAR Langfristig helfen und Affenpate werden Autorin: Sandra Henoch Weitere Informationen: Affenschutz Pro Wildlife setzt sich seit der Gründung für den Affenschutz ein. Wir helfen dabei, illegal gehaltene Affen zu befreien. Wir kämpfen gegen den Verlust ihres Lebensraums und kümmern uns um verwaiste Primaten » Pro Wildlife Affenschutzprogramm Affenpatenschaft Bereits ab 7 Euro pro Monat können Sie Affenpate werden und nachhaltig Affen in Not helfen! » Pro Wildlife Affenpatenschaft J.A.C.K. Schimpansen-Rettung, Kongo Die Station J.A.C.K. nimmt Schimpansen auf, die an Ketten, in Verschlägen oder in winzigen Käfigen als „Haustiere“ gehalten wurden. » J.A.C.K. Schimpansen-Rettung, Kongo Orang-Utan-Station in Indonesien © Craig Jones In der Station auf Borneo leben mehr als 100 Tiere, viele werden wieder ausgewildert. » Auffangstation für Orang-Utans auf Borneo, Indonesien Limbe Wildlife Center Für mehr als 200 verwaiste Schimpansen, Gorillas, Drills und andere Affenarten sowie gefährdete Graupapageien ist das Limbe Wildlife Centre (LWC) im Süden Kameruns zu einer neuen Heimat geworden. » Auffangstation für Menschenaffen in Kamerun Coronakrise: Naturschutz ist Pandemieschutz! Lebensraumzerstörung, Wildtierhandel und Artensterben fördern die weltweite Verbreitung von Krankheitserregern. Doch eins ist ganz klar: Nicht die Tiere sind schuld, sondern wir selbst! » Coronakrise: Naturschutz ist Pandemieschutz!

Wildtierschutz vor der eigenen Tür
6. März 2020. Tipps und Tricks für das kleine private Naturschutzreservat Schon gewusst? Auf der Nordhalbkugel der Erde beginnt in diesem Jahr der kalendarische Frühling am 20. März um 4:49 Uhr mitteleuropäischer Zeit, also zur Frühlings-Tagundnachtgleiche, wenn die Sonne genau über dem Äquator steht. In der Meteorologie dagegen beginnen die Jahreszeiten immer am ersten Tag des Monats, in dem der kalendarische Wechsel eintritt. Somit ist bereits seit 1. März Frühling! Ein grauer Winter mit kaum Schnee liegt hinter uns – doch langsam erwachen nicht nur unsere Frühlingsgefühle, sondern auch die heimische Flora und Fauna. In den Gärten blühen die Schneeglöckchen, der erste Bärlauch sprießt und morgens wachen wir mit zaghaftem Vogelgezwitscher auf. Gartenbesitzern juckt es jetzt schon ganz schön in den Fingern, die Beete warten nur darauf, endlich wieder bestellt zu werden. Dabei können wir buchstäblich vor der eigenen Tür praktischen Arten- und Wildtierschutz betreiben. Zwar nicht für Elefanten oder Schimpansen. Unsere heimischen Wildtiere und Insekten sind jedoch ebenso in Gefahr und es ist ganz einfach, den eigenen Garten – und selbst den kleinsten Balkon oder die Fensterbank – als kleines Naturschutzreservat einzurichten. Positiver Nebeneffekt: Ein naturnaher Garten macht definitiv weniger Arbeit. Wildbienen in Deutschland © Bundesumweltministerium Heimische Artenvielfalt in Not Bienen und Hummeln sind derzeit unsere größten Sorgenkinder. Viele Wildbienenarten sind bereits ausgestorben – undenkbar, in einer Welt ohne Bienen zu leben. Dies würde in einer Katastrophe für Mensch und Natur enden. Jeder noch so kleine Garten sollte deshalb in ein Schutzreservat für Bienen umgewandelt werden. Sie heißen Grünwidderchen, Bergweißling, Kleegelbling oder Bläuling: Schmetterlinge machen unsere Natur bunt. Dabei stehen mehr als sechzig Prozent der Falter auf der Roten Liste. Lebensraumzerstörung und Gifteinsatz machen ihnen den Garaus, zudem finden sie in vielen Gärten keine Nahrung mehr. Vogelschützer schlagen Alarm: Drei Viertel der deutschen Brutvögel gelten als gefährdet, einschließlich Vorwarnliste sind es sogar 87 Prozent. Für immer verloren sind bereits der Waldrapp und der Steinsperling, stark gefährdet das Braunkehlchen und der Grauspecht. Und dies sind nur Beispiele aus einer langen Liste. Wenn es nachts in einer Ecke schnauft und raschelt, hat man stachelige Mitbewohner. Igel gehören zu den ältesten wildlebenden Säugetieren. In manchen Gegenden Deutschlands gelten sie bereits als gefährdet. Die nachtaktiven Stacheltiere wohnen in den „wilden Ecken“ unserer Gärten. Sie bedanken sich dafür als Helfer bei der Schädlingsbekämpfung – Schnecken gehören zu ihren Lieblingsspeisen. Auch heimische Reptilien brauchen einen naturnahen Garten. Bis auf die Waldeidechse und die Blindschleiche stehen alle Echsen auf der Roten Liste der gefährdeten Tiere. Bereits jetzt im Frühling kann man sie bei einem ersten Sonnenbad auf warmen Steinen entdecken. Waldeidechse Die richtige Pflanzenauswahl für den Wildtierschutz Englischer Rasen und exotische Zierpflanzen? Lieber nicht! Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und viele andere Insekten brauchen blühende (Wild-)Kräuter als Nahrungsquelle. Insekten sind wiederum ein gefundenes Fressen für Fledermäuse und Vögel. Für den faulen Gärtner eine sinnvolle Ausrede, den Rasen nicht zu mähen. Wer nicht die ganze Grünfläche als üppige Wiese möchte, sollte ein paar wilde Streifen stehen lassen. Mit einer Wildblumenmischung wird’s sogar noch bunter, jetzt im Frühling ist beste Aussaatzeit. Im Blumentopf oder Kasten passt ein Wildblumenmix sogar auf den kleinsten Balkon. Winterharte Stauden können jetzt im Frühjahr gepflanzt werden – achten Sie bei der Auswahl darauf, dass sie Nahrungspflanzen kaufen. Faustregel: Die Blüten dürfen nicht gefüllt sein, damit die zarten Rüssel der Insekten und Schmetterlinge leichten Zugang zum Nektar haben. Wahre Bienenweiden sind zum Beispiel Frauenmantel, Fette Henne, Vergissmeinnicht, Storchschnabel und Katzenminze. Kapuzinerkresse, Borretsch und Ringelblume sind kinderleicht auszusähen, blühen über viele Wochen und sind eine leckere Salatbeigabe. Blühende Küchenkräuter wie Schnittlauch, Lavendel, Pfefferminze, Oregano oder Salbei sind Bienenmagnete und sollten in keinem Garten oder Balkonkasten fehlen. Auch bei Sträuchern können wir einiges richtig machen: Heimische Gehölze wie Vogelkirsche, Holunder, Weißdorn, Wacholder, Pfaffenhütchen oder Brombeere sind reich gedeckte Tafeln für viele Tiere: Während der Blüte für Bienen und Hummeln, die Früchte locken dutzende Vogelarten in den Garten. Dagegen bieten die in deutschen Gärten so beliebten Forsythien oder Rhododendren kaum Nahrung. Sommerflieder – auch Schmetterlingsstrauch genannt – ist für erwachsene Falter zwar eine sehr begehrte Nektarquelle, als Raupenfutterpflanze aber völlig wertlos. Bienenfreundliche Pflanzen © BMU Tipps und Tricks für die Gartengestaltung Schaffen Sie Lebensräume für Wildtiere – und freuen Sie sich schon bald über zahlreiche Mitbewohner. Hecken aus Wildrosen oder Schlehen, Steinmauern oder -gärten, Kompost- und Totholzhaufen sind wahre Traumplätze für Eidechsen, Blindschleichen, Igel und Vögel. In größeren Gärten bieten verwilderte Ecken mit Brennnesseln und anderen „Unkräutern“ Rückzugsorte und Nahrungsquelle für Schmetterlinge und Raupen. Besonders fleißige Gärtner legen jetzt einen Gartenteich an. Wasserflächen sind ein Anziehungspunkt für zahlreiche Insektenarten, Frösche und Molche. Schillernde Libellen und bunte Wasserkäfer lieben blühende Teichpflanzen und werden schon bald durch die Luft surren und brummen. Beachten muss man jedoch, dass der neue Teich genügend Schatten hat – sonst droht ihm die Überhitzung und der Wildtierschutz ist dahin. Übrigens: Zum Wildtierschutz ist ein Rückschnitt von Sträuchern zwischen März und September laut Bundesnaturschutzgesetz nicht erlaubt! Kleine Helferlein für den Wildtierschutz Vogeltränken und Wasserschalen für Igel, vor allem bei Sommerhitze. Die Vogeltränken möglichst auf einer freie Fläche oder an erhöhten Stellen platzieren, damit sich Katzen nicht unbemerkt anschleichen können! Nistkästen in katzensicherer Höhe, zum Beispiel in Bäumen. Die Öffnung sollte dabei möglichst nach Osten zeigen, um die Küken vor Regen und praller Sonne zu schützen. Insektenhotels als Nisthilfe und Unterschlupf für Hummeln und Wildbienen. Doch Vorsicht, hier gibt es große Qualitätsunterschiede. Am besten selber bauen oder bei einer Naturschutzorganisation wie dem NABU kaufen. Wichtig: Die Kanten der Einschlupflöcher müssen schön glatt sein, weil sich die Insekten sonst ihre feinen Flügel verletzen. Finger weg von: Unkraut- und Insektenvernichtungsmitteln: Ein absolutes Nogo im Hobbygarten! Schneckenkorn: Der sichere Tod für Igel. Schnecken lieber an einem regnerischen Morgen oder abends absammeln. Oder raues Material wie Sägemehl und Kalk um Nutzpflanzen streuen – das mögen Schnecken gar nicht. Chemischen Düngern – besser: Komposterde und Kaffeesatz Gartenerde mit Torf: Die Gewinnung von Torf trägt zur Zerstörung der Moore bei, viele seltene Pflanzen und Kleintiere verlieren in der Folge ihren Lebensraum. Laubsaugern: Diese machen auch nicht Halt vor Jungtieren und Insekten. Zudem sind sie unnötige Energiefresser und Lärmmacher. Regentonnen ohne Deckel sind Todesfallen für Wild- und Haustiere. Mit großer Vorsicht einzusetzen sind Mähroboter: Sie sind eine große Gefahr für Kleintiere. Keinesfalls nachts laufen lassen, wenn nachtaktive Tiere wie Igel unterwegs sind. Lassen Sie einfach ein wenig Unordnung in Ihren Garten einziehen! Ein kurzer englischer Rasen, Kieselsteine, exakt geschnittene Büsche und ein Stahlzaun bieten kaum Lebensraum für Wildtiere. Ist ein verwunschener Garten mit wilden Ecken, knorrigen Bäumen, blühenden Beeten und bunten Wiesen nicht sowieso viel schöner? Wissenswertes über Wildbienen © Bundesumweltministerium Autorin: Christine Schorling Mehr Informationen Reptilien und Amphibien Reptilien und Amphibien kommen bis auf die Polkappen überall auf der Welt vor. » Reptilien und Amphibien Rote Liste gefährdeter Arten Die Rote Liste der gefährdeten Arten: IUCN stuft 759 weitere Arten als bedroht ein. » Rote Liste gefährdeter Arten Lebensräume für Wildtiere Wildtiere haben dann eine Zukunft, wenn ihre Lebensräume erhalten bleiben. » Lebensräume für Wildtiere

Australien brennt
8. Januar 2020. Artensterben in den Flammen. Es sind Bilder, die um die Welt gehen: Verbrannte Koalas, tote Kängurus, Feuerwehrleute, die um jeden Quadratmeter Land kämpfen. Die Brände in Australien sind für Mensch und Natur verheerend. Für einige Arten können sie sogar die Ausrottung bedeuten. Denn Australien ist ein Kontinent mit ganz besonderen Tieren, die ausschließlich hier vorkommen. Einige dieser endemischen Arten leben nur auf wenigen Quadratkilometern oder kleinen Inseln. Die Brände bedrohen ihr Überleben. Aktuelle Updates zur Situation in Australien finden Sie hier » Rettungsaktion in Australien Verheerende Buschbrände in Australien (Symbolbild) Hitze, Dürre, Feuer Seit Monaten wüten große Buschbrände in Australien. Besonders betroffen ist der Bundesstaat New South Wales rund um die Stadt Adelaide. Buschbrände sind in Australien keine Seltenheit, und die Natur regeneriert sich durch die recht regelmäßigen Brände eigentlich selbst. Doch 2019 waren sie ähnlich wie in Brasilien und Indonesien viel verheerender als normalerweise. Die Temperaturen in Australien sind enorm hoch, das Wasser extrem knapp. Das hat auch mit dem Klimawandel zu tun, der extreme Wetterphänomene wie Dürren begünstigt. Auch Kängurus sterben in den Bränden Gefährdete Arten im Feuer Die gefährliche Mixtur aus Hitze und Trockenheit ist der beste Nährboden für die enormen Feuer, die sich schnell über große Teile des Landes ausbreiteten. Mehr als eine Milliarde (!) Wildtiere fielen den Flammen bisher zum Opfer, schätzen Wissenschaftler. Diese Zahl wird noch um einiges steigen, da nicht nur die Tiere sterben, sondern auch die Pflanzen und damit die Nahrung und der Lebensraum für die verbliebenen Tiere. Kurz gesagt: Die Koalas finden keinen Eukalyptus mehr. Zehntausende Koalas starben bereits Viele Arten sind solchen Bränden hilflos ausgeliefert. Koalas sind zum Beispiel zu langsam, um den Flammen zu entkommen. Und sie retten sich bei Gefahr auf Bäume. Bei Feuer ist das natürlich eine fatale Strategie. Falls die Bäume nicht bis in die Kronen Feuer fangen, sterben die Koalas an der enormen Hitze, die von unten aufsteigt. Die Beuteltiere haben bereits mit Lebensraumverlust und zahlreichen anderen Gefahren zu kämpfen. Ihre Anzahl ist in den vergangenen Jahren immer weiter geschrumpft, und viele Koalas auf dem Festland sind mit Chlamydien infiziert, die unter anderem ihre Fruchtbarkeit reduzieren. Auf der Känguru-Insel (Kangaroo Island) gab es bisher noch eine gesunde Population, doch nun wird befürchtet, dass die Hälfte der dort lebenden 50.000 Koalas bereits den Feuern zum Opfer fiel. Rauch der Feuer auf Kangaroo Island © NASA EOSDIS Unbekannte Opfer der Flammen Nicht nur Koalas, Kängurus und Wombats sterben in den Flammen, auch Tiere weniger bekannter Arten können sich vor den Feuern nicht retten. Für einige von ihnen wird es richtig eng. Wissenschaftler gehen davon aus, dass mehrere Dutzend bedrohte oder gefährdete Arten schwer von den Bränden getroffen wurden und dass einige davon durch die Feuer ausgerottet werden. Kleiner Kurznasenbeutler © Luis Mata Ob zum Beispiel der Kleine Kurznasenbeutler (Isoodon obesulus) die Brände überlebt hat, wird erst die Zukunft zeigen. Auch Kangaroo Island Schmalfuß-Beutelmaus (Sminthopsis aitkeni), Kangaroo Island Braunkopfkakadu (Calyptorhynchus lathami), Ligurische Honigbiene (Apis mellifera ligustica), Südlicher Großflugbeutler (Petauroides volans) und Langfuß-Kaninchenkänguru (Potorous longipes) gehören zu den vielen Arten, die die Feuer vielleicht nicht überlebt haben. Südlicher Großflugbeutler © David Cook Wildlife Es wird heißer Wer in den vergangenen Jahren aufmerksam war, konnte bereits Vorboten für eine Katastrophe erahnen. Das Wasser in Australien wird ein immer knapperes Gut. Trotz des Wassermangels werden auf den Farmen des Landes riesige Schaf- und Rinderherden gehalten. Das Wasser muss zum Teil extra angeliefert werden, weil das Land nicht (mehr) genug Ressourcen für die vielen Tiere bereithält. Anstatt umzudenken und die Zahl der gezüchteten Tiere zu verringern, erschießen Farmer und Jäger Wildtiere wie Kängurus, damit sie den „Nutz“tieren Wasser und Futter nicht streitig machen. Mehr als eine Million Kängurus werden jährlich getötet Bereits 2008 sagte die Garnaut Studie zum Klimawandel die fürchterlichen Brände voraus. Die Erderhitzung wirkt sich immer in den Gegenden besonders aus, die bereits mit extremen Bedingungen zu kämpfen haben. Trockene Gebiete werden noch trockener, heiße Gebiete noch heißer. Die Brände in Australien und das damit einhergehende Artensterben sind ein Vorbote für das, was der Klimawandel für die Erde bedeutet. Aktuelle Updates zur Situation in Australien finden Sie hier » Rettungsaktion in Australien Autorin: Sandra Henoch Mehr Informationen Raum für Wildtiere Wildtiere haben auf Dauer nur eine Überlebenschance, wenn ihr Lebensraum erhalten bleibt. » Lebensraum für Wildtiere Erbarmungslose Jagd auf Kängurus Die Jagd auf Kängurus in Australien ist das größte Massaker an landlebenden Wildtieren weltweit. » Erbarmungslose Jagd auf Kängurus Klimawandel: Die Folgen für Wildtiere die Prognosen zur Erderwärmung lassen Schlimmes befürchten – nicht nur für uns Menschen, sondern für die gesamte Umwelt. » Klimawandel: Die Folgen für Wildtiere

Kakao-Anbau im Regenwald
12. Dezember 2019. Artensterben für Schokolade. Weihnachten steht vor der Tür. Was darf dabei nicht fehlen? Na klar, der Schoko-Nikolaus! Schokolade ist die beliebteste Süßigkeit in Deutschland. Im europäischen Vergleich zählen deutsche Verbraucher zu den größten Schokoladen-Fans. Mit einem Pro-Kopf-Verzehr von durchschnittlich 11,1 Kilogramm pro Jahr ist Deutschland Spitzenreiter, sogar vor der Schokoladennation Schweiz. Auch die bedrohten Waldlefanten verlieren ihren Lebensraum durch Kakaoanbau © Martin Harvey Doch wer würde ahnen, dass für unseren Schokoladen-Weihnachtsmann vielleicht jemand sein Zuhause verloren hat? Unser Hunger nach Schokolade zerstört andernorts die Natur. Der Grund dafür ist die stetig zunehmende Abholzung des Regenwaldes in Westafrika für Kakaoplantagen. Die ursprünglichen Wälder werden gerodet und niedergebrannt, um stattdessen Kakaosträucher zu pflanzen. Dadurch verlieren Elefanten, Affen und viele weitere Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum. Woher kommt der Kakao für unsere Schokolade? Die wichtigste Zutat von Schokolade ist die Kakaobohne, aus der dann die Kakaomasse hergestellt wird. Der Anbau der Bohnen erfolgt fast ausschließlich in tropischen Gebieten, weil nur dort das Klima ausreichend und durchgängig feuchtwarm ist. Obwohl der Kakao ursprünglich aus dem Amazonasgebiet stammt, werden die Kakaobohnen zur Schokoladenproduktion mittlerweile überwiegend in Afrika kultiviert. Mehr als 85 Prozent des Kakaos in Deutschland wird in den westafrikanischen Ländern Nigeria, Ghana und Elfenbeinküste produziert. Dort werden die Kakaobäume überwiegend von Kleinbauern angepflanzt. Der Kakao-Anbau erfolgt fast ausnahmslos in Monokulturen und außerdem größtenteils unter Einsatz von Kinderarbeit. Etwa 2,3 Millionen Kinder arbeiten alleine in Westafrika auf Kakaoplantagen. Neben den menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen hat die steigende Kakao-Nachfrage auch schwere Folgen für die Natur: Die Rodung der Regenwälder für die Plantagen. Rodung des Regenwaldes © Martin Harvey Kakao und Artensterben in Westafrika – Elefanten und Affen sind gefährdet Ein besonders erschreckendes Bild zeigt sich in der Elfenbeinküste. Vor nicht langer Zeit galt das Land als eine der artenreichsten Regionen der Welt. Dort lebten früher hunderttausend Elefanten, die dem Land den Namen gaben. Die meisten hiervon wurden von Elfenbein-Wilderern getötet. Danach blieb auch der jahrelange Raubbau an der Natur für die Dickhäuter nicht folgenlos. Seit 1994 ist der Elefantenbestand um 86 Prozent zurück gegangen, heute leben nur noch etwa 225 Tiere, die Elefanten stehen dort am Rand der Ausrottung. Nur in vier von 25 Schutzgebieten leben laut einer tudie von 2020 noch Elefanten, ihre Lebensgrundlage, die Wälder wurden weitgehend für den Kakao-Anbau und Farmen gerodet. Ähnlich düster sieht es für die verschiedenen Affenarten in Westafrika aus: So sind sechs westafrikanische Primatenarten gefährdet oder vom Aussterben bedroht, unter anderem der Schimpanse und der Miss Waldrons Rote Stummelaffe. Letzterer ist wahrscheinlich schon ausgestorben, da es seit 1978 keine bestätigte Sichtung eines Individuums mehr gab. Und auch die Roloway-Meerkatze ist mit weniger als 2.000 Individuen direkt vom Aussterben bedroht. Auch Schimpansen sind durch die Kakao-Produktion bedroht © Simone Sbaraglia Das Problem ist: Wo sollen die Tiere hingehen? Mehr als 90 Prozent der ursprünglichen Wälder Westafrikas sind verschwunden. Die meisten Bäume wurden wegen der steigenden Nachfrage nach Schokolade aus dem Rest der Welt für Kakaoplantagen abgeholzt, häufig illegal. Der Lebensraum der Tiere ist derart zusammengeschrumpft, dass die sie kaum Rückzugsmöglichkeiten haben. Schutzgebiete?! – Fehlanzeige! Sogar Nationalparks und Schutzgebiete fallen dem steigenden Hunger nach Kakao zum Opfer. In der Elfenbeinküste verschwinden selbst die Waldreste in den geschützten Gebieten. Ein Großteil der dortigen Naturschutzgebiete ist inzwischen von illegalen und unkontrollierten Kakaoplantagen durchzogen. US-Forscher deckten bei einer Zählung auf, dass es in 13 der 23 Schutzgebiete bereits keine Affen und Menschenaffen mehr gibt. Dafür fanden sie ein Meer aus Kakaoplantagen. Kakao-Frucht In den eigentlich geschützten Regionen leben viele Menschen bereits seit 25 Jahren, teilweise in ganzen illegalen Städten. Für sechs Millionen Ivorer ist das „braune Gold“ die wichtigste Lebensgrundlage. Sie sehen keine andere Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Regierung unternimmt bisher zu wenig gegen die illegalen Plantagen. Und die steigende Kakao-Nachfrage auf dem Weltmarkt fördert diese Praktiken. Die Anlage von Plantagen lohnt sich für die Menschen selbst an entlegenen Orten. Nachhaltige Schokolade?! – Geht das? Die traurige Wahrheit ist: Wer einen Schoko-Weihnachtsmann, ein Tafel Schokolade oder ähnliches isst, muss damit rechnen, dass darin ein Teil der Regenwaldrodung steckt. Mars, Lindt, Ferrero, Mondelez, Nestlé oder Cadbury – alle großen Süßwarenfirmen der Welt beziehen ihre Kakao-Bohnen aus Westafrika. Die Bohnen verarbeiten und verkaufen sie dann in Europa und den USA. Die großen Firmen bestimmen Nachfrage und Preis; und illegal angebauter Kakao ist günstiger als Ware von kontrollierten oder nach sozialen und ökologischen Standards zertifizierten Plantagen. Die Schoko-Nikoläuse von großen Firmen sind häufig aus nicht nachhaltiger Schokolade Wer keine Ausbeutung von Kleinbauern, Kinderarbeit oder die Zerstörung des Regenwaldes unterstützen möchte, der hat bisher nicht viele Möglichkeiten. Im Dschungel der Siegel für Schokolade können sich Verbraucher leicht verirren. Und viele davon bringen viel weniger als nötig wäre. Vor allem Billigsiegel haben nur geringe Anforderungen und das erklärte Ziel, den Massenmarkt zu erreichen. Weil am Ende zertifizierter und nicht zertifizierter Kakao in der Fabrik vermischt wird, stecken in fertigen Riegeln teilweise nur ein paar Prozent fairer und nachhaltiger Schokolade. Deshalb bleibt an Weihnachten (und auch sonst) nur eins: Weniger Schokolade kaufen und auf Fair Trade und Ökosiegel achten. Am strengsten sind die Siegel Fairtrade und GEPA. Und sind selbst gebackene Plätzchen nicht eigentlich viel leckerer? Doch nicht nur die Verbraucher, auch die Lebensmittelindustrie und Regierungen müssen Verantwortung übernehmen: Schokoladenhersteller müssen über die gesamte Lieferkette sicherstellen, dass Kakao nach hohen ökologischen und sozialen Standards angebaut und produziert wird. Produkte aus Raubbau, illegalem Anbau und Kinderarbeit dürfen nicht akzeptiert werden. Auf dem Papier haben einige Unternehmen seit 2017 Besserungen zugesagt. Die Abholzung geht seither jedoch unvermindert weiter. Die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten sind der größte Importeur und Verbraucher von Kakao: Sie müssen Regelungen für den Handel mit Kakao erlassen, um eine einheitliche und verbindliche Kontrolle des Handels zu gewährleisten. Der Lebensraumverlust, also die Rodung artenreicher Wälder sowie die Überfischung der Meere, ist eine der Hauptursachen für das rasante Artensterben der vergangenen Jahre. In der neusten Fassung der „roten Liste“ der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) sind insgesamt 105.000 Tier- und Pflanzenarten aufgeführt. 28.000 davon stuft die Organisation als direkt vom Aussterben bedroht ein. Autorin: Lisa Hase Mehr Informationen Grauer Gorilla © Joe McKenna Der Abbau von Coltan fördert bewaffnete Konflikte in der Demokratischen Republik Kongo (DRC). Und er trägt dazu bei, dass einer unserer engsten Verwandten vom Aussterben bedroht ist: Der östliche Flachlandgorilla, auch Grauer-Gorilla genannt. » Coltan, Smartphones und die Gorillas im Kongo Palmöl tötet Orang Utans Die Zukunft der Orang-Utans, deren Erbgut zu 97 Prozent dem Erbgut eines Menschen gleicht, ist zum Großteil wegen Regenwald-Rodung für Palmöl, aber auch durch Wilderei, Bergbau und Wasserkraftwerke unsicher. » Palmöl tötet Orang Utans Lebensraumverlust © privat Pro Wildlife setzt sich dafür ein, den Lebensraum der Tiere vor Abholzung und Raubbau zu schützen. » Lebensräume schützen Tukan Im Amazonas werden Bäume gefällt oder niedergebrannt, um riesige Weideflächen für Rinder anzulegen oder um Plantagen für Soja (als Viehfutter) und Palmöl zu betreiben. » Amazonas: Wo früher Regenwald war, grasen heute Rinder

(Plastik-)Müll vor unserer Haustür
26. Juni 2019. Kippen und Kronkorken: Fast aufräumen bringt nichts. Unberührte Natur gibt es eigentlich nicht mehr. Laut Unternehmensberatung McKinsey landen jährlich 8 Millionen Tonnen Müll im Meer – eine LKW-Ladung pro Minute. Der Müll taucht in den Mägen von Seevögeln und Fischen auf, und selbst in 11.000 Metern unter der Meeresoberfläche wurde vor Kurzem eine Plastiktüte entdeckt. Nicht meine, mag man sich denken. Isar Cleanup 2018 in München © Polarstern Aber der Müll, der sich in den Ozeanen zu ganzen Kontinenten vereint, kommt nicht nur von den Küstenregionen oder der Schifffahrt. Er kommt auch von Stadtbewohnern, die nicht weiter weg leben könnten vom Meer. Erst allmählich wächst das Bewusstsein, dass Müll auf Reisen geht. Zum Beispiel über Flüsse wie der Isar in München, wo sich nach einem einzigen Sommerwochenende schon mal rund vier Tonnen Abfall ansammeln. » Polarstern Isar Cleanup in München am Samstag, den 26. Juni 2019 Nicht immer ist es böse Absicht, wenn etwas an den Ufern liegenbleibt. Nur werden aus einem Bier schnell mal vier, und aus Tag Nacht. Vielleicht hat man in der Dunkelheit nach eigener Einschätzung wirklich alles beseitigt. Tatsächlich hat es aber nur der Esskarton ins Müllgitter geschafft, aber nicht die Gabel; nur vier von sieben Zigarettenstummeln und kein einziger Kronkorken. Welcher Müll? Die Stadt räumt das Sichtbare weg. München etwa gibt jährlich insgesamt rund 40 Millionen Euro für sein Sauberkeitsklischee aus. Entsprechend startet der jährliche Polarstern Isar Clean Up, bei dem der Ökoenergieversorger Polarstern mit hunderten Freiwilligen und vielen tollen Partnern (u.a. wie Sea Shepherd, Pro Wildlife und Surfrider Foundation) die Ufer reinigen, jedes Mal mit dem gleichen Rätsel: welcher Müll? Man erwartet Berge aus Plastikflaschen, Chipstüten und sonstigem Zeug. Aber das ist nur der Easy-Part, und der ist schon abtransportiert. Es geht um den Boden unter den eigenen Füßen. Bei genauerem Hinsehen erscheint er wie ein Aschenbecher, in den man Kronkorken und Scherben gleich mitreingeschmissen hat. Von den 750 Kilo Müll, die wir letztes Jahr gesammelt haben, ging der Großteil aufs Rauchen und Trinken. Isar Cleanup 2018 in München © Polarstern Mini-Müll, Mega-Problem: der Zigarettenstummel Man neigt dazu, den kleinen Müll als kleines Problem wahrzunehmen (vielleicht bleibt er deshalb liegen). Aber das ist er nicht. Unter Laborbedingungen reicht ein Zigarettenstummel aus, um alle Wasserflöhe im Umkreis von sieben Litern in den nächsten 48 Stunden umzubringen. Das ergab eine Untersuchung (von Kathleen M. Register) bereits vor 20 Jahren. Die Zigarettenstummel sondern zig verschiedene Gifte ab, unter anderem Arsen, Blei, Kadmium, Nikotin und Teer. Und sie brauchen fünf bis zwölf Jahre, um sich abzubauen, denn sie sind eben nicht aus Baumwolle, sondern aus Zelluloseazetat – einem Kunststoff, der sich sehr schlecht zersetzt. Tiere zum Rauchen gezwungen So einen Zigarettenstummel kann die Umwelt schon verkraften, oder? Schätzungen zufolge – etwa von der University of Tennessee – sind es aber jährlich 4,5 Billionen Stummel, die weltweit in der Pampa landen. Ein Freund und leidenschaftlicher Hobbyangler, der die letzten Jahre in Kalifornien lebte, erzählte, dass fast jeder Fisch, den er fing, eine Kippe im Körper hatte. An den Flüssen in der Stadt kommt noch das Kronkorken-Problem dazu. Irgendwie hat sich die Einstellung durchgesetzt, dass man Flaschen für die Sammler ruhig liegenlassen kann. Kronkorken und Scherben gleich dazu. Isar Cleanup 2018 in München © Polarstern Das größte Problem nur mit dem Mikroskop sichtbar Die Scherben stellen eine Verletzungsgefahr für Mensch und Tier da. Und Kronkorken werden laut Sea Shepherd von Wasserbewohnern häufig mit Nahrung verwechselt. Das Material könnte man wunderbar recyceln, stattdessen verrottet es ungenutzt in der Natur. Bei einer Aktion des Vereins Rehab Republic wurden in München innerhalb von vier Wochen 11.116 Kronkorken an den Flussufern gesammelt. Recycelt hätte das für 44 Bierfässer gereicht. Mit dem Materialverlust muss immer mehr Eisenerz zur Weißblechproduktion gefördert werden – damit geht auch ein enormer Raubbau an der Natur und dem Lebensraum vieler Tiere einher. Das verarbeitete Plastik in Zigaretten und Kronkorken trägt am Ende zu einem größeren, wenn auch kleinteiligeren Problem bei: Die Materialien zersetzen sich in Mikroplastik – so nennt man Kunststoffteilchen unter fünf Millimeter. Allein in Deutschland fallen jährlich rund 330.000 Tonnen von dem Zeug an. Wie sich Mikroplastik in den Flüssen auswirkt, ist noch nicht klar. Es dürfte aber das gleiche Risiko darstellen wie im Meer, wo es die Tiere über die Nahrung aufnehmen. Die Kunststoffe können Kiemen und Magen-Darm-Trakte verstopfen und Entzündungen und Gewebeschäden hervorrufen. Über unseren Konsum landet es am Ende wieder in unseren eigenen Mägen. Isar Cleanup 2018 in München © Polarstern Die Wege der Flüsse sind die Wege des Mülls Der Weg des Mülls ist eben ein Kreislauf. Die Abläufe – zum Beispiel wie unser Abfall über Flüsse ins Meer gelangt – werden zunehmend untersucht. So konnte etwa eine im Magazin Nature veröffentlichte Studie von Hurley und Kollegen von 2018 zeigen, wie die Mikroplastik-Konzentration in Flüssen nach Flut und Hochwasser abnimmt. Das Mikroplastik ist dadurch nicht aus der Welt. Die Sedimente haben es lediglich aus der Testfläche weitergetragen. An dir soll’s nicht liegen Wir sind alle ein Teil des Müllproblems. Aber jeder kann seinen Einfluss maximal minimieren. Zum Beispiel: An einem schönen Abend am See oder Fluss noch mal mit der Taschenlampen-App nachschauen, ob man alles mitgenommen hat. Geschlossene Müllkörbe den offenen vorziehen, dann kommen die Krähen nicht dran, um das Zeug quer über die Wiese zu verteilen. Auch den Müll mitnehmen, der anderen gehört. Nicht meins, gibt’s nicht. An Clean Ups teilnehmen, das sendet ein Signal an andere Gäste. Take-Away-Müll vermeiden und lieber eigene (Pfand-)Becher, Brotdosen und Taschen nutzen. Recycelbare Produkte kaufen sowie Care-Produkte ohne Mikroplastik. Auf der Nachhaltigkeitsplattform Utopia findet man jede Menge Duschgels, Shampoos, Deos und Cremes, die ohne Mikroplastik auskommen. Den Müll noch im Supermarkt entsorgen, das setzt Zeichen. Verpackungsfrei einkaufen. Utopia listet derzeit 201 Unverpackt-Läden allein in Deutschland. 13 weitere sind in Planung und es gibt bundesweit noch 18 verpackungsreduzierte Märkte. Vermeidung ist Umwelt- und Klimaschutz zugleich. Schließlich müssen Verpackungen produziert, transportiert und entsorgt werden. Das kostet alles eine Menge Energie und CO2. Die Brücke zu sich selbst Pro Wildlife @ Isar Cleanup 2018 Früher konnte man in den meisten Großstädten nicht über die Wiese gehen, ohne wenigsten einmal in einen Hundehaufen zu treten. Das hat sich in vielen Städten geändert, auch ohne schärfere Strafen und Verbote. Denn Hundebesitzer haben genauso wenig Lust, sich in den nächstbesten Hundehaufen zu legen. Das Gleiche gilt doch auch für Müll. Es dauert nur ein bisschen länger, die Brücke zu sich selbst zu schlagen. Zum Beispiel zu einer Tüte in 11.000 Metern Tiefe. Pro Wildlife nimmt an den alljährlichen Polarstern Isar Cleanups in München teil. Weitere Infos dazu sowie aktuelle Termine gibt es auf der Seite des Veranstalters » Polarstern Autor: Michael Mettke Mehr Informationen Plastikscout Der alltägliche Plastikwahn » Unterwegs als Plastik-Scout Blog: Plastik sparen Ist Plastik sparen sinnvoll oder ist „Zero Waste“ nur ein Modetrend? » Blog: Plastik sparen Plastikmüllvermeidung Was kann die EU-Kommission zur Vermeidung von Plastikmüll in unseren Meeren tun? » Pro Wildlife-Empfehlungen an die EU-Kommission BUND-Einkaufsführer Einkaufsführer zum Thema Mikroplastik » BUND-Einkaufsführer Albatros im Müll © KStarr Die Lebensräume vor Verschmutzungen wie Plastikmüll zu bewahren ist wichtig für das Wohlbefinden von Wildtieren. » Lebensraum für Wildtiere

Mikroplastik in den Meeren
15.Mai 2019 Unsichtbares Plastik zerstört die Ozeane. Plastik ist überall. Regale und Gemüsetheken in Supermärkten quellen vor Kunststoffverpackungen über, Alltagsgegenstände sind doppelt und dreifach eingeschweißt und häufig werden sogar Plastikgegenstände nochmal in Plastik eingepackt. Der Großteil des von uns genutzten Plastikmülls ist sogenanntes „single-use“ Plastik, das nach einmaliger Verwendung weggeworfen wird – wie Verpackungsfolien, hauchdünne Tüten an der Obsttheke oder Joghurtbecher. Plastik im Supermarkt Zwar sammeln und trennen wir Deutsche fleißig Plastikmüll, jedoch wird nur ein Bruchteil davon recycelt; der Rest wird verbrannt oder in Entwicklungsländer exportiert. Vieles davon landet in der Natur. Doch viele Kunststoffprodukte sind giftig und oft nicht oder nur sehr langsam abbaubar. So überdauert unser Plastikmüll in der Natur Jahrhunderte. Plastik baut sich häufig sehr langsam oder gar nicht ab Mikroplastik: Unsichtbar und überall Die Bedrohung der Umwelt durch Mikroplastik war lange wenig erforscht und von der Öffentlichkeit kaum beachtet, doch in jüngster Zeit erhält das Thema immer mehr Aufmerksamkeit. Mit bloßem Auge können wir Mikroplastik häufig gar nicht sehen, denn es handelt sich um Partikel, die kleiner sind als fünf Millimeter. Mikroplastik in deutschen Flüssen © Wagner et al CC Lizenz 4.0 Dennoch kommt jeder von uns mehrmals täglich mit Mikroplastik in Kontakt, das zum Beispiel in Kosmetika wie Duschgelen, Peelings oder Cremes enthalten ist. Die Partikel werden bewusst beigefügt, um den Reinigungseffekt zu verbessern. Zeitweise enthielten manche Kosmetikprodukte bis zu 15 Prozent Mikroplastik in Form von Plastikpellets. Die Minipartikel landen im Abfluss, doch bisher können die wenigsten Kläranlagen die winzigen Plastikteilchen aus dem Abwasser filtern. Das Mikroplastik gelangt so nahezu ungehindert in die Gewässer und damit früher oder später auch in die Meere. In vielen Kosmetikprodukten ist Mikroplastik enthalten Das Mikroplastik in den Ozeanen stammt allerdings nicht nur aus den Abwässern: Größerer Plastikmüll, der in die Meere gelangt, zerfällt durch Wellen und Sonneneinstrahlung allmählich in immer kleinere Partikel, die schließlich nur noch den Bruchteil eines Millimeters messen. Meerestiere fressen oder verschlucken diese Partikel versehentlich – und so gelangt das Mikroplastik über die Nahrungskette in Muscheln, Fische und schließlich auch auf hiesige Teller. Selbst in Meersalz wurde Mikroplastik gefunden. Mikroplastik landet auch auf unseren Tellern Je kleiner, desto gefährlicher Mikroplastikrückstände wurden mittlerweile in nahezu allen Meeresteilen weltweit nachgewiesen. Die Einflüsse auf die im Ozean lebenden Tiere hängen von der Lebensweise, der Konzentration der Partikel im Wasser und der Größe der Teilchen ab. So wirken sich kleinere Partikel meist gravierender auf Organismen aus, da Stückchen im Nanometerbereich durch Zellmembranen gelangen können, was zu Veränderungen in den Zellen führen kann. Partikel im Milli- und Mikrometerbereich hingegen werden von den Tieren oft in Form von Fasern oder Fragmenten aufgenommen und führen zu Verstopfungen, bei großen Mengen sogar zum Tod. Toter Vogel mit Plastik im Magen © Claire Fackler Je nach Lebensform sind Organismen unterschiedlich von den Einflüssen des Mikroplastiks in den Meeren betroffen. Studien in Miesmuscheln zeigten Gewebeveränderungen, Entzündungsreaktionen und sogar ein Absterben von Gewebe. Solche kleineren Tiere in marinen Ökosystemen geben das Plastik an ihre Fressfeinde weiter. So wird also auch die Strandkrabbe geschädigt, die sich von den Miesmuscheln ernährt, danach Kraken, Fische und Vögel über die gesamte Nahrungskette hinweg. Mikroplastik wird über die Nahrungskette weitergegeben Wie viel Mikroplastik bereits in den Ozeanen ist, ist umstritten. Die Messmethoden sind schwer, teuer und zeitintensiv, was bereits eine Untersuchung von ausgewählten, kleinen Gebieten sehr schwierig macht. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass bis zu fünf Billionen Plastikteile in den Ozeanen schwimmen. Dort bewegen sie sich mit Hilfe der Meeresströmungen um den ganzen Erdball, sammeln sich weiter an und zerfallen in immer kleinere Teile. Mikroplastik konnte mittlerweile in einem Großteil der Oberflächengewässer, Küstengewässer, Mündungsgebieten, Flüssen, Stränden und sogar in der Tiefsee nachgewiesen werden. Einmal ins Meer gelangt, kann es bisher nicht herausgefiltert werden. Plastik tötet alle Arten von Meeresbewohnern © Peter Chadwick Wie können Verbraucher Mikroplastik vermeiden? Viele Menschen tun sich schwer damit, zu erkennen, wo sie selbst Mikroplastik vermeiden können. Oft ist es jedoch recht einfach: – Kosmetika: Viele Apps und Seiten im Internet informieren darüber, in welchen Produkten Mikroplastik enthalten ist. Immer mehr Hersteller von Duschgels, Shampoos und Sonnencremes verzichten auf Mikroplastik. Hautpeeling lässt sich zudem leicht selbst und ohne Mikroplastik herstellen. – Kleidung: Kleidung aus Synthetikfasern verliert bei jedem Waschen Faserteilchen, die von den Kläranlagen nicht aus dem Abwasser gefiltert werden können. Ein Blick auf das Etikett hilft: Vorsicht bei Polyester, Polyamid, Polyacryl, Nylon oder Elasthan, in solchen Kleidungsstücken ist Plastik verarbeitet. Auch Kleidung kann zum Mikroplastik-Problem werden – Autoreifen: In Folge von Reibung, Druck und Hitze nutzt sich der Reifen mit der Zeit ab und gibt Partikel an die Umwelt ab. Laut Weltnaturschutzunion (IUCN) stammt bis zu einem Viertel der gesamten Mikroplastikmenge weltweit von Reifenabrieb. Hier hilft nur, das Auto öfter stehen zu lassen. – Zigarettenkippen: Sie gehören zu dem Müll, der am häufigsten in die Umwelt gelangt. Die Filter bestehen aus einer Art Bioplastik, das sich nur langsam Zeit abbaut. Doch bis das passiert, werden die Plastikfasern von Tieren aufgenommen. Raucher sollten die Kippen nicht einfach fallen zu lassen, sondern in Mülleimern entsorgen. – Putz- und Spültücher: Sie bestehen oft aus Mikrofasern und Chemiefasern. Ähnlich wie die Kleidung verlieren auch sie bei jedem Gebrauch kleine Kunstfasern und Partikel bei jedem Gebrauch, welche in das Abwasser gelangen. Als Alternative bieten sich Baumwolltücher, Stoffreste oder ökologische Spülschwämme aus Cellulose und Naturfaser. – Plastik: Größere Plastikteile zerfallen im Meer nach und nach zu Mikroplastik. Verbraucher sollten deshalb auf Plastik verzichten, wo es möglich ist. Der Kauf von unverpacktem Obst und Gemüse sowie Mehrwegbecher für den Kaffee unterwegs helfen bereits. Plastik ist überallDie globale Kunststoffproduktion betrug im Jahr 2016 etwa 335 Millionen Tonnen, was dem Lebendgewicht der Weltbevölkerung entspricht. Sie wächst jedes Jahr weiter an. Europa produziert knapp 60 Millionen Tonnen pro Jahr, ist für ein Fünftel der weltweiten Kunststoffproduktion verantwortlich und wird nur noch von China (mit etwa 29 Prozent) getoppt. Autorin: Bianca Scavo Mehr Informationen Plastikscout Der alltägliche Plastikwahn » Unterwegs als Plastik-Scout Tödliche Falle Müll Plastikmüll hat katastrophale Folgen für Wildtiere. » Tödliche Falle Müll Plastikmüllvermeidung Was kann die EU-Kommission zur Vermeidung von Plastikmüll in unseren Meeren tun? » Pro Wildlife-Empfehlungen an die EU-Kommission BUND-Einkaufsführer Einkaufsführer zum Thema Mikroplastik » BUND-Einkaufsführer Albatros im Müll © KStarr Die Lebensräume vor Verschmutzungen wie Plastikmüll zu bewahren ist wichtig für das Wohlbefinden von Wildtieren. » Lebensraum für Wildtiere

Berggorillas in Uganda
23. April 2019. Zu Besuch bei den Menschenaffen im Nebel. Wir fahren durch eine uralte Landschaft. Dicke Nebelschwaden steigen aus dem Urwald, während sich die Sonne langsam hinter den Bäumen in den Himmel schiebt und die Szenerie in ein rotes Licht taucht. Die Straße ist in einem erbärmlichen Zustand und zu Fuß wären wir kaum langsamer. Seit mehr als einer Stunde schaukeln wir auf der Piste in den Bwindi Impenetrable Forest im Südwesten Ugandas. Unser Ziel: Die Berggorillas der Nebelwälder in Uganda. Silberrücken im Bwindi Nationalpark Uganda Langsam werden wir unruhig, denn hinter jeder Biegung erwarten wir den Ausgangspunkt unserer Wanderung; doch es tauchen nur neue Hügel voller Felder auf. Die Gegend ist voller landwirtschaftlich genutzter Fläche, ganz im Hintergrund erspähen wir jedoch die berühmten Nebelwälder von Bwindi, einem der letzten Rückzugsorte für Berggorillas. Nur noch hier im Bwindi Impenetrable Forest in Uganda sowie an den Hängen der Virunga Vulkane in Uganda, Ruanda und im Kongo konnten sie überleben. Bwindi Nationalpark Uganda Eine Wanderung in eine andere Welt Endlich angekommen gibt es für alle ein ausführliches Briefing. Die Hosen in die Socken, alles wasserfest verpacken; Zwiebel-Look ist angesagt. Und es stehen bereits Träger bereit, die wir mieten können. Bereits im Vorfeld haben wir gehört, dass die Wanderung kräftezehrend ist, einige hundert Höhenmeter durch vom Himmel stürzenden Regen oder ungeschützt in der prallen Sonne. Wer die Berggorillas in Ugandas sehen will, muss einiges auf sich nehmen, denn einen einfachen Weg gibt es nicht. Bwindi Nationalpark Uganda Die Gruppen werden eingeteilt, immer acht Touristen gehen mit zwei bewaffneten Wildhütern und einem Guide in den Wald, wo sie die Trecker treffen. Sie wissen, wo die Gorillas sich aufhalten, sie können ihre Spuren lesen und mit ihnen kommunizieren. Fast alle Touristen haben sich entschieden, einen Träger anzuheuern. Für die Menschen aus dem Dorf ist es ein gutes Einkommen, für uns eine Erleichterung bei der Wanderung durch einen Urwald, der seine Geheimnisse nicht so ohne weiteres preisgibt. Wir hören die Gorillas Wir starten unsere Wanderung in einem Dorf, oben auf einem der Hügel. Das Ziel haben wir nun vor Augen, denn wir laufen immer bergab, in Richtung des Waldes, der undurchdringlich, impenetrable eben, scheint. Das Wetter spielt mit, der Himmel ist bedeckt, kein Regentropfen erschwert uns das Vorankommen. Nach einer Stunde lassen wir die Felder hinter uns und laufen durch ein kleines Waldstück, das dem Nationalpark erst in den neunziger Jahren zugeteilt wurde. Die Vegetation wird dichter, die Wanderung gerät immer wieder ins Stocken. Über kleine Flüsse steigen wir weiter in den dichten Wald, bis wir die Trecker finden. Bwindi Nationalpark Uganda „Wir gehen hier hinein“, sagt der Guide. „Die Gorillas sind nicht mehr weit“. Fast zwei Stunden hat es gedauert, bis wir die ersten Laute der Tiere hören. Es klingt wie ein tiefes Grollen in der Ferne. Die Zeit ist wie im Flug vergangen, wir können uns nicht satt sehen von dieser Landschaft, die ursprünglicher kaum sein könnte. Hunderte Grüntöne von ebenso vielen unterschiedlichen Pflanzen schlagen uns entgegen, als wir den Pfad verlassen und den Treckern mit ihren Macheten folgen. Zurück bleiben auch die Träger mit dem Gepäck, die nach dem kurzen, letzten Briefing auf uns warten. Endlich: Berggorillas Knöcheltief stehen wir im Schlamm, während die Trecker einen Pfad mit Macheten schlagen und dann: Ein erster Finger schnellt in die Höhe. „Dort oben ist einer“! Ein junger Gorilla begrüßt uns vom Wipfel eines Baumes aus. Oder besser: er begrüßt uns nicht, er ignoriert uns. Ein weiterer, ausgewachsener Gorilla sitzt in einem Baum wenige Meter weiter. Ein Weibchen, bedächtig an den grünen Blättern kauend. Niemand spricht ein Wort, während die Gorilladame den Baum herabrutscht und sich währenddessen händeweise Blätter in den Mund stopft. Gorilla im Bwindi Nationalpark Uganda Die Trecker haben den Silberrücken ausfindig gemacht, das dominante Männchen mit dem silbernen Fell auf dem Rücken. Er sitzt kauend hinter einem Vorhang aus Grünzeug und spielt mit einem der Babys. Die Männer legen vorsichtig den Weg frei und erleichtern uns die Sicht. Der Silberrücken steht auf, dreht sich um, „ach du Sch…“ entfährt es einem der Touristen. Der Silberrücken ist massiv, er dreht uns seinen imposanten Rücken zu und kaut weiter. Währenddessen hüpft ein Jungtier auf ihm herum, probiert hier und da ebenfalls ein paar Blätter und hat sichtlich Spaß mit den herumstehenden Büschen. Silberrücken im Bwindi Nationalpark Uganda Die Trecker schlagen die Sicht zu einem der Weibchen frei. Es sitzt und kaut. Wir können uns nicht satt sehen und da schaut sie uns direkt an. Mehrere Menschen aus der Gruppe wischen sich inzwischen Tränen aus den Augenwinkeln, alle haben ein breites Grinsen auf dem Gesicht. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, höre ich von einem der Teilnehmer, der einen der Babygorillas beim Spielen beobachtet. Die Trecker machen nun Faxen mit dem Kleinen, klopfen sich auf die Brust und freuen sich, als das Tier die Geste erwidert und sich ebenfalls auf die Brust klopft. Gorilla im Bwindi Nationalpark Uganda So schnell, wie wir mitten in die Gruppe hinein gelaufen sind, so schnell werden wir von den Gorillas wieder verlassen. Eine Stunde durften wir mit der Familie verbringen, dann müssen wir den Bwindi Impenetrable Forest wieder verlassen. Bei der kurzen Pause vor dem Aufstieg wird wenig gesprochen. Die Trecker gehen zurück zu ihren Gorillas und die Touristen sitzen mitten in diesem uralten Urwald, kauen ihr mitgebrachtes Picknick und schwelgen in den noch frischen Erinnerungen. Niemand will auch nur einen kurzen Moment dessen vergessen, was wir gerade erlebt haben. Top oder Flop: Ist es gut, Gorillas in Uganda oder Ruanda zu besuchen? Die Frage, ob der Gorilla-Tourismus gut oder schlecht ist, ist schwer eindeutig zu beantworten. Tatsache ist: Menschen stören die Tiere, wenn sie ihnen nah kommen (auch, wenn sie – wie in unserem Fall – den vorgeschriebenen Abstand einhalten). Auch die Gewöhnung der Tiere an den Menschen hat Nachteile, denn habituierte Gorillas haben ihre Scheu vor dem Menschen verloren und können viel einfacher gejagt und gewildert werden. Zudem wurden Bevölkerungsgruppen wie die Batwa aus den Wäldern verbannt und so ihrer Heimat beraubt. Gorilla im Bwindi Nationalpark Uganda Andererseits ist der Gorilla-Tourismus in Uganda und Ruanda zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden. Zumindest offiziell geht ein Großteil des Geldes, das die Touristen für die Permits zahlen, in den Schutz der Nationalparks, ein nennenswerter Teil kommt der Bevölkerung zu Gute. Und sieht man sich die Gegend um die Parks an, ist jeder Schutz willkommen. Die Bevölkerungsdichte ist enorm, die Landwirtschaft intensiv und die Gorilla-Wälder wären begehrte Ackerflächen. Die Zahlen geben dem Tourismus Recht, denn zumindest im Virunga-Massiv hat sich die Anzahl der Berggorillas innerhalb von acht Jahren um 25 Prozent erhöht. Wichtig wird in Zukunft sein, dass der Tourismus nachhaltig und sanft betrieben wird. Kleine Gruppen, so wenig invasiv wie möglich und immer mit dem Fokus auf dem Tier- und Artenschutz: Nur so kann der Tourismus den Gorillas dauerhaft helfen. https://www.prowildlife.de/wp-content/uploads/2019/04/Gorilla-Feeding.mp4 Autorin: Sandra Henoch Mehr Informationen Grauer Gorilla © Joe McKenna Der Abbau von Coltan fördert bewaffnete Konflikte in der Demokratischen Republik Kongo (DRC). Und er trägt dazu bei, dass einer unserer engsten Verwandten vom Aussterben bedroht ist: Der östliche Flachlandgorilla, auch Grauer-Gorilla genannt. » Coltan und die Gorillas im Kongo Gorillababy im Waisenhaus © LWC Individuen können durch den einzigartigen „Nasenabdruck“ identifiziert werden, der durch die Form und Anordnung der Falten bestimmt wird. Weitere interessante Fakten zu Gorillas » Wissenswertes über Gorillas Lebensraumverlust © privat Pro Wildlife setzt sich dafür ein, den Lebensraum der Tiere vor Abholzung und Raubbau zu schützen. » Lebensräume schützen Affenschutz © Ian Redmond Affen werden insbesondere in Afrika, aber auch in Asien und in Südamerika gewildert und gegessen. Pro Wildlife hilft bei der Rettung von Affen in Not. » Projekte im Affenschutz

Elefanten in Botswana: Schützen oder schießen?
13. März 2019. Was passiert mit Botswanas Wildnis? Botswana galt bisher als Vorreiter im Wildtierschutz. Das Land hat den größten Elefantenbestand der Welt, einzigartige, weitläufige Wildnisgebiete und hat sich in den vergangenen Jahren konsequent gegen Wilderei, Jagd und Elfenbeinhandel eingesetzt. Elefant im Okavango-Delta © Martin Harvey Doch die neue Regierung von Präsident Masisi schürt in den Medien seit Wochen lautstark Ressentiments gegen Elefanten und diskreditiert gleichzeitig Naturschützer und Wissenschaftler. Derzeit prüft sie Vorschläge, die einen Feldzug gegen Botswanas bisherige Naturschutzpolitik und insbesondere die Elefanten des Landes bedeuten würden: Zur Diskussion stehen die Aufhebung des seit 2014 geltenden Jagdverbotes, den Abschuss von Elefanten für Jagdtrophäen, die „Keulung“ (massenhafte Tötung) ganzer Herden für die Produktion von Tierfutter und den Bau von Zäunen, die Wanderrouten von Elefanten und anderen Wildtieren durchschneiden würden. Zudem will Botswana gemeinsam mit zwei weiteren südafrikanischen Staaten das geltende Handelsverbot für Elfenbein, Elefantenhäute und lebende Tiere zu Fall bringen. Einige Staaten wollen den Handel mit Elfenbein wieder erleichtern Über den internationalen Handel wird die Staatengemeinschaft bei der Weltartenschutzkonferenz im August 2019 entscheiden. Die Entscheidung über Abschüsse und Zäune innerhalb des Landes unterliegt Botswanas neuem Präsidenten. Als Begründung für die Debatte nennt die Regierung den wachsenden Konflikt zwischen Kleinbauern und Tieren. Anstatt die Diskussion allerdings sachlich und faktenbasiert zu führen, drohen Elefanten und andere Wildtiere zum politischen Spielball zu werden. Im Oktober 2019 stehen Neuwahlen an und es scheint, als spekuliere Präsident Masisi, der das Amt im April 2018 von seinem Vorgänger übernommen hat, mit seiner Anti-Elefanten-Kampagne vor allem darauf, Wählerstimmen zu gewinnen. Natur-Tourismus versus Jagd und Handel Botswanas Reichtum an Natur und Tieren gehört zum größten Kapital des Landes. Der Safari-Tourismus (mit Besuchern vorwiegend aus den USA und Deutschland) ist eine stark wachsende Einnahmequelle. Die Wiedereinführung der Jagd, und der Abschuss von Elefantenherden (sog. Culling oder Keulung) würde der Branche voraussichtlich schwer schaden. Sie wäre nicht nur aus Naturschutzsicht fatal, sondern ergibt auch wirtschaftlich keinen Sinn. Der Tourismus bringt viel mehr Geld als die Großwildjagd 2009, als die Jagd noch erlaubt war, schafften Safari-Touristen in Botswana 39-mal mehr Arbeitsplätze als Großwildjäger – im ganzen Land verdienten damals nur 1.000 Menschen an der Trophäenjagd. Wenn Botswanas Regierung angesichts der wachsenden öffentlichen Ablehnung des Jagdtourismus, des Rückgangs der Trophäenjagd in anderen Jagdländern und sinkender Besucherzahlen bei Großwild-Jagdmessen auf die Trophäenjagd setzt, hat sie die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Fakten statt Wahlkampf-Rhetorik Fakt ist, dass in Botswana mit etwa 130.000 Tieren der größte Elefantenbestand Afrikas lebt. Von Seiten der Regierung und Jagd-Befürwortern wurden zwischenzeitlich allerdings deutlich höhere Zahlen und eine vermeintliche Bestandszunahme ins Spiel gebracht. Gleichzeitig wurden wissenschaftliche Berichte über eine Zunahme der Wilderei dementiert. Zäune beschneiden die Wanderrouten der Elefanten © Yathin Krishnappa Zählungen des 2016 veröffentlichten „Great Elephant Census“ belegen, dass der Bestand der Savannen-Elefanten in 15 afrikanischen Ländern in sieben Jahren um 30 Prozent zurückgegangen ist. Auch Botswana war hiervon nicht verschont, dort gingen die Bestände in fünf Jahren um 15 Prozent zurück. Im August 2018 meldeten Wissenschaftler von der Organisation „Elephants Without Borders“, die gemeinsam mit Regierungsbeamten Zählungen durchführten, dass die Wilderei für den Elfenbeinhandel im Norden Botswanas zwischen 2014 und 2018 stark angestiegen ist. Auch, wenn es die Regierung dementiert: Wilderei ist ein zunehmendes Problem in Botswana Der Fund von mindestens 88 gewilderten Elefanten sorgte weltweit für mediales Aufsehen. Doch Botswanas Regierung dementierte die Berichte, die Behörden entzogen „Elephants Without Borders“ Forschungslizenzen und versuchten, die Verbreitung der Wilderei-Berichte zu verbieten. Im Februar 2019 wurden die Zählungen zu Bestandszahlen und Wilderei-Vorfälle von renommierten Experten bestätigt und veröffentlicht . Auch andere Berichte wie das MIKE-Programm der Weltartenschutzkonferenz (CITES) bestätigen, dass Wilderer-Banden zunehmend auch Botswana und das südliche Afrika ins Visier nehmen. Eine Elefantenherde am Wasserloch © Martin Harvey Koexistenz zwischen Mensch und Tier Botswana steht am Scheideweg: Die Regierung dort trägt die Verantwortung für den größten Elefantenbestand der Welt. Setzt Botswana zukünftig darauf, die Stimmung der Menschen gegen Wildtiere zu schüren, Zäune zu bauen, Wanderrouten zu durchschneiden und Elefanten für Trophäen, Hundefutter und Elfenbeinhandel auszubeuten, hätte dies fatale Auswirkungen für Afrikas Elefanten, weit über die Landesgrenzen hinaus. Doch es gibt realistische Alternativen: Nämlich, das friedliche Zusammenleben zwischen Elefanten und Menschen zu fördern. Wildtierschutz kann nur gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung gelingen Die Menschen müssen zukünftig stärker von Wildtieren profitieren, damit sie bereit sind, Lebensräume mit ihnen zu teilen und zu erhalten. Botswana bietet ideale Voraussetzungen hierfür. Hier gibt es große, intakte Naturräume, eine vergleichsweise geringe Bevölkerungsdichte und eine Regierungsführung, die bisher deutlich besser war als in anderen afrikanischen Ländern. Der Safari-Tourismus ist mit jährlichen Einnahmen von 687 Mio.US Dollar (2017) einer der wichtigsten Devisenbringer und hat enormes Potenzial, Einkommen und Arbeitsplätze für die Bevölkerung zu schaffen und eine friedliche Koexistenz zwischen Menschen und Wildtieren zu sichern. Safari-Tourismus ist ein wichtiger Devisen-Bringer Die derzeitige Debatte verdeutlicht, dass sich die Landbevölkerung zurück gelassen und nicht ausreichend an den Einnahmen aus dem Tourismus beteiligt fühlt. Das muss sich ändern – Jagd auf Elefanten ist jedoch sicherlich keine Lösung für diese Probleme! Was wir jetzt dringend brauchen, ist die Rückkehr zu einer sachlichen, Fakten-basierten Diskussion. Sie sollte die Menschen vor Ort, Naturschützer und die Tourismusbranche einbeziehen. Diskreditierung, Falschinformationen und Stimmungsmache schaden sowohl den Wildtieren, als auch der Zukunft der Menschen in Botswana. Autorin: Daniela Freyer Mehr Informationen Jagd und Wilderei Reisen um zu töten: Trophäenjagd auf bedrohte Tierarten. » Jagd in Afrika Afrikanischer Elefant Elefanten: Opfer der Trophäenjagd. » Wissenswertes über die Grauen Riesen Trophäenjagd ©Paul Shoul Während Wilderei, Jagd und Tierschmuggel boomen wird die Rote Liste gefährdeter Arten immer länger. » Mehr Infos zu Jagd und Wilderei

Für Haie am Verhandlungstisch
27. Dezember 2018. Fischerei-Interessen kontra Artenschutz. 100 Millionen Haie werden jedes Jahr abgeschlachtet, zum größten Teil, um als Flossen in einer Suppe zu enden. Mehr als 74 Haiarten sind in unseren Meeren vom Aussterben bedroht; dazu kommen mehr als 200 Arten, über die es nicht genug Daten gibt. Es ist anzunehmen, dass viele dieser Arten ebenfalls kurz vor dem Verschwinden sind. Hammerhai © Tomas Kotouc Vor einem Jahr hat die Mitgliederversammlung der Bonner Konvention (CMS) für wandernde Tierarten sieben dieser hochgefährdeten Arten unter besseren Schutz gestellt. Für die Umsetzung gibt es das sogenannte „Sharks MoU“ (Abkommen zum Schutz wandernder Haiarten), eine Art Hai-Vertrag. Es ist die einzige globale Vereinbarung, die den Schutz von Haien und Rochen zu ihrer Aufgabe gemacht hat; sie wurde als eine Tochtervereinbarung zur CMS gegründet. Die Mitgliedstaaten haben damit die Möglichkeit, die rechtlich verbindlichen Vereinbarungen für Haie umzusetzen. Ich war bei der diesjährigen Sitzung im Dezember in Monaco, um im Auftrag von Pro Wildlife und dem IFAW die Teilnehmer von unseren Ideen zu überzeugen. Walhai © Klaus M. Stiefel Die Verhandlungen begannen vielversprechend. Mehrere Arten der Gitarrenrochen und der Schwarzhai wurden auf den Anhang des MoU gestellt, um von den Empfehlungen und Maßnahmen für mehr Schutz und zusätzlichen Forschungsarbeiten zu profitieren. Wobei dies sehr vorsichtig formuliert ist und für die Mitgliedsstaaten rechtlich nicht bindend ist. Immerhin wurde guter Wille demonstriert. Streit um den Engelhai Beim Engelhai schieden sich jedoch die Geister. Diese kleine Haiart, die ganz akut vom Aussterben bedroht ist, lebt nur noch in den Küstengewässern einiger europäischer Staaten. Der einzige Ort, wo man sie noch regelmäßig antrifft, sind die Gewässer der Kanaren. Engelhaie kommen nur noch in den Gewässern der Kanaren vor © Ralph Sonntag Die Antragsteller aus Monaco sind davon überzeugt, dass diese Haie in der Vergangenheit häufig Wanderungen über nationale Grenzen hinweg gemacht haben und womöglich immer noch machen. Allerdings ist das heute bei den wenigen Überlebenden kaum nachweisbar. Deshalb hat das Beratergremium des MoU sich aus formalen Gründen gegen eine Aufnahme in den Anhang ausgesprochen, da es bei der Konvention ausschließlich um wandernde Tierarten geht. Der Engelhai kommt nur noch in den Gewässern vor den Kanaren vor Dies wurde von den USA unterstützt, während sich die breite Mehrheit – unter anderem die EU und insbesondere Großbritannien und Deutschland – für erhöhte und bessere Schutzmaßnahmen durch das MoU ausgesprochen haben. Das wäre schon alleine durch das Vorsorgeprinzip gerechtfertigt. Die USA blieben jedoch stur und da das MoU nur einstimmig entscheiden kann, haben wir befürchtet, dass der Engelhaiantrag abgelehnt wird. Nach drei Tagen wurde immerhin ein Kompromiss gefunden. Niederlage für den Blauhai Anders beim Blauhai: Da hielt die Blockade der USA, die hier zusätzlich durch Australien, Neuseeland und Südafrika unterstützt wurde. Blauhaie leben in allen Weltmeeren, außer der Arktis und der Antarktis. Sie durchqueren auf ihren Wanderungen ganze Ozeanbecken. Sie sind die am stärksten befischte Haiart: Circa 20 Millionen Tiere werden jedes Jahr getötet, um den Flossenmarkt und teilweise den Markt für Haisteaks zu bedienen. Blauhai © Tomas Kotouc Noch sind die Blauhaie nicht akut vom Aussterben bedroht. Sie haben insbesondere für Haie eine sehr gute Fortpflanzungsrate. Aber es gibt starke Rückgänge im Nordatlantik, die inzwischen deutlich spürbar sind. Umso wichtiger wäre es, dass das Sharks MoU bereits jetzt aktiv wird, um weitere Bestandsrückgänge zu vermeiden, bis die Populationen vom Aussterben bedroht sind. Ein Schicksal, das der Blauhai dann mit anderen Hochseehaien wie dem Seidenhai und dem Weißspitzenhochseehai teilen müsste. Artenschutz braucht mehr Gewicht Es wurde bei der Sitzung des MoU auch die Chance vergeben, sich in Zukunft deutlich stärker bei den Konventionen für die Hochseefischerei, den sogenannten regionalen Fischerei-Organisationen, einzubringen. Diese Gremien hätten das Mandat, eine dringend notwendige Richtungsänderung in der Fischerei zu bewirken. Fuchshai © Andre Seale Allerdings ist deren Zielrichtung die möglichst profitable Nutzung der Meere und weniger der Artenschutz. Dies geht soweit, dass bei den Fischerei-Sitzungen die Vertreter mancher Länder die von ihren eigenen Umweltministerien beschlossenen Maßnahmen ignorieren, teilweise einfach nur wegen fehlenden Absprachen. Dies muss sich ändern und Vertreter des MoU müssen stärker bei den Fischerei-Organisationen auftreten und sie an ihre Verpflichtungen gegenüber dem Artenschutz erinnern. Dies wird im Moment aus finanziellen Gründen verzögert. Eine Schule Seidenhaie © Tomas Kotouc Insgesamt wurde hier in Monaco eine Politik der sehr kleinen Schritte betrieben – obwohl man eigentlich rennen müsste, um die notwendigen Reformen durchzuführen. Aber es gibt immer wieder blockierende Länder, denen der schnelle wirtschaftliche Erfolg wichtiger ist als das Überleben der Natur. Dies ist häufig frustrierend für uns Naturschützer. Aber wir müssen und werden dabeibleiben, um von innen heraus Verbesserungen anzuregen und voranzubringen. Mehr Informationen Einkaufshelfer für Haifreunde Millionen Haie sterben jährlich wegen ihrer Flossen. » Finning Haifischflossen: Raubbau am Meer Haie und Rochen Jäger und Akrobaten der Meere » Haie und Rochen CMS Die Konferenz zum Schutz wandernder Arten » CMS

Plastik sparen: Hilfe für Meeresbewohner?
3. Dezember 2018. Ist Plastik sparen sinnvoll oder ist „Zero Waste“ nur ein Modetrend? Jeder von uns kennt diese Bilder von Facebook, Instagram oder aus dem Fernsehen: Fotos von toten Walen mit Plastik im Bauch, von Meeresschildkröten mit eingeschnürten Bäuchen oder von Seelöwen mit Fischernetzen um den Hals. Mehr als eine Million Seevögel und 100.000 andere Meereslebewesen verenden jährlich wegen Plastikmüll. Knapp 250 verschiedene Arten mariner Lebewesen verheddern und strangulieren sich. Hinzu kommen Wale, Delfine, Robben und Meeresschildkröten, die Plastikteile verschlucken. Fische, Krabben und Muscheln nehmen vor allem Mikroplastik auf. Seelöwe mit Fischernetz © Marcia Moreno Baez Doch was haben wir in Mitteleuropa damit zu tun? Die meisten von uns leben fernab vom Meer, trennen sauber ihren Müll, achten beim Einkauf auf Mikroplastik. Müll sparen – Zero Waste – wird zum Mega Trend. Webseiten und Blogs zu diesem Thema sprießen wie Pilze aus dem Boden, voll mit Tipps zum Plastik sparen oder sogar ganz weglassen. Es wird fleißig gewerkelt und gekocht, es gibt nichts, was man nicht selber machen kann: Abschminkpads, Deo, Geschirrspülmittel, Taschentücher, Waschmittel, Zahnpasta. Eingekauft wird nur noch im Unverpackt-Laden. Tüten oder Verpackungen aus Kunststoff sind absolut tabu und nur was für Zero-Waste-Anfänger. Fortgeschrittene verwenden Bambuszahnbürsten, Haarseifen und Rasierhobel. Es wird Plastik gespart, was das Zeug hält. Aber hilft das denn überhaupt? Was bringen eingesparte Shampooflaschen den Tieren im offenen Meer? Schauen wir uns den Müll zunächst mal genauer an: Wie kommt Plastikmüll ins Meer? Ein Haupttransportmechanismus von Plastik sind Flüsse und Bäche, die ins Meer münden. Vor allem Makroplastik wie einfach weggeworfener Müll oder aus wilden Müllhalden gelangt so von überall auf der Welt in die Ozeane. Hinzu kommen die Teile, die direkt im Meer landen, zum Beispiel Fischernetze oder durch illegale Müllentsorgungen auf Schiffen. Mürbe gemacht von Sonneneinstrahlung und Salzwasser zerfällt dieses Makroplastik langsam zu (sekundärem) Mikroplastik. Hinzu kommt Mikroplastik, das bereits kleinteilig in Flüsse und Meere fließt. Die Quellen sind vielfältig und finden sich unter anderem auch bei uns: Welches Mikroplastik entsteht in Deutschland? Laut einer Studie des Umweltbundesamts wird Mikroplastik in Deutschland vor allem in Kosmetika verarbeitet und ist damit die Hauptquelle für primäres Mikroplastik. Sekundäres Mikroplastik ist aber ein noch viel größeres Problem. Es entsteht durch die Zersetzung größerer Plastikteile oder durch die Auswaschungen aus Kunstfasertextilien sowie Reifen- und Schuhsohlenabrieb: Quellen von Mikropartikeln in Deutschland Tonnen pro Jahr Primäre Mikropartikel Kosmetische Produkte 500 Wasch-, Reinigungs- und Pflegemittel in Industrie und Haushalt < 100 Strahlmittel zum Entgraten von Oberflächen < 100 Mikronisierte Kunststoffwachse in technischen Anwendungen 100.000 Sekundäre Mikropartikel Fragmentierung von Kunststoffabfällen unbekannt Synthetische Chemiefasern aus Textilien 80 bis 400 Verlust von Pellets in der Herstellung und Weiterverarbeitung von Kunststoffen 21.000 bis 210.000 Reifenabrieb 60.000 bis 111.000 Quelle: Umweltbundesamt Gelangt das meiste Plastik nicht direkt vor Ort ins Meer? Tatsächlich gelangen laut einer Studie des renommierten Wissenschaftsmagazins Science nur rund fünf Prozent des Mikroplastiks aus Europa und Nordamerika ins Meer. Bei derzeit etwa zwölf bis 15 Millionen Tonnen Mikroplastik in den Ozeanen sind diese fünf Prozent aber immerhin mehr als eine halbe bis eine dreiviertel Million Tonnen, die auf Rechnung der westlichen Welt gehen. Andere Studien sind sogar noch pessimistischer, was die Gesamtmenge (Mikro- + Makroplastik) angeht. Das Deutsche Umweltbundesamt sagt: "Rund sechs bis zehn Prozent der weltweiten Kunststoffproduktion landen laut Studie in den Weltmeeren. Weltweit werden pro Jahr rund 300 Millionen Tonnen Kunststoffe hergestellt (Stand 2013). Es ist davon auszugehen, dass bis zu 30 Millionen Tonnen davon pro Jahr weltweit im Meer laden – davon in Europa allein 3,4 bis 5,7 Millionen Tonnen pro Jahr." Überreste eines Albatrosses © USGS Zu bedenken ist auch, dass Kunststoff aus Europa oft nach Asien exportiert wird, wo es recycelt werden soll. Etwa 50 Prozent des Weltexports an gebrauchten Kunststoffen ging 2016 nach China, das sind mehr als sieben Millionen Tonnen. Wo dieser Kunststoff letztendlich landet, ist nicht so ganz klar. Denn nach Studienangaben wurden weltweit nur neun Prozent des jemals entstandenen Plastikmülls tatsächlich recycelt. Das heißt: Selbst fleißige deutscher Recycler können nicht wissen, ob ihre Shampooflasche auf dem Weg nach China oder dort angelangt nicht doch auf Müllkippen, in der Natur oder direkt im Meer landet. » Fernsehbericht "Die Recycling-Lüge" Frontal 21 am 19.02.2019 (ZDF) Zudem bemängeln Forscher, dass Recycling nicht zwangsläufig die Lösung des Plastikproblems sei: Zunächst verzögere eine Wiederverwertung der Kunststoffe nur den Zeitpunkt, an dem das Material zu Müll wird. Es reduziere die künftige Müllmenge nur dann, wenn es die neu produzierte Plastikmenge verringere. Ist Plastik auch ein Problem in heimischen Gewässern? Die Universität Bayreuth hat bayerische Flüsse untersucht und erschreckende Werte festgestellt. In der Donau, der Isar und der Altmühl steigen die Konzentrationen an Mikroplastik, der höchste Wert lag bei 150,8 Partikel pro Kubikmeter Wasser. Die Partikel hatten eine Größe von 20 bis 300 Mikrometern, sie waren also kleiner als Salz- oder Sandkörner. Entsprechende Filter in den Kläranlagen gibt es noch nicht. Die Folgen für unsere heimische Natur sind noch nicht abzusehen. Plastikmüll in der Nordsee © Bundesumweltministerium Kann ich als Einzelperson etwas bewirken? Jedes Stück Plastik, das eingespart wird, verbraucht weniger Ressourcen und landet nicht im Müll. Ein Beispiel: 2017 lebten in Deutschland etwa 71,6 Millionen Menschen über 14 Jahren. Gehen wir davon aus, dass ein durchschnittlich hygienischer Mensch eine Flasche Shampoo alle zwei Monate verbraucht, dies sind sechs Flaschen pro Jahr. Wenn nur 1% der über 14-Jährigen auf verpackungsfreie Haarseife umsteigt, werden pro Jahr knapp 4,3 Millionen Plastikflaschen eingespart. Hinzu kommen Plastikzahnbürsten, Cremetuben, Einwegrasierer und vieles mehr. Nicht zu vergessen Nudelverpackungen, Coffee-to-go-Becher, Einwegflaschen und und und … eine unvorstellbare Menge an Kunststoff, die entsorgt, verwertet und im besten Fall recycelt werden muss. Und im schlimmsten Fall in den Gewässern landet. Vom Verbrauch an kritischen Ressourcen wie Erdöl mal ganz abgesehen. Alles zusammengerechnet, schiebt jeder Einzelne von uns einen riesigen Plastikmüllberg vor sich her. Zurück zur Frage vom Anfang: Ist Plastik sparen überhaupt sinnvoll? Unser Fazit: Zero Waste ist nicht nur ein Modetrend, sondern eine dringend notwendige Bewegung in die richtige Richtung. Wenn weiterhin Plastik in diesen Mengen produziert und verbraucht wird, sind die Folgen für Natur und Umwelt, die Wildtiere und unsere Gesundheit fatal. Die Müllinseln in den Ozeanen werden ungeheuerliche Dimensionen erreichen, der Meeresgrund wird komplett zugemüllt sein, in allen Organismen dieser Erde wird sich Mikroplastik ansammeln, unsere Lebensmittel werden verseucht sein. Und: Unzählige Wildtiere an Land und im Meer werden sterben. Unser Müll wird maßgeblich am großen Artensterben beteiligt sein. Wenn wir nicht augenblicklich anfangen umzudenken! Jeder Einzelne kann dazu beitragen, dass dieses Horrorszenario nicht Wirklichkeit wird! Es gibt viele gute Gründe, auch in unserem eigenen kleinen Universum Plastik zu sparen: Bewusst über unseren Konsum nachzudenken, lohnt sich immer. Brauche ich das wirklich? Brauche ich es in dieser Menge oder in dieser Häufigkeit? Fragen, die uns helfen, sparsamer mit wertvollen Ressourcen umzugehen. Der Zero-Waste-Weg kann der erste Schritt sein hin zu einem achtsamen Konsum. Auch eine einzelne Person kann viel bewirken: Indem sie ein Vorbild ist! Du hast ein tolles Rezept für ein Zero-Waste-Deo? Super: Poste es, verschenke es, erzähl es weiter! Der berühmte Schneeballeffekt kann eine Lawine auslösen. Unterschätze nicht die Macht des Konsumenten. Je mehr Menschen sich gegen Plastik entscheiden, desto früher wird die Industrie Alternativen anbieten. Der Druck durch die Verbraucher und die Industrie wird die Erforschung und Entwicklung nachhaltiger Alternativen vorantreiben. Weltweite Trends kommen in der Regel aus der westlichen Welt. Plastikfreie Alternativen werden dann auch irgendwann in Asien und Afrika ankommen. Denk an deine eigene Gesundheit: Das von uns produzierte Mikroplastik landet zuallererst auch bei uns. Gelöste Teilchen aus dem Plastik-Wasserkocher oder der Plastik-Wasserflasche landen direkt im Magen. Mikroplastik aus Kosmetika oder der Waschmaschine gelangen ins Abwasser und über die Klärwerke wieder zurück in unser Trinkwasser, da es kaum oder nur unzureichende Filtersysteme gibt. Die Folgen für die Gesundheit sind noch nicht abzuschätzen. Jedes einzelne durch deine eingesparte „Shampooflasche“ gerettete Wildtierleben zählt! Viele selbst gemachte Alternativen sind extrem preisgünstig. Der Zero-Waste-Trend schont nicht nur Wildtiere und Natur, sondern auch den Geldbeutel. „Wer sich für das Richtige einsetzt, tut es nicht, weil er glaubt es wird funktionieren. Er tut es, weil es das Richtige ist.“ (Tobias Haberkorn, Die Zeit) UPDATE vom 11. Dezember 2019: In Deutschland kommt das Plastiktütenverbot! Das Bundeskabinett hat am 6. November zugestimmt, nun ist noch die Zustimmung des Bundestags erforderlich. Danach muss das Gesetz den Bundesrat passieren. Es ist damit zu rechnen, dass das Verbot im Mai 2020 in Kraft tritt. Plastiktütenverbrauch © Bundesumweltministerium Autorin: Christine Schorling Mehr Informationen Plastikscout Der alltägliche Plastikwahn » Unterwegs als Plastik-Scout Tödliche Falle Müll Plastikmüll hat katastrophale Folgen für Wildtiere. » Tödliche Falle Müll Plastikmüllvermeidung Was kann die EU-Kommission zur Vermeidung von Plastikmüll in unseren Meeren tun? » Pro Wildlife-Empfehlungen an die EU-Kommission Mikroplastik in den Meeren Mikroplastik gelangt nahezu ungehindert in die Gewässer und damit früher oder später auch in die Meere. » Mikroplastik in den Meeren Albatros im Müll © KStarr Die Lebensräume vor Verschmutzungen wie Plastikmüll zu bewahren ist wichtig für das Wohlbefinden von Wildtieren. » Lebensraum für Wildtiere

Massenhaftes Töten einer Art: Sind Keulungen sinnvoll?
13. November 2018. Afrikanische Schweinepest: Warum das Töten nicht hilft. Unter Deutschlands Schweinebauern geht die Angst um. Im September wurden in Belgien mehrere Wildschweine gefunden, die an der sogenannten Afrikanischen Schweinepest (ASP) gestorben waren. Damit wurde diese hoch ansteckende Viruserkrankung nun in drei deutschen Nachbarländern nachgewiesen: Polen, Tschechien und Belgien. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die ASP auch Deutschland erreicht. Wildschweine werden aus Angst vor der Schweinepest massenhaft getötet©Pixabay Das Virus ist zwar für den Menschen ungefährlich, allerdings ist es eine große Gefahr für Wild- und Hausschweine. Bei Schweinen kann die Krankheit innerhalb von 48 Stunden zum Tod führen – und nach einem Impfstoff suchen Wissenschaftler bisher vergeblich. Deshalb schlagen Schweinezüchter und Mastbetriebe in Deutschland Alarm und fordern, dass 70 Prozent der Wildschweine in Deutschland (Muttertiere und Frischlinge mit eingeschlossen) vorsorglich erlegt werden. Die Schonzeiten für Wildschweine wurden bereits bundesweit aufgehoben und in vielen Bundesländern Prämien von 20 bis 50 Euro pro erlegtem Wildschwein an Jäger ausgezahlt. Das führte dazu, dass 2017/2018 so viele Wildschweine wie noch nie in Deutschland erschossen wurden – mehr als 820.000, knapp 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Jäger erlegten 2017/2018 in Deutschland so viele Wildschweine wie noch nie ©Pixabay Fragwürdige Keulungen gibt es weltweit Ob Dachse in Großbritannien, Fledermäuse in Südamerika oder Kamele in Australien, die massenhafte Tötung von Wildtieren, auch Keulung (englisch Culling) genannt, wird aus den verschiedensten Gründen unternommen. Im Falle der Schweinepest soll sie angeblich zur Vorbeugung gegenüber einer Seuche dienen und somit die Schweinebauern vor wirtschaftlichen Schäden bewahren. Allerdings gibt es berechtigte Zweifel an dem Erfolg dieser Methode: ASP wird nämlich nicht nur von Wildschweinen verbreitet, sondern auch von Menschen, die z.B. infizierte Fleischabfälle unsachgemäß entsorgen oder das Virus über Kleidung, Stiefel oder Autoreifen verbreiten. Wildschweine, die mit diesen Essensresten in Kontakt kommen (z.B. an Autobahnraststätten), können sich schnell infizieren und das Virus somit in neuen Regionen verbreiten. Der Transport erlegter Wildschweine, sowie Produkten aus deren Fleisch, müssten daher besser kontrolliert werden und Menschen über Hygienevorkehrungen und die sachgemäße Entsorgung von Fleischabfällen aufgeklärt werden. Wildschwein mit Ferkeln ©Pixabay Doch es gibt noch andere Gründe, warum Keulungen oft nicht zum geplanten Erfolg führen und ethisch kaum vertretbar sind. Häufig werden große Teile einer Population durch Keulungen ausgelöscht. Die wenigen Tiere, die übrig bleiben, finden dann ein wahres Schlaraffenland vor, in dem sie sich nicht mit anderen um Platz und Nahrung streiten müssen. Daher steigen Geburts- und Überlebensraten von Jungtieren nach einer Keulung oft extrem an und Populationen werden schnell größer als sie es vor der Keulung waren. Das passierte beispielsweise nach Culling-Aktionen von Frettchen auf Rathlin Island in Nordirland und verwilderten Katzen in Tasmanien (Australien). Culling per Trophäenjagd in Sambia Ähnliches ist zu erwarten, falls Sambia die geplante Massentötung von Flusspferden im Süd-Luangwa National Park umsetzen sollte. Das Land im südlichen Afrika hat erst kürzlich seine Pläne zur Keulung von bis zu 2.000 Hippos in den nächsten fünf Jahren wieder belebt, obwohl es diese vor zwei Jahren aufgrund von Protesten von Tierschutzorganisationen (unter anderem auch Pro Wildlife) verworfen hatte. Damals sollten die Tiere gekeult werden, um die Milzbrandverbreitung einzudämmen; heute heißt es schlicht, dass die Population zu groß sei und eine Gefahr für das Ökosystem darstelle. Wissenschaftliche Beweise dafür gibt es keine. Flussferde sind auf der Roten Liste der IUCN als gefährdet eingestuft und es leben wahrscheinlich weniger als 130.000 von ihnen. Dennoch hat die sambische Regierung Trophäenjäger aus aller Welt eingeladen bei der Keulung „mitzuhelfen“. Die Jäger zahlen mehrere tausend Euro für eine Hippotrophäe; außerdem bringt der Handel mit Fleisch und Zähnen, aus denen u.a. lukrative Elfenbeinschnitzereien gefertigt werden, zusätzlich Geld ins Land. Die Hippos in andere Gebiete zu transportieren wäre zu teuer, meint die sambische Regierung. Der Hauptgrund für die Keulung der Nilpferde scheint in diesem Fall ein finanzieller zu sein. Obwohl Flusspferde gefährdet sind, existieren in Sambia neue Keulungspläne ©Pixabay Wölfe töten, um Karibus zu retten? Es kommt auch vor, dass Tiere einer Spezies gekeult werden, um einer anderen Spezies zu helfen. Zumindest in der Theorie. Die kanadischen Provinzen British Columbia (B.C.) und Alberta betreiben seit einigen Jahren regelmäßige Wolfskeulungen, um das Woodland-Karibu vor dem Aussterben zu bewahren. Mehr als tausend Wölfe sind dieser „Schutzmaßnahme“ bereits zum Opfer gefallen. Angeblich erlegen die Wölfe einfach zu viele Karibus und müssen daher kontrolliert werden. Es ist in der Tat richtig, dass viele Populationen des Woodland-Karibus, im Gegensatz zu ihren verwandten in der Arktis und den Rentieren in Europa, vom Aussterben bedroht sind. Allerdings ist das kaum dem Wolf anzukreiden. Der Übeltäter ist wie so oft der Mensch. Der Lebensraum der Woodland-Karibus, naturbelassene Nadelwälder, wird immer mehr zur Holzgewinnung und für Öl-Pipelines abgeholzt. Kanada gibt dem Wolf die Schuld am Aussterben der Karibus © Lori und Rich Rothstein Die meisten Naturschützer in Kanada sind sich einig, dass die Regierung viel mehr Habitat für Woodland-Karibus schützen müsste, um deren Aussterben zu verhindern. Forst- und Ölwirtschaft gehören allerdings zu den größten Arbeitgebern in Kanada und haben daher großen Einfluss auf politische Entscheidungen. Die Regierung schiebt nun lieber dem Wolf die Schuld in die Schuhe – und das, obwohl die Beweislage für die Effektivität der Wolfskeulungen dünn ist. Die kanadische Regierung hat zudem zugegeben, dass die Keulungen grausam sind. Die meisten Wölfe werden von Helikoptern aus gejagt und erschossen. Diese Hetzjagden sind extrem aufreibend für die Tiere und oft reicht eine einzige Kugel nicht aus. Außerdem werden Schlingfallen eingesetzt, die die Tiere erdrosseln, sowie Reh- und Elchköder, die mit Gift (Strychnin) injiziert wurden. Beide Tötungsformen sind sehr langsam und qualvoll für die Tiere. Durch die giftigen, unselektiven Köder sterben außerdem andere Tiere wie Adler, Kojoten, Luchse und Grizzly-Bären. Ein Ende des unnötigen Sterbens ist zurzeit leider nicht in Sicht. Im Oktober hat die Regierung von B.C. die Wolfstötungen wieder um drei weitere Jahre verlängert. Känguru-Schlachtung in Australien Kängurus werden vor allem nachts gejagt © Hopping Pictures Ein weiteres Beispiel für Massentötungen ist die Jagd auf Kängurus in Australien. In den trockenen Gebieten ihrer Heimat werden sie von Landwirten oft als „Pest“ und als Konkurrenten um Nahrung für Schafe oder Kühe betrachtet. Jährlich werden deshalb, bislang völlig legal, bis zu 1,5 Millionen Kängurus erschossen, darunter auch Mütter mit Jungtieren im Beutel. Nirgendwo sonst auf der Welt werden so viele Tiere einer landlebenden Wildtierart getötet – gefördert von Regierung und Industrie. Sowohl das Fleisch als auch die Haut, die zu Leder verarbeitet wird, werden international verkauft. Deutschland war in dem Zeitraum von 2013 bis 2016 weltweit der drittgrößte Abnehmer für Känguru-Produkte.Das Fleisch wird als Steak angeboten oder zu Hunde- und Katzenfutter verarbeitet, während das Leder in Fußballschuhen und Outdoorkleidung zum Einsatz kommt. Hinzu kommen die illegalen Abschüsse von Farmern, für die es keine genauen Zahlen gibt. Die meisten Jagden finden zudem nachts statt, was es schwerer macht, die Kängurus mit einem gezielten Schuss zu töten. Viele der Tiere erleiden so unnötige Qualen, da sie durch ungenaue Treffer nicht sofort sterben. Begründet wird die alljährliche Massenkeulung mit angeblich zu hohen Populationszahlen. Dabei beklagen Wissenschaftler bereits den Rückgang der Bestände in einigen Gebieten Australiens und warnen, dass die Känguruzahlen über kurz oder lang deutlich einbrechen werden, falls das Culling fortgesetzt wird. In Australien werden Kängurus häufig als Schädlinge betrachtet ©Hopping Pictures Schießen ist keine Lösung Keulungen sind also durchaus fragwürdig. In vielen Fällen sind sie nur eine kurzfristige Lösung (wenn überhaupt) eines viel größeren und tiefer gehenden Problems. Durch den Ausbau von Infrastruktur, Industrie, Landwirtschaft und Urbanisierung werden viele Landschaften auf der Welt zerstört, zerstückelt und in Inseln verwandelt, die manchmal zu klein sind, um sich natürlich selbst zu regulieren. Heimische Wildtiere werden als „überzählig“ deklariert oder als Überträger oft menschengemachter Tierseuchen identifiziert – und getötet. In gesunder, naturbelassener Wildnis übernimmt Mutter Natur die Auslese selber: Gibt es zu viele Individuen einer Art in einem bestimmten Gebiet, erlebt die Population einen Einbruch, da es nicht mehr genug Nahrung gibt, um alle Tiere zu versorgen. Auch Krankheiten wie die Afrikanische Schweinepest oder Raubtiere sind natürliche Regulatoren, die eine Population davon abhalten, zu groß zu werden. Durch Massentierhaltung, Habitatzerstörung, Einführung invasiver Arten und Ausrottung von Raubtieren an der Spitze der Nahrungskette verursachen wir daher selbst Probleme, die im Extremfall Keulungen nach sich ziehen. Keulungen können aber maximal Symptome beheben, nicht die Ursache von Problemen. Autor: Jonathan Bauder Mehr Informationen Jagd und Wilderei Wilderei, Jagd und Tierschmuggel sind in vielen Ländern außer Kontrolle geraten. Gleichzeitig wird die Rote Liste gefährdeter Arten immer länger: 23.250 Tier- und Pflanzenarten gelten als bedroht. » Jagd und Wilderei Erbarmungslose Jagd auf Kängurus In Australien werden jährlich 1,5 Millionen Kängurus erlegt. Nirgendwo sonst auf der Welt werden so viele Tiere einer landlebenden Wildtierart getötet. » Erbarmungslose Jagd auf Kängurus Flusspferde Flusspferde werden nicht nur wegen ihres Fleisches gejagt, sondern sind auch Opfer der unstillbaren Gier nach Elfenbein. » Flusspferde Die Jäger und der Wolf Nach mehr als 150 Jahren haben wir wieder frei lebende Wölfe in der Bundesrepublik! Aber die Lager sind gespalten: Wolfsbefürworter stehen Wolfsgegnern unversöhnlich gegenüber. » Die Jäger und der Wolf

Winterschutz für heimische Wildtiere
1. November 2018 Im Winterwunderland für Igel, Amsel & Freunde. Die Tage werden kürzer und die Temperaturen fallen. Die erste Erkältungswelle hat uns im Griff. Spätestens nach der Zeitumstellung können wir es nicht mehr verdrängen: Der Sommer ist vorbei und der Winter steht vor der Tür. Gartenbesitzer machen spätestens jetzt alles winterfest. Doch was können wir für unsere heimischen Wildtiere tun? Wissenswertes rund um den Insektenschutz finden Sie auf der Website des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) » www.bmu.de/insektenschutz/ Igel Wenn es in entlegenen Gartenecken raschelt und schnauft, ist wohl ein Stacheltierchen eingezogen! Normalerweise kommen Igel im heimischen Klima gut zurecht, eine Fütterung ist auch im Winter nicht notwendig. Meist schadet sie mehr als sie hilft. Eine Zufütterung macht nur Sinn wenn ein Igel im Spätwinter zu früh aus dem Winterschlaf erwacht und kein Futter zu finden ist, zu spät geborene, gesunde Jungtiere im Spätherbst das Winterschlaf-notwendige Gewicht von 500 bis 600 Gramm noch nicht erreicht haben. Manche Experten raten in insektenarmen Zeiten (sehr trocken und kalt) zu einer kurzfristigen Fütterung auch von gesunden Igeln. Dabei gibt es jedoch einiges zu beachten: Nur eine Schale Katzenfutter hinstellen ist nicht ausreichend! Auch Milch darf keinesfalls gefüttert werden. Hier finden Sie eine gute Übersicht zum Thema Zufütterung » www.igel-in-bayern.de/igel-ganzjahresfuetterung/ Bevor Sie einen vermeintlich hilfsbedürftigen Igel füttern oder sonstige Maßnahmen ergreifen, holen Sie sich auf jeden Fall Rat bei Fachleuten! Ihr Tierschutzverein vor Ort weiß in der Regel, was zu tun ist. Laut Gesetz dürfen Igel nur dann der Natur entnommen werden, wenn sie tatsächlich verwaist, verletzt, krank oder aus sonst einem Grund hilfsbedürftig sind. Woran erkenne ich, dass ein Igel Hilfe braucht? Wenn sich ein Igel tagsüber im freien Gelände aufhält, ist dies bereits ein Warnsignal. Kranke, verletzte oder zu schwache Igel schaffen es nicht mehr, sich in ihr Tagesquartier zurückzuziehen. Oft liegen sie fast regungslos herum oder torkeln wackelig durch die Gegend. Das Aufstellen der Stacheln und das Einrollen funktioniert nicht mehr so gut oder nur ganz langsam. Sie haben tiefliegende, manchmal trübe Augen, eine trockene Nase und fühlen sich kühl an. Igeljunge, die sich tagsüber außerhalb ihres Nestes befinden, noch geschlossene Augen und Ohren haben und sich womöglich kühl anfühlen, brauchen dringend Hilfe. Beobachten Sie den Igel zunächst aus sicherer Entfernung. Nur wenn Sie eines oder mehrere Warnsignale an dem Tier feststellen, dürfen Sie es in das nächste Tierheim oder in eine Igelauffangstation bringen. Adressen finden sich zahlreich im Internet. Vögel Viele unserer heimischen Wildvogelarten sind bedroht. Deshalb ist es umso wichtiger, sinnvollen und tiergerechten Vogelschutz im Winter zu betreiben. Letztendlich sind Singvögel Wildtiere, die nur in bestimmten Situationen auf menschliche Hilfe angewiesen sind. Ausnahmslos gilt: Bei geschlossener Schneedecke regelmäßig füttern! Jedes einzelne Körnchen Futter kann das Überleben eines Vogels sichern. In schneefreien Zeiten ist eine Fütterung in naturfernen Umgebungen (betonierte Hinterhöfe, intensive Landwirtschaftsflächen) früher nötig als in naturnahen Gärten mit genug Futterquellen wie beispielsweise Samenständen oder Hagebutten. Einige Vogelexperten raten sogar zu einer ganzjährigen Fütterung in Gebieten mit wenig natürlichem Futterangebot. Tipps für einen vogelfreundlichen Garten im Winter Lassen Sie die Samenstände verblühter Blumen und Wildkräuter bis zum Frühjahr stehen. Schneiden Sie samen- und früchtetragende Sträucher erst gegen Ende des Winters. Ernten Sie im Sommer nicht alle (Him- oder Brom-)Beeren. Denken Sie schon bei der Gestaltung Ihres Gartens daran, heimische Sträucher und reich blühende Blumen zu pflanzen. Regeln für die Fütterung Die Futterstelle muss katzensicher angebracht sein: Frei aufgestellt/hängend und mindestens drei Meter entfernt von Bäumen und Sträuchern. Bodenfutterstellen eignen sich nur für katzenfreie Gärten. Am besten eignen sich Futtersilos oder -spender. Herkömmliche offene Futterhäuschen verunreinigen schnell mit Kot und müssen regelmäßig gereinigt werden, da sonst Infektionen schnell die Runde machen können. Meisenknödel und Futterglocken machen Sie schnell und einfach selber. Anleitungen dazu finden sich überall im Netz, z.B. hier: www.smarticular.net/vogelfutter-fuer-den-winter-selbermachen/ Das Angebot sollte vielfältig sein, denn Körnerfresser (Fink, Sperling > Sonnenblumenkerne mit oder ohne Schale) bevorzugen andere Nahrung als Weichfutterfresser (Amsel, Rotkehlchen > Haferflocken). Einige Vogelarten wie Meisen sind wenig wählerisch und fressen alles. Beliebt sind auch Erdnüsse und Leinsamen. Auf keinen Fall Speisereste oder Brot anbieten! Lieber mehrere kleine als eine große Futterstelle einrichten. Wenn Sie viele Tauben und Raben im Garten haben, kann es sinnvoll sein, zusätzliche Futterstellen für kleine Vögel zu präparieren. Dazu einfach das Häuschen mit grobem Maschendraht umgeben. Gestalten Sie ein Winterwunderland für Wildtiere Auch im Winter können Hobbygärtner ihren Garten so gestalten, dass heimische Wildtiere sich wohl fühlen und dort vielleicht sogar ihren dauerhaften Wohnsitz einrichten. Die Grundstein dafür wird natürlich bei der Bepflanzung im Frühjahr gelegt, doch mit diesen Tipps ist auch das Winterquartier einladend für Igel und Kollegen: Mehr Informationen: Bitte klicken Sie auf + Winterquartiere für Igel Ein großer Laubhaufen in einer Ecke ist ein Anfang, aber nicht optimal – im Laufe des Winter sackt er zusammen und wird unbrauchbar, vor allem, wenn er nass oder voll Schnee wird. Igel brauchen einen stabilen Unterschlupf zum Beispiel » einen Hohlraum hinter an die Wand gelehnte Bretter, » ein geschickt gestapelter Haufen aus Totholz, Ästen und Zweigen, » Höhlen aus alten Baumstümpfen oder Wurzelstöcken, » Komposthaufen mit einer Öffnung am unteren Rand, » Hohlräume in (Natur-)Steinmauern, » als Luxusvariante ein Igelhaus. Anleitung zum Selberbauen: www.igel-in-bayern.de/igelhaus-igelburg-futterhaus-bauanleitungen/ Winterschutz für Singvögel Singvögel, die ihren Winterurlaub nicht im warmen Süden verbringen, suchen vor allem nachts Schutz vor Nässe und eisiger Kälte. Belaubte Sträucher wie die Hainbuche sind beliebt bei Zaunkönig, Rotkehlchen und Meisen. Auch Baumhöhlen und Mauernischen sind ein guter Platz, um sich ungestört gegen die Kälte aufzuplustern. Ein Plätzchen für Insekten Wildbienen und Hummeln überwintern in Insektenhotels, Altholz oder Pflanzenstängeln. Auch ungeschnittene Stauden und Gehölze bieten den bedrohten Nützlingen ein gutes Winterquartier, ebenso wie Trockenmauern, Kräuterspiralen oder Steinhaufen. Setzen Sie im Winter die Zwiebeln von Frühblühern wie Winterlinge oder Krokusse, damit die ersten Flugkünstler einen reich gedeckten Frühstückstisch haben. Marienkäfer sind nicht nur hübsch, sondern ihre Larven sind auch hervorragende Blattlausbekämpfer. Jeder Gartenbesitzer sollte sie also hegen und pflegen. Sie verbringen den Winter schlafend am liebsten in Laubhaufen, in Mauerritzen oder zwischen Dachsparren. Auch die nützlichen Florfliegen überwintern, um im Frühjahr wieder auf Läusejagd zu gehen. Allgemein gilt: Ein etwas unordentlicher, naturnaher Garten ist die beste Zutat für ein Winterwunderland für Insekten! Rückzugsorte für Schmetterlinge und Falter Mähen Sie Ihren Rasen nicht mehr im Herbst und lassen Sie Blüten- und Samenstände stehen. Hohes Gras, Stengel und trockene Pflanzen sind gute Überwinterungsplätze für Schmetterlinge und ihre Puppen. Raupen fühlen sich wohl unter einer Blätter- oder Mulchdecke, also einfach mal das Laubkehren auf Beeten sein lassen. Eichhörnchen & Co. Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf, sondern werden nur ein wenig faul. Sie verbringen viel Zeit in ihrem „Kobel“, den sie täglich für die Futtersuche verlassen. Bucheckern, Haselnüsse, Walnüsse, sowie Tannen- und Kiefernzapfen gehören zum Winterspeiseplan, gerne klauen sie aber auch Nüsse und Kerne aus Vögelhäuschen. Ein sauberes Schälchen Wasser in sehr trockenen Zeiten ist auch nicht verkehrt. Schlafplätze für Kröten und Lurche Amphibien verfallen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt in eine Winterstarre. Unter Stein- oder Reisighaufen, unter Baumstümpfen und in Erdlöchern finden sie sicheren Unterschlupf vor Fressfeinden. Der einfachste Weg, heimischen Wildtieren dauerhaft zu helfen, ist ein wildtierfreundlicher Garten. Insektenhotels, Laubhaufen, Holzstapel, Totholz, Igelhäuser und Futterpflanzen für Insekten: Wir können viel tun mit wenig Aufwand und fast keinem Geld. Autorin: Christine Schorling Mehr Informationen Wildtierschutz im Garten Tipps und Tricks für das kleine private Naturschutzreservat » Wildtierschutz vor der eigenen Tür

Tierwanderungen, Migration, Winterflucht
5. Oktober 2018. Von der Great Migration bis zum Golfstrom. Es gibt Tierarten, die scheinen nicht sesshaft werden zu wollen. Sie sind immer in Bewegung und legen gut und gerne tausende Kilometer zurück. Warum nehmen sie Hindernisse und Gefahren auf sich? Die meisten Tierarten wandern, um der kalten Jahreszeit zu entgehen. Viele folgen saisonalem Regen und wieder andere ziehen, um sich fortzupflanzen. Auf ihrem Weg halten weder Ländergrenzen noch Sandstürme sie auf. Zu den wandernden Rekordhaltern gehören Grauwale, Karibus, Monarchfalter und Küstenseeschwalben, besonders bekannt sind die Wanderungen der Schildkröten, Lachse und Streifengnus. Wir stellen hier drei erstaunliche Wanderungen vor: Ewiger Kreislauf Serengeti – Masai Mara Die „Great Migration“ in Ostafrika ist die wohl bekannteste Tierwanderung der Erde. In einem ewigen Kreislauf ziehen mehr als eine Million Gnus, 250.000 Zebras sowie etwa 500.000 Gazellen und Antilopen von der Serengeti in Tansania in die angrenzende Masai Mara und zurück. Die Strapazen der etwa 800 km langen Reise fordern jährlich den Tod von etwa 250.000 Gnus, die Hunger, Durst, Schwäche oder Raubtieren zum Opfer fallen. Auf der Tierwanderung hängen die einzelnen Arten voneinander ab. Antilopen etwa profitieren davon, dass die Gnus mit ihrem Dung für guten Nährboden für Gras sorgen. Von den Zebras wird vermutet, dass sie die besseren Aufpasser sind und die Herden vor Raubtieren warnen, die ebenfalls von der Tierwanderung profitieren. Löwen, Leoparden, Geier und Hyänen in der Serengeti und der Masai Mara schlagen sich zur Zeit der Migration ordentlich die Bäuche voll. Zurück bleiben Skelette und Knochen, die poliert in der Steppe liegen. Beim Durchqueren von Flüssen, allen voran dem Mara Fluss, profitieren auch noch die Krokodile. Überquerung des Mara Flusses © Martin Harvey Die Tierwanderung selbst ist keineswegs Selbstzweck, die Tiere folgen vielmehr dem Regen. Wenn der Regenzeit im Norden Tansanias von November bis März bekommen sie ihre Kälber, bevor sie in Richtung Westen und Norden in die Masai Mara in Kenia ziehen und auf ihrem Weg den Mara Fluss überqueren – eine gefährliche Passage, denn hier lauern zahllose Krokodile auf Beute. Die Gnu-Wanderung gilt als eines der größten Naturwunder der Erde und sie ist essentiell für das Ökosystem Serengeti – Mara. Dezember: Die Gnus wandern von der Masai Mara in die Serengeti Januar: Die Tierwanderung erreicht die südliche Serengeti und das angrenzende Ngorongoro Schutzgebiet Februar: Die Gnus bringen ihre Jungen zur Welt März: Die letzten Kälber werden in der südlichen Serengeti geboren April: Mit der kleinen Regenzeit ziehen die Tiere in den Westen der Serengeti Mai: Die Tiere wandern entlang des Mbalageti-Flusses zum Grumeti Fluss Juni: Noch halten sich die Gnus in der Region des Grumeti-Flusses auf Juli: Der Grumeti-Fluss mit den darin lauernden Krokodilen muss überquert werden August: Die Gnus wandern in Richtung Norden und stoßen auf den Mara Fluss September: Die Tiere erreichen die saftigen Weisen in der Masai Mara Oktober: Noch ruhen sich Gnus, Zebras und Antilopen in der Masai Mara aus November: Die Tierwanderung in Richtung Süden startet erneut Die größte Säugetier-Wanderung Die Wanderung in Ostafrika ist sicherlich spektakulär, doch sie wird noch überboten – zumindest zahlenmäßig. Zehn Millionen Flughunde machen jedes Jahr im Herbst Sambia zum Ziel der größten Säugetierwanderung weltweit. Die Palmenflughunde lieben Früchte wie Wasserbeeren und Zuckerbeeren im Kasanka-Nationalpark. Mit bis zu einem Meter Flügelspannweite geben die Tiere ein beeindruckendes Bild ab. Flughund © U.S. Fish and Wildlife Service Headquarters Die Flughunde gelten als fliegende Saftpressen und verbreiten die Samen der Bäume im Gebiet. Mit und von ihnen leben zahlreiche Raubvögel wie Kronenadler und verschiedene Geier in Kasanka. Einige Tiere wurden besendert und legten nach ihrem Aufenthalt in Sambia Strecken von bis zu 2.000 Kilometern zurück, die meisten Signale verloren sich irgendwo in den Urwäldern des Kongo. Von dort machen sich die Tiere im nächsten Jahr wieder auf ihre Reise nach Sambia. Unterwasser-Autobahn Golfstrom Der Golfstrom ist eines der faszinierendsten Naturphänomene der Erde, dem sogar schon Filme gewidmet wurden (bekanntestes Beispiel ist „Findet Nemo“, in dem der Golfstrom eine Hauptrolle spielt). Er bringt ungewöhnlich warme Temperaturen nach Europa, die auf diesem Breitengrad einzigartig sind. Manche Tiere profitieren besonders vom Strom, denn sie nutzen ihn als Autobahn. Dazu zählt die Unechte Karettschildkröte, die ihre Geburtsstätte an den Stränden Floridas hat. Seit Urzeiten lassen sich die Schildkröten vom Golfstrom nach Norden tragen. Zunächst verstecken sich die jungen Tiere in den Seetangwäldern, die der Strom mit sich führt. Sie bleiben jahrelang in der Umgebung des Stroms, bis sie über den Kanarenstrom Richtung Süden und mit dem Nordäquatorialstrom zurück in die Karibik getragen werden. Nach 15 bis 20 Jahren haben sie ihre Reise beendet und paaren sich dort, wo auch sie einst aus dem Ei geschlüpft sind. Gefahr Wanderung Für einige Tierarten können die langen Migrationen eine echte Gefahr sein. National unterschiedliche Gesetze sorgen dafür, dass sie in dem einen Land zwar gut geschützt sind, in einem anderen aber nicht. Die Tiere müssen außerdem zahlreiche Hindernisse überwinden, darunter menschliche Siedlungen, Jagd- und Fischereigebiete und unterschiedliche politische Interessenslagen. Walhai © Klaus M. Stiefel Diese Besonderheiten berücksichtigt die Konvention zum Schutz wandernder Arten (CMS). Hier werden zahlreiche Tierarten unter besonderen Schutz gestellt und die Vertragsstaaten werden angehalten, gemeinsam am Schutz dieser Arten zu arbeiten. Zu den durch die CMS geschützten Arten gehören zum Beispiel Löwe, Giraffe, Leopard, Schimpanse und Walhai. Autorin: Sandra Henoch Mehr Informationen CMS Übereinkommen zum Schutz wandernder wildlebender Tierarten >> CMS Raum für Wildtiere Wildtiere haben nur eine Chance, wenn sie Lebensraum haben >> Raum für Wildtiere Auf Safari Die schönsten Nationalparks Afrikas >> Auf Safari

Der Kampf um den Wald
19. September 2018. Der Hambacher Forst und die Rolle der Wälder weltweit. Ein riesiges Polizeiaufgebot, Baumhäuser, Proteste: Die Bilder aus dem Hambacher Forst dominieren im Moment die Berichterstattung. Der Kampf um den Wald dort steht symbolisch für den Kampf um die Wälder weltweit: Ein Konzern will roden, um Profit zu machen; Aktivistinnen und Aktivisten wehren sich dagegen. Kein deutsches Phänomen, denn weltweit verringert sich die bewaldete Fläche seit Jahrzehnten. Etwa 31 Prozent der Erde sind mit Wald bedeckt, Tendenz sinkend. Mehr als die Hälfte dieser Fläche verteilt sich auf nur fünf Staaten: Russland, Brasilien, Kanada, USA und China. Hambacher Forst Wälder sind überlebenswichtig Der Kampf ist alles andere als symbolisch. Wälder haben wichtige ökologische Funktionen und selbst auf dem recht kleinen Reststück Wald bei Hambach kommen bedrohte Arten vor. Wälder sind wichtige Rückzugsgebiete und Lebensräume für Tiere. Das gilt für bestimmte Fledermaus-Arten im Hambacher Forst ebenso wie für Berggorillas in den Nebelwäldern Ostafrikas und für Tukane in den Tropenwäldern Mittel- und Südamerikas. Tukane sind auf Wälder angewiesen Ohne die Wälder wären diese Tiere heimatlos und würden über kurz oder lang verschwinden. Den direkten Zusammenhang zwischen dem Überleben bestimmter Tierarten und dem Lebensraum Wald hat das Aussterben des Spix-Aras gezeigt. Die blauen Papageien lebten nur in bestimmten Wäldern des brasilianischen Bundesstaates Bahia. Mit der Rodung dieser Wälder (und dem intensiven Fang für den Tierhandel) verschwanden auch die Aras. Die letzte bestätigte Sichtung war im Jahr 2000, Wissenschaftler haben die Art nun als in der Wildnis ausgestorben beschrieben. Das Zusammenspiel von Wald und Tieren kann mitunter hoch komplex sein. Spix-Aras benötigten beispielsweise alte Caraibeira-Bäume als Nistplätze. Als diese verschwanden, hatten die Vögel keinen Platz mehr für ihre Nester. Während einige Arten durchaus anpassungsfähig sind und sich neue Lebensräume erobern können, benötigen andere eine sehr spezielle Umgebung. Sie fallen dem Verlust ihres Lebensraums als erste zum Opfer. Wälder sind die Lunge der Erde Vom Aspekt Lebensraum abgesehen erfüllen Wälder viele weitere wichtige Funktionen. Sie schützen Böden, speichern Wasser und verhindern in steilerem Gelände Lawinen und Muren. Besonders wichtig ist jedoch die Speicherung des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid (CO2) bei der gleichzeitigen Freisetzung von Sauerstoff. Wälder regeln so das Klima und sorgen für unsere Atemluft. Werden sie im großen Stil abgeholzt, wird das hier gebundene CO2 freigesetzt, was zum Anstieg der Temperatur auf der Erde beiträgt. Das gesamte Gleichgewicht gerät also aus dem Takt. Der Einfluss der Klimaerwärmung auf die Tiere weltweit ist wiederum mitunter verheerend. Der Eisbär, der ja eigentlich gar kein Waldbewohner ist, leidet durch das Schmelzen des Eises in der Arktis indirekt unter dem Verlust der Wälder. Auch Tiere wie die Elefanten in den afrikanischen Savannen, die kein Wasser mehr finden, sind vom Klimawandel betroffen. In der Natur ist alles miteinander verbunden. Wird ein so wichtiger Faktor wie der Wald zunehmend zerstört, hat dies globale Folgen. Wälder brauchen Schutz Zum Glück sind die wichtigen Funktionen der Wälder inzwischen gut dokumentiert und bekannt. Deshalb bemühen sich kleine Initiativen und ganze Staaten weltweit, den Verlust der Wälder aufzuhalten. Aktivisten im Hambacher Forst nutzen den zivilen Ungehorsam, um die Abholzung dieses alten Waldes zu verhindern oder zumindest auf seine wichtige Rolle im Ökosystem hinzuweisen. In Kenia werden sogenannte „Seed-Bombs“, also Kugeln mit Pflanzensamen darin, über dem Land verteilt. So sollen neue Wälder entstehen. Und in Indien hat ein einzelner Mann über mehrere Jahrzehnte hinweg einen ganzen Wald neu gepflanzt. Der nach ihm benannte Molai Forest ist nun wieder Heimat seltener Tiere wie Elefanten, Tiger und Nashörner. Es besteht also Hoffnung für die Wälder dieser Erde und somit auch für uns. Denn die Wälder sind für Mensch und Tier gleichermaßen überlebenswichtig. Autorin: Sandra Henoch Mehr Informationen Ikamaperu Die Auffangstation Ikamaperu bietet Affenwaisen, deren Familien im Amazonas gewildert wurden, eine neue Heimat. Die Station arbeitet gemeinsam mit Pro Wildlife daran, neue Schutzgebiete ausweisen zu lassen » Regenwaldschutz in Peru Palmöl © International Animal Rescue Unser Konsum zerstört die Regenwälder Indonesiens » Palmöl tötet Orang-Utans Artensterben menschgemacht Bulldozer contra Tierhandel: Wer sind die größten Übeltäter? » Artensterben menschgemacht Amazonas Wo früher Regenwald war, grasen heute Rinder » Fleischkonsum zerstört den Amazonas

Afrika: Großer Zoo oder Wildnis?
31. August 2018. Kommerzialisierung, Massentourismus und Zäune. Eland, Männchen 3.200 Euro – Nyala, Männchen 330 Euro – Serval, Weibchen 877 Euro – Nashorn, Paket (inkl. 2 Bullen, 1 Weibchen, 1 Jungtier) 52.600 Euro. Das sieht nicht nur aus wie ein Bestellzettel, es ist auch einer, und zwar für Wildtiere in Südafrika. Private Reservate gibt es viele in dem Land am Kap, und sie wollen ihren Tierbestand regelmäßig aufstocken, erneuern, verkleinern oder umbauen. Werden zu viele Büffel gezeugt oder zu wenige Nashörner geboren, kaufen die privaten Reservate bei Wildtier-Auktionen ein oder verkaufen an Jagdfarmen. In Südafrikas Kruger Nationalpark gibt es sogar ein neu renoviertes Schlachthaus: Angebliche Überbestände an Wildtieren werden von Rangern geschossen und im „Skukuza Abattoir“ zu Fleisch verarbeitet. In der Vergangenheit waren es Elefanten, heute Büffel und Flusspferde. Hat das noch etwas mit Wildnis zu tun? Eland-Antilopen © Martin Harvey Das Geschäft mit den Wildtieren Der Tourismus hat das südliche Afrika verändert. Viele Menschen kommen in die Region, um die „Big Five“ zu sehen. Löwe, Elefant, Nashorn, Leopard und Büffel müssen einmal vor die Linse laufen, sonst sind die Urlauber nicht zufrieden. Das wissen natürlich auch die Betreiber der privaten Farmen. Sie stellen ihren Kunden zur Verfügung, was diese sehen wollen. Zum Teil werden dann Tiere von Arten hin und hergefahren, die in der Region gar nicht ursprünglich beheimatet waren. Diese Reservate funktionieren eher wie große Zoos. Einige Tierarten werden gemeinsam gehalten, andere, wie zum Beispiel Kaffernbüffel, separat von den Raubkatzen. Denn Büffel sind teuer und wertvoll und werden extra gezüchtet. Viele enden dann als Jagdtrophäen, sie werden für tausende Dollar verkauft. Büffel sind begehrte Jagdtrophäen Die beliebtesten Tiere wie Löwen, Leoparden und Geparden werden häufig mit Funksendern ausgestattet. Das Aufspüren der Katzen gestaltet sich dementsprechend auch eher wie eine Schnitzeljagd, ohne Fährtenlesen oder Kenntnis der natürlichen Habitate. Vielmehr kommen Geräte zum Einsatz, der Fahrer bringt Urlauber zielgerichtet zum Foto-Objekt der Begierde (Nachtrag Herbst 2019: Die südafrikanische Regierung hat zahlreiche Tierarten sogar offiziell als Farm- und Zuchttiere deklariert; darunter Nashörnern und Löwen). Stau im Nationalpark Auch in vielen Nationalparks Afrikas fühlt man sich zumindest zeitweise nicht wie in der Wildnis, sondern eher wie im Safaripark Hodenhagen. Ist eine der beliebten Big-Five-Arten in Sicht, müssen sich die Jeeps zum Teil in einer Schlange anstellen, um auch einen Platz zum Fotografieren zu ergattern. Das wiederum ist kein südafrikanisches Phänomen, auch in den berühmten Parks Ostafrikas scharen sich mitunter zehn Jeeps um einen Löwen. Das Problem verstärkt sich dadurch, dass manche Reservate kleiner und die Tiere seltener werden. Stau bei einem Löwen Natürlich sind besonders die Parks voll, die den Urlaubern einen möglichst einfachen Einstieg in die afrikanische Wildnis ermöglichen. Je billiger die Flüge, je besser die Infrastruktur und je sicherer die Umgebung, desto mehr Besucher kommen. Grundsätzlich ist die Entwicklung des Tourismus durchaus begrüßenswert, denn das Geld der Touristen sorgt unter anderem dafür, dass die Parks und Reservate überhaupt weiter bestehen können. Einnahmen auf dem Tourismus ermöglichen den Schutz vieler Tiere © Martin Harvey Auf der anderen Seite wird es zum Teil so voll, dass Fachleute von „Overtourismus“ sprechen, also von zu vielen Urlaubern an einem Ort. Die Authentizität geht verloren, im Fall der afrikanischen Parks ist das die Wildnis. Den Tieren macht das im Übrigen auch sehr wohl etwas aus: Besonders Katzen scheuen eigentlich die Begegnung mit dem Menschen. Werden beispielsweise Geparden beim Fressen durch einen Jeep gestört, lassen sie von ihrer Beute ab. Touristen und ein Elefant © Yathin Krishnappa Überall nur Zäune Ein weiteres Phänomen sind Zäune, die Parks und Reservate ganz oder teilweise umschließen. Sie sollen zum einen dafür sorgen, die Zusammenstöße mit Menschen und dementsprechend Schäden am Ackerland oder Verlust von Weidevieh zu minimieren. Zum anderen sollen sie Menschen den Zutritt zu den Parks erschweren, was auch Wilderer abhalten soll. Ein zweischneidiges Schwert, da Zäune zum einen das Zusammenleben von Mensch und Tier vereinfachen können. Zum anderen unterbrechen sie aber uralte Wanderrouten jäh und zerstören ökologische Zusammenhänge ebenso wie das natürliche Verhalten der Tiere, das im Fall von beispielsweise Elefanten über Generationen hinweg weitergegeben wird. Elefanten durchbrechen einen Zaun © Daniel Dugmore Auch der Weg zu natürlichen Wasserstellen wird häufig abgebrochen, was dazu führt, dass künstliche Wasserlöcher angelegt werden – was wiederum zur Übernutzung mancher Gebiete führen kann. Das Wildnis-Feeling wird sehr klein, wenn man in der Savanne betonierte Wannen entdeckt. In Namibias Etosha-Nationalpark müssen Urlauber nur von Wasserloch zu Wasserloch fahren, um Tiere zu erspähen. Einfach für die Touristen, aber die natürlichen Wanderungen zu Wasserstellen außerhalb des Parks sind verschlossen. Wildhund hinter einem Zaun © Neil Aldridge Zoo Afrika? Oder unendliche Wildnis? Dass Afrika nicht mehr so ist, wie zu Zeiten von „Jenseits von Afrika“ oder „die Serengeti darf nicht sterben“, ist wohl inzwischen allen Urlaubern klar. Trotzdem stellt sich die Frage: Wie soll sich das Zusammenspiel aus Wildnisgebieten, Tourismus und lokalen Communitys weiter entwickeln? Es wäre blauäugig, zu glauben, dass sich viele Regionen in den kommenden Jahren nicht in die oben beschriebene Richtung entwickeln werden. Vielleicht hilft es ja bereits, wenn Urlauber sich der Probleme bewusst sind und ganz gezielt weniger bekannte Safari-Destinationen für ihre Reise auswählen, einen der unbekannteren Parks besuchen oder in der Nebensaison reisen. Außerdem haben Touristen in der Regel großen Einfluss auf die Gestaltung einer Safari. Klären Sie Ihren Guide darüber auf, dass Sie nicht, nur um noch näher an ein Tier heranzukommen, die vorgegebenen Straßen und Pisten verlassen wollen. Dasselbe gilt für Selbstfahrer: Verlassen Sie die vorgegebenen Wege nicht. Bleiben Sie auf den Wegen Natürlich hilft es auch, wenn Urlauber ebenso wie politische Entscheidungsträger etwas zum Schutz der afrikanischen Wildnis beitragen und für ihren Erhalt kämpfen. Denn je mehr unberührte Natur übrig bleibt, desto besser sind die Chancen der Tiere, sich wieder auszubreiten. Einige Länder haben sich inzwischen außerdem dazu entschlossen, Zäune abzubauen und Reservate auch grenzüberschreitend zusammenzulegen. Safari mit Giraffe © Martin Harvey Im Falle der privaten Reservate insbesondere in Südafrika, Namibia und Simbabwe müssen sich Urlauber dessen bewusst sein, dass diese häufig mit Jagdfarmen zusammen arbeiten oder sogar Trophäenjagd anbieten. Und wer will schon einen Löwen, Elefanten oder Büffel in dem Wissen fotografieren, dass dieser schon übermorgen an der Wand eines Jägers enden könnte? Mehr Informationen Die schönsten Nationalparks Afrikas Die Klassiker und einige Geheimtipps, um nicht mit den Touristenmassen mitzuschwimmen >> Auf Safari: Die schönsten Nationalparks Afrikas Raum für Wilditere Wildtiere haben auf Dauer nur eine Überlebenschance, wenn ihr Lebensraum erhalten bleibt >> Raum für Wildtiere Tierschutz auf Reisen © Curimedia Photography Elefantenreiten, Delfinshow oder Tiger-Selfie: Für die Urlauber ein kurzes Vergnügen, für die Tiere lebenslange Quälerei. » Tierschutz auf Reisen

Ein letzter Zufluchtsort für Jaguare
22. August 2018. Ökotourismus in Bolivien als Pionierarbeit. Seit den 1980er Jahren hat sich vor allem im Osten Boliviens die Agrarindustrie mit riesigen Monokulturen breitgemacht. Platz für Wildtiere gibt es hier kaum mehr, stattdessen Mohrenhirse- und Sojaplantagen, die so groß sind, dass man die Enden der Äcker gar nicht mit bloßem Auge sieht. Neben den Farmern, die sich der maximalen Produktion mit Glyphosat & Co. verschrieben haben, gibt es zahlreiche Rinderzüchter, die, um ihre Herden zu schützen, kaum einen größeren Beutegreifer leben lassen. Doch eine Hoffnung gibt es für Wildtiere in dieser Region – eine einzige Ranch, die sich diesem ökologischen Irrsinn widersetzt: Die Ranch © Pro Wildlife Duston Larsen ist ein Mann um die 40 mit US-amerikanischen Wurzeln, aber in Bolivien geboren. Mit seiner San Miguelito Ranch bietet er Wildtieren ein letztes Paradies. Auf der riesigen Ranch (3.000 Hektar!) vergisst man schnell, dass das Geld eigentlich mit je 300 Rindern und Wasserbüffeln verdient wird. Vom Vieh, das alleine auf dem riesigen Gelände umherstreifen darf, bekommt man kaum etwas mit. Stattdessen naturbelassene Trockenwälder soweit das Auge reicht, durchzogen von einem mäandernden Fluss. Bereits wenige Meter neben der Farm sehen wir den ersten Brüllaffen im Baum, von der Terrasse können wir die Schreiduelle zweier Affenbanden hören – ein beeindruckendes, tiefes Grollen. Männlicher Brüllaffe Am späten Nachmittag brechen wir mit Duston zu einer Bootstour auf, um Wildtiere so nah wie möglich zu beobachten, ohne sie zu stören. Die ersten Meter paddeln wir uns durch dicke Schichten Wasserlinsen und Wasserhyazinthen, dann startet er einen kaum zu hörenden Elektromotor, so dass wir quasi geräuschlos den Fluss entlang fahren. Und wir sind überwältigt, was wir auf wenigen Kilometern alles zu sehen bekommen: Eine Horde Kapuzineraffen, ein bräsiges Faultier, Capybaras (Wasserschweine), Agutis, Tukane, Störche, Geier und dutzende andere Vogelarten. Und natürlich Kaimane, die zwischen den Wasserlinsen bestens getarnt auf Beute lauern. Später umkreisen uns Fledermäuse, wir kehren in absoluter Dunkelheit zurück. Abenteuer pur. Faultier © Pro Wildlife Am nächsten Morgen starten wir um 5.30 Uhr um zu Fuß die Frühschicht der Tierwelt zu erkunden. Sobald es dämmert, geht es los: Vor allem die Vogelwelt begrüßt den neuen Tag mit Gezwitscher, Knarzen, Gezeter, Gurren und Quietschen. Auf unserem Weg kommen wir an mehreren Kamerafallen vorbei, denn Dustons Ranch ist Teil eines Monitoring-Programms für Jaguare. Jaguar Kamerafalle (c) Duston Larsen Abends bei der Auswertung der Foto- und Filmaufnahmen sehen wir dann: Es leben mehrere Jaguare auf der Ranch (Duston schätzt die Zahl auf elf Tiere), ebenso Pumas, Ozelote, Jaguarundis, Margays (Baumozelot) und Geoffroys Katzen. Keine Selbstverständlichkeit, denn die meisten Rancher dulden keine Raubkatzen, sondern schießen sie illegal ab. Sie müssen nicht einmal eine Strafe fürchten. Duston hingegen freut sich, dass sein Gelände diesen herrlichen Raubkatzen eine Zuflucht bietet. Er nimmt sogar in Kauf, dass er erst wenige Tage zuvor ein neugeborenes Rind an ein Jaguar-Weibchen verloren hat. Denn er weiß, dass auch sie ein Jungtier zu versorgen hat. Wasserschwein © Pro Wildlife Nach drei Tagen San Miguelito Jaguar Conservation Reservat ziehen wir Bilanz: Erstens, die Welt braucht mehr Visionäre wie Duston, denen es nicht um maximalen Gewinn geht, sondern die mit ihrer Ranch aktiven Naturschutz betreiben. Zweitens – und gerade als Vegetarier ist dies eine etwas überraschende Erkenntnis: Dustons Paradies kann nur in Form einer extensiven Viehwirtschaft weiterleben, denn Ackerbau hätte in diesem nahezu unberührten Trockenwald verheerende Folgen. Und drittens: Boliviens Ökotourismus steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber das Jaguar Conservation Reservat leistet hier wahre Pionierarbeit. Wir drücken Duston die Daumen, dass ihn genügend Wildtierfans besuchen, damit sich sein Konzept trägt. Der eine oder andere Farmer zeigt sich jedenfalls bereits interessiert, ebenfalls auf Ökotourismus umzustellen… Mehr Informationen Wildlife Conservation Tour Offizielle Website der Jaguar Conservation Ranch >> Wildlife Conservation Tour Auf Safari in Afrika Top 10 Nationalparks für eine Safari in Afrika >> Auf Safari: Die schönsten Nationalparks Afrikas Philippinen: Walhaie und Koboldmakis Philippinen-Erfahrungen und Reisetipps für Wildtierfreunde >> Philippinen: Walhaie und Koboldmakis

Korallensterben in den Weltmeeren
31. Juli 2018. Zurück bleibt eine bleiche Unterwasserwüste. “Hawaii verbietet Sonnencreme” – so lautete eine außergewöhnliche Schlagzeile, die Anfang des Sommers im Internet für Aufmerksamkeit sorgte. Was war da los? Will Hawaii seine Touristen loswerden? Nein. Es geht um ein ganz anderes, viel größeres Problem: Der Stoff Oxybenzon, der leider in vielen Kosmetika und auch in Sonnencremes verwendet wird, ist hochgiftig für das Ökosystem unter Wasser. Das Great Barrier Reef in Australien Besonders die bunten Korallen vor der Küste leiden unter diesen Giften, denn sie dringen tief bis in die Zellen der empfindlichen Lebewesen vor und führen zur tödlichen Korallenbleiche. Leider nur ein Grund von vielen, wieso die “Regenwälder der Meere”, wie die wunderschönen Korallenriffe auch genannt werden, absterben. Umweltverschmutzung, Überfischung und die steigenden Temperaturen durch den Klimawandel sind die Hauptfaktoren, warum die Korallenbänke in immer größeren Ausmaßen ausbleichen und absterben. Ein Clownfisch in einer Anemone Korallenbleiche Korallenriffe entstehen durch die Kalk-Skelette der Steinkorallen. Steinkorallen setzen sich aus vielen tausenden Polypen zusammen, wovon jeder ein einzelnes Tier ist. Erst durch die Symbiose mit Algen bekommen die Korallen die Anmutung wilder Pflanzen. Diese Vereinigung kommt beiden Seiten zugute: Die Korallen beziehen durch die Algen Sauerstoff und Energie, die Algen bekommen von den Korallen Kohlendioxid, Stickstoff- und Phosphatverbindungen. Die Farbenpracht der Korallenbänke ist eben dieser Symbiose geschuldet und zusammen bilden sie einen Lebensraum für unzählige Arten unter Wasser. Bunte Korallen Es wird vermutet, dass 25 Prozent der Meeresfische in den Korallenriffen zuhause sind und dort Schutz und Nahrung finden. Diese Ökosysteme existieren schon seit Urzeiten und sind extrem empfindlich. Kleinste Mengen an Giftstoffen oder eben ein rascher Anstieg der Wassertemperatur führen zu einer Auflösung dieser Symbiose. Denn ist das Wasser zu warm, verlieren die Algen ihr wichtigstes Pigment, das Chlorophyll und sie sterben ab. Übrig bleiben nackte Kalk-Skelette, die ohne Algen nicht überlebensfähig sind. Ein Teufelskreis beginnt: die Korallen bleichen aus und zurück bleibt eine Wüstenlandschaft, in der Meeresbewohner weder Nahrung noch Schutz finden. Das ganze Ökosystem stirbt. Eine Meeresschildkröte in einem Korallenriff Die Korallenbleiche wird bereits seit 30 Jahren beobachtet. Aber gerade in den vergangenen Jahren hat das Ausbleichen rasant zugenommen. Am gravierendsten sind die Entwicklungen im Great Barrier Reef vor Australien. Dort hat die Hitzewelle 2016 zu großflächigen Bleichen geführt. Forscher diagnostizieren deshalb eine düstere Zukunft: Sollte es der Weltgemeinschaft nicht gelingen, den weltweiten Temperaturanstieg auf 2 Grad Celsius zu begrenzen, haben die Riffe keine Chance. Das Great Barrier Reef von oben Vergiftung der Korallen Global gesehen ist der Anstieg der Wassertemperaturen die größte Bedrohung unserer Korallenriffe. Aber es ist nicht der einzige Grund, warum viele Korallen krank sind. Inhaltsstoffe von Kosmetika, insbesondere von Sonnencreme, sind für die Korallen extrem gesundheitsschädlich. Und die Verschmutzung ist erheblich: ca. 14.000 Tonnen Sonnencreme gelangen jährlich in unsere Weltmeere. Dazu kommen Verschmutzungen aus Seifen und Waschlotionen. Sie werden über das Waschbecken aus Badezimmern oder von Kreuzfahrtschiffen sowie durch Kläranlagen in Gewässer gespült und verunreinigen das Meer. Auf Hawaii sind die Cremes mit dem Stoff Oxybenzon ab dem 1. Januar 2021 nicht mehr zulässig. Wer nach Hawaii fliegt, bekommt bei Hawaiian Airlines ein kleines Tütchen „Riff-sichere“ Sonnencreme. Allerdings gibt es noch keine absolut unproblematische Alternative, auch nicht bei uns in Deutschland. Mit Dynamit auf Fischfang Führt man sich vor Augen, wie empfindlich Korallen auf Giftstoffe reagieren, möchte man sich die Haare raufen angesichts der grotesken Fischereimethoden wie dem Cyanid- oder noch brutaler, dem Dynamitfischen in Asien oder Afrika. Die Giftfischerei mit dem Nervengift Cyanid ist besonders in Asien eine beliebte Fangmethode, wo tropische Fische gerne mal als Spezialität oder als Deko in Aquarien enden. Dabei betäuben Fischer mit einer Zyankali-ähnlichen Substanz die Fische, um sie leichter ins Netz zu bringen. Wo die Fische gerade noch so überleben, sterben die Algen und die Pflanzen an den giftigen Schwaden. Fischer in Asien Noch schlimmer geht es beim Dynamitfischen zu. Hier ist der Name Programm: Fischer werfen Dynamit ins Wasser und sammeln anschließend die tote Beute ein. Was das für die Korallen bedeutet, dürfte jedem klar sein. Zwar sind Cyanid- und Dynamitfischen fast überall verboten, aber fehlende Kontrollen machen es den Fischern leicht, die Gesetze zu umgehen. Oft bleibt ihnen gar keine andere Wahl, als zu diesen rabiaten Methoden zu greifen. Denn die großen Fangnetze der Industrieschiffe rauben die Meere derart aus, dass für traditionelle Fischer kaum etwas übrig bleibt. Ein Fischer in Asien Tauchtourismus – Risiko und Chance Korallenriffe sind nicht nur hübsche Lebensräume für hübsche Fische. Sie sind auch für uns Menschen von großer Bedeutung. Denn die Fische, die darin leben, sind Nahrungsgrundlage und Einnahmequelle für viele Millionen Menschen. Außerdem schützen die Korallenriffe die Küstenlinien vor Erosion durch tropische Stürme und fungieren als Barriere für den Anstieg des Meeresspiegels. Rein aus ökonomischer Sicht ist der Verlust der Korallenriffe fatal. Länder wie die Malediven oder Australien beziehen große Einnahmen ihres Bruttoinlandprodukts aus dem Tourismus. Besonders am Great Barrier Reef sorgen Millionen naturverliebter Besucher für einen Milliarden-Umsatz. Das bleibt nicht ohne Folgen. Wie überall, wo die Massen nach Vergnügen suchen, nimmt auch das maritime Ökosystem Schaden. Taucher in einem Korallenriff Aber: Das System ist durchaus in der Lage, sich zu regenerieren – wenn der Mensch die Finger davon lässt. Eindrucksvoll zeigt sich das neuerdings im Roten Meer. In Ägypten kam durch Revolution, Putsch und Militärregierung praktisch der Tourismus zum Erliegen. Schlecht für die Beduinen und die Hotelangestellten, aber gut für die Riffe, die sich nach jahrelanger Dauerbelastung durch Sonnencreme, Plastik, Trittschäden und Sandablagerungen durch die vielen Bootspropeller der Ausflügler endlich erholen konnten. Taucher berichten, dass die Riffe heute kaum wieder zuerkennen seien. In den buntesten Farben würden sich dort die Korallen und ihre Meeresbewohner präsentieren. Ein Feuerfisch im Roten Meer Nachhaltiger Tauchtourismus – so könnte ein Modell der Zukunft aussehen. Denn gerade diejenigen, die auf ihre Unterwasser Attraktionen Acht geben und sie pflegen, können längerfristig vom Geld der Besucher leben. Das hieße Tauchgänge begrenzen, das richtige Verhalten unter Wasser vermitteln und Bojen anlegen, die das ankern überflüssig machen. Das sind Ansätze, die dem Massensport Tauchen in Zukunft das eigene Revier sichern können. Was können wir tun? Gerade beim Tauchen ist ein verantwortungsbewusster Umgang mit der Natur unerlässlich. Das heißt: Abstand halten, nicht auf Korallen aufstützen oder gar darauf stellen, keine Souvenirs mitnehmen und Korallen auf keinen Fall abbrechen. Auf chemische Sunblocker verzichten und bei längeren Aufenthalten im Wasser lieber ein T-Shirt mit UV-Filter tragen. Soll es trotzdem Sonnencreme sein, gibt es Alternativen aus der Naturkosmetik, auch wenn diese nicht immer unproblematisch sind. Diskusfische im Korallenriff Wer Fisch auf seinem Teller möchte, sollte darauf achten, dass es sich dabei um keine Fischart handelt, deren Bestände aktuell von Überfischung bedroht sind. Da die Bestände insgesamt übernutzt sind, müssten Urlauber häufiger auf solche Gaumenfreunde verzichten. Grundsätzlich hilft es den Korallen, den eigenen CO2-Abdruck so klein wie möglich zu halten – weniger Auto fahren, weniger Fliegen, weniger Fleisch konsumieren und auf Ökostrom umsteigen. Muss es doch mal die Flugreise sein (vielleicht sogar ins heißgeliebte Tauchgebiet?), können Klimaschutzprojekte zum Beispiel von atmosfair.com dazu beitragen, zumindest einen Teil der Emissionen zu neutralisieren. Mehr Informationen Raum für Wilditere 7 Millionen Hektar Wald werden jährlich gerodet, die Hälfte aller Tropenwälder ist bereits verschwunden. » Raum für Wildtiere Tierschutz auf Reisen Auch im Urlaub und auf Reisen: Tierschutz für unterwegs » Tierschutz auf Reisen Schildkröten in Not Viele Schildkrötenarten sind durch Handel und Lebensraumverlust vom Aussterben bedroht » Schildkröten in Not

Artensterben menschgemacht
10. Juli 2018. Bulldozer contra Tierhandel: Wer sind die größten Übeltäter? Im Artenschutz erlebt man teils bizarre Diskussionen: Wenn wir beispielsweise für eine seltene Echse aus den Regenwäldern Malaysias einen internationalen Handelsstopp aushandeln wollen, hören wir von Haltern exotischer Tiere, diese Echse hätte nur in ihrem Terrarium eine Überlebenschance. Private Exotenhaltung als Arche Noah – echt jetzt?? Gerne wird auch argumentiert, das Waldstück, in dem die Echse lebt, würde nur erhalten, wenn sich die Echse zu Geld machen lässt – ach ja?? Regierungen, die ihre letzten intakten Waldgebiete zerstören und in Plantagen verwandeln lassen, behaupten, dies sei ein Beitrag gegen Armut und Hunger – soso… Auch Trophäenjäger begründen ihr blutiges Hobby gerne damit, dass sie quasi Entwicklungshilfe betrieben – na klar!! Anlass für uns, einmal mit solchen Alibi-Argumenten aufzuräumen. Nicht umsonst benennt die Weltnaturschutzunion IUCN die Agrarindustrie und den Fang von Wildtieren als größte Gefahren für die Biodiversität. Bulldozer oder Tierhandel: Wer ist der größere Übeltäter? Bulldozer in Kamerun Plantagen gegen den Welthunger? Rosenanbau in Äthiopien, Soja-Plantagen in Paraguay und die berüchtigten Ölpalmen-Wüsten in Indonesien: Landgrabbing ist der Fachbegriff dafür, wenn westliche Konzerne in Afrika, Lateinamerika oder Asien riesige Flächen kaufen oder pachten, um profitable Monokulturen anzulegen. Die lokale Bevölkerung hat in den allermeisten Fällen wenig davon (von ein paar schlecht bezahlten saisonalen Arbeitsplätzen abgesehen) – im Gegenteil: Oft werden Indigene und Kleinbauern von ihren angestammten Äckern und Dörfern vertrieben und damit ihrer Nahrungsgrundlage beraubt. Gewinner sind globale Konzerne wie Cargill oder Wilmar, die die großen Player im Welthandel mit Palmöl sind. Klicken Sie für mehr Informationen auf das + Kamerun: Landgrabbing im Regenwald Palmölplantage Der US-Konzern Herakles hielt uns auf Trab, als er 2011 in Kamerun 70.000 ha pachtete, um inmitten mehrerer Schutzgebiete Palmöl-Monokulturen anzulegen. Von den katastrophalen Folgen für Waldelefanten, Schimpansen und andere bedrohte Tiere einmal abgesehen: Die lokale Bevölkerung, der die Vertreibung drohte, kämpfte damals gemeinsam mit Pro Wildlife und anderen Verbänden gegen diesen Landraub. In dem Fall mit Erfolg: Nach drei Jahren Widerstand gab Herakles auf – doch ihre Bulldozer hatten bereits erheblichen Schaden angerichtet. In vielen anderen Ländern scheitert der lokale Widerstand gegen die finanzstarken Konzerne – oft mit Unterstützung korrupter Regierungen, die auf schnelles Geld (auch für die eigenen Taschen) hoffen, riesige Gebiete verpachten und dabei die Lebensgrundlage ihrer Bevölkerung aufs Spiel setzen. Äthiopien: Ein Rosenkrieg der anderen Art In Äthiopien werden Rosen angebaut Äthiopien, das immer wieder mit großer Hungersnot zu kämpfen hat, wird von internationalen Konzernen ausgebeutet und ausgeblutet: • Ein Unternehmen aus Indien baut auf 300.000 ha Rosen für den Export an, verbraucht dabei immense Wassermengen und belastet mit Düngern und Pestiziden die fragile Umwelt. • Investoren aus Saudi-Arabien produzieren auf 500.000 ha Reis und Ölpflanzen für den Export – Nahrungsmittel, die in Äthiopien fehlen. • Sogar Schutzgebiete werden nicht geschont: 2008 begann die deutsche Firma Flora Ecopower, im Elefantenwald Babile Jatropha-Plantagen anzulegen – und konnte erst nach intensiven Protesten von Pro Wildlife und anderen Verbänden gestoppt werden. Die Firma ist inzwischen insolvent; doch andere Konzerne stehen längst zur Landübernahme bereit. Ein Kampf gegen Windmühlen, den die lokale Bevölkerung hier führt. Nicht nur in Äthiopien, sondern auch in Mali, Südafrika, Brasilien, Kolumbien, Peru, Indien und vielen anderen Ländern. Soja-Ernte Exotenhandel als Beitrag zum Artenschutz? Lange Zeit wurde der internationale Handel mit exotischen Tieren damit gerechtfertigt, dass vor allem Entwicklungsländer hierdurch eine Einnahmequelle hätten und eine nachhaltige Nutzung die Artenvielfalt nicht bedrohen würde. Das klingt in der Theorie verlockend und überzeugend – doch die Praxis sieht leider anders aus: Tierfänger bedienen eine riesige Nachfrage vor allem in Europa, USA und Japan. Was bunt, hübsch gemustert und klein genug ist, um in einen Glastank zu passen, wird eingesammelt. Wenn die Bestände in der Natur selten werden (oder wir endlich Handelsverbote für einige Arten erwirken können), weicht der Markt auf den nächsten farbigen Frosch und den wild-getupften Gecko aus. Und die Rote Liste bedrohter Arten wächst weiter… Pantherchamäleon aus Madagaskar Die Mär vom Tierhandel als Entwicklungshilfe Das große Geld verdient nicht die lokale Bevölkerung, deren Natur ausverkauft wird, sondern die Händler exotischer Haustiere in den Industrieländern. In Laos beispielsweise erhält ein Tierfänger 10-20 Cent pro seltenem Molch, der dann in Europa für 200 Euro verkauft wird. In Vietnam werden lokale Fänger ebenfalls mit Centbeträgen pro seltenem Gecko abgespeist, während die Tiere hier in Europa vierstellige Beträge erzielen. Eine neue Studie zeigt, wie sich in abgelegenen Regionen Madagaskars zwar jeder Zwanzigste ein Zubrot durch das Einfangen von Reptilien und Amphibien verdient, aber der Job gilt als gefährlich und meist unrentabel. Entsprechend gering ist auch der Anreiz, den Lebensraum dieser Tiere zu schützen. Ein weiteres Argument der Exotenhalter, der Handel mit Wildfängen würde helfen, den Lebensraum zu erhalten, ist damit ebenfalls widerlegt. Sogar das Gegenteil ist häufig der Fall. Tierfänger zerstören Lebensraum Die allermeisten Korallenfische im Handel sind noch immer Wildfänge Immer mehr begehrte Arten landen auf der Roten Liste – bedroht durch Lebensraumzerstörung UND den Tierhandel. Und auch die Kollateralschäden für die Umwelt können beträchtlich sein, wenn beim Fangen der Tiere ihr vormals intaktes Micro-Habitat gleich mit zerstört wird: So werden Schildkröten und Taranteln aus ihren Erdlöchern gegraben, kleine Felsspalten aufgebrochen, um darin versteckte Echsen einzusammeln, und sogar Bäume gefällt, um darauf sitzende bunte Geckos abzusammeln. Farbenfrohe Korallenfische werden in Asien, trotz Verbot, noch immer mit dem Nervengift Natriumcyanid eingefangen – was nicht nur den gewünschten Fisch betäubt, sondern gleich mal eben großflächig alle anderen Riffbewohner mit vergiftet. Raubbau bleibt Raubbau Kein Wunder also, wenn immer mehr Wissenschaftlicher warnen, dass der Lebendtierhandel für bestimmte Arten längst zur Hauptgefahr geworden ist. Und auch bei Trophäenjägern, die nicht einmal vor dem Abschuss von Löwen des Krüger-Nationalparks oder den letzten Wüstenelefanten Namibias Halt machen, wird schnell deutlich, dass hier wohl kaum ein Beitrag zum Artenschutz geleistet wird. Auch wenn Kettensägen und Bulldozer den flächenmäßig größeren Schaden anrichten als Fallen und Gewehre: Die Kombination der Gefährdungsfaktoren verschärft die Situation. Grüne Baumschleiche, Abronia graminea © Derek Remsey Wir hoffen jedenfalls, dass sich Politiker und andere Entscheidungsträger nicht länger von den fadenscheinigen Argumenten des Handels blenden lassen: Ob Tierhandel oder Plantagenwüsten, Raubbau bleibt Raubbau. Mehr Informationen Lebensraumverlust © Aidenvironment 7 Millionen Hektar Wald werden jährlich gerodet, die Hälfte aller Tropenwälder ist bereits verschwunden. » Raum für Wildtiere Exotische Haustiere Im Wildtierhandel gibt es einen unglaublichen Wildwuchs. » Exotische Haustiere IUCN Studie zum Artensterben Die Auswirkungen von Bulldozern, Netzen und Waffen » IUCN-Studie 2016 zu den Ursachen des Artensterbens Die Folgen des Wildtierhandels Zu Tode geliebt: » Artikel zu den Folgen des Exotenhandels (Conniff 2017, Scientific American) Tierfänger in Madagaskar Tierhandel in Madagaskar » Studie zu Tierfängern in Madagaskar (Robinson et al. 2018)

Wo sind all die Geparde hin?
28. Juni 2018. Ein Räuber vor dem Aussterben. Stellen Sie sich vor, sie fahren mit dem Auto auf der Landstraße und werden von einer Katze überholt. Das schnellste an Land lebende Tier der Welt erreicht im Sprint bis zu 120 km/h. Von 0 auf 100 beschleunigen Geparde in nur drei Sekunden – dagegen hat selbst ein Ferrari das Nachsehen. Ein Spezialist der Evolution, dem leider die Puste ausgeht. Denn es gibt nur noch gut 7.000 Geparde, Tendenz sinkend. Geparde sind hervorragende Sprinter Spezialist ohne Platz Geparden sind die Sprinter unter den Sportlern im Tierreich. Sie erlegen Beutetiere auf kurze Distanz, indem sie schlicht und ergreifend schneller sind als sie. Im Vergleich zu anderen Raubkatzen sind sie hervorragende Jäger mit einer hohen Erfolgsquote. Ihre Krallen dienen ihnen bei der Jagd als Spikes, ihr Schwanz als Ruder, damit sie bei den hohen Geschwindigkeiten nicht aus der Bahn geraten. Das Problem ist jedoch, dass die Tiere für ihren Jagderfolg die richtige Umgebung benötigen. Ideal sind Savannen mit hohem Gras, in dem sie sich verstecken können. Leider werden diese Savannen immer weniger und sie sind begehrtes Weideland für Viehzüchter und Hirten. Zudem brauchen Geparden viel Platz. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Geparde Territorien von 10.000 Quadratkilometern besetzen. Geparde brauchen Platz, doch der wird immer weniger Einst in weiten Teilen Afrikas und Asiens beheimatet, bleibt den Tieren in Afrika nur noch zehn Prozent des ursprünglichen Raums, in Asien sind nur noch weniger als 100 Tiere im Iran übrig geblieben. Und der menschliche Einfluss wächst. Die Räuber und ihre Beutetiere werden immer weiter verdrängt und als Spezialist ist der Gepard nur schwer in der Lage, sich an neue Lebensumstände anzupassen. Schrumpfen die unberührten Savannen, schrumpft auch der Lebensraum der eleganten Räuber. Bereits jetzt leben etwa Dreiviertel der Geparde außerhalb von Schutzzonen. Immerhin ist es ihnen gelungen, sich soweit an die von Menschen veränderte Landschaft anzupassen, dass sie dort überleben können. Isolation Geparde wurden nach und nach aus 90 Prozent ihres Lebensraums verdrängt. Zurück blieben kleine Populationen in voneinander isolierten Regionen im südlichen und östlichen Afrika sowie wenige Tiere im Iran. Dadurch, dass sich die Populationen nicht mehr treffen, kommt es zu genetischer Verarmung. Inzucht, Missbildungen und Unfruchtbarkeit können die Folge sein. Für die sowieso bereits stark dezimierten Bestände eine Katastrophe, insbesondere, da es fünf Unterarten gibt. Die verbliebenen Geparde-Populationen sind voneinander isoliert Forscher gehen außerdem davon aus, dass Geparde an und für sich bereits labil sind. Sie sind besonders anfällig für Infektionskrankheiten und weisen eine hohe Sterblichkeitsrate bei Jungtieren auf. Schuld hieran könnte in diesem Falle nicht der Mensch, sondern die letzte Eiszeit sein. Die Wissenschaft glaubt, dass Geparde während der letzten Eiszeit über die Behringstraße aus Amerika nach Asien und Afrika wanderten, was nur wenige Tiere schafften. Die nun lebenden Geparde könnten also der kleine Rest dieser Raubkatzenpopulation sein, die durch einen sogenannten „genetischen Flaschenhals“ gingen, was sie besonders labil macht. Geparde sind also besonders anfällig und die Isolation der einzelnen Populationen schadet den Tieren zusätzlich. Zum Erhalt der Art kommt es auf jedes einzelne Tier an. Gepardenjunges © Martin Harvey Geparde sind keine Kuscheltiere Geparde gelten als elegant und weniger gefährlich als andere Raubkatzen. Deshalb sind sie als Haustiere beliebt. Besonders in den Arabischen Emiraten gab es jahrelang einen unregulierten Markt für die Tiere, die dort als Prestige-Haustiere gehalten wurden. Besonders fatal ist dabei, dass viele der Raubkatzen als Jungtiere aus der Natur geklaut wurden. 2017 führten die Arabischen Emirate nach jahrelangen Protesten von Tierschutzorganisationen schließlich ein Gesetz ein, das die Haltung von wilden Tieren verbietet. Ein wichtiger Schritt, denn Hunderte geschmuggelte Geparden-, Leoparden- und Löwenbabys wurden in die Golfstaaten gebracht und endeten dort als Prestigeobjekte ihrer neuen Besitzer. Leider werden noch immer hunderte Geparden illegal über das Horn von Afrika gehandelt. Geparde sind keine Haustiere Auch in Deutschland gibt es Menschen, die Geparden als Haustiere halten. Ein gefährlicher Trend, auch für die Halter der Tiere. Denn Geparden sind keineswegs Streichelkatzen für die Couch. Sie sind hocheffiziente, unberechenbare Jäger mit viel Kraft und haben in Privathaushalten nichts zu suchen. Mit der Flinte gegen Geparde Das schöne Fell der Geparde macht sie auch zu begehrten Trophäen bei Jägern. Obwohl es nur noch einige Tausend Tiere gibt, dürfen Jäger im südlichen Afrika noch immer Tiere legal schießen und ihre Trophäen in die EU einführen. Die Trophäenjagd ist für die Unternehmen ein einträgliches Geschäft und Quoten werden meist nach wirtschaftlichen, nicht nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten festgelegt. Bei so geringen Populationsgrößen wie denen der Geparde sind zusätzliche Abschüsse in jedem Fall eine große Belastung für die gesamte Art. Dazu kommen illegale Wilderei und der Handel mit den Fellen und mit anderen Körperteilen der Tiere. Häufig werden Geparde von Bauern geschossen Und noch immer werden Geparde von Menschen als Konkurrenten angesehen. Da der Mensch immer weiter in Geparden-Territorien vordringt, kommt es vor, dass Geparde Nutzvieh töten. Die Konflikte mit den Viehzüchtern und Bauern nehmen überhand und da viele der Tiere nicht in Schutzzonen leben, sind sie allen möglichen Gefahren ausgesetzt. Nicht selten werden sie vergiftet, erschossen, in Gruben entsorgt. Außerdem verenden Geparde in Fallen, ihr Fleisch wird auch gegessen. Blutlöwen – Blutgeparde? In Südafrika werden Löwen gezüchtet, um sie als Touristenattraktion, Jagdtrophäen und für die Traditionelle Asiatische Medizin zu vermarkten. Neben den Löwenfarmen sprießen mittlerweile auch Gepardenfarmen aus dem Boden – 80 Stück mit insgesamt etwa 600 Tieren gibt es 2018. Touristen können die Jungtiere füttern, mit ihnen spazieren gehen und Fotos mit ihnen machen. Diese Farmen sind wie Streichelzoos mit Raubkatzen und Tausende Urlauber nutzen die Chance, ein Selfie mit einer Raubkatze zu machen. Zum Arterhalt tragen dies Farmen nicht bei, denn die Tiere werden ganz überwiegend nicht ausgewildert. Diese Zuchtfarmen dürfen Geparde sogar zu kommerziellen Zwecken handeln und es besteht der Verdacht, dass dieses Schlupfloch auch für den Handel mit gewilderten Tieren genutzt wird. Geparde werden für den Tourismus gezüchtet Was mit zu groß gewordenen, aggressiven, getöteten und verstorbenen Tieren passiert, ist offiziell nicht bekannt. Es drängt sich jedoch ein Verdacht auf: Knochen von großen Raubkatzen sind in der Traditionellen Asiatischen Medizin sehr begehrt. Da der legale Export von Raubkatzenknochen in Asien die Nachfrage nach den angeblichen Wundermitteln anheizt, entsteht ein lukrativer Markt für den Schmuggel von Raubkatzenknochen. Den Knochen sieht man es schließlich nicht an, von welchem Tier sie stammen. So können Knochen von gewilderten und illegal erlegten Geparden, Leoparden, Löwen, Tigern und Jaguaren untergemischt und nach Asien verkauft werden. Touristenjeeps bedrängen Geparde beim jagen Touristen spielen noch eine weitere Rolle bei der Gefährdung der Tiere. Insbesondere in Ostafrika bedrängen Jeeps die Raubkatzen, die dann von ihrer Beute ablassen oder von ihren Jungen getrennt werden. Aus der Masai Mara und der Serengeti wurden erhöhte Sterblichkeitsraten bei Jungtieren berichtet, die durch Touristenjeeps von ihren Müttern getrennt wurden. Können die Geparde gerettet werden? Keine Rettung für Geparden? Es sieht schlecht aus für das schnellste Landtier der Erde. Doch aufgeben ist keine Option. Pro Wildlife kämpft für den internationalen Schutz von bedrohten Tierarten. Handelsverbote, Importverbote für Jagdtrophäen und der Schutz von Lebensräumen stehen ebenfalls auf der Agenda. Denn es bleibt nicht viel Zeit: Handeln wir nicht jetzt, verlieren wir die schnellen, eleganten Räuber für immer. Autorin: Sandra Henoch Mehr Informationen Portät Gepard Der Gepard (Acinonyx jubatus) ist das schnellste Landtier der Welt » Porträt Gepard Löwenfarmen Qual für den Tourismus » Löwenfarmen Tigertourismus Massenzucht für Schnappschuss und die traditionelle asiatische Medizin » Tigertourismus

Politischer Artenschutz
12. Juni 2018. Ohne internationale Konventionsarbeit geht es nicht. Globalisierung ist in diesen Tagen ein häufig benutzter Begriff und man mag dazu stehen wie man will. Klar ist jedoch: im Artenschutz kommt man daran nicht vorbei. Es ist unerlässlich, global zu denken und sowohl global als auch regional zu handeln, sonst wird die Artenvielfalt noch schneller abnehmen als bisher. Eines der wichtigsten internationalen Instrumente hierfür ist die Bonner Konvention für wandernde Tierarten, kurz CMS. Pro Wildlife sitzt als einer der wenigen deutschen Verbände bei den Verhandlungen mit am Tisch. Bei der CMS geht es ausschließlich um Arten, die regelmäßig nationale Grenzen bei ihren Wanderungen überqueren oder aus internationalen Gewässern in nationale ziehen. Beim letzten der alle drei Jahre stattfindenden Treffen, im Oktober in Manila, wurden beispielsweise Schimpansen, Wildesel, Geier, Walhaie und Engelshaie unter absoluten internationalen Schutz gestellt. Bei zahlreichen anderen Arten soll die internationale Zusammenarbeit deutlich verbessert werden, um ihren Rückgang zu stoppen. Walhai © Klaus M. Stiefel Um die zahlreichen Beschlüsse aus Manila umzusetzen, haben sich in der vergangenen Woche das Wissenschaftskomitee, das heißt ausgewählte Top-Wissenschaftler aus der ganzen Welt zusammen mit Vertretern der Vollzugsbehörden und der Artenschutzverbände, getroffen. Als einziger Deutscher habe ich dabei Pro Wildlife und den IFAW vertreten. Wir haben gemeinsam Aktionspläne für einzelne Arten besprochen, um die aktuelle Situation festzustellen. Leider mussten wir auch feststellen, dass es zu wenige konkrete Aktionspläne gibt, hier besteht Handlungsbedarf. Ein wichtiges Thema ist der Meereslärm, der viele Tiere beeinträchtigt, verursacht durch geologische Untersuchungen nach Bodenschätzen oder durch den zunehmenden Schiffsverkehr. Viele aktuelle Untersuchungen zeigen, dass nicht nur Delfine und Wale geschädigt werden, sondern zum Beispiel auch Haie und andere Fische. Das geht bis hin zu organischen Schäden, die die Tiere erleiden. Hier wird beispielsweise zusammen mit anderen Organisationen an besseren Schiffsantrieben gearbeitet und an der Schaffung von Schutzzonen. Immer wieder wurde betont, wie wichtig die Zusammenarbeit der verschiedenen großen Konventionen und zwischenstaatlichen Organisationen ist. Der Schiffsverkehr schädigt Meeresbewohner Hier bei CMS gibt es eine sehr gute und intensive Zusammenarbeit zwischen Regierungen und Non-Profit-Organisationen wie Pro Wildlife, nur so werden Fortschritte erzielt. Wichtig ist hier auch das intensive Networking, so dass man sich kennen lernt und einander vertraut. In anderen Konventionen ist das längst nicht so selbstverständlich, denn für manche Beamte sind wir einfach manchmal zu unbequem. Etwas weniger erfreulich war eine Diskussion, die in erster Linie von dem englischen und der australischen Delegierten ausging. Sie hatten das Gefühl, dass die Umweltverbände eine zu große Rolle spielen, was aber nicht durch die Teilnahme zu vieler Umweltschützer begründet ist, sondern eher dadurch, dass die Mitgliedsländer beschlossen haben, weniger Wissenschaftler zum Wissenschaftskomitee zu schicken, um Geld zu sparen. Umso wichtiger ist es meiner Meinung nach, hier intensiv mitzuarbeiten, denn die Arbeit zum Schutz bedrohter Arten muss getan werden, wenn wir wollen, dass unsere Kinder die Chance haben, weiterhin die Vielfalt der Natur bewundern zu können. Von vielen der Kommissionsmitglieder wurde dann auch wiederholt versichert, wie wichtig sie unsere Mitarbeit und Zusammenarbeit finden. Schimpansen © USAID Wenn ich manche zähen Diskussionen mitbekomme, denke ich oft: wie furchtbar. Genauso geht es mir, wenn ich über die langwierigen Prozesse nachdenke, bis tatsächlich eine messbare Verbesserung für die Tiere zu erkennen ist. Es ist manchmal frustrierend und man will aufgeben. Aber diese Arbeit ist notwendig, um wirklich weltweit Fortschritte zu erzielen, so wie es uns gelang, in Manila die Walhaie oder Schimpansen unter weltweiten Schutz zu stellen. Dementsprechend arbeiten wir jetzt auf hoffentlich vergleichbare Erfolge der nächsten globalen Vollversammlung der CMS in zwei Jahren in Indien hin. Weitere Informationen Website CMS Die Bonner Konvention (CMS) hat es sich zum ziel gesetzt, wandernde Tierarten besser zu schützen » CMS – Die Bonner Konvention Walhai Der Walhai ist keine Mischung aus Wal und Hai sondern vielmehr Haie von der Größe eines Wals! Walhaie sind zudem Rekordhalter und die größten Fische der Welt. » Walhai Schimpansen © LWC Der Schimpanse ist mit einer genetischen Übereinstimmung von 98 Prozent unser nächster Verwandter, die einzelnen Clans bilden sogar Kulturen aus. » Schimpanse

Das letzte männliche nördliche Breitmaulnashorn ist tot
21. März 2018. Was uns „Sudans“ Tod über Artenschutz lehrt. Sudan ist tot. Das weltbekannte, letzte männliche nördliche Breitmaulnashorn ist gestorben, zurück bleiben zwei Weibchen: Seine Tochter und seine Enkelin. Sterben auch sie, ist die Unterart von der Erde verschwunden; außer natürlich, es geschieht ein Wunder. Das nördliche Breitmaulnashorn stirbt also aus, ebenso wie tausende andere Arten und Unterarten jedes Jahr. Artenschutzorganisationen stemmen sich gegen dieses meist vom Menschen verursachte Sterben. Doch Artenschutz ist eine komplexe Angelegenheit und ein Kampf gegen unterschiedlichste Interessen und an vielen Fronten gleichzeitig. Nördliches Breitmaulnashorn Sudan © Charles Kinsey 1. Der Kampf um jedes einzelne Tier Ist eine Art oder Unterart bereits dezimiert, zählt das Leben jedes einzelnen Tieres. Sehr häufig leben die verbliebenen Individuen einer bedrohten Art in voneinander isolierten Gebieten, sie bilden unterschiedliche Populationen, die sich nicht mehr miteinander fortpflanzen können. Eines der bekanntesten Beispiele dafür sind die Geparden. Werden aus kleinen Populationen auch nur wenige Tiere herausgenommen, schwächt das die gesamte Art und deren Genpool. Bei der Trophäenjagd beispielsweise werden selektiv die stärksten, erfolgreichsten Tiere geschossen, die für die Fortpflanzung und den Erhalt ohnehin bedrohter Bestände besonders wichtig sind. Das hat natürlich Einfluss auf die Überlebenschancen einer Art. Ein Grund dafür, die Trophäenjagd endlich zu beenden, insbesondere auf gefährdete Arten. Löwen sind noch immer begehrte Jagdtrophäen 2. Der Kampf um den Lebensraum Ohne Raum kein Leben: Viele Arten sind durch den Verlust ihres Lebensraums gefährdet. Besonders spezialisierte oder endemische (also nur in einem bestimmten Gebiet vorkommende) Arten leiden unter dem Verlust von Raum. Das gilt natürlich für Lebensräume an Land ebenso wie unter Wasser. Schwindende Wälder, Wiesen, Savannen und Korallenriffe bedeuten also in Folge auch schwindende Artenvielfalt. Häufig sind wir hier in Europa mit Schuld an diesem Dilemma, denn mit unserem Konsumverhalten tragen wir dazu bei, dass ursprüngliche Räume verschwinden. Wollaffe © Ikamaperu 3. Der Kampf gegen den Handel bedrohter Tiere und Pflanzen Wo es ein Angebot gibt, wird eine Nachfrage generiert. Dieser einfache Leitsatz wurde schon häufig übergangen, beispielsweise beim Versuch, einen angeblich kontrollierten Handel mit Elfenbein zu etablieren. Die Folgen für Elefanten waren gravierend: Die Nachfrage explodierte und mit ihr die Wilderei in Afrika. Afrikanischer Elefant © Martin Harvey Strikte Handelsverbote für Tiere bedrohter Arten und die Reduzierung der Nachfrage sind die einzig logischen Konsequenzen. Internationale Handelsverbote werden unter anderem durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (engl. CITES) erwirkt. Außerdem müssen endlich die nationalen Handelsverbote vieler Länder auch international Beachtung finden, denn momentan laufen sie häufig ins Leere. Auch wenn eine Art in einem Herkunftsland streng geschützt ist, darf sie häufig in der EU und anderen Absatzmärkten immer noch frei gehandelt werden. Diese Gesetzeslücke muss gestopft werden, denn so wird der Artenschutz ausgehebelt. Tiere als Massenware auf einer Reptilienbörse 4. Der Kampf gegen die Wilderei Mit einem umfassenden Handelsverbot sind erst einmal die gesetzlichen Weichen gestellt, doch es geht auch um die Umsetzung. Anti-Wilderer-Einheiten patrouillieren in manchen Teilen der Erde bewaffnet und rund um die Uhr. Auch die Hintermänner der meist gut organisierten Wilderer und Schmuggler-Syndikate müssen dingfest gemacht und vor Gericht gestellt werden. Manchmal sind sogar Regierungsbeamte in die kriminellen Machenschaften involviert. Häufig sind monatelange Untergrund-Recherchen nötig, um genügend Beweise zu sammeln und sie zu fassen. Es ist ein aufwändiges Unterfangen, aber ein umso notwendigeres. Verhaftung von Elfenbeinschmugglern © EAGLE Das nördliche Breitmaulnashorn lässt sich nicht mehr retten. Viele andere Tierarten haben jedoch noch eine Chance. Wollen wir nicht noch mehr Arten verlieren, müssen wir aus Sudans Tod lernen und den Kampf gegen das Artensterben noch konsequenter führen als bisher. Mehr Informationen Tierhandel © LWC Nach Drogen-, Waffen- und Menschenschmuggel ist der Wildtierhandel mit bedrohten Arten das größte illegale Geschäft weltweit. » Tierhandel Jagd & Wilderei Mit bis zu 60.000 US-Dollar pro Kilo ist das Horn von Nashörnern mehr wert als Gold. » Jagd & Wilderei EAGLE-Netzwerk Bei Undercover-Einsätzen setzt das Team regelmäßig sein Leben aufs Spiel, um Afrikas Tierwelt zu retten. » EAGLE-Netzwerk Lebensraum für Wildtiere 7 Millionen Hektar Wald werden jährlich gerodet, die Hälfte aller Tropenwälder ist bereits verschwunden. » Lebensraum für Wildtiere Nashorn Alle Nashorn-Arten sind vom Aussterben bedroht. » Nashorn

Fleischkonsum zerstört den Amazonas
20. März 2018 Wo früher Regenwald war, grasen heute Rinder. Amazonien: die Lunge unserer Erde. Das gigantische Regenwaldgebiet ist so groß, dass es knapp die nördliche Hälfte Südamerikas bedeckt. Seine Lebensader ist der wasserreichste Fluss der Welt – der Amazonas. Der riesige Dschungel im Amazonas-Becken gilt als der größte zusammenhängende Regenwald der Welt. Nirgends gibt es mehr Pflanzen- und Tierarten als im Amazonas-Regenwald. Hier leben tausende Arten von Vögeln, Fischen, Amphibien, Reptilien und Säugern, ein unvorstellbares Gewusel einzigartiger Geschöpfe. Anakondas, Jaguare und Pumas haben hier ihr Zuhause. Es heißt, jede zehnte Tierart, die weltweit bekannt ist, lebt in diesem tropischen Wald. Dabei sind noch nicht einmal alle im Wald lebenden Arten wissenschaftlich klassifiziert. Und dieser einzigartige Lebensraum wird Stück um Stück vernichtet. Jeden Tag. Ackerland versus Regenwald im Amazonas Sojaplantage in Brasilien © Goiawiki Wald und Wildtiere müssen Acker- und Weideland weichen. Weil die nährstoffarmen Böden der Tropen nur für kurze Zeit Erträge liefern, roden die Siedler immer neue Gegenden. Sie fällen Bäume oder brennen sie nieder, um riesige Weideflächen für Rinder anzulegen oder um Plantagen für Soja (als Viehfutter) und Palmöl zu betreiben. Sogar vor Urwaldriesen machen die Bagger nicht halt. Damit ist die Rinderzucht der größte “Regenwaldvernichter” in Brasilien. Die Ausmaße sind gigantisch: Auf mehr als 80 Prozent der gerodeten Flächen grasen heute Rinder. Dabei geht es gar nicht um die Versorgung der eigenen Bevölkerung, die fällt kaum ins Gewicht. Amazonas Aber der Handel mit Rind ist für die brasilianische Wirtschaft zum Turbobooster geworden. Brasilien ist mittlerweile der weltweit größte Exporteur für Rindfleisch und Leder. Durch die billigen Herstellungskosten sind die Waren am Weltmarkt sehr begehrt. Denn Lohn und Land kosten in Amazonien kaum etwas. Die Arbeitskräfte werden teilweise unter sklavenähnlichen Bedingungen ausgebeutet und Farmer bedienen sich “kostenlos” am Regenwald, indem sie Teile davon illegal abfackeln und in Weideland umfunktionieren. Die Tiere müssen dann ebenfalls weichen. Rinder in Brasilien Deutsche Bauern sind Nutznießer der Tropenwaldzerstörung Nach der Rinderzucht sind die Soja-Plantagen die größte Gefahr für das artenreiche Gebiet am Amazonas. Eine Fläche so groß wie Deutschland wird mittlerweile für den Anbau von Sojabohnen genutzt. Diese werden hauptsächlich nach Europa exportiert. Der Vorwurf allerdings, die Vegetarier hierzulande hätten mit dem Verzehr von Sojaschnitzeln den Regenwald auf dem Gewissen, ist Unsinn. Denn Soja wird zum allergrößten Teil als Sojaschrot zur Fütterung in der Massentierhaltung eingesetzt. Ein Drittel des Gesamtfutters für das Mastvieh besteht aus den Übersee-Bohnen, für die der Amazonas-Regenwald weichen muss. Pro Jahr sind das mehr als 4,2 Millionen Tonnen, ein profitables Geschäft für die brasilianische Wirtschaft. Brandrodung © Ikamaperu Um die Infrastruktur für die Farmer zu verbessern, wurden die ersten Autostraßen durch den Regenwald gebaut. Die Schneisen durch den Wald beschleunigen die Entwaldung zusätzlich. Wo vorher dichter Baumbestand die Menschen vom Eindringen abhielt, ist der Zugang zum Tropenwald nun einfacher. Über die Straßen kommen Wilderer in den Wald und schießen Affen, Jaguare, Otter und Papageien – Experten sprechen bereits von „stillen Wäldern“. Dieser Kollateralschaden wird in Kauf genommen, um Marktanteile zu sichern. So hat sich Brasilien über die Jahre weltweit zum zweitgrößten Sojaproduzenten aufgeschwungen. Zwar sollte das “Soja-Moratorium”, eine freiwillig getroffene Vereinbarung, kein Soja aus illegal gerodeten Waldflächen zu beziehen, die zunehmende Abholzung dämpfen. Aber nachdem es 2016 ausgelaufen war, geriet der empfindliche Lebensraum wieder unter immensen Druck. Dafür sorgte auch eine Entscheidung des umstrittenen brasilianischen Präsidenten Michel Temer. Er übertrug die Verantwortung für das Amt des Agrarministers ausgerechnet einem der größten Sojabauern der Welt. Die traurige Bilanz: Das Abholzen soll seit 2016 um 30% zugenommen haben. Kühe in Deutschland Was tun gegen die immense Zerstörung? Wissenschaftler und Umweltschützer weisen schon lange auf die schreckliche Umweltkatastrophe hin, die Tag für Tag in Amazonien verbrochen wird. Vom Weltall aus kann man die gerodeten Flächen mit bloßem Auge erkennen. Eine Studie der Weltbank malt eine drastische Szenerie: Bis 2025, also in sieben Jahren, könnten 75 Prozent des Waldes dauerhaft verloren sein. Noch schlimmer ist die Prognose für 50 Jahre später, wenn wohl nur noch fünf Prozent des Waldes im Amazonas Gebiet übrig sein werden. Mit dem Vernichten des Waldes verlieren Tiere und Menschen ihren wertvollen Lebensraum. Tierarten landen über kurz oder lang auf der Roten Liste und der Konflikt zwischen indigenen Urvölkern und Landwirten verschärft sich. Was aber kaum jemandem bewusst ist: Auch die Menschen außerhalb Brasiliens brauchen den gigantischen Tropenwald. Denn die Wälder regulieren unser Klima, binden das giftige Kohlenstoffdioxid und sorgen für ein ausgeglichenes Ökosystem. Tukan Für uns Verbraucher wäre es am besten, Produkte zu meiden, die auf Kosten des tropischen Waldes entstehen. Durch Produktionsketten, die quer über den Globus reichen, ist es dem Produkt jedoch nicht immer direkt anzusehen, unter welchen Bedingungen es hergestellt wurde. Oder hätten Sie gewusst, dass der neue Sportschuh womöglich aus dem Leder eines Rindes gemacht ist, das auf einer Fläche grast, auf der vorher noch Papageien, Frösche und Jaguar lebten? Weniger (oder gar kein*e) Fleisch und Milchprodukte sollte die Devise sein, um die Tierarten des Amazonas zu retten. Und selbst wenn das Steak regional ist, das Futter für das Rind könnte einem Urwaldriesen das Leben gekostet haben... Mehr Informationen Ikamaperu Schutzprojekt für Perus Affen. » Ikamaperu Going to Pot Bericht über die Jagd auf Affen in Lateinamerika (engl.). » Going to Pot Klimaretter Jeder kann etwas gegen den Klimawandel tun. » Sind Sie ein Klimaretter? Wollaffe Mehr Informationen über Wollaffen. » Wollaffe Papageien Papageien gibt es in allen Farben und fast überall auf der Welt: Nur Europa und Antarktis bieten ihnen keine Heimat. » Papageien

Raubkatzen in Gefahr
2. März 2018. Löwen, Tiger, Leoparden: Verdrängt und abgeschossen. Die großen Raubkatzen sind in Gefahr. Löwen, Tiger und Leoparden werden immer weniger. Gibt es in Afrikas Savannen bald keine Löwen mehr? Werden keine Tiger mehr durch Asiens Wälder streifen und Leoparden in den Bäumen lauern? Tiger, Löwen, Leoparden und die anderen Großkatzen sind in Gefahr und Schuld ist, wie leider so oft, der Mensch. Leopard Tiger: Knochenhandel rottet die größte Raubkatze aus Tiger sind die größten Raubkatzen der Welt. Leider wird in der Traditionellen Asiatischen Medizin propagiert, dass Tigerknochen gegen alle möglichen Krankheiten helfen. Rheuma? Malaria? Kein Problem, ein Schluck Tigerwein soll es richten. Für die Tiere ist dieser Aberglaube fatal – in der Wildnis sind nur noch 3.900 Tiere geblieben; doch die Nachfrage ist weiterhin groß. Also haben Politik und Geschäftsleute in den 1980er Jahren in China die ersten Tigerfarmen eröffnet. Junge Tiger auf einer Tigerfarm Dort wird das „Nutztier“ Tiger mittlerweile tausendfach gezüchtet, um es dann zu „Medizin“ zu verarbeiten. Diese Farmen existieren mittlerweile in China, Thailand, Laos, Vietnam und sogar Südafrika. Viele Tiere leiden unter Inzucht und Krankheiten, von den schlimmen Haltungsbedingungen ganz abgesehen. Die Farmen heizen nun auch noch die Nachfrage an, was zu mehr Wilderei führt, denn wilde Tiger gelten als wirksamer und erzielen höhere Preise – ein Teufelskreis. Tigerfarm Löwen: Mit dem Kopf an der Wand Männliche Löwen sind beliebte Jagdtrophäen. Je prächtiger die Mähne, desto begehrter. Die Populationen in der Wildnis schwinden unvermindert, nur noch etwa 20.000 Löwen leben in Freiheit. Trotzdem sind die Tiere nicht vor Trophäenjägern geschützt, die vor allem große, männliche Tiere schießen wollen. Trophäe Dem König der Savanne wird zudem das Verschwinden seines Cousins, des Tigers, zum Verhängnis. Denn nun werden seine Knochen für den „Tigerwein“ verkauft. 800 Skelette darf Südafrika jährlich nach Asien exportieren. Dafür werden die Tiere auf Farmen gezüchtet. Touristen füttern und streicheln die Jungtiere, Trophäenjäger schießen die Erwachsenen und Geschäftsleute verkaufen die Knochen. Auch hier heizt der Verkauf die Nachfrage nach den Tieren in freier Natur an und es wurden bereits vermehrt tote Löwen in Nationalparks gefunden, denen die Knochen entfernt wurden. Löwenbaby auf einer Löwenfarm in Südafrika Leoparden: Kein Platz für den heimlichen Jäger Leoparden waren einmal auf der halben Welt heimisch: Von Afrika über den Nahen Osten bis nach Asien lebten sie in Wäldern, Steppen und Savannen. Doch das war einmal. Inzwischen ist der Lebensraum der Katzen extrem reduziert. Leopardentrophäe Savannen und Wälder werden zu Weideland umgewandelt und so mancher Farmer tötet die Tiere, die sein Vieh reißen könnten. Dazu kommt, dass der Leopard ein bei Großwildjägern und Wilderern begehrtes Fell hat. Seine Knochen landen zudem, wie die seiner Verwandten, zunehmend im asiatischen „Tigerwein“. Anti-Wilderer Netzwerk EAGLE beschlagnahmt Leopardenfelle …und wie geht es weiter? Für uns steht fest: Raubkatzen oder ihre Körperteile dürfen nicht gehandelt werden. Wir wollen ein Handelsverbot für Körperteile von Löwen sowie für alle Jagdtrophäen geschützter Arten. Großkatzen brauchen dringend unseren Schutz, sonst werden wir sie bald nur noch in Geschichtsbüchern bewundern können. Mehr Informationen Löwe Löwenfarmen in Südafrika züchten Löwen, um sie für den Tourismus zu vermarkten und danach von Trophäenjägern erschießen zu lassen. » Löwenfarmen Trophäenjagd und Großwildjagd Trophäenjagd und Großwildjagd: Den Abschuss bedrohter Arten bieten in Deutschland Dutzende auf Jagdreisen spezialisierte Reiseveranstalter ganz legal an. » Trophäenjagd und Großwildjagd Raubkatzen Raubkatzen: Es gibt 41 Raubkatzen-Arten – darunter einige Rekordhalter wie das schnellste Landsäugetier der Welt. » Raubkatzen

Die Little 5 – Die vergessenen Raubkatzen
14. Februar 2018. Kleinkatzen mal ganz groß. Katzen – Jeder liebt sie, die niedlichen Fellnasen. Die großen runden Augen, das schön gezeichnete, flauschige Fell oder die Tollpatschigkeit der Babys. Neben unseren Hauskatzen sind natürlich auch die großen, wilden Katzen sehr beliebt. Löwe, Leopard oder Tiger sind sicher den meisten Menschen ein Begriff. Aber was ist eigentlich mit anderen Raubkatzen, den kleinen, unbekannten, versteckten? Es gibt deutlich mehr gefährdete Katzen-Arten, als den meisten bewusst ist. Ihnen schenken wir viel zu wenig Aufmerksamkeit. Sie sind aber mindestens genauso wertvoll und faszinierend. Oder finden Sie nicht? Deshalb stellen wir hier mal einige Unbekannte vor: Schwarzfußkatze, Jaguarundi, Manul, Fischkatze und Andenkatze. Manul oder auch Pallaskatze (Otocolobus manul) Schwarzfußkatze – Die tödlichste Katze Die in Südafrika, Namibia und Botswana beheimatete Schwarzfußkatze (Felis nigripes) ist mit einer Länge von maximal 75 Zentimetern die kleinste Katzenart in Afrika. Und wohl auch die hungrigste, denn sie frisst ein Fünftel ihres Gewichts am Tag. Jede zweite Jagd der Schwarzfußkatze ist erfolgreich. Damit ist sie die tödlichste Katze der Welt. Am liebsten frisst sie Insekten, Spinnen und Skorpione. Jede Nacht legt sie etwa acht Kilometer zurück. Die Kleinkatze gilt als gefährdet. Sie wird von Einheimischen manchmal als Köder für Hunde eingesetzt und auch Überweidung des Lebensraums sind verantwortlich für einen weiteren Rückgang der ohnehin schon gefährdeten Art. Schwarzfußkatze © Dr. Alexander Sliwa Der Jaguarundi – Ein naher Verwandter des Pumas Trotz dem Namen „Jaguarundi“ (Puma yagouaroundi) ist diese Katze näher mit dem Puma verwandt als mit dem Jaguar. Wegen seines Aussehens wird er auch Wieselkatze genannt. Er bewohnt sumpfige Gegenden und trockene Dornbusch- und Regenwälder in Mittelamerika und Argentinien. Von Ureinwohnern wurde der Jaguarundi für die Jagd von Nagetieren gezähmt. Die schon fast in Vergessenheit geratene Kleinkatze bewohnt unter anderem den Grenzbereich zwischen Amerika und Mexiko und das Amazonasbecken. Jaguarundi © Bruno Damiani CB Der Manul – Die haarigste Kleinkatze der Welt Neben dem Schneeleoparden hat der Manul (Otocolobus manul), auch Pallaskatze genannt, das dichteste Fell aller Katzenarten. Auch sein Schwanz ist unheimlich buschig. Der Manul lebt in zentralasiatischen Ländern wie Afghanistan oder der Mongolei und klettert im felsigen Gelände ausgesprochen gut. Auch wenn die Katze sehr klein und flauschig ist, ist sie natürlich nicht als Haustier geeignet. Aufgrund ihres eher schwach ausgeprägten Immunsystems sterben in Gefangenschaft gehaltene Tiere oftmals schon nach wenigen Wochen an Infektionen. In freier Wildbahn stellen Jäger eine Gefahr für den Manul dar. Die Organe der Pallaskatze werden in der Mongolei für Medizin verwendet. Die Katzen sind von IUCN als potenziell gefährdet eingestuft. Der Manul ist eine wahre Schönheit Die Fischkatze – Der beste Schwimmer unter den Samtpfoten Wie der Name schon vermuten lässt, jagt die Fischkatze (Prionailurus viverrinus) hauptsächlich Fische, Krebse oder auch Schlangen. Wasserscheu ist die Fischkatze nicht, sie schwimmt und taucht sogar im Wasser. Sie ist mit einem wasserundurchlässigen Fell und sogar mit Schwimmhäuten zwischen ihren Zehen ausgestattet. Der Bestand der in Südostasien lebenden Art ist in den letzten 18 Jahren um 30 % zurückgegangen. Die Fischkatze gilt als gefährdet. Fischkatze auf der Pirsch Die Andenkatze – Eine der unbekanntesten Kleinkatzen Die Andenkatze (Leopardus jacobitus) oder Bergkatze wird gerade einmal 60 Zentimeter groß. Sie bewohnt Höhen von 650 bis 5.000 Meter in Südamerika. Viel ist nicht über sie bekannt. Es sollen laut Schätzungen gerade einmal 2.000 Tiere dieser Art existieren. Von Einheimischen in Peru und Bolivien wird die Andenkatze als ein heiliges Tier angesehen. Getrocknete und ausgestopfte Tiere werden aufbewahrt und bei Zeremonien eingesetzt. Auch für traditionelle Medizin werden sie genutzt. Vereinzelt tauchen Felle auf Märkten in Buenos Aires auf. Ihr Lebensraum wird vom Menschen kaum beeinflusst, doch der Klimawandel lässt ihr mögliches Verbreitungsgebiet schrumpfen. Die Andenkatze ist vom Aussterben bedroht. Andenkatze © Jim Sanderson Es gibt noch viel zu lernen Über viele Kleinkatzen wissen wir noch sehr wenig, da sie im Verborgenen leben. Eines ist aber trotzdem klar: Auch wenn sie „Klein“-Katzen heißen und oft auch die Größe einer Hauskatze haben, passen sie nicht als Haustier in eine Wohnung oder im Garten in ein Gehege. Die Raubkatzen haben ein sehr großes Platzbedürfnis und hohe Ansprüche bezüglich Temperatur und Nahrung. Trotzdem werden in vielen Wohnzimmern beispielsweise Fischkatzen oder Jaguarundi gehalten. Bei CITES sind bereits alle fünf aufgezählten Arten gelistet. In Anhang I (bedrohte Arten, der Handel ist nur mit CITES-Genehmigung erlaubt) stehen die Schwarzfuß- und Andenkatze und der Jaguarundi (Mittel und Südamerikanische Arten, alle anderen Anhang II). Die Fischkatze und der Manul sind auf Anhang II gelistet. Mehr Informationen Geparden und Co. Es gibt 41 Arten von Raubkatzen. Auch das schnellste Landsäugetier, der Gepard, gehört dazu. » Raubkatzen Wo sind all die Geparden hin? Ein Räuber vor dem Aussterben. Denn es gibt nur noch gut 7.000 Geparden, Tendenz sinkend. » Wo sind all die Geparden hin? Exotische Haustiere Exotische Haustiere sind der letzte Schrei. Schon für 1.000 Euro kann man im Internet ein Löwenbaby kaufen. Im Wildtierhandel gibt es einen unglaublichen Wildwuchs. » Exotische Haustiere

Unterwegs als Plastik-Scout
24. Januar 2018. Der alltägliche Plastikwahn. Polypropylen (PP), Polyethylen (PE), Polyethylenterephthalat (PET): Immer wieder bin ich fassungslos, wie viel Kunststoffmüll wir in unserem Vier-Personen-Haushalt pro Woche produzieren – und das, obwohl ich mir einbilde, Plastik wenn möglich beim Einkauf zu vermeiden. Petersilie, Gurken, Tomaten – an dieser Frischetheke ist alles eingeschweißt Und genau das ist die Krux – „wenn möglich“: Um so manche Plastikfolie werde ich in meinem Alltagseinkauf im Supermarkt um die Ecke oder dem nächsten Bioladen nicht herumkommen: Müsli und Hülsenfrüchte werden durch Plastik vor Feuchtigkeit geschützt, Shampoo gibt es fast nur in der Plastikflasche, Zahncreme nur in der Kunststofftube – und habt Ihr schon mal versucht, Kartoffelchips ohne Plastikverpackung zu bekommen? In München gibt es zwar inzwischen zwei verpackungsfreie Läden, die auch definitiv immer wieder einen Besuch lohnen – unseren Haushalt dort komplett einzudecken, würde ich jedoch weder logistisch noch finanziell schaffen. Also was tun? Zumindest das aus dem Einkaufswagen verbannen, wozu es plastikfreie Alternativen gibt: Seifenstück statt Flüssigseife, lose Äpfel aufs Kassenband legen, Wattestäbchen mit Papier- statt Plastikschaft, Metall-Trinkhalme statt aus Plastik. Ärgerlich nur, dass die Supermärkte und Drogeriemärkte immer noch so viele unsinnige Produkte mit Plastikverpackung anbieten – und ärgerlich, dass es immer noch Menschen gibt, die an der Frischetheke sogar Bananen oder Avocados in hauchdünne Plastiktütchen stecken, um sie abzuwiegen und zur Kasse zu transportieren. Das muss sich ändern! Albatros im Plastikmüll © KStarr Meere voller Müll Zwei schockierende Zahlen: (1) Pro Jahr werden weltweit 500 Mrd. PET-Flaschen produziert, Tendenz steigend. (2) Bis 2025 könnte der jährliche Eintrag von Plastik in die Meere auf unfassbare 40-130 Millionen Tonnen anwachsen – und bereits jetzt sterben Delfine, Wale, Seevögel und andere Meerestiere einen qualvollen Hungertod, weil ihr Magen vollgestopft mit Plastik ist. Bald schon mehr Plastikmüll als Fische im Meer? Plastik-Scout werden und gegen die Kunststoff-Flut kämpfen Pro Wildlife brachte kürzlich Ideen und Anregungen bei der öffentlichen Konsultation der EU-Kommission ein, wie die katastrophale Plastikschwemme in den Meeren reduziert werden kann. Einer der vielen von uns vorgeschlagenen Schritte war, einen umfassenden Maßnahmenkatalog für Supermärkte und Gastronomie festzulegen. Doch bis die EU hier tatsächlich die Reißleine zieht, bleibt es an uns Verbrauchern, etwas zu ändern. Unser Tipp deshalb: In drei Schritten zum Plastik-Scout werden: Beim Einkauf die größten Plastiksünden aufstöbern und per Foto dokumentieren An die Filialleitung – besser noch an die Zentrale – wenden, Fotobeweise schicken und um das Ausmisten in den Regalen und an der Obst- und Gemüsetheke bitten! Ob Rewe, Edeka, Aldi oder Lidl: Die Adressen der Zentralen findet Ihr auf den jeweiligen Websites. Eure Fotos bitte auch an mail@prowildlife.de schicken – mit kurzer Notiz, wann und wo Ihr die Kunststoffsünde entdeckt habt – damit wir diese Bilder im Rahmen unserer Kampagne verwenden können. 500 Milliarden PET-Flaschen pro Jahr weltweit – ein Wahnsinn! P.S.: Meine unsinnigsten Plastik-Fundstücke beim letzten Einkauf waren übrigens riesige Stapel und ganze Regale voller PET-Flaschen mit Mineralwasser. Im Gegensatz zu vielen Menschen in Äthiopien oder Burkina Faso haben wir hier in Europa über den Wasserhahn jederzeit und immerzu Zugang zu Trinkwasser in bester Qualität. Wer es spritzig mag, kann einen Sprudler verwenden. In PET-Flaschen abgefülltes Wasser, das möglicherweise auch noch durch ganz Deutschland gekarrt wird, braucht es nun wirklich nicht… Eure Fotos für unsere Kampagne: Mit der Einsendung eurer Fotos räumt Ihr Pro Wildlife e.V. unwiderruflich das Recht ein, die Fotos zu veröffentlichen, sie zu vervielfältigen und zu verbreiten (in gedruckter Form und auf digitalen Trägern), sie öffentlich wiederzugeben und sie öffentlich zugänglich zu machen. Mehr Informationen Robbe verfangen in Müll Plastikmüll hat katastrophale Folgen für Wildtiere.» Tödliche Falle Müll Plastikmüllvermeidung Was kann die EU-Kommission zur Vermeidung von Plastikmüll in unseren Meeren tun?» Pro Wildlife-Empfehlungen an die EU-Kommission Wale & Delfine Wale verhungern wegen eines Magens voller Plastik.» Wissenswertes über die Meeressäuger Albatros im Müll © KStarr Die Lebensräume vor Verschmutzungen wie Plastikmüll zu bewahren ist wichtig für das Wohlbefinden von Wildtieren.» Lebensraum für Wildtiere

Auswilderung: Chancen und Grenzen
9. Januar 2018. Wie geht es zurück in die Freiheit? Seit 17 Jahren unterstützt Pro Wildlife Auffangstationen für beschlagnahmte Wildtiere vor allem in Afrika und Asien. Unser allererstes Projekt war das Affenwaisenhaus Limbe Wildlife Centre in Kamerun, weitere Kooperationen in Sri Lanka, Sambia, der Demokratischen Republik Kongo und zeitweise auch in Peru folgten. Die Auffangstationen sind eigentlich als erste Unterbringung gedacht, bis die oft verletzten oder traumatisierten Tiere geheilt und für eine Auswilderung optimal vorbereitet sind. Es klingt so einfach, doch in der Praxis stellen Wiederauswilderungen die Stationen vor immense Aufgaben. Auswilderung junger Elefanten in Sri Lanka © Elephant Transit Home Auswilderung: Fit genug für den großen Schritt? Man kann Wildtiere nicht einfach im nächsten Wald aussetzen – zunächst müssen sie trotz ihrer schlimmen Vorgeschichte überhaupt soweit wieder fit sein, dass sie ohne menschliche Hilfe in der Wildnis überlebensfähig sind. Eine Auswilderung muss deshalb über viele Wochen oder Monate vorbereitet werden – bei Menschenaffen und Elefanten kann dies sogar Jahre dauern. Bei Graupapageien, die mit Leimruten illegal eingefangen wurden, müssen die meist stark zerstörten Flugfedern erst nachwachsen, bis sie überhaupt wieder fliegen können. Doch dann ist ihre Prognose für die Freiheit gut. Graupapagei mit zerstörtem Gefieder, nach Fang mit Leimruten © Guido Ohlenbostel Affenkinder haben häufig Schussverletzungen, Brüche oder Fleischwunden, die den brutalen Fang der Tiere bezeugen. Kleinere Affenarten können nach Heilung dieser Verletzungen meist wieder ausgewildert werden. Junge Menschenaffen hingegen, die bereits als Baby ihren Familien geraubt wurden, hatten nicht die Chance, über viele Jahre von Mutter, Oma, Tante all das zu lernen, was sie für ein Leben in der Natur brauchen: Was ist essbar, was nicht? Wie baue ich ein Schlafnest? Wie bringe ich mich in Sicherheit? Das Sumatra Orang-Utan Conservation Project in Indonesien hat deshalb eigens eine Baumschule, wo die Kleinen Schritt für Schritt auf ihr Leben in der Wildnis vorbereitet werden. Orang-Utan-Kind Siboy lernt in der Waldschule auf Sumatra das Klettern © SOCP Welches Gebiet eignet sich als neuer Lebensraum? Mindestens ebenso wichtig für den Erfolg einer Auswilderung ist die Auswahl des idealen Gebietes. Die Weltnaturschutzunion IUCN hat extra Regeln erstellt, damit Auswilderungen nicht mehr Schaden anrichten als Nutzen. Dabei sind viele Fragen zu klären, wie beispielsweise: Ist das Waldstück sicher vor Wilderern – und trotzdem nahe genug zum Projekt, damit regelmäßige Kontrollbesuche möglich sind? Ist es weit genug weg von menschlichen Siedlungen, um keine Mensch-Tier-Konflikte zu provozieren? Schließlich haben die Affen oder Elefanten, die Monate oder Jahre in der Auffangstation verbrachten, die Scheu vor dem Menschen verloren. Nicht immer ist es möglich, diese scheu wieder anzutrainieren. Leben im ausgesuchten Waldgebiet bereits Populationen der Art, die ausgewildert werden sollen? Falls ja, wären die ausgewilderten Artgenossen eine Konkurrenz um Futter und Lebensraum? Oder wäre eine Aufstockung der Population sogar von Vorteil? Transport von Plumploris in Auswilderungsgebiet © Ciapus, IAR Bei so vielen Rahmenbedingungen, die erfüllt sein müssen, ist es nicht verwunderlich, dass unsere Projekte unterschiedlich gute Auswilderungsquoten haben: Elefantenkinder brauchen eine stabile Gruppe, in der sie ausgewildert werden – sie bietet Schutz, Orientierung und Geborgenheit. Deshalb halten die Elefantenwaisenhäuser in Sambia und Sri Lanka ihre Schützlinge in Gruppen, in denen sie im Alter von sechs bis sieben Jahren wieder ausgewildert werden. Dies bietet ihnen den bestmöglichen Start – und immer wieder schließen sich ehemalige Schützlinge wilden Elefantenherden an. Das Limbe Wildlife Centre, Kamerun, entließ bislang mehr als 3.000 Graupapageien sowie mehrere Drills und Mangaben wieder in die Natur. Die Auswilderung von Schimpansen und Gorillas hingegen scheiterte bislang daran, dass in Kamerun ein sicheres Waldgebiet fehlt. Die ausufernden Plantagen, Abholzung und Straßenbau selbst in abgelegene Gebiete machen die Prognose nicht gerade günstiger. In der Plumplori-Station auf Java, Indonesien, können die meisten beschlagnahmten Äffchen nach einer Heilungsperiode von einigen Wochen oder Monaten wieder in Waldschutzgebieten ausgesetzt werden. Ausnahmen sind vor allem solche Tiere, denen die Tierhändler die Eckzähne abgekniffen oder herausgerissen haben, um sie besser als „Haustier“ verkaufen zu können. Sie wären in der Wildnis wehrlos gegen Fressfeinde, deshalb bleiben die meisten von ihnen in der Station. Mehr Informationen Elefantenwaisenhaus Sri Lanka ©Mike Carr Pro Wildlife unterstützt das Elefantenwaisenhaus in Sri Lanka.» Elephant Transit Home, Sri Lanka Elefantenwaisenhaus Sambia ©Andrew White Pro Wildlife unterstützt das Elefantenwaisenhaus in Sambia.» Elefantenwaisenhaus, Sambia Affenwaisen, Kamerun Pro Wildlife unterstützt ein Affenwaisenhaus in Kamerun.» Limbe Wildlife Center, Kamerun Plumplori Auswilderung, Java Pro Wildlife unterstützt die Auswilderung von Plumploris in Java.» Ciapus Auffangstation für Plumploris, Java, Indonesien Orang-Utan-Rettung Pro Wildlife unterstützt die Auswilderung von Orang Utans in Indonesien.» Orang-Utan-Rettung Indonesien

Unser Einsatz ist ihr Gewinn
21. Dezember 2017. Diese Arten sind die Gewinner 2017. Wenn ich morgens ins Büro komme, fürchte ich mich schon vor den neusten Schreckensmeldungen. Art X vom Aussterben bedroht, Art Y seit Jahren nicht mehr gesehen, Art Z gerade neu entdeckt und schon fast ausgerottet. Es kann deprimierend sein, wenn man tagtäglich damit konfrontiert wird, wie rücksichtslos und respektlos mit den Schätzen dieser Welt umgegangen wird. Es ist für mich unbegreiflich, wieso man ein seltenes Reptil in ein Terrarium setzen muss, sich ein Bärenfell vor den Kamin legt oder eine geschnitzte Elfenbeinfigur irgendwo hinstellt. Neben dem Raubbau an den Tieren selbst gehen die Menschen aber sogar noch so weit, dass sie den Lebensraum (der ja letztlich auch ihr eigener ist) zerstören. Wenn ich höre: „Jede Stunde werden 526 Fußballfelder allein im Amazonas-Regenwald abgeholzt“, dann ist das eine Dimension, die ich mir kaum vorstellen kann. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie viele Tiere getötet, verletzt oder vertrieben werden. Der Mensch zerstört einfach alles und damit auch systematisch sich selbst. Auf den Buchrücken in den weihnachtlichen geschmückten Buchhandlungen lese ich: „Das sechste Sterben: Wie der Mensch Naturgeschichte schreibt“, „BiodiversiTOT“ oder „Das Ende der Ozeane: Warum wir ohne die Meere nicht überleben werden“. Das sechste Massensterben ist im vollen Gange: man-made. Es ist kein Meteoriteneinschlag oder ein Virus, der dieses Massenaussterben auslöst – Es ist der Mensch. Doch für mich und meine Kolleginnen (Ja, wir sind sechs Frauen plus Praktikantinnen plus Bürohündinnen (Von uns aus dürften Männer mitmachen, nur irgendwie will keiner so richtig)) heißt das nicht, dass wir uns dem Schicksal ergeben und es einfach akzeptieren. Nein, wir kämpfen jeden Tag gegen die Ignoranz der Menschen. Und genau diesen Kampf konnten wir in 2017 für einige Arten gewinnen! Giraffen brauchen besseren Schutz Giraffen dürfen nicht lautlos Aussterben! Wie beispielsweise für Giraffen (lat. Camelopardalis, weil die Römer sich durch sie an eine Mischung aus Kamel und Leopard erinnert fühlten): Ja, die Langhälse sind bedroht, denn sie werden vermehrt für den Handel mit Buschfleisch und die traditionelle Medizin gejagt und gewildert. Zudem ist der Lebensraum der zahlreichen Unterarten stark fragmentiert. Während alle auf Elefanten und Nashörner schauen, werden Giraffen lautlos ausgerottet. Auf der Konferenz der Bonner Konvention zum Schutz wandernder Arten (CMS) einigte sich die internationale Staatengemeinschaft im Oktober 2017 auf einen besseren internationalen Schutz. Walhaie sind nun besser geschützt Auch für Walhaie hat sich der Kampf gelohnt: Die sanften Riesen der Meere fallen unter anderem dem Appetit auf Haifischflossensuppe zum Opfer und werden von der Weltnaturschutzunion IUCN als stark gefährdet eingestuft. Nachdem die Art einen höheren Schutzstatus durch die Bonner Konvention erhalten hat, müssen Länder nun zusammen arbeiten, um Lebensräume zu schützen. Elfenbeinhandel muss weltweit aufhören Wir schauen auf ein gutes Jahr für Elefanten zurück. Zwar ist der Handel mit Alt-Elfenbein in der EU immer noch erlaubt, doch der bislang größte Absatzmarkt, China, schließt zum Jahresende seine Elfenbeinmärkte. Ein Riesenschritt! Für die Dickhäuter sind das gute Neuigkeiten, wenn auch kein Grund zur Entwarnung. Um die Elefanten zu retten, müssen wir erreichen, dass alle Staaten dem Vorbild Chinas folgen und ihre Märkte schließen. Der Elfenbeinhandel bedroht Elefanten Es gibt noch viele weitere Beispiele, bei denen wir den Kampf (teilweise) gewonnen haben. Doch es gibt noch so viele Baustellen und wir brauchen Ihre Unterstützung, um die Kraft zu haben, ihn weiter führen zu können. Vielen Dank für Ihre Unterstützung in 2017! Mehr Informationen Habitatverlust © Aidenvironment Die Ursachen für den massiven Verlust von Lebensräumen sind vielschichtig. » Lebensraum für Wildtiere Jagd & Wilderei Wilderei bedroht tausende Arten. » Jagd und Wilderei Wildtierfang für Tierhandel © OZebest Der Tierhandel ist eine der größten Bedrohungen für die Artenvielfalt.» Handel mit Wildtieren Tiger sind stark gefährdet Viele Tierarten sind durch die IUCN als gefährdet gelistet. » Wissenswertes über Raubkatzen, Meeressäuger und co.

Die Rote Liste der gefährdeten Arten
13. Dezember 2017. Rote Liste – IUCN stuft 759 weitere Arten als bedroht ein. Vor 65 Millionen Jahren verursachte ein Meteorit das wohl berühmteste Artensterben der Erdgeschichte. In den 1980er Jahren warnten Wissenschaftler erstmals davor, dass wir bald Zeugen des sechsten Massensterben werden könnten – diesmal menschgemacht. Nun ist es soweit: Der Eisbär (Ursus maritimus) droht eines der ersten Opfer des Klimawandels zu werden Jahrhunderte lang hat der Mensch zu seinem vermeintlichen Vorteil die Natur ausgebeutet, transformiert und ganze Ökosysteme vernichtet. Damit hat er das empfindliche Gleichgewicht der Natur massiv gestört, was zu einem Verlust ihrer Biodiversität geführt hat. Verdeutlicht wird dies durch die Internationale Rote Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten der Weltnaturschutzunion IUCN. Besonders in den Tropen, die Hotspots der Biodiversität sind, ist der Artenreichtum stark zurückgegangen. Die sensiblen, perfekt aufeinander abgestimmten Wechselwirkungen der Natur werden durch zahlreiche menschliche Eingriffe stark belastet. Der Verlust beziehungsweise die Fragmentierung der Lebensräume, Umweltverschmutzungen, sowie legaler und illegaler Wildtierhandel führen jährlich dazu, dass tausende von Tier- und Pflanzenarten aussterben. Umweltverschmutzung: Eine Müllhalde in Brasilien Fast 26.000 Arten vom Aussterben bedroht Seit die Rote Liste erstmals im Jahre 1962 veröffentlicht wurde, hat ein Netzwerk von mehr als 8.000 Spezialisten den Status von 91.523 Arten erfasst, davon gelten 25.821 als bedroht (Stand Dezember 2017). Allein in den letzten Monaten hat IUCN weitere 759 Arten als bedroht eingestuft und den Gefährdungsstatus von 3.536 neuen Arten zur Internationalen Roten Liste hinzugefügt. Neben diversen Pflanzenarten stehen auch viele Tierarten kurz vor dem Aussterben – 41 Prozent der Amphibien, 33 Prozent der Korallen, 25 Prozent der Säugetiere und 13 Prozent der Vögel sind gefährdet. Irrtum Nr. 1: „Arten, die nicht auf der Roten Liste stehen, sind auch nicht bedroht.“ Oft wird angenommen, wenn eine Art nicht auf der Roten Liste steht, dann sei sie auch nicht bedroht und könnte ohne Probleme genutzt werden. Ein fataler Irrtum, denn die Rote Liste ist mangels Kapazitäten und belastbarer Populationsdaten (gerade bei neu entdeckten oder weniger beachteten Arten) schlicht nicht vollständig: Forscher gehen davon aus, dass wir bis heute nur 20 Prozent der auf der Erde vorkommenden Arten entdeckt und bestimmt haben. Den Großteil dieser unbestimmten Arten werden wir wohl nie zu Gesicht bekommen, denn täglich verschwinden 150 Tier- und Pflanzenarten von unserer Erde – sie sind damit unwiederbringlich verloren. Aufbau der Roten Liste der gefährdeten Arten Um den Status einer Art zu ermitteln, ist es nötig, diverse Informationen zu sammeln und unter wissenschaftlichen Aspekten zu bewerten. Neben der Größe des Verbreitungsgebietes und der Population spielen weitere Faktoren wie Bedrohungen und Ökologie eine wichtige Rolle. Deshalb wurden 1992 acht verschiedene Gefährdungskategorien, die bis heute gültig sind, eingeführt. • EX – Ausgestorben • EW – in der Natur ausgestorben • CR – vom Aussterben bedroht • EN – stark gefährdet • VU – gefährdet • NT – potenziell gefährdet • LC – nicht gefährdet • DD – ungenügende Datengrundlage Als weltweit anerkannter kritischer Indikator verzeichnet die Rote Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten nicht nur den Status diverser Arten aus dem Reich der Tiere, Pilze und Pflanzen. Vielmehr ist sie ein Werkzeug, das Regierungen, wissenschaftliche Institute, Organisationen und Privatpersonen dabei hilft, Prioritäten im Bereich des Naturschutzes zu setzen. Der Dodo ist bereits vor mehr als 300 Jahren ausgestorben Ziel der Roten Liste ist es, bis 2020 den Status von 160.000 Arten zu beschreiben, somit ein vollständigeres Bild abzugeben und den Naturschutz mithilfe von Informationen weiter zu fördern. Irrtum Nr. 2: „Arten, die auf der Roten Liste stehen, sind automatisch geschützt“ Leider sind dies zwei völlig unabhängige Vorgänge: Die Rote Liste wird von Experten erstellt, die die Gefährdungssituation einer Art analysiert. Doch damit eine bedrohte Art auch international unter Schutz gestellt wird, müssen weitere Daten (z.B. zum Handel) zusammengetragen sowie Regierungen überzeugt und aktiviert werden. Erst wenn Schutzanträge für das CITES-Artenschutzübereinkommen ausgearbeitet und von einem Land eingereicht werden – und auch die erforderlichen Mehrheiten den Antrag unterstützen – wird eine bedrohte Art endlich unter internationalen Schutz gestellt. Zusätzlich zu der internationalen Roten Liste führen auch einzelne Länder nationale Rote Listen. Diese beleuchten den Status von Flora und Fauna im regionalen Zusammenhang. In Deutschland wurden bis heute 40.000 Tier- und Pflanzenarten hinsichtlich ihres Gefährdungsstatus bewertet, mehr als ein Viertel davon gelten als bedroht oder ausgestorben. Diese alarmierende Tatsache dürfen wir nicht ignorieren! Wir müssen handeln! Denn die Erde ist unser Zuhause, sie ist unser größtes und wichtigstes Gut, wo sollten wir hingehen wenn wir sie zerstören? Autorin: Katharina Lameter Mehr Informationen Liste bedrohter Tierarten Allein in den letzten Monaten hat IUCN weitere 759 Arten als bedroht eingestuft. » Website der internationalen Aufstellung bedrohter Arten Exotische Haustiere Exotische Haustiere sind der letzte Schrei. Der Tierhandel ist eine der größten Bedrohungen der Artenvielfalt. » Handel mit Wildtieren Lebensraumverlust © International Animal Rescue Wildtiere haben nur dann eine Zukunft, wenn ihre Lebensräume erhalten bleiben.» Lebensraum der Wildtiere schützen Cites: Internationales Handelsverbot für Graupapageien Cites- Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen ist das wichtigste internationale Abkommen, um den Handel und die damit verbundene Plünderung bedrohter Arten zu stoppen » Cites- Washingtoner Artenschutzübereinkommen

Coltan und die Gorillas im Kongo
28. November 2017. Unsere Handys bedrohen Grauer-Gorillas. Es piepst und klingelt in fast jeder deutschen Tasche. Smartphones sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Was viele Menschen nicht wissen: Ihre Handys enthalten Coltan, einen sogenannten Konfliktrohstoff. Der Abbau von Coltan fördert bewaffnete Konflikte in der Demokratischen Republik Kongo (DRC). Und er trägt dazu bei, dass einer unserer engsten Verwandten vom Aussterben bedroht ist: Der östliche Flachlandgorilla, auch Grauer-Gorilla genannt. Silberrücken Östliche Flachlandgorillas © Joe McKenna https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed Wofür wird Coltan verwendet? Coltan ist ein Tantalerz. Der Abbau für den internationalen Markt bedient die Nachfrage für zahlreiche Elektrogeräte: Smartphones, Handys, Laptops, Navigationsgeräte, Herzschrittmacher, Hörgeräte – das Wundermineral ist fast überall drin, wenn auch in nur sehr geringen Mengen. Und das macht den Stoff, der vor allem in Australien und Afrika abgebaut wird, so begehrt. Für den Einsatz in Elektrogeräten ist vor allem Tantal begehrt, das mit Hilfe chemischer Verfahren aus Coltan gewonnen wird. Jetzt Althandy spenden In den Bergen des östlichen Kongo in der Provinz Süd-Kivu lagern riesige Bestände des begehrten Minerals. Es ist eines der wichtigsten Coltan-Vorkommen weltweit. Dort wird es unter menschenunwürdigen Bedingungen und vom Staat fast unreguliert aus der Erde geholt, es werden etwa 2.000 Minen geschätzt. Bewaffnete Milizen kontrollieren das Geschäft und betreiben illegale Minen auch mitten im Urwald. Der planlose Raubbau hat verheerende Folgen für Mensch und Natur. Denn sie lassen eben dort graben, wo die letzten Grauer-Gorillas, eine Unterart des Östlichen Gorillas, leben. Schädel von Grauer-Gorillas, die beim Coltan-Abbau gewildert wurden © Ian Redmond Coltan und die Gorillas Die Gorillas besiedeln den ursprünglichen Regenwald und sind eigentlich streng geschützt. Doch die Minen werden immer tiefer im Wald errichtet und die Gorillas haben keine Chance, als zu weichen. Das Problem: Wohin sollen sie gehen? Zum Verhängnis wird ihnen außerdem ihre Lebensweise: Sie halten sich vor allem auf dem Boden auf, was sie zur leichten Beute für Wilderer macht. Diese töten die Tiere und verkaufen das Fleisch an die schlecht versorgten Minenarbeiter. Oder die Arbeiter in den Coltan-Minen bedienen sich selbst am „Bushmeat“. Leidet unter dem Coltan-Abbau: Grauergorilla im Kongo © Joe McKenna Grauer-Gorillas: Fast ausgestorben Östliche Flachlandgorillas sind auf der Liste der 25 meistbedrohten Affenarten zu finden. Wie viele Grauer-Gorillas es noch gibt, kann niemand mit Gewissheit sagen. Die bürgerkriegsähnlichen Zustände im Osten Kongos machen genaue Zählungen unmöglich. Schätzungen gehen jedoch davon aus, dass die Population in den vergangenen Jahren massiv eingebrochen ist. Mitte der 1990er-Jahre wurde sie auf etwa 17.000 Tiere geschätzt, heute existieren weniger als 3.800 Grauer-Gorillas. Unser Smartphone ist ihr Untergang. Wie kann man den Gorillas helfen? Coltan ist ein wichtiger Rohstoff. Alte Handys besser recyceln als wegwerfen. Die Gorillas im Kongo brauchen ebenso wie die Tiere in Ruanda, Uganda oder Westafrika vor allem Platz. Ihr Lebensraum ist derart zusammengeschrumpft und zersiedelt, dass die Tiere kaum Rückzugsmöglichkeiten haben. Um den Lebensraum zu erhalten, muss der illegale Abbau von Mineralien wie Coltan verhindert werden. Einige Hersteller verzichten inzwischen auf das Coltan aus diesem Gebiet. Werden Smartphones, Handys oder andere elektronische Geräte recycelt, können zumindest Teile der Stoffe wiederverwertet werden. Um die Gorillas zu retten, müssen wir bewusst einkaufen, recyceln oder einfach mal das Handy so lange es funktioniert weiternutzen. Jetzt Althandy spenden Mehr Informationen Handysammelaktion © PW Für jedes gesammelte Handy fließt eine Spende in das Pro Wildlife Affenschutzprogramm zur Rettung bedrohter Arten wie Gorillas und Schimpansen. » Handys sammeln, Leben retten! Grauer Gorilla © Joe McKenna Individuen können durch den einzigartigen „Nasenabdruck“ identifiziert werden, der durch die Form und Anordnung der Falten bestimmt wird. Weitere interessante Fakten zu Gorillas » Wissenswertes über Gorillas Lebensraumverlust © privat Pro Wildlife setzt sich dafür ein, den Lebensraum der Tiere vor Abholzung und Raubbau zu schützen. » Lebensräume schützen Affenschutz © Ian Redmond Affen werden insbesondere in Afrika, aber auch in Asien und in Südamerika gewildert und gegessen. Pro Wildlife hilft bei der Rettung von Affen in Not. » Projekte im Affenschutz Gorilla pictures licensed under the Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

Palmöl tötet Orang-Utans
14. November 2017. Ohne Palmöl (über)leben! Wussten Sie, dass wir hier in Deutschland regelmäßig einen Beitrag dazu leisten, dass jährlich tausend Orang-Utans sterben, ihr Zuhause verlieren, verbrennen, gefangen und sogar als Haustiere verkauft werden? Dass Wildtiere wie der Sumatra-Tiger oder der Borneo-Zwergelefant aussterben? Dass für unsere Schokolade-Gaumenfreude vielleicht jemand sein Zuhause verloren hat? Der Grund für das Leid und die Regenwald-Rodung ist Palmöl. In vielen Nahrungsmitteln, Kerzen, Reinigungsmitteln, Kosmetik und sogar in „Biosprit“ ist Palmöl enthalten – genauer genommen in jedem zweiten Produkt im Supermarkt. Eine Studie der GIZ hat gezeigt, dass Deutschland allein 2015 etwa 1,3 Millionen Tonnen Palmöl aus Indonesien und Malaysia importierte. Orang-Utan in Indonesien auf einem der letzten verbliebenen Bäume © International Animal Rescue Wo kommt Palmöl eigentlich her und warum ist es in so vielen Lebensmitteln vorhanden? Palmöl wird aus Kernen der Früchte der Ölpalme (lat. Elaeis guineensis) gewonnen. Die Palme stammt ursprünglich aus Afrika, wird aber heute vor allem in Südostasien kultiviert und auf insgesamt etwa 90.000 Quadratkilometer großen Plantagen angebaut. Im Gegensatz zu Raps- und Sonnenblumen-Anbau ist der Ölpalmen-Anbau wesentlich ertragreicher, daher ist Palmöl auch das günstigste Pflanzenöl im Verkauf. Bei den Herstellern ist es auch deshalb so beliebt, weil es, wenn beigemengt, Produkte besonders streichfähig macht, geschmacklos ist und bei Zimmertemperatur besonders lange haltbar ist. Palmöl in Lebensmitteln und Kosmetika erkennen: Ratgeber von Utopia Nach der Rodung für eine Palmölplantage in Indonesien © International Animal Rescue Steigende Nachfrage – abnehmende Artenvielfalt Um mehr Platz für den Anbau der Ölpalmen zu schaffen, werden regelmäßig enorme Mengen an Regenwald gerodet, Anwohner enteignet oder vertrieben. Die Austrocknung des Torfbodens durch das gezielte Abbrennen der Flächen führt zu klimaschädlichen Gasen – normalerweise speichert der Torfboden CO2 und Wasser, was Dürre, Feuer und CO2-Ausstoß natürlich entgegenwirkt. Auch benachbarte Reis-Anbaugebiete werden beeinträchtigt, da der Anbau durch den trockenen Boden erschwert wird. Darüber hinaus gefährden die Ölpalmen-Monokulturen und gezielte Beseitigung von ungewollten Pflanzen die Biodiversität. Die in den Gebieten lebenden Orang-Utans, Borneo-Zwergelefanten und Sumatra-Tiger sind zum Teil schon vom Aussterben bedroht und ihr Lebensraum schrumpft weiter. Auch der Malaienbär und der Nasenaffe verlieren ihr Zuhause. Rodung für Palmöl in Indonesien © International Animal Rescue Orang-Utans sterben für unser Palmöl Sie werden durch die Zerstörung des Regenwaldes verbrannt, verdrängt oder verhungern auf der Suche nach Futter. Muttertiere werden von Kriminellen getötet, die Jungtiere verkauft und versklavt. In fünf bis zehn Jahren könnte durch dieses entsetzlichen Geschäft keine der drei Orang-Utan-Arten mehr existent sein, ihr Lebensraum könnte bis dahin verschwunden sein. Die Menschenaffen waren früher unter anderem auch in China stark verbreitet, heute beschränken sich die Arten nur noch auf Borneo und Sumatra. Auf Borneo leben etwa 54.000 Tiere in freier Wildbahn und sind stark gefährdet. 14.000 Tiere in Sumatra und selbst die bislang noch unbekannte Tapanuli-Art, die aus weniger als 800 Mitgliedern besteht, ist bereits vom Aussterben bedroht. Die Zukunft der Orang-Utans, deren Erbgut zu 97 Prozent dem Erbgut eines Menschen gleicht, ist zum Großteil wegen Regenwald-Rodung für Palmöl, aber auch durch Wilderei, Bergbau und Wasserkraftwerke unsicher. Welche gesundheitlichen Folgen hat Palmöl für uns Menschen? Die billige Produktion, der vergleichsweise hohe Ertrag und die Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten sind Faktoren, die den Anbau der Ölpalme für den Menschen so attraktiv gemacht haben. Doch nicht nur die lokalen tierischen und menschlichen Bewohner zahlen für das Palmöl und dessen Produktion einen hohen Preis. Bereits mehrfach wurden die gesundheitlichen Folgen des Palmöl-Verzehrs untersucht. Wissenschaftler aus Barcelona konnten bestätigen, dass bestimmte Inhaltsstoffe krebserregend sein können. Die enthaltenen gesättigte Fettsäuren tragen zum Anstieg der Blutfettwerte bei, was zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes führen kann. Fettreiche Ernährung initiiert demnach auch das Wachstum von Metastasen. Die Früchte einer Ölpalme Welche Alternativen gibt es zu Palmöl-haltigen Produkten und was kann ich tun? Ganz auf den Gebrauch von Palmöl zu verzichten, ist für uns gar nicht so einfach – aber eine Senkung ist definitiv möglich. Leider können wir das Siegel RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) nicht wirklich empfehlen, da es keine Garantie für Nachhaltigkeit bietet und weil es ein falsches Signal an den Markt sendet. Die Botschaft muss sein: Weniger ist mehr! Die Nachfrage nach Palmöl muss drastisch verringert werden, nur dann ist ein wirklich nachhaltiger Anbau möglich. Deshalb müssen wir alle achtsam sein. Sich beim Einkauf Zeit nehmen, auf die Inhaltsstoffe und das Kleingedruckte zu achten, hilft: Bevorzugt Bio-Produkte und Produkte mit heimischen Ölen (z.B. Sonnenblumen- oder Rapsöl) kaufen. Stoffe wie zum Beispiel Palmitate, Glyceryl oder Pflanzenöl können Hinweise auf Palmöl sein, das den Lebensraumd er Orang-Utans vernichtet. Oder einfach mal weniger Schokolade einkaufen, in Maßen genießen – nicht in Massen, Fertiggerichte meiden. Selbst kochen mit Sonnenblumen- oder Leinöl wären schon kleine Schritte in die richtige Richtung und erlauben den Tieren ein friedlicheres Leben. "Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht dieser Welt verändern." - Sprichwort der Xhosa Mehr Informationen Affenschutz © International Animal Rescue Pro Wildlife unterstützt die Auffangstation Orangutan Centre in West Kalimantan, Indonesien für Orang Utans » Unser Affenschutz-Projekt auf Borneo Orang-Utans © Craig Jones Orang-Utans bewegen sich fast ausschließlich in luftigen Höhen fort, daher werden sie auf malaiisch auch Waldmenschen genannt. » Wissenswertes über Orang-Utans Lebensraumverlust © privat Asiens letzte Menschenaffen verlieren jeden Tag ein Stück ihres Lebensraumes durch Abholzung und Raubbau. » Schutz der Lebensräume für Wildtiere » Offener Brief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier » Offener Brief an die internationale Zivilluftfahrtorganisation

Sind Sie ein Klimaretter?
30. September 2017. Jeder kann etwas gegen den Klimawandel tun. Anfang November treffen sie sich wieder zur Klimakonferenz – die Mächtigen der Welt. Allein der logistische Aufwand: Hunderte Flugreisen der Teilnehmer aus aller Welt (da sind ohne Weiteres fünf Tonnen CO2-Ausstoß pro Langstreckenflug drin), eine vermutlich sehr fleischlastige Verpflegung (Man kann ja wichtigen Gästen nicht nur Gemüsesticks hinstellen?!), eine Papierschlacht von Dokumenten (ob diese wohl aus Recyclingpapier sind?). Schon die Veranstaltung selbst ist eine Herausforderung für das Weltklima. Und viele Regierungen, die die Wirtschaftsinteressen über alles andere stellen. Den Klimawandel aufhalten, das muss eh die Weltpolitik richten? Was kann ich als Einzelner schon tun gegen so ein gigantisches Problem wie die Erderwärmung? Ich als kleines Rädchen? Bringt doch eh alles nix… Sind Ihnen solche Gedanken und Argumente auch schon mal begegnet? Und wie oft ertappt man sich selbst als Klimasünder: Den leckeren Schokoriegel gekauft – upps, trotz Palmöl drin. Doch wieder mit dem Auto statt Fahrrad gefahren, weil das Wetter so schlecht war. Aus Bequemlichkeit. Aus Gedankenlosigkeit. Unwissenheit ist jedenfalls fast nie der Grund… Natürlich kann ein einzelner Bürger nicht das Abschmelzen der Polkappen aufhalten. Aber damit machen wir es uns zu einfach! Jeder Konsument trifft tagtäglich dutzende Entscheidungen, mit denen er den Klimawandel beschleunigt – oder eben nicht. Was kommt auf mein Frühstücksbrot? Was in den Einkaufswagen? Jeder Einzelne kann und muss seinen Beitrag leisten. Wie viele ermüdende Diskussionen müssen Vegetarier und Veganer über sich ergehen lassen – weil diese Lebensweise bei vielen Fleischessern sofort Verteidigungsreflexe auslöst (ich weiß, wovon ich rede). Dabei wäre ja schon viel erreicht, wenn der Trend zurück zum Sonntagsbraten ginge – einmal die Woche Fleisch, so wie es unsere Großeltern und Urgroßeltern nicht anders kannten. Nicht morgens schon das Salami-Brot, mittags ein Salat mit Putenstreifen (alleine das Wort!) und abends ein Schnitzel. Fleisch – wenn überhaupt – muss wieder etwas Besonderes werden, das wäre heute wichtiger denn je: Aus Achtung vor dem Lebewesen und aus Tierschutzgründen (die industrielle Massentierhaltung ist unerträglich und unverantwortlich), aber auch der Umwelt zuliebe. Denn Fleischesser tragen maßgeblich zum Klimawandel bei: Die Waldrodungen für Weideflächen und Futteranbau, der Methan-Ausstoß von Kühen, die vielen Transporte, um nur drei Beispiele zu nennen: Betrachtet man die gesamte Produktionskette, fallen pro Kilo Fleisch durchschnittlich 335 kg Kohlendioxid an. Dabei gibt es so viele fleischlose Alternativen wie nie zuvor und kein Restaurant kann es sich noch leisten, nicht mindest ein paar vegetarische Gerichte anzubieten. Da kommt zwar gerne das Argument, dass Regenwald in Brasilien ja auch für den Soja-Anbau gerodet wird – stimmt, aber das allermeiste Soja landet nicht im fleischlosen Gericht, sondern als Viehfutter. Der Fleischkonsum ist jedoch nur einer von vielen Bereichen im Klimaschutz, in dem jeder Einzelne Verantwortung trägt. Papierverbrauch, Wasserverbrauch, Strom, Reisen, Einkauf: Brauchen wir wirklich Erdbeeren und Spargel im Dezember? (besonders zynisch, wenn „Bio aus Chile“ darauf steht). Wann ging das überhaupt los, dass Bananen und Salatgurken in Plastik eingeschweißt werden? Dass so etwas überhaupt gekauft wird – schließlich stellt hier die Natur die beste Öko-Verpackung ganz von allein. Es reicht auch nicht, dass wir im Hotel die Handtücher zweimal benutzen und uns dabei sehr umweltbewusst fühlen – wenn zuhause ein Wäschetrockner steht, obwohl Leine oder Wäscheständer Null komma Null Energie bräuchten. Warum sind ausgerechnet Kreuzfahrten der letzte Schrei und dank Dumpingpreisen auch inzwischen für Jedermann bezahlbar? Laut NABU stößt eine Kreuzfahrt so viele Schadstoffe aus wie fünf Millionen PKW! Und warum bitte sind die Nerv- und Kleintier-tötenden Laubbläser nicht längst verboten? Nicht ärgern. Handeln! Nein sagen zu umweltfeindlichen Produkten und Aktivitäten. Nehmen wir deshalb doch die Weltklimakonferenz zum Anlass, nochmal den eigenen Alltag einem Klima-Tauglichkeitscheck zu unterziehen. Da geht doch noch was, oder??? Wir alle können Klimaretter sein – jeden Tag! Mehr Informationen Umwelt-Tipps Eine Energiesparlampe zu nutzen mag als ein Tropfen auf den heißen Stein erscheinen, aber aus vielen Tropfen bestehen bekanntlich ganze Weltmeere. Auch Sie können täglich etwas für die Umwelt tun. » Umwelt-Tipps für den Alltag Folgen des Klimawandels Männermangel bei Meeresschildkröten: Die Temperatur im Sand entscheidet über die Geschlechterverteilung und somit den Fortbestand einer Art. » Folgen des Klimawandels für Wildtiere Eisbären Eisbären werden vor allem durch die Erderwärmung bedroht, da das Packeis zum Jagen von Beute früher abschmilzt. » Der Eisbär als Opfer des Klimawandels Lebensraum schützen Wildtiere haben auf Dauer nur eine Überlebenschance, wenn ihr Lebensraum erhalten bleibt. Als Verbraucher haben wir die Macht und die Verantwortung, gegenzusteuern indem wir unseren CO2-Fußabruck so klein wie möglich zu halten. » Lebensraum für Wildtiere schützen

Tödliche Falle Plastikmüll
27. September 2017. Kunststoff ist ein Fluch für die Natur. Ausgerechnet am Nordpol haben Forscher gerade ein großes Stück Polystyrol entdeckt – hunderte Kilometer abseits jeglicher menschlicher Siedlung. Ein Alarmzeichen, denn gerade hier hätte man erstens solche Müllstücke nicht vermutet, und zweitens wird der Plastikmüll bei den kühlen Temperaturen der Arktis noch langsamer abgebaut als anderswo. Albatros-Küken mit Plastikmüll © KimStarr Plastikmüll im Meer Coffee to Go, Fastfood in der Styroporbox, Einwegflaschen, eingeschweißtes Obst: Wir alle tragen tagtäglich zur Plastikflut bei. Mehr als 30 Millionen Tonnen Plastik werden derzeit jährlich produziert. Acht Millionen davon gelangen jedes Jahr ins Meer – sei es über die Flüsse eingespült oder über den Wind eingebracht. Für die nächsten Jahre soll die Kunststoffproduktion sogar noch weiter ansteigen. Im Nordpazifik gibt es eine gigantische Müllinsel von acht Millionen Quadratkilometern. Und eine neue Plastik-Insel entsteht bereits im Südpazifik. Einer Studie der Ellen MacArthur Foundation zufolge gibt es im Jahr 2050 möglicherweise mehr Plastik im Meer als Fische. Eine schockierende Vorstellung. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Plastik nicht verrottet, sondern höchstens durch Sonne und Wellen in immer kleinere Teile zerfällt. Das berüchtigte Mikroplastik besteht jedoch nicht nur aus zerfallenen Plastikstücken. Kunststoffabrieb aus Fleecejacken wird bei jedem Waschgang frei und gelangt über die Flüsse ins Meer; Kläranlagen können dies nicht herausfiltern. Mikroplastik kommt auch in Duschgels und Zahncreme vor. Auch wenn wir Mikroplastik-Partikel nicht sehen, gefährlich bleiben sie weiterhin: In jeder dritten Makrele sind inzwischen kleine Plastikteilchen gefunden worden – womit der Müll in die gesamte marine Nahrungskette und letztlich über den Teller zurück zu so manchem Verursacher gelangt. Meeresschildkröte mit Resten von Fischernetzen © USFWS Plastikmüll ist bereits überall… … mit katastrophalen Folgen auch für Wildtiere: Erst vor kurzem erschütterte das Foto eines Seepferdchens, das sich an einem Wattestäbchen festklammert, die Öffentlichkeit – als Sinnbild eines zugemüllten Lebensraumes. Vögel polstern ihre Nester mit Folie. Mit fatalen Folgen für den Nachwuchs, denn die Folie ist wasserundurchlässig, Regenwasser wird gestaut, die Vogelkinder kühlen aus und sterben. Wale verhungern wegen eines Magens voller Plastik, Meeresschildkröten sterben mit Plastikringen um den Hals. 20 Prozent des Plastikmülls wird von den Fischereiflotten verursacht – unzählige Seevögel, Robben und anderes Meeresgetier sterben an den Netzresten. Plastik bedeutet leider häufig, dass Tiere sterben, an Land und im Meer. Fischadlernest mit eingebautem Müll © Jerry Kirkhart Jeder Einzelne kann und muss etwas tun All dies sind die Folgen unseres Konsumverhaltens. Wir alle können jeden Tag ein bisschen dazu beitragen, dieses Problem anzugehen: Einkaufstasche mitnehmen. Coffee to go nur im Mehrwegbecher. Keine eingeschweißten Gurken kaufen. Bei der nächsten Familienfeier keine Luftballons fliegen lassen. Kleidung aus (Öko)Baumwolle statt Polyester. Das altmodische Seifenstück statt Flüssigseife im Plastikspender. Loses Waschpulver statt eingeschweißte Tabs. Natürlich die obligatorische Müllsammelaktion beim Wald- oder Strandspaziergang. Und: Plastik-Scout werden (s.u.)! Das alles sind kleine Schritte, die Aufgabe ist ein Marathon. Plastik, das jeder von uns in der Tasche hat: Krankenkassen-, Kunden-, EC- und Kreditkarten. Mehr als 130 Millionen davon sind Schätzungen zufolge alleine in Deutschland im Umlauf. Ein riesen Müllberg! Doch die ersten Banken denken um: Die Triodos Bank bietet die weltweit erste Kreditkarte aus recycelbarem Biokunststoff an - und unterstützt die Arbeit von Pro Wildlife: Pro "GrünCardPlus MasterCard" für einen neuen Kunden spendet Triodos an das Wal- und Delfinschutzprojekt von Pro Wildlife. Mehr Informationen Plastik-Scout werden Plastikwahn an der Frischetheke. » Plastik-Scout werden Schutz für die Antarktis © NOAA Das fragile Ökosystem der Antarktis steht wegen seines Arten- und Rohstoffreichtums im Visier der internationalen Industrie. Neue Schutzgebiete für Robben, Wale und Meeresvögel. » Schutz für die Antarktis Lebensraum erhalten Wildtiere haben auf Dauer nur eine Überlebenschance, wenn ihr Lebensraum erhalten bleibt. Als Verbraucher haben wir die Macht und die Verantwortung, gegenzusteuern. » Raum für Wildtiere Studie der Ellen Mac Arthur Foundation Die Zukunft für Plastik überdenken. » Studie der Ellen Mac Arthur Foundation
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